Oechslewaage, Hydrometer, Mostwaage, Zuckerspindel, Bierspindel, Aräometer
Verfasst: 16. Aug 2019, 10:41
Das sind alles Namen für dasselbe Instrument. Der Messbereich und die Maßeinheit kann jedoch unterschiedlich ein.
Gemessen wird das spezifische Gewicht einer Flüssigkeit. Daraus wird dann auf den Zuckergehalt geschlossen. Da Zucker schwerer als Wasser ist, schwimmt die Spindel weiter oben, je mehr Zucker vorhanden ist. So wie wir bem Schwimmen im Salzwasser auch leichter oben bleiben.
Wenn die Gärung gestartet hat, kann der Zuckergehalt nicht mehr abgelesen werden, da Alkohol viel leichter als Zucker und Wasser ist und daher das Ergebnis verfälscht. Es gibt dann also eine Substanz, welche die Spindel nach oben drückt (Zucker), und eine, welche sie nach unten sinken lässt (Alkohol).
Jedoch kann man von der Veränderung des spezifischen Gewichts auf den Alkoholgehalt schließen. Veränderung heißt, man braucht mehrere Werte. Aus der Differenz der beiden Werte kann man errechnen, wie viel Alkohol zwischen den Messungen entstanden ist.
Ein Beispiel:
Man hat vor der Gärung 100 Oechsle gemessen. Nun misst man 30 Oechsle. Die Differenz ist 70. Nun gibt es eine Konstante, mit der man die 70 multiplizieren muss. Die 0.139. 70 x 0.139 = 9.73. 9.73vol% hat also die Maische zu dem Zeitpunkt der zweiten Messung.
Dafür gibt es aber auch ein Tool in dem Rechner hier.
100% korrekt ist das zwar nicht, aber es wird irgendwo zwischen 9.5 und 9.9% sein. Das ist genauer als jede Messung mit einem Vinometer. Und es funktioniert auch bei für Wein ungewöhnlichen Alkohol- und Zuckermengen. Das Vinometer nicht.
Eine Messung nach der Gärung bedeutet also eine Messung, wie vollständig der Zucker vergärt wurde. Bei einfach zu vergärenden Sachen wie dünnflüssiges Obst oder gut mit Nährstoffen versorgtes Zuckerwasser, beides nicht mit zu viel Zucker überfordert, wird der Endwert unter 0 Oe bzw unter SG 1.000 sein. ZB -15 Oe bzw SG 0.985. Bei Getreide oder sehr dickflüssigen Maischen sind negative Endwerte selten.
Muss die Maische gefiltert sein?
Gefiltert ist natürlich genauer. Aber man kann auch ungefiltert gute Ergebnisse bekommen. Die Spindel muss aber frei schweben können. Wenn man sie etwas reintunkt oder rauszieht, muss sie sofort wieder in ihre Ausgangsposition zurückkommen. Wenn sie das nicht tut, ist die Maische zu dick und man muss eine Kleinmenge filtern. Bei weiteren Messungen sollte die Maische eine ähnliche Konsistenz haben wie bei der ersten.
Da filtern nervig ist, sollte man ein Glas haben, wo außer der Spindel nicht allzuviel reinpasst. Ein passendes Reagenzglas oder einen Standzylinder zB. Dann muss man weniger filtern.
Wo liest man den Messwert ab?
Es gibt leider verschiedene Ausführungen. Manche liest man über dem Strich ab, andere unter dem Strich. "upper meniscus" steht oft drauf, wenn über dem Strich ablesen gemeint ist. Wenn nichts draufsteht, ist höchstwahrscheinlich unter dem Strich gemeint.
Welche Maßeinheiten gibt es?
a) Oechsle:
10 Oechsle bedeutet, daß 1l 10g mehr als 1l Wasser wiegt. Davon ausgehend, daß 1l Wasser 1kg wiegt (was nicht ganz stimmt). Also 1.010kg.
b) SG (spezifisches Gewicht / specific gravity):
1.010 bedeutet dasselbe wie 10 Oechsle. SG und Oechsle sind also sehr ähnlich.
c) Brix:
1 Brix bedeutet, die Lösung hat dasselbe spezifische Gewicht wie 1g Saccharose (Haushaltszucker) + 99g Wasser. Also wie 1 Gewichtsprozent Saccharose. Oft ist die Bezeichnung anstelle Brix "mass% sacch.". Das ist dasselbe.
d) Plato:
Das ist die typische Einheit für Bierbrauer. Es ist die Stammwürze. Bzw der Extraktgehalt. Bei Brix geht es nur um Zucker und Wasser, bei Plato werden noch die anderen Stoffe einer Biermaische in ihrer typischen Menge berücksichtigt. Also Proteine, Hopfenextrakte, Mineralien, Vitamine... 1 Plato bedeutet also, 100g hat 1g Extrakt und 99g Wasser. Wobei die 1g vor allem Zucker sind. Daher sind die Einheiten Brix und Plato sehr ähnlich. Meist wird pauschal mit einem Faktor -dem "Alkoholfehler" oder "Korrekturfaktor" bzw "wort correction factor"- umgerechnet. Dieser ist bei Bier 1.03 oder 1.04. Also Plato = Brix x 1.04.
e) gramm Zucker pro liter:
Ist oft als Zusatzskala angegeben.
f) % Alkohol:
Hiermit ist der potentielle Alkoholgehalt eines Weines nach der Gärung gemeint. Also wie viel Alkohol ein typisch ausgegärter Wein haben wird. Da wir Brenner unsere Maischen normalerweise ohne jeglichen Restzucker ausgären, unsere Maischen also viel zu trocken schmecken, um sie als Wein zu genießen, erreichen wir höhere %, als auf dieser Skala angegeben. Diese Skala ist also nicht nutzbar für uns.
Welche Spindel ist für Schnapsbrenner geeignet?
-Entweder sollte Oechsle oder SG als Skala angegeben sein. Zusatzskalen schaden nicht, bringen aber auch nichts.
-Für Turbomaischen muss die Skala bis 125 Oe bzw SG 1.125 gehen. Für Rum aus Melasse bis 100 Oe. Für alle anderen Sachen reichen 90 Oe.
-Es braucht kein eingebautes Thermometer. Thermometer außerhalb der Spindel sind wesentlich schneller. Und die meisten von uns haben ja ein Thermometer, welches sie gut kennen. Das an der Destille. Überhaupt lohnt sich die Temperaturkorrektur nur in extremen Fällen. Wenn die Maische um +-10°C von 20°C abweicht, geht es nur um 2-3 Oechsle.
-Je länger die Spindel ist, desto genauer ist sie abzulesen, aber desto teurer und unpraktischer ist sie.
-Wenn man keine sündteure amtlich geeichte kauft, muss man sie selber mal durchchecken. Man nehme dazu 327g Zucker und löse sie in Wasser auf, so daß man dann 1l hat. Bzw die Lösung 1.125kg wiegt. Wenn man eine genaue Waage hat, ist das vielleicht genauer. 20°C sollte diese Lösung haben. Dann sollte die Spindel 125 Oe bzw SG 1.125 anzeigen. Den Fehler notiert man sich. Dann kippt man genau die Hälfte weg und füllt wieder mit Wasser auf. Dann sollte die Spindel 62.5 Oe anzeigen. Dann nochmal die Hälfte wegschütten und auffüllen, dann zeigt sie 31.3 Oe an. Dann noch reines Wasser messen. Sie sollte 0 Oe anzeigen.
Man weiß nun, in welchem Bereich die Spindel in welche Richtung wie viel falsch anzeigt und kann die Messwerte in Zukunft korrigieren. Spindeln sind ja ganz primitive Instrumente. Oben ist Luft drinnen unten ein Metallgwicht. So lange die Skala nicht verrutscht, wird die Spindel auch noch in 20 Jahren genau dasselbe anzeigen.
Gemessen wird das spezifische Gewicht einer Flüssigkeit. Daraus wird dann auf den Zuckergehalt geschlossen. Da Zucker schwerer als Wasser ist, schwimmt die Spindel weiter oben, je mehr Zucker vorhanden ist. So wie wir bem Schwimmen im Salzwasser auch leichter oben bleiben.
Wenn die Gärung gestartet hat, kann der Zuckergehalt nicht mehr abgelesen werden, da Alkohol viel leichter als Zucker und Wasser ist und daher das Ergebnis verfälscht. Es gibt dann also eine Substanz, welche die Spindel nach oben drückt (Zucker), und eine, welche sie nach unten sinken lässt (Alkohol).
Jedoch kann man von der Veränderung des spezifischen Gewichts auf den Alkoholgehalt schließen. Veränderung heißt, man braucht mehrere Werte. Aus der Differenz der beiden Werte kann man errechnen, wie viel Alkohol zwischen den Messungen entstanden ist.
Ein Beispiel:
Man hat vor der Gärung 100 Oechsle gemessen. Nun misst man 30 Oechsle. Die Differenz ist 70. Nun gibt es eine Konstante, mit der man die 70 multiplizieren muss. Die 0.139. 70 x 0.139 = 9.73. 9.73vol% hat also die Maische zu dem Zeitpunkt der zweiten Messung.
Dafür gibt es aber auch ein Tool in dem Rechner hier.
100% korrekt ist das zwar nicht, aber es wird irgendwo zwischen 9.5 und 9.9% sein. Das ist genauer als jede Messung mit einem Vinometer. Und es funktioniert auch bei für Wein ungewöhnlichen Alkohol- und Zuckermengen. Das Vinometer nicht.
Eine Messung nach der Gärung bedeutet also eine Messung, wie vollständig der Zucker vergärt wurde. Bei einfach zu vergärenden Sachen wie dünnflüssiges Obst oder gut mit Nährstoffen versorgtes Zuckerwasser, beides nicht mit zu viel Zucker überfordert, wird der Endwert unter 0 Oe bzw unter SG 1.000 sein. ZB -15 Oe bzw SG 0.985. Bei Getreide oder sehr dickflüssigen Maischen sind negative Endwerte selten.
Muss die Maische gefiltert sein?
Gefiltert ist natürlich genauer. Aber man kann auch ungefiltert gute Ergebnisse bekommen. Die Spindel muss aber frei schweben können. Wenn man sie etwas reintunkt oder rauszieht, muss sie sofort wieder in ihre Ausgangsposition zurückkommen. Wenn sie das nicht tut, ist die Maische zu dick und man muss eine Kleinmenge filtern. Bei weiteren Messungen sollte die Maische eine ähnliche Konsistenz haben wie bei der ersten.
Da filtern nervig ist, sollte man ein Glas haben, wo außer der Spindel nicht allzuviel reinpasst. Ein passendes Reagenzglas oder einen Standzylinder zB. Dann muss man weniger filtern.
Wo liest man den Messwert ab?
Es gibt leider verschiedene Ausführungen. Manche liest man über dem Strich ab, andere unter dem Strich. "upper meniscus" steht oft drauf, wenn über dem Strich ablesen gemeint ist. Wenn nichts draufsteht, ist höchstwahrscheinlich unter dem Strich gemeint.
Welche Maßeinheiten gibt es?
a) Oechsle:
10 Oechsle bedeutet, daß 1l 10g mehr als 1l Wasser wiegt. Davon ausgehend, daß 1l Wasser 1kg wiegt (was nicht ganz stimmt). Also 1.010kg.
b) SG (spezifisches Gewicht / specific gravity):
1.010 bedeutet dasselbe wie 10 Oechsle. SG und Oechsle sind also sehr ähnlich.
c) Brix:
1 Brix bedeutet, die Lösung hat dasselbe spezifische Gewicht wie 1g Saccharose (Haushaltszucker) + 99g Wasser. Also wie 1 Gewichtsprozent Saccharose. Oft ist die Bezeichnung anstelle Brix "mass% sacch.". Das ist dasselbe.
d) Plato:
Das ist die typische Einheit für Bierbrauer. Es ist die Stammwürze. Bzw der Extraktgehalt. Bei Brix geht es nur um Zucker und Wasser, bei Plato werden noch die anderen Stoffe einer Biermaische in ihrer typischen Menge berücksichtigt. Also Proteine, Hopfenextrakte, Mineralien, Vitamine... 1 Plato bedeutet also, 100g hat 1g Extrakt und 99g Wasser. Wobei die 1g vor allem Zucker sind. Daher sind die Einheiten Brix und Plato sehr ähnlich. Meist wird pauschal mit einem Faktor -dem "Alkoholfehler" oder "Korrekturfaktor" bzw "wort correction factor"- umgerechnet. Dieser ist bei Bier 1.03 oder 1.04. Also Plato = Brix x 1.04.
e) gramm Zucker pro liter:
Ist oft als Zusatzskala angegeben.
f) % Alkohol:
Hiermit ist der potentielle Alkoholgehalt eines Weines nach der Gärung gemeint. Also wie viel Alkohol ein typisch ausgegärter Wein haben wird. Da wir Brenner unsere Maischen normalerweise ohne jeglichen Restzucker ausgären, unsere Maischen also viel zu trocken schmecken, um sie als Wein zu genießen, erreichen wir höhere %, als auf dieser Skala angegeben. Diese Skala ist also nicht nutzbar für uns.
Welche Spindel ist für Schnapsbrenner geeignet?
-Entweder sollte Oechsle oder SG als Skala angegeben sein. Zusatzskalen schaden nicht, bringen aber auch nichts.
-Für Turbomaischen muss die Skala bis 125 Oe bzw SG 1.125 gehen. Für Rum aus Melasse bis 100 Oe. Für alle anderen Sachen reichen 90 Oe.
-Es braucht kein eingebautes Thermometer. Thermometer außerhalb der Spindel sind wesentlich schneller. Und die meisten von uns haben ja ein Thermometer, welches sie gut kennen. Das an der Destille. Überhaupt lohnt sich die Temperaturkorrektur nur in extremen Fällen. Wenn die Maische um +-10°C von 20°C abweicht, geht es nur um 2-3 Oechsle.
-Je länger die Spindel ist, desto genauer ist sie abzulesen, aber desto teurer und unpraktischer ist sie.
-Wenn man keine sündteure amtlich geeichte kauft, muss man sie selber mal durchchecken. Man nehme dazu 327g Zucker und löse sie in Wasser auf, so daß man dann 1l hat. Bzw die Lösung 1.125kg wiegt. Wenn man eine genaue Waage hat, ist das vielleicht genauer. 20°C sollte diese Lösung haben. Dann sollte die Spindel 125 Oe bzw SG 1.125 anzeigen. Den Fehler notiert man sich. Dann kippt man genau die Hälfte weg und füllt wieder mit Wasser auf. Dann sollte die Spindel 62.5 Oe anzeigen. Dann nochmal die Hälfte wegschütten und auffüllen, dann zeigt sie 31.3 Oe an. Dann noch reines Wasser messen. Sie sollte 0 Oe anzeigen.
Man weiß nun, in welchem Bereich die Spindel in welche Richtung wie viel falsch anzeigt und kann die Messwerte in Zukunft korrigieren. Spindeln sind ja ganz primitive Instrumente. Oben ist Luft drinnen unten ein Metallgwicht. So lange die Skala nicht verrutscht, wird die Spindel auch noch in 20 Jahren genau dasselbe anzeigen.