getrocknete Früchte / getrocknete Aprikosen

Spirituosen hergestellt durch Destillation von Alkohol und unvergorenen Früchten oder Gewürzen
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BenDunker
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getrocknete Früchte / getrocknete Aprikosen

Beitrag von BenDunker »

getrocknete Aprikosen haben ein ganz besonderen Geschmack und Geruch, irgendwie fast nach Honig und viel wärmer und reifer. Und da wir hier vor drei Monaten noch in unserem Winter waren, habe ich gedacht, dass es jetzt die beste Zeit ist mal ein Geist aus getrockneten Aprikosen zu probieren.
Hat jemand von euch sonst schon mal Trockenobst gebrannt?
Wie würdet ihr das machen?
Zu dem Zeitpunkt habe ich noch die Erfahrungen von Malle und Schmickl aufmerksam gelesen und habe deren Rat befolgt: ein Drittel Ansatzgut ins Glas und mit 50% neutralem Alkohol auffüllen (in meinem Fall waren es 2 kg Dörr-Aprikosen auf 10l 50%) und das Ganze dann mindestens für drei Monate ziehen lassen (laut Malle / Schmickl).
Inzwischen würde ich es kürzer ziehen lassen und mit mehr Obst. Ich bin wie ihr wisst ein Freund von deutlichem typischen Geschmack.
Heute waren 2.5 Monate rum, also dachte ich "ab in den Kessel mit den Aprikosen". Ich verdünnte ein wenig mit Leitungswasser (ein Fehler!) und brannte den Angesetzten mit den Früchten. Ich habe einen Raubrand und einen Feinbrand geplant. Den Raubrand bis 100°C runterbrennen, den Feinbrand bis gemächlicher in einzelnen Fraktionen.

Was soll ich sagen!?
Er ist nicht schön geworden. Die Heads hatten einen starken Einschlag von scharfem Essiggeruch, der sich beim zweiten Brand sogar noch deutlich verstärkt hat, der Geschmack ist insgesamt nicht wirklich mit herübergekommen und blieb im Kessel mit den kleingeschnittenen Früchten, auch im kalten Zustand. Schade um die Früchte, den Alkohol und die lange Standzeit.
Im großen und ganzen würde ich den Geist nach dem zweiten mal brennen als scharfen fast neutralen Alkohol bezeichnen der im Moment nach dem Brennen eher nach Spiritus schmeckt als nach Aprikose. Ich denke es waren einfach zu wenig Früchte auf zu viel Alkohol.
Meint ihr dass die Schärfe einfach nur die üblichen Heads waren und Anteilig einfach so hoch war durch die hohen Prozente im Kessel?
Oder könnte es vom Sulfat der Trockenfrüchte kommen? manche Trockenfrüchte werden irgendwie mit Sulfat behandelt um sie haltbarer zu machen, aber Sulfat riecht normalerweise nicht nach Essig sondern nach faulen Eiern.

Ich finde online nur Essiggerüche durch fehlerhafte Gärungen aber nicht in Angesetzten.

Ich bin mir sicher dass der Essiggeruch sehr flüchtig ist, aber der Geist ist sonst auch nicht schön geworden.Vielleicht sollte ich dem Ding mal Zeit geben und eventuell entwickelt sich die Aprikose auch noch, glauben tue ich jetzt aber nicht so wirklich dran.

Habe ich wohl tatsächlich wieder ein Weg gefunden der nirgends hinführt!

Wie würdet ihr das machen, reines Interesse. Ich glaube aber dass es mich Trockenfrüchte nicht noch einmal reizen...

...oder vielleicht sind Trockenfrüchte ja eine gute Studie für die Wasser-Destillation, Derwo!! Die hohen Temperaturen beim Kochen könnten hier sehr hilfreich sein die Früchte besser aufzulösen und zu "zerlegen"!

:dontknow:
Die Bitterkeit der schlechten Qualität bleibt lange nach dem Vergessen der Süße des niedrigen Preises bestehen.
- Benjamin Franklin
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derwo
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Re: getrocknete Früchte / getrocknete Aprikosen

Beitrag von derwo »

Ich tippe auf die Schwefelung. Ich hab den Eindruck, du weißt nicht, wie Schwefelung riecht.
Und daß du dir allgemein zu viel erwartet hast.

Schwefelverbindungen:
- ZB Schwefelsäue ist ein Sulfat und riecht nach gar nichts. Auch das blaue Kupfersulfat zB.
- Schwefelwasserstoff dagegen ist ein Sulfid und riecht nach faulen Eiern. Das kann bei der Gärung entstehen und den Geruch nennt man dann Böckser.
- bei der Schwefelung dagegen werden Sulfite verwendet. Entweder wie früher durch Verbrennen von Schwefel zu Schwefeldioxid oder durch Zugabe von diversen anderen Sulfiten. In Wein und in Trockenfrüchten ist das bei moderater Anwendung nicht wirklich unangenehm schmeckbar, da das Sulfit. bzw das entstandene Schwefeldioxid und die schwefelige Säure (nicht Schwefelsäure!) mit anderen Stoffen reagiert. Im Destillat allerdings gibt es dann einen starken Überschuss und es riecht stechend nach Schwefeldioxid, also so, wie wenn man Schwefel verbrennt.

Ich hab damals ganz am Anfang mit gekauftem Alkohol ein paar Sachen angesetzt (Haselnüsse, Rosinen und ein paar frische Früchte), ist alles irgendwie eklig geworden. Bin der Sache aber nie weiter nachgegangen.

Ich hab mal einen ganz guten Korinthenbrand hinbekommen. Aus ungeschwefelten Korinthen. Nicht gerade ein Aromamonster, aber ok. Am ehesten mit Grappa vergleichbar. Trinke ich gerne. Frische Weintrauben zu vergären aber gibt viel mehr Aroma. Man muss ja sehen, Trockenfrüchte haben so gut wie alles Flüchtige bei der Trocknung verloren. Den hohen Zuckergehalt berücksichtigend sind Trockenfrüchte sehr aromaarm.
Datteln hab ich auch mal vergärt. Ist vollkommen neutral geworden.