Thema Parrot

Vorlagen, Kontrollpulte, Extraktoren usw.
Bitte keine Teile, die an jeder Destille sind, also zB keine Kessel. Auch keine Refluxpackungen oder Refluxböden, Kolonnen, Ventile zur Steuerung von Refluxdestillen.
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BenDunker
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Thema Parrot

Beitrag von BenDunker »

viele lieben ja diese Parrots in denen man mehr oder weniger bequem den aktuellen Alkoholgehalt des Destillates während einer Destillation ablesen kann. Nachteil: es verschmiert den Lauf sehr und mit Hügelwilli's wunderbaren Destillationsimulatoren brauch man diesen Wert eigentlich nicht mehr. Vielmehr ist es wichtig den Gesamt-Alkoholgehalt im Destillat sehen zu können zum Beispiel wenn man einen Raubrand bis ca. 25-28% im Destillat brennen möchte.

Trotzdem ist bei vielen Destillen so ein Ding dabei, besonders bei den professionelleren Anlagen, wobei bei deren Mengen das Verschmieren sicher auch nicht mehr sooo relevant ist.


Meine Frage nun: benutzt einer von euch ein Parrot? Seh ich hier was falsch? Ist so ein Ding doch irgendwie nützlich außer dass es ganz nett aussieht?

Könnte man nicht einen Parrot bauen der einem den Alkoholgehalt des gesamten Destillates anzeigt?
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PuhBär
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Re: Thema Parrot

Beitrag von PuhBär »

BenDunker hat geschrieben: 20. Dez 2019, 04:35
Meine Frage nun: benutzt einer von euch ein Parrot? Seh ich hier was falsch? Ist so ein Ding doch irgendwie nützlich außer dass es ganz nett aussieht?

Könnte man nicht einen Parrot bauen der einem den Alkoholgehalt des gesamten Destillates anzeigt?
Also ich habe keinen, wollte schon mal einen bauen, aber wie du schon sagst, das verschmieren.

Er müsste halt möglichst passend zu Spindel gebaut werden, also recht wenig Alkohol brauchen
um zu funktionieren.
Ein Parrot der denn Alkoholgehalt des gesamten Destillates anzeigt? da bräuchtest du einen
Glasbehälter mit einer Glasröhre unten drunter fest verbaut, du musst das ding ja erst mal
zum schwimmen kriegen, wenn es dann schwimmt hast du weiter oben mehr platz für
Flüssigkeit.

Nachgedacht hatte ich mal über eine Messung des Elektrischen widerstandes, habe ich aber
keine Ahnung davon.
und
da die Spindel ja nur ein Schwimmkörper ist, könnte man einen Schwimmkörper bauen der
mit einem Potenziometer verbunden ist und dann irgendwie etwas anzeigt,aber wie schon
gesagt, dazu fehlt mir das Wissen.
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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azeotrop
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Re: Thema Parrot

Beitrag von azeotrop »

Ich habe mir 2 Stück gebaut.
Aber ich verwende sie nicht mehr.
Stattdessen habe ich darauf geachtet die Anzeige der Dampftemperatur möglichst genau zu kalibrieren. Zusammen mit dem Rechner für die Luftdruck Korrektur habe ich dadurch immer die aktuelle Produktstärke im Blick. Ganz ohne verschmieren.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
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Hügelwilli
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Re: Thema Parrot

Beitrag von Hügelwilli »

BenDunker hat geschrieben: 20. Dez 2019, 04:35... und mit Hügelwilli's wunderbaren Destillationsimulatoren brauch man diesen Wert eigentlich nicht mehr. Vielmehr ist es wichtig den Gesamt-Alkoholgehalt im Destillat sehen zu können zum Beispiel wenn man einen Raubrand bis ca. 25-28% im Destillat brennen möchte.
Da man aber nie ganz genau weiß, wie hoch die Trennleistung der Destille ist, also die Zahl "Rektifikation", welche bei den Simulatoren einzugeben ist, wird es leider immer einen Unterschied zwischen der Berechnung und der Realität geben.

Und es ist sicherlich ein großes Manko der beiden Destillationssimulatoren, gerade für die Praxis, daß keine Temperaturen berechnet und angezeigt werden, obwohl wir die Daten ja haben, auch für verschiedene Luftdrücke, siehe unseren Destillationsrechner.
Es ist schon länger auf der Agenda, das nachzurüsten, aber irgendwie macht es immer mehr Spaß, sich um neue Rechner zu kümmern... :lol: Ich denke, im Februar wird das angegangen.
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derwo
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Re: Thema Parrot

Beitrag von derwo »

BenDunker hat geschrieben: 20. Dez 2019, 04:35Könnte man nicht einen Parrot bauen der einem den Alkoholgehalt des gesamten Destillates anzeigt?
Hm. Sowas nennt sich doch Messzylinder, oder? Da stellt man die Spindel rein und füllt dann einen Teil des bisherigen Destillats ein. Ich glaube aber, ich weiß nicht, was du meinst? Du möchtest das automatisieren? Das ist schwierig:
- das neue Destillat muss mit dem alten gut vermischt werden, bevor man misst .
- man braucht mechanische Vorrichtungen im Destillat. Also idealerweise aus Glas, Edelstahl oder Teflon.
- das System muss bezogen auf die Menge flexibel sein. Denn am Anfang hat man vielleicht 100ml, später das Hundertfache.
- es muss halbwegs geschlossen ssein, damit nicht viel verdunstet.
- man muss reinschauen können, braucht also Glasteile, die man vielleicht sogar selbst herstellen müsste.
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BenDunker
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Re: Thema Parrot

Beitrag von BenDunker »

Naja, was ich bislang gemacht habe war dieses Gurkenglas mit den Löchern im Deckel. Das funktioniert schon um auf einen Blick die Stärke des Destillates ablesen zu können. Mit einem Messzylinder ect. ist mir das Umgefülle immer zu nervig. Ich dachte an etwas wo ich mal eben vorbeilaufen kann und kurz draufschaue wo ich gerade bin, eben ähnlich wie ein Parrot.

Das ist ein Bild meines alten Kühlers, der ein manchmal ein bisschen überfordert von der Kondensatmenge war. Der Neue kühlt besser und das Glas beschlägt nicht mehr.

So, der Deckel des Gurkenglases ist nicht so ideal, wobei ich denke dass es ja für die Raubrände ist und da abgesehen vom Anfang des Laufes, die Prozente schnell "entschärft" werden und bei ca 20-30% am Ende sollte das Thema mit dem Plastik im Deckel nicht mehr so schlimm sein. Trotzdem nicht ideal. Dann hätte ich das ganze gerne etwas dichter (darf natürlich nicht ganz dicht sein!!), also Spindel vielleicht unter einer kleinen Glasglocke und Destillat durch eine Art Sieb oder kleine Kupferwolle. Auch wenn es nicht ganz dicht sein darf, will ich doch auch vermeiden dass sich da zum Beispiel Fruchtfliegen drin verirren.
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derwo
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Re: Thema Parrot

Beitrag von derwo »

Anfangs ist halt noch zu wenig im Glas, um zu messen, und dann ist es auch schon bald voll.

In der Praxis ist das ja dann relevant, wenn man zB low wines mit 30vol% haben möchte. Je unsicherer man sich über die vol% der Maische ist, desto unklarer ist, wann diese 30vol% erreicht sind.
Aber anhand des aktuellen Alkoholgehalts oder der Dampftemperatur bekommt man ja mit, wann nur noch wenig Alkohol kommt. Dann würde ich mit Messzylinder messen. ZB messe ich dann 5l mit 45vol%. Dann weiß ich überschlägig, daß ich 5x45%=2.25l Alk habe, also 2.25:30%=7.5l insgesamt sammeln muss, bis ich bei 30vol% bin. Also brenne ich bis 7l, messe dann nochmal, um zu prüfen, ob es wirklich 7.5l werden sollen. Zwei Messungen mit Messzylinder sind also nötig.
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PuhBär
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Re: Thema Parrot

Beitrag von PuhBär »

derwo hat geschrieben: 21. Dez 2019, 10:43 Anfangs ist halt noch zu wenig im Glas, um zu messen, und dann ist es auch schon bald voll.
Ja man müsste es ähnlich einem Trichter bauen, also im Prinzip wie ein Parrot nur das Becken
oben muss dann sehr groß werden, man muss sich dann nach dem maximum richten was an
Alkohl im besten falle raus kommen könnte, für große Kessel wohl nicht gut geeignet.
Ohne Mischen wird aber auch das nicht gehen.

also falls immer noch ein Bau geplannt sein sollte, würde mir so etwas einfallen
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Grog
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Re: Thema Parrot

Beitrag von Grog »

https://www.schnapsbrennen.at/wp-conten ... age304.jpg

sowas lässt sich easy mit Kupferfittings bewerkstelligen. War für mich der simpelste Teil an der ganzen Anlage. Bei einer 30l Destille rentiert sich das Teil, ist dann quasi eine Bestätigung der abgelesenen Dampftemperatur.
Bezüglich des verschmierens, einfach Vorlauf abtrennen und dann erst den Parrot ranmachen.

Klar ist es ein nicht essentielles Teil, da man es zum Abtrennen der Fraktionen absolut nicht verwenden sollte.

LG,
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BenDunker
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Re: Thema Parrot

Beitrag von BenDunker »

Ich hatte gerade gedacht, dass ein Parrot gerade für die einzelnen Fraktionen eines Feinbrandes ganz nützlich sein könnte, allerdings etwas anders angewendet:

Wenn man einen Parrot baut, der eine bestimmte maximale Füllmenge hat, sagen wir genau 100ml (oder eine Marke bei genau 100ml) und einen Ablass unten anstelle den Überlauf oben, dann könnte man während der 100ml cuts immer gleich die Alkoholstärke der einzelnen Cuts ablesen ohne in ein Messzylinder füllen und leeren zu müssen. Dabei wartet man dann bis der "Parrot" voll ist bzw. dasDestillat die Marke erreicht hat, ließt die Vol. an der Spindel ab und leert ihn dann komplett in ein extra Glas. Schließt ihn wieder, dann beginnt der nächste Cut.
Bei einer größeren Fraktion, z.B. den Mittellauf lässt man einfach unten offen.

Aber ja, die Temperatur richtig lesen zu können, den Destillationsverlauf mit den einzelnen Mengen ausgerechnet zu haben und eher die Vol. der Gesamtmenge im Auge zu behalten ist wohl sicher die bessere Variante. Und ich freu mich jetzt schon auf diesen Rechner!
Derwo, deine Rechnung mit den Prozenten klingt sehr faszinierend, wusste gar nicht dass man das so rechnen kann!

Ich dachte nur, ob man nicht das Prinzip vom Parrot verbessern kann, sozusagen ohne schmieren.

Und das wären dann zwei Bauarten, einmal für einen Raubrand ein großen Behälter für die Gesamtmenge und dessen Alkoholstärke und einmal eine Art fester Messzylinder im System den man per Ventil auf einmal komplett leeren kann. Vielleicht eignet sich ja schon so etwas hier dafür:
Screen Shot 2019-12-22 at 22.40.23.png
https://www.fengtecex-laborglas.de/shop ... -top?c=169
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PuhBär
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Re: Thema Parrot

Beitrag von PuhBär »

gar keine schlechte Idee Ben, auch als zusatz um das eigene Thermometer besser
kennen zu lernen.
Gefällt mir :+1:
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BenDunker
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Re: Thema Parrot

Beitrag von BenDunker »

Ich hab mich mal rangemacht und was gebaut..

Auch wenn wir eigentlich keinen Parrot brauchen oder benutzen und die Dampftemperatur viel präziser und effizienter als das verschmierte ABV. Lesen eines Parrot's, aber trotzdem dachte ich es geht besser als die übliche Bauart.

Also,WENN ich jemals einen benutzen würde, dann würde ich meine Version nehmen:
IMG_8052.jpeg
IMG_8062.jpeg
Die Idee ist, das Pooling der Flüssigkeit so weit wie möglich zu minimieren, um das unangenehme Verschmieren der Fraktionen weitestgehend zu verhindern. Meine Lösung (auch wenn sie nicht perfekt ist) besteht darin, das präzise Nadelventil so zu schließen, dass nur die minimale Flüssigkeitsmenge aus dem Glasrohr fließt, damit das Alcometer gerade so schwimmt. Wenn die abv. des Destillates sinkt, steigt das Alcometer hoch, und somit kann man den Flüssigkeitsspiegel sogar noch etwas weiter senken. Weniger Flüssigkeit im Parrot führt zu weniger Verschmieren und das wiederum führt zu: je weniger abv. im Destillat umso weniger verschmieren.

Dazu noch:
Wenn man kleine Cuts von beispielsweise 100 ml machen will, kann man die 100 ml auf der Außenseite des Glases markieren, das Ventil schließen und warten, bis die Markierung erreicht ist. Dann kann man hiermit bequem die aktuelle ABV des Destillates ablesen, das Ventil öffnen und die Röhre entleeren. Für die nächste Fraktion Ventil wieder schließen und ein neues Glas unterstellen. So sieht man gleich die individuelle ABV jedes einzelnen Cuts ohne in ein anderes Glasröhrchen umzufüllen oder "von Hand" messen.
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azeotrop
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Re: Thema Parrot

Beitrag von azeotrop »

Ben
Das ist eine sehr schlaue Lösung. Gefällt mir
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