Steckverbindungen aus Lötfittingen

Der Selbstbau von Destillen
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derwo
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Steckverbindungen aus Lötfittingen

Beitrag von derwo »

Die naheliegendste Idee, die Rohrverbindungen einer Destille herzustellen, sind ja Kupferfittinge aus dem Baumarkt. Auch ich habe so angefangen. Und bin dann dahin auch wieder zurückgekehrt. Wenn auch die Technik sich etwas verändert hat.

Ich stelle hier mit Bildern den Weg von einer ganz einfachen Lösung (mit Nachteilen) zu einer etwas komplizierteren, aber sichereren Lösung dar:

Die erste Regel für Steckverbindungen:
3.jpg
Warum? Falschherum läuft Kondensat zwischen den Fittingen nach unten und tropft heraus.

Wenn man nun vor dem Zusammenstecken Mehlpampe auf das dünnere Rohrende geschmiert hat, wird die Verbindung, sobald die Mehlpampe festgebacken ist, sehr stabil und dicht sein. Also eine Verbindung in der Nähe des Topfdeckels ist sehr stabil und dicht (da es hier frühzeitig sehr heiß wird). Aber die Verbindung vom Geistrohr zum Steigrohr wird nicht dicht auf diese Weise. Vielleicht könnte man dort aber mit Heißluft oder einem Gasbrenner mit gelber Flamme nachhelfen. Das habe ich aber nie ausprobiert.

Benutzerfreundlicher wird es, wenn man anstelle Mehpampe reinzuschmieren Teflonband rumwickelt. Das schaut dann so aus:
1.jpg
1.jpg (8.12 KiB) 1271 mal betrachtet
(Das Teflonband hab ich zur Deutlichmachung grün gefärbt.)
Leider ist das aber nicht so stabil und dicht wie eine Verbindung mit hartgebackener Mehlpampe.

Um die Verbindung mit dem Teflonband dicht zu bekommen, muss das Teflonband zu einem Dichtring gepresst werden:
2.jpg
2.jpg (8.95 KiB) 1271 mal betrachtet
Also um das dünne Ende ist ein Ring gelötet (von einer Muffe abgesägt zB), dann an der Kante zu diesem Ring ein paar Lagen Teflonband gewunden. Wenn man nun beiden Teile zusammenschiebt, bildet sich ein Dichtring. Dieser muss nicht erneuert werden vor jedem Brand, sondern ist haltbar.
Diese Lösung ist absolut dicht.

Halten tut die Verbindung aber nur, wenn sie ein bisschen zusammengedrückt wird. An den meisten Stellen geschieht das von alleine durch die Schwerkraft. An manchen aber (zB Verbindungvon Geistrohr zum Kühler) muss die Verbindung gestützt werden. Dafür gibt es viele Möglichkeiten (Stative, Zusammenbinden usw).

Hier zwei Bilder aus der Praxis:
DSC06445c.JPG
Vom Deckel zum Potstillaufsatz ist dicht durch Schwerkraft, der Anschluss zu Liebig muss gestützt werden. Ich habe dafür einen zusammenklappbaren Notenständer als Stativ.

DSC06447c.JPG
Von der Kolonne zum LM-Aufsatz ist dicht durch Schwerkraft (obwohl ich hier die erste Regel nicht eingehalten habe) und zum Refluxkühler auch. Das Ventil hat Schraubverbindungen.
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azeotrop
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Re: Steckverbindungen aus Lötfittingen

Beitrag von azeotrop »

derwo

Eine Frage. Ich stecke derzeit die Verbindungen ohne jede Dichtung zusammen. Natürlich richtig herum.
Mir kommt die Verbindung dicht vor. Ich prüfe das mit einem blanken Löffel der ja bei einem Leck beschlagen sollte.
Ich hatte die vermeintliche Dichtigkeit auf Kondensation im Spalt zurückgeführt und damit an eine Gas-Abdichtung durch die Flüssigkeit geglaubt.
Wo liegt mein Fehler? Kann ich so überhaupt ein Leck feststellen?
Ich möchte nicht eines Tages die Bude abfackeln.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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derwo
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Re: Steckverbindungen aus Lötfittingen

Beitrag von derwo »

Wenn der Löffel keinen Dampf aufspürt und auch kein Destillat austritt, ist es dicht. Die Fittinge passen wahrscheinlich netterweise gut zusammen (das kann sich mit der Zeit aber ändern) und du betreibst die Destille wahrscheinlich mit wenig Druck (große Durchmesser, niedrige Dampfproduktion). Also Entwarnung, vorerst. Ob das bei deiner Reflux auch klappt?
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azeotrop
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Re: Steckverbindungen aus Lötfittingen

Beitrag von azeotrop »

Ich bin auf alle Fälle gewarnt.
Und mit deiner Methode ist das abdichten ja ein Klacks.
Es grüßt Azeotrop
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PuhBär
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Re: Steckverbindungen aus Lötfittingen

Beitrag von PuhBär »

Vielleicht mal Googeln nach " Breitbandschellen" das ist was anderes wie eine Schlauchschelle,
damit kann man so eine Muffe wenn sie ausgeglüht wurde etwas zusammendrücken, die haben
mehr power wie Schlauchschellen, auch im Bereich Auto- Motorrad Auspuff gibt es sehr starke
Schellen für etwas größere Rohre.
Ich selber habe mit einer selbstgebauten Breitbanschelle und etwas Teflon Band dazwischen
mal etwas absolut dicht bekommen, die Stabilität erhöht sich dadurch auch erheblich.

Für etwas größere Rohre gibt es auch noch , mal Googeln: "Auspuffaufweiter Rohr Aufweiter "
auf die schnelle habe ich ab 30mm innendurchmesser gefunden, die sind recht günstig,
werden für Auspuffrohre untauglich sein, bei Kupfer könnte es gehen.

hier noch ein Bild von einer großen Schelle in meinem Kühler mit 9 Röhren:
Dateianhänge
schelle Kopie.jpg
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein