Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Der Selbstbau von Destillen
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PuhBär
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Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

Ich würde euch gerne mal ein Video zeigen in dem es um eine Vakuumdestille geht, angeblich soll
es viele vorteile haben, vielleicht macht ihr euch ein paar gedanken dazu, ob so etwas im selbstbau
zu realisieren wäre bzw. welche Probleme auftauchen könnten.

hier wäre das Video:


hier noch ein Video, allerdings aus der n-tv Mediathek, somit nicht sehr lange verfügbahr.
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/ra ... 57317.html


und ein suchwort für Google könnte "entalkoholisieren" sein, das ganze ist gar nicht so selten, jeder
kennt zb. Alkohlfreies Bier, so wie ich das verstehe ist das richtiges Bier mit einem bestimmten
Alkoholgehalt, welcher dem Bier enzogen wird um es Alkoholfrei zu machen, das ganze wird wohl
deshalb unter Vakuum gemacht damit man es nicht verkocht bzw. hinterher noch trinkbar ist.

Zu dem Thema ist jede meinung Willkommen, sei es zum Bau , oder selbstgemachte Erfahrungen,
Fotos-Links usw. einfach alles her damit :)

hier noch ein paar links zu dem ganzen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Vakuumdestillation

http://boch35.kfunigraz.ac.at/student/p ... lation.pdf

https://www.bcp.fu-berlin.de/chemie/che ... index.html

https://www.bcp.fu-berlin.de/chemie/che ... lation.pdf

https://www.google.de/search?q=entalkoh ... =604&dpr=1
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derwo
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von derwo »

Möglich ist es schon. Aber schwierig. Und in der Praxis dann kompliziert.

Im Video wird gesagt, es wird auf diese Weise bei "knapp 30°C" destilliert. Das bedeutet tatsächlich, daß die Anlage einen sehr starken Unterdruck erzeugt. Und bei 30°C laufen einige chemische Reaktionen nicht oder viel langsamer ab, was für manche Verbindungen schonender ist, eventuell aber fehlen auch geschmacklich wertvolle Rektionen, Veresterung zB.
Es ist ja aber schon so, daß der Kesselinhalt kocht. Zwar bei dieser niedrigen Temperatur, aber trotzdem werden zB Zellen von Früchten dabei zerissen, da das enthaltene Wasser gasförmig wird und sich audehnt. Auch der plötzliche Unterdruck zerstört wahrscheinlich Zellen. Also nicht unter jedem Gesichtspunkt ist Vakuumdestillation schonender als herkömmliche.
Wenn der Destillateur dann von "Aromen verkochen" spricht, ist das meiner Meinung nach sehr unseriös. Daß ein gekochter Apfel ein anderes Aroma hat als ein frischer, liegt primär daran, daß Aromastoffe verdampft sind. Beim Destillieren werden diese allerdings ja dann aufgefangen, beim Kochen nicht. Deswegen schmeckt ein Apfelbrand nach frischem Apfel und ein gekochter Apfel nicht. Beim Destillieren bleiben die frisch duftenden Aromastoffe erhalten, beim Kochen verschwinden sie.

Ätherische Öle allerdings gelten als temperaturempfindlich. Daher ist Vakuumdestillation zur Konzentrierung dieser Öle attraktiv. Und auch für Schnäpse, bei denen diese Öle einen wichtigen Anteil haben. Also zB Gin.
https://homedistiller.org/forum/viewtop ... 0deb03f019
http://www.artisan-distiller.net/phpBB3 ... f=1&t=8238

Aber ob es bei der Entalkoholisierung von Wein zB (der link aus der ntv-Mediathek) große Vorteile hat, da bin ich skeptisch. Weine sind nicht berühmt für ätherische Öle. Sondern eher für Aromastoffe ähnlich wie in Obstbränden.

Toll ist natürlich, daß ein Anbrennen absolut unmöglich ist. Ein Rührwerk hätte also nur den Zweck der besseren Temperaturverteilung.

Was verschwiegen wird, sind Kosten durch Kühlung. Der Kesselinhalt kocht zwar bei 30°C anstelle sagen wir mal 90°C. Aber um den Dampf dann zu kondensieren, wird wohl normales Leitungswasser mit 15°C nicht ausreichen. Ich hab mal was von flüssigem Argon gehört. Ob sowas bei seiner Anlage nötig ist, weiß ich nicht. Vielleicht reicht ja auch auf knapp über den Gefrierpunkt gekühltes Wasser.

Eine Vakuumdestille muss in sich geschlossen sein. Das bedeutet, der Destillatbehälter muss dicht an den Kühler befestigt sein. Und dann ist es schwer, Proben zu entnehmen, ohne den Unterdruck zu zerstören. Man muss also eigentlich vorher wissen, wann man abtrennen wird. Dann hat man einfach drei Behälter an den Liebigkühler angeschlossen, einen für den Vorlauf, einen für den Mittellauf und einen für den Nachlauf und kann zB durch verdrehen des Zulaufs zu diesen Behältern einstellen, welcher Behälter gefüllt wird.
So wie hier:
spinne.jpg
spinne.jpg (19.24 KiB) 4186 mal betrachtet

Proben zu entnehmen, ohne das Vakuum stark zu schwächen, wäre vielleicht mit Ventilen möglich:
Vak.jpg
Wenn das nicht möglich ist, dann wäre das für mich das Haupthindernis. Schnitte vorher entscheiden möchte ich nicht. Man hat ja auch nicht einmal Temperaturen, an die man sich orientieren könnte. Die Temperatur ist ja mit der Vakuumpumpe einstellbar. Und ein normales Alkoholmeter wird im Vakuum nur Mist anzeigen.
Und eine Konstruktion mit nicht nur 3 sondern 30 Behältern im Vakuum zu bauen, ist mir zu aufwändig.
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

Mal ab vom Obst und Geschmack, wie wäre es mit neutralem? das was bei mir von der zuckermaische
übrig bleibt, riecht nicht besonders gut, eben verkocht, davon wird ja auch ein teil übergehen, also
wie würde Vakuum sich da auswirken?

Entweder nur für den Raubrand oder eben nur für den Feinbrand, wo dann nichts mehr abgetrennt
werden müsste.
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derwo
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von derwo »

PuhBär hat geschrieben: 17. Feb 2019, 18:21 Mal ab vom Obst und Geschmack, wie wäre es mit neutralem? das was bei mir von der zuckermaische
übrig bleibt, riecht nicht besonders gut, eben verkocht, davon wird ja auch ein teil übergehen, also
wie würde Vakuum sich da auswirken? Ob es verkocht riecht, weil die frischen Geschmäcker alle weg sind oder weil neue "verkochte" entstanden sind, weiß man aber nicht, ohne mal einen Unterdruckkocher zu Verfügung gehabt zu haben. Ich denke, es gibt einfachere Methoden, Alkohol neutral zu bekommen. Bzw diese Methoden müssen dann wahrscheinlich trotz Unterdruckdestillation sein. Auch eine Neutralmaische hat Aromen. Und falls der Unterdruck diese nun wirklich beschützt, musst du anderweitig um so mehr tun, sie loszuwerden. Ich glaube der einzige Vorteil wäre die etwas höhere Alkoholstärke, die man mit Unterdruck erreicht.

Entweder nur für den Raubrand oder eben nur für den Feinbrand, wo dann nichts mehr abgetrennt
werden müsste. Warum muss bei einem Feinbrand mit Unterdruck nichts abgetrennt werden? Ich glaub ich versteh dich da falsch.
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aragones
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von aragones »

wenn ich es richtig verstanden habe wird diese Methode ( Vakuumdestillation) primär dafür verwendet aus alkoholischen Getränken wie Sekt, Wein oder Bier möglichst schonend für das was im Kessel bleibt und das eigentliche Produkt ist herauszuziehen .. der dabei anfallende Alkohol ist da eher das Neben wenn nicht sogar Abfallprodukt. Also ein vollkommen anderer Anspruch wie beim Schnaps brennen.
Die Sektkellerei Wachenheim lagert den per Vakuumdestillation bei 30 Grad dem "Alkoholfreien Sekt " entzogenen Alkohol aber auch in Eichenfässern und verkauft Ihn dann als als .. wie finde recht guten und milden Weinbrand. Aber der Alkoholfreie Sekt ist der Grund für das verfahren nicht der Weinbrand !
Für uns als Hobbybrenner finde ich, wohl eher eine technische Spielerei als ein ernst zunehmendes Verfahren zum Brennen.. es sei denn man will nur mit Sonnenenergie brennen und partout alles technisch machbare auch darstellen.
Habe die Ehre Herr Geheimbrannt!
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derwo
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von derwo »

aragones hat geschrieben: 18. Feb 2019, 12:26Für uns als Hobbybrenner finde ich, wohl eher eine technische Spielerei als ein ernst zunehmendes Verfahren zum Brennen.. es sei denn man will nur mit Sonnenenergie brennen und partout alles technisch machbare auch darstellen.
Also mit Laborglas ist eine kleine Anlage mit Unterdruck ratzefatz aufgebaut. 1l Glaskolben mit 0.5l 40%igen und ein paar Wacholderbeeren oder etwas Zitronenschale. 10ml Vorlauf abtrennen, dann einfach mal pauchal 200ml mit Unterdruck abdestillieren. Mal schaun, wie es schmeckt. Zum Vergleich dasselbe nochmal, diesmal ohne Unterdruck. Wenn jemand Zugang zu sowas hat, wäre es einen Versuch wert.
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

Ein stillstand ist auch ein Rückschritt.

Es würde mich freuen wenn hier mehr ideen zur umsetzung kommen würden, geht nicht gibt es
nicht ;)
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

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derwo
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von derwo »

Ich sehe halt zwei Szenarien:

1. Wenn jemand das dann wirklich bauen will, dann wird das Problem sein, daß alles extrem stabil und dicht sein muss. Und das kostet dann. Und am Ende ist die Pumpe zu schwach und er erreicht anstelle Normaldruck 1013hPa vielleicht 800hPa. Also wie wenn er auf 2000 Höhenmetern destilliert. Und dann werden die Prozente halt um 0.2% höher sein und die Temperaturen um 7°C niedriger. Sonst wahrscheinlich nichts. Viel Lärm um nichts.
Also eine Lösung für eine sagen wir mal 10l-Destille aus Edelstahl muss extrem solide sein und eine starke Pumpe haben, damit man zB 100hPa erreichen kann. 100hPa in etwa hat der "Sonnendestiller" von dem Video, wenn er bei 30°C destilliert.

2. Oder jemand baut was aus einem Edelstahleimer (muss ja kein stabiler Kochtopf mit dickem Boden sein, wenn es schon bei 30°C siedet) und Einmachgläsern. Und wenn er dann zufälligerweise wirklich eine starke Pumpe haben sollte, faltet sich das Ding zusammen oder das Glas implodiert. Oder er kühlt den Dampf nicht gut genug runter, dann saugt die Pumpe diesen ein und in der Pumpe kondensiert er dann. Das bedeutet, er hat ein rotierendes elektrisches Gerät vollgesaugt mit entzündlichem Ethanol laufen.

Deswegen hebe ich lieber die Probleme hervor, als daß ich Leute dazu ermuntere.

Eine Laborglaslösung wäre da sicherer, da die dafür nötigen Teile auch wirklich für diesen Einsatzzweck gebaut sind. Vakuumvorstoß und Spinne meine ich damit.

Allgemein wird mir in diesen links zu oft von "Vakuumdestillation" gesprochen. "Unterdruckdestillation" wäre seriöser. Gerade bei Selbstbauten mit ungewissem Unterdruck.

Im Endeffekt steht ja aber alles da. Man braucht nur das Geld, sich das solide zusammenschweißen zu lassen, lieber etwas zu solide als zu wenig, eine starke Pumpe und ein gutes Manometer. Und natürlich die Erwartung, daß sich das qualitativ lohnt.

Wäre schön, jemand mit Zugang zu Laborglas probiert es irgendwann mal aus und berichtet. Dann haben die, welche überlegen, das vielleicht aus Metall und etwas größer zu bauen, jemanden, der fundierte eine darüber Meinung hat, ob es sich lohnt, als wir, die keine praktische Ahnung davon haben.
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

Ja Unterdruck wäre passender, ein absolutes Vakuum gibt es glaube ich gar nicht? egal.

Du möchtest auf Gefahren hinweisen,das ist ja auch gut, da ich nun nicht gerade viel
ahnung habe, deswegen auch der Thread, ich habe die hoffnung das jemand kommt
und es genau weiß, also als ahnungsloser stelle ich mir die frage, was ist Gefährlicher
eine Implosion oder eine Explosion, Googel gibt dazu nicht viel her.

Einmachgläser ist auch ein gutes stichwort, frage wie funktionieren sie? auch mit
Unterdruck aber wie viel weiß ich nicht, sollte aber so ähnlich sein wie in dem
Video mit dem Ölfass, wobei man da natürlich nicht vergessen darf wie groß die
Fläche eines Ölfasses ist, auf der der Atmosphärendruck lastet.

Und dann müsste man klären, selbst wenn es nur für mich ist, was heißt 100hPa ?
ist es das selbe wie ein druck?, bei unterdruck herrscht ja druck von aussen, das
wäre der Atmosphärendruck , auf Meereshöhe ca.1 bar.

Ich spekuliere jetzt mal:
100hPa sind 0,1 bar, das würde bedeuten das jeder quadratzentimeter mit 100 gramm
belastet wird?

weiß irgendjemand, wie viel druck (bar) bei einer Refluxdestille auftreten kann?

irgendwie ist das schon spannend finde ich, man muss es ja nicht bauen, es zu
wissen macht auch spaß.
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derwo
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von derwo »

Eine Explosion ist ja vor allem dann gefährlich, wenn das Objekt dabei zersplittert. Und das ist bei einer Implosion dasselbe. Es ist egal, ob ein Glas ex- oder implodiert. Deswegen ist es fahrlässig, ein Einmachglas zu verwenden, wie in einem der geposteten links.
Mit was ich über Einmachgläser geschrieben habe, meinte ich nicht, daß sie, wenn man sie mit was heißem befüllt, dann abgekühlt einen Unterdruck bilden, sondern ich wollte nur auf ein zwar vielleicht praktikables aber höchst zerbrechliches Destillenbaumaterial hinweisen, welches ich auch schon bei Normaldruck nicht empfehlen würde.

Normaldruck ist 1013hPa. Am Mount Everest sind es noch 380hPa. 100hPa wären quasi 20000 Höhenmeter. Wasser kocht da schon bei 45°C. Bei 65hPa würde der menschliche Körper von alleine anfangen zu kochen. Das sind schon fast Zustände wie im Weltraum.
Also die niedrigen Temperaturen einer Unterdruckdestille mögen einem vermitteln, daß da irgendwas ganz cool vor sich hinblubbert. Der Unterdruck allerdings dafür muss beherrscht sein. Da darf nichts schiefgehen.

In einer Refluxdestille gibt es so gut wie keinen Druck. Der Dampf steigt frei auf, der Reflux fällt frei herunter. Kann schon sein, daß ein Meßgerät einen leichten Überdruck registriert. Aber nichts, was die Ergebnisse (zB die Siedetemperaturen merkbar beeinflusst).
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

und stimmt denn das was ich hier geschrieben habe:
100hPa sind 0,1 bar, das würde bedeuten das jeder quadratzentimeter mit 100 gramm
belastet wird? oder habe ich mich mit dem Komma vertan? :oops:
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derwo
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von derwo »

Das musste ich selber erst googeln. Aber das stimmt. Anstelle 1.02kg lastet auf jedem cm² 102g.
Klingt für mich halt lebensferner als die Siedetemperaturen und Höhenmeter. Man hat ja nicht den Eindruck, daß auf jedem cm² 1kg lastet. Deswegen bin ich nicht drauf eingegangen.
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

das würde bedeuten einen wert zu haben, mit dem man rechnen könnte und es
erklärt auch warum ein kleines Glas damit zurecht kommt ( auch wenn wir Glas
nicht nehmen wollen!!) bei einem sehr großen Glas sähe es schon anders aus,
da ja die belastung durch eine vergrößerte oberfläche ansteigt.

So ein quadratzentimeter ist ja nicht viel, da kommen schnell ein paar Hundert
zusammen, ganz zu schweigen von einem Ölfass, der unterdruck wird sehr
gering gewesen sein.
Das Video würde hier auch ganz gut passen.

hier noch ein Video, auch mit Glas, aber man kann sehr schön sehen wie schnell
man mit einfachen Mitteln einen unterdruck erzeugen kann, ab min 1:55.

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azeotrop
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von azeotrop »

Ich beschäftige mich mit dem Thema Vakuum seit einiger Zeit, weil ich Vakuumbehälter nutze um darin Fleisch zu pökeln.

Wenn eine Destille auf 100 hPa herunter leergepumpt wurde beträgt der Differenzdruck gegenüber aussen -913.25 hPa. Aussen sind ja 1013,25 hPa auf Meereshöhe. In höheren Lagen natürlich etwas weniger.
Man kann auch millibar statt hPa sagen. Das sind 0,91325 bar Differenzdruck die auf dem Dingens lasten. Es zählt die Gesamtoberfläche der leergepumpten Konstruktion wenn man die Kraft ausrechnen will.

Aber ein Beispiel ist vielleicht hilfreich. Auf dem Foto sieht man einen sogenannten GN-Behälter (GastroNorm). Komplett Edelstahl und sehr stabil. Der Deckel hat eine Gummidichtung, ich habe ein Vakuumventil angebracht.
GN Behälter - 1.jpg
Ich habe den Behälter auf 200 mbar leergesaugt, also -0,81325 bar Differenzdruck.
Nach 10 Sekunden hat es einen Schlag getan und der Behälter war Schrott. Über die geraden Seitenwände wurde soviel Kraft vom Druck erzeugt dass das Ding komplett verbogen war.
Man sollte also schon wissen was man tut.
Kugelförmige Behälter oder runde Töpfe mit stabilem Deckel halten natürlich mehr aus.
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

azeotrop hat geschrieben: 19. Feb 2019, 21:59 Ich beschäftige mich mit dem Thema Vakuum seit einiger Zeit, weil ich Vakuumbehälter nutze um darin Fleisch zu pökeln.
Danke für das schöne beispiel, ja es stimmt je größer der Behälter je größer die Oberfläche welche
dem Atmosphärendruck standhalten muss ( siehe das Video mit dem Ölfass).

Deine Vakuumpumpe ist so eine Handpumpe? oder Elektrisch?

hier ist auch noch ein beispiel:
https://www.amazon.de/BACOENG-Vakuumkam ... akuumpumpe
dazu die derzeit erste Kundenrezension lesen und die Bilder anschauen :)

Ich kenne diese Gastro-Norm Behälter aus dem Großmarkt bei uns, sie fühlen
sich von der Materialstärke sehr dünn an, ist das so?
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

einmal halbwegs kontrolliert:


und hier eher unkontroliert:
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azeotrop
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von azeotrop »

Ich wollte mit meinen Gatstronorm Behälter Beispiel keine Ängste schüren.
Man sollte nur sehen dass der Luftdruck gewaltige Kräfte hat.
Mit anderen Lösungen klappt es wunderbar. Ich habe mir einen Schnellkochtopf umgebaut der das locker aushält.
Ich vermute dass alle runden Kochtöpfe mit dickem Boden das gut aushalten wenn ein nach oben gewölbter Deckel verwendet wird.
Ich fürchte dass es flache Deckel eindrücken würde. Wie weit Kupferhelme das aushalten kann ich nicht sagen.
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PuhBär
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von PuhBär »

azeotrop hat geschrieben: 20. Feb 2019, 13:55 Ich wollte mit meinen Gatstronorm Behälter Beispiel keine Ängste schüren.
Man sollte nur sehen dass der Luftdruck gewaltige Kräfte hat.
Mit anderen Lösungen klappt es wunderbar. Ich habe mir einen Schnellkochtopf umgebaut der das locker aushält.
Ich vermute dass alle runden Kochtöpfe mit dickem Boden das gut aushalten wenn ein nach oben gewölbter Deckel verwendet wird.
Ich fürchte dass es flache Deckel eindrücken würde. Wie weit Kupferhelme das aushalten kann ich nicht sagen.
Nee das ist schon gut was du geschrieben hast, euphorie dämpfen kann zum Nachdenken anregen.

Ich möchte dich nochmal fragen: hast du eine hanbetriebene Pumpe ? und ist dein Gastro-Norm
Behälter aus sehr dünnem Material, es geht nur darum eine Vorstellung zu bekommen.

Ich glaube nicht das ein Kupferhelm das aushält, allerdings kommt es auch hier wieder auf die
Größe und Form an.
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DrknMonkey
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von DrknMonkey »

Wow das scheppert ja ordentlich: :o .
Also ne Vakuum Pumpe hätte ich da, und einen Soxhlet.... zum testen für eine Kleinstmenge sicher machbar da man die Pumpe zb. auch einfach oben am Druckausgleich vom Kühler anschließen könnte.
Nur befürchte ich würde das die Apparatur nicht aushalten und mir fliegt alles um die Ohren :mrgreen: .

Dazu kommt noch wie der Wo schreibt das die Pumpe die Alkoholdämpfe ansaugt und es würde evt. wieder kaboom machen,
nene vom Vakuumdestillieren lasse ich lieber die Finger, es ist so schon gefährlich genug.
Selbst wenn man sowas selbst bauen könnte und man sich sicher ist das alles stabil genug ist usw. halte ich die Sache für uns Hobbybrenner für viel zu gefährlich. Aber nichts für ungut, ist ein Interessantes Thema ;) .
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azeotrop
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von azeotrop »

PuhBär hat geschrieben: 20. Feb 2019, 16:30 Ich möchte dich nochmal fragen: hast du eine handbetriebene Pumpe ? und ist dein Gastro-Norm
Behälter aus sehr dünnem Material, es geht nur darum eine Vorstellung zu bekommen.
Sorry, hatte das übersehen.
Mein GN Behälter ist aus 1mm Edelstahl gemacht.
Meine Pumpe ist ein Vakuumiergerät für Beutel dass diese auch gleich verschweißt. Das Gerät hat auch einen Anschluß für externe Behälter.
https://www.amazon.de/dp/B0037LGH1K/ref ... 6033594143
Aber weniger als 200 hPa Innendruck schafft die nicht. Der Druck ist viel zu hoch um bei der Destillation den Effekt einer Vakuumdestillation zu erreichen.

Ich würde damit auch niemals ein explosives Gasgemisch absaugen wollen.

Eine Wasserstrahlpumpe wäre hier völlig gefahrlos und könnte auch viel besseres Vakuum erzeugen. Läuft halt viel Wasser in den Gulli.
Ich kenne keine andere erschwingliche Pumpe die explosive Gasmischungen absaugen kann.
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derwo
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von derwo »

Eine regelmäßige Kuppel würde generell weitaus mehr aushalten als ein flacher Deckel oder so ein Gastrobehälter. Das ist ja dann wie eine runde Brückenkonstruktion.

200hPa wäre schon interessant. Die Siedepunkte wären mit Vodka im Kessel anfangs 47°C und am Ende 60°C.

Und um zu verhindern, daß ein Gasgemisch angesaugt wird, muss man halt einfach ordentlich kühlen.

Dichtungen würden bei Unterdruck übrigens auch sehr gut halten. Dann bräuchte ich keine Binderclips mehr für den Deckel. :lol:
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von azeotrop »

derwo hat geschrieben: 20. Feb 2019, 19:54 Und um zu verhindern, daß ein Gasgemisch angesaugt wird, muss man halt einfach ordentlich kühlen.
derwo,
du hast natürlich recht. Ich sauge ja nach dem Kühler ab. Wenn alles wieder flüssig ist, sollte die Pumpe ja kein Gas erwischen.

Mir kommt gerade ein Gedanke. Würde es reichen die kalte, dichte Destille so weit wie möglich zu evakuieren. Dann sollte es doch reichen die Leitung zur Pumpe zu verschliessen. Während der gesamten Destillation kommt ja kein Druck mehr dazu. Alles was verdampft wird vollständig wieder kondensiert. Natürlich müsste die Destille vollständig dicht sein. Ist nur ein Gedankenexperiment.
Was meinst du?
Oder anders gesagt: Solange der Kühler alles kondensiert muss die Vakuumpumpe nur Luft abpumpen die durch Undichtigkeiten wieder reingekommen ist.
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von azeotrop »

Hier ist eine Pumpe die mir erschwinglich erscheint und gutes Vakuum macht

https://www.amazon.de/Blackpoolal-Vakuu ... akuumpumpe

Wie lange die allerdings hält weiss ich auch nicht.
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Re: Vakuumdestille selber Bauen möglich ??

Beitrag von azeotrop »

Hallo PuhBär
PuhBär hat geschrieben: 20. Feb 2019, 08:24 hier ist auch noch ein beispiel:
https://www.amazon.de/BACOENG-Vakuumkam ... akuumpumpe
dazu die derzeit erste Kundenrezension lesen und die Bilder anschauen :)
Das Produkt ist nur eine Vakuumkammer ohne Pumpe. Die muss man separat kaufen.
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