Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Der Selbstbau von Destillen
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PuhBär
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Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

Es gibt unzählige Destillen im Netz zu bewundern, vielleicht habe ich auch nicht
richtig gesucht,aber Dampfdestillen sieht man sehr selten.

Ich stelle mir gerade fragen zu einer Dampfdestille.

Eine frage wäre: Warum leitet man den Dampf in die Maische? wird der Kessel
dann nicht anfangs immer voller mit Wasser aus kondensiertem Dampf ?
und:
Warum leitet man den Dampf nicht einfach durch den Kessel mittels einer Spirale
und dann wieder raus, so wie ein Spiralkühler ja auch heiß wird würde die Maische
ja auch heiß werden, Energieverschwendung?

( ja ich weiß, Sieb und Rührwerk sind noch nicht abgeschlossen und schon will
er wieder was anderes, ich kanns nicht ändern, ich bin aber dran)
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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azeotrop
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von azeotrop »

Hast du wenigstens irgendeinen Link wo sowas drauf ist?
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PuhBär
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

azeotrop hat geschrieben: 6. Dez 2019, 13:06 Hast du wenigstens irgendeinen Link wo sowas drauf ist?
Nein nicht wirklich, bzw. nichts was meine Fragen zur
Dampfeinleitung beantwortet.
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geHeimBrenner
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von geHeimBrenner »

Kann es sein, dass du die Bauform meinst, die vor Allem in Frankreich häufig für die Lavendel-Destillation genutzt wird?
Hier ist die Destille an sich nur ein Behälter für die Pflanzen. Der benötigte Dampf wird außerhalb durch einen Dampfgenerator erzeugt und dann durch ein Rohr in den Kessel geleitet.
Vorteil davon ist, dass man den Kessel nicht beheizen muß und das volle Volumen zur Verfügung hat. Auch ist durch die Funktionsweise ein kompletter Anbrenn-Schutz gegeben.
Maische spielt in dieser Funktion überhaupt keine Rolle. Der Dampf steigt nur durch das Material und kommt oben mehr oder weniger in der selben Form und Menge wieder beim Geistrohr hinaus.

Beheizung einer Maische mittels Wasserdampf kenne ich ansonsten nur von einem Brau-Automaten, der BrauEule. Hier wird Flüssigkeit in einem Topf erhitzt/verdampft und dann in einen anderen Behälter geleitet, um die Malz-Maische auf Temperatur zu bringen. Aber da ist es dann tatsächlich so, dass die Wassermenge im Maische-Topf immer mehr wird.
Zur Erklärung der Funktion hilft eventuell ansatzweise dieses Video:

Nachtrag: hier wird der Aufbau auch ganz gut beschrieben. Sollte natürlich für die Geistherstellung auch mit Alkoholdampf funktionieren:
https://meine-destille.de.tl/Die-Dampfdestille.htm
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derwo
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von derwo »

Destillation mittels direkter Dampfeinleitung wird meines Wissens nach bei kontinuierlichen Destillen, also vor allem bei den Bourbon-Destillen, und bei Grappa-Destillen verwendet.
Bei der kontinuirlichen Kolonnendestillation von Bourbon wird die ausgegorene Maische ins obere Drittel der Kolonne reingeleitet und das ganze wird von unten mit Wasserdampf beheizt.
Bei Grappa ist der Trester einfach so trocken, daß es nicht anders geht, als mit Dampf.

Bei der Dampf-Direkteinleitung in eine Potstill gibt es wie schon erwähnt den Nachteil des Verdünnens der Maische. Und den Nachteil, daß der Temperaturunterschied zwischen Dampf und Maische am Ende des Brandes nur gering ist.
Aber kontinuierliche Destillation geht nur auf diese Art und Weise und Trester ist halt für alles andere zu trocken.
Hier stehen noch ein paar Sachen über Grappa:
https://www.schnapsbrennen.at/recipes/b ... 0929224839
Bei der Destillation von ätherischen Ölen aus unvergärtem trockenen Material, ist es im Prinzip dasselbe.

Also, ich mag meine Maischen nicht verdünnen, deswegen wäre das nur etwas, wenn ich regelmäßig Trester zur Verfügung hätte. Aber stimmt schon, zB die aktuelle Idee hier im Forum, ohne Alkohol zu geisten, kann ich mir sehr gut mit Dampf vorstellen.


Beheizung mittels dampfgefüllter Rohre ist bei der Malt-Whisky-Herstellung inzwischen der Standard. Ich denke, der Dampf hat etwas Überdruck und dadurch mehr als 100°C. Dadurch kann man dann auch den Nachlauf schnell runterbrennen.

Einen Kessel indirekt mit Überdruckdampf zu betreiben, egal ob der Dampf um den Kessel herumgeleitet wird oder durch Rohre ins Kesselinnere, ist mir persönlich zu gefährlich. Mit meinem Weichlöten komme ich da auch nicht weit, fürchte ich.

Und man braucht dann halt zwei Töpfe. Und man muss Erfahrung sammeln, wie sich der zweite Kessel mit der Zeit füllt. Oder ein Sichtglas einbauen.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

derwo hat geschrieben: 6. Dez 2019, 21:54
Einen Kessel indirekt mit Überdruckdampf zu betreiben, egal ob der Dampf um den Kessel herumgeleitet wird oder durch Rohre ins Kesselinnere, ist mir persönlich zu gefährlich. Mit meinem Weichlöten komme ich da auch nicht weit, fürchte ich.
Wenn man sich das mal vorstellt wie eine normale Destillation, statt einem liebigkühler
haben wir aber ein Fass mit Kupferspirale und statt der Maische im Kessel ist nur Wasser
im Kessel und die Maische ist im Kühlfass, wo ist die Gefahr?

Wäre der Dampf- Kessel ein normaler Schnellkochtopf, dann hätte er schon ein Überduckventil
und wäre somit recht sicher.
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von derwo »

Ich schrieb aber: "Einen Kessel indirekt mit Überdruckdampf zu betreiben..., ist mir persönlich zu gefährlich."
Ohne Überdruck ist das nicht stark genug. Mit einem 100°C heißen Mantel oder Rohren etwas mit Siedepunkt bei annähernd 100°C zu verdampfen, ist Wahnsinn. Und das nächste Problem: Wohin mit dem "verbrauchten" Dampf? 100°C heißen Dampf durchs Fenster nach außen?
Also insgesamt gesehen: 15°C kaltes Leitungswasser erst zum Siedepunkt erwärmen, dann Verdampfen, das alles bei Überdruck, dann aber nur einen Bruchteil der Energie an die Maische loswerden, den Dampf und zum Teil 100°C heißes Wasser also fast unverbraucht aus dem Fenster raus bzw in den Ausguss? Oder eine Energierückgewinnung bauen, so wie die großen Brennereien?
Also insgesamt:
- Zwei Kessel anstelle einem kaufen.
- In den zweiten Kessel irgendwie Rohre reinleiten oder einen Mantel drumherumbauen. Also große Löcher und Edelstahl machen, Rohre durchstecken und dicht verlöten oder schweissen.
- Ein Überdruckventil einbauen. Am besten ein regelbares.
- Alles schön solide. Denn eine Verbrennung mit 120°C heißem Dampf ist nochmal eine ganz andere Nummer, als mit kochendem Wasser.
- Eine Energierückgewinnung. Also zB das Abwasser in einen Warmwasserboiler oder im Winter in die Heizung leiten. Oder vielleicht mit dem verbrauchten Dampf das Leitungswasser vorwärmen. Ist wahrscheinlich am geschicktesten. Also um das Rohr, welches von der Wasserleitung zum Boiler führt einen Mantel machen, durch welchen der Dampf geht.

Vielleicht ist ein Rührwerk ja doch einfacher. ;)
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

derwo hat geschrieben: 7. Dez 2019, 13:47 Ich schrieb aber: "Einen Kessel indirekt mit Überdruckdampf zu betreiben..., ist mir persönlich zu gefährlich."
Ohne Überdruck ist das nicht stark genug. Mit einem 100°C heißen Mantel oder Rohren etwas mit Siedepunkt bei annähernd 100°C zu verdampfen, ist Wahnsinn. Und das nächste Problem: Wohin mit dem "verbrauchten" Dampf? 100°C heißen Dampf durchs Fenster nach außen?
Also insgesamt gesehen: 15°C kaltes Leitungswasser erst zum Siedepunkt erwärmen, dann Verdampfen, das alles bei Überdruck, dann aber nur einen Bruchteil der Energie an die Maische loswerden, den Dampf und zum Teil 100°C heißes Wasser also fast unverbraucht aus dem Fenster raus bzw in den Ausguss? Oder eine Energierückgewinnung bauen, so wie die großen Brennereien?
Also insgesamt:
- Zwei Kessel anstelle einem kaufen.
- In den zweiten Kessel irgendwie Rohre reinleiten oder einen Mantel drumherumbauen. Also große Löcher und Edelstahl machen, Rohre durchstecken und dicht verlöten oder schweissen.
- Ein Überdruckventil einbauen. Am besten ein regelbares.
- Alles schön solide. Denn eine Verbrennung mit 120°C heißem Dampf ist nochmal eine ganz andere Nummer, als mit kochendem Wasser.
- Eine Energierückgewinnung. Also zB das Abwasser in einen Warmwasserboiler oder im Winter in die Heizung leiten. Oder vielleicht mit dem verbrauchten Dampf das Leitungswasser vorwärmen. Ist wahrscheinlich am geschicktesten. Also um das Rohr, welches von der Wasserleitung zum Boiler führt einen Mantel machen, durch welchen der Dampf geht.

Vielleicht ist ein Rührwerk ja doch einfacher. ;)
Ich weiß nicht ob wir uns richtig verstehen, indirekt bedeutet für mich in dem fall
die Maische kommt nicht mit dem Dampf in berührung, weil ich ihn durch Rohre
leite die immer offen sind, somit nicht von Maische verstopft werden könnten wie
bei der direkten einleitung, wobei ich nicht glaube das die Maische etwas verstopfen
würde, mich stört aber auf jeden fall der anstieg der flüssigkeit im Kessel, ich sehe
das bei meinem Minithumper, der hat auch einen Notablauf, das regelt sich zwar
selbsständig wieder ein, aber anfangs denkt man schon das er verdächtig voll wird.

Wohin mit dem verbrauchten Dampf? wie heiß müsste die Maische den sein, bevor
wieder Dampf aus dem Auslauf tritt? solange die Temperatur nicht erreicht ist, kann
doch eigentlich nur Wasser rauskommen.

Wie viel druck hat den ein Wasserbadkessel? irgendwo habe ich mal etwas von
einem bar gelesen, will ich jetzt aber nicht behaupten.

Das Problem wird sein, das ich als Kind zu viel mit der Dampfmaschine gespielt
habe und dadurch nicht die Probleme sehe die du siehst, bei der vakuumgeschichte
sind wir auch erst von riesigen mengen Dampf ausgegangen, wo sich ja jetzt
herausgestellt hat das es so nicht ist, also habe ich einen Denkfehler oder jemand
anders, das weiß ich nicht.

Eine Dampfmaschine hat übrigends ein sehr interessantes Überdruckventil, muss
man sich mal ansehen!

Rührwerk ist einfacher? das weiß ich nicht, ich habe das mit dem Dampf noch nicht
probiert.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von derwo »

Wir verstehen das mit indirekt schon gleich. Auch ich meine es so, daß der Dampf nicht direkt in Berührung kommt mit der Maische.

Auch ich habe keine Zahlen, mit welchem Überdruck solche Destillen arbeiten. Autoreifen haben so 2.5 bar (also 1.5 bar Überdruck). Bei so einem Druck hätte Wasser einen Siedepunkt von 125-130°C. Das wäre für mich als Heiztemperatur gerade so denkbar. Weiß es aber nicht.

Bei einer Modellbau-Dampfmaschine geht es nur um die Bewegung, welche der Dampf erzeugt, daher reichen minimale Überdrücke. Und überhaupt läuft sowas nicht mit 2kW oder so. Bei uns geht es um die Siedepunkterhöhung, und die verangt einen hohen Überdruck, welchen man sicher bewältigen muss. Und auch um vergleichsweise große Massen. Mir ist das zu heiss... :lol:

Wenn die Maische mal bei 90°C ist, wird das Abwasser mindestens 90°C haben. Wahrscheinlich deutlich wärmer. Hängt von der Länge der Heizrohre ab: Auch wenn die Maische gerade nur 50°C hat, wird Dampf austreten, wenn die Heizrohre nicht lang genug sind. In diesem Fall würdest du mit weniger Heizleitung dieselbe Erwärmung der Maische erreichen, würdest also runterdrehen, bzw anders gesagt: Die Länge der Rohre entscheidet darüber, wie schnell du Destillieren kannst. Und der Temperaturunterschied. Also wird die Destille immer langsamer im Nachlauf, was sehr unkomfortabel ist. Außer du erhöhst den Druck dann immer weiter...
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

derwo hat geschrieben: 7. Dez 2019, 14:50 Wir verstehen das mit indirekt schon gleich. Auch ich meine es so, daß der Dampf nicht direkt in Berührung kommt mit der Maische.

Auch ich habe keine Zahlen, mit welchem Überdruck solche Destillen arbeiten. Autoreifen haben so 2.5 bar (also 1.5 bar Überdruck). Bei so einem Druck hätte Wasser einen Siedepunkt von 125-130°C. Das wäre für mich als Heiztemperatur gerade so denkbar. Weiß es aber nicht.

Bei einer Modellbau-Dampfmaschine geht es nur um die Bewegung, welche der Dampf erzeugt, daher reichen minimale Überdrücke. Und überhaupt läuft sowas nicht mit 2kW oder so. Bei uns geht es um die Siedepunkterhöhung, und die verangt einen hohen Überdruck, welchen man sicher bewältigen muss. Und auch um vergleichsweise große Massen. Mir ist das zu heiss... :lol:

Wenn die Maische mal bei 90°C ist, wird das Abwasser mindestens 90°C haben. Wahrscheinlich deutlich wärmer. Hängt von der Länge der Heizrohre ab: Auch wenn die Maische gerade nur 50°C hat, wird Dampf austreten, wenn die Heizrohre nicht lang genug sind. In diesem Fall würdest du mit weniger Heizleitung dieselbe Erwärmung der Maische erreichen, würdest also runterdrehen, bzw anders gesagt: Die Länge der Rohre entscheidet darüber, wie schnell du Destillieren kannst. Und der Temperaturunterschied. Also wird die Destille immer langsamer im Nachlauf, was sehr unkomfortabel ist. Außer du erhöhst den Druck dann immer weiter...
Ja gut das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen, was ich jetzt nicht verstehe,
warum ist es so einfach und so gut Dampf direkt einzuleiten? das geschieht doch mit
relativ wenig Druck, so wie bei Kareltje zb.

Wo ist hier jetzt der ganz große unterschied?
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derwo
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von derwo »

Der Unterschied ist, daß 100°C heißer Dampf eine viel höhere Energie hat als 100°C heißes Wasser.
Diese Energie geht aber nur bei der Direkteinleitung in die Maische über. Also wenn man Dampf in eine kalte Maische leitet, braucht man viel weniger Wasser als wenn man 100°C heißes Wasser reinleitet. Diese Energie hat man natürlich nicht gratis, sondern die muss man beim Verdampfen des Wassers reinstecken.
Zumindest das Aufheizen der Maische geht dadurch mit Dampf viel schneller und mit weniger Verdünnung, als man wahrscheinlich denkt. Allerdings das Verdampfen der Maische nicht, denn das Verdampfen der Maische kostet ähnlich viel Energie, wie der Wasserdampf beim Übergang vom dampfförmig zu flüssig liefert.
Am Ende der Destillation hat man aber natürlich auch hier das Problem, daß der Dampf und die Maische annähernd dieselbe Temperatur haben. Hier entscheidet dann wahrscheinlich die Isolierung des zweiten Kessels darüber, ob noch viel Dampf rauskommt oder der Kessel volläuft.
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azeotrop
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von azeotrop »

Wenn man den Dampf der aus 10 L Wasser entstanden ist wieder kondensiert gibt dieser ca. 6,3 kWh Energie ab.
Damit könnte man ca. 30 L Maische mit 10% destillieren.
Allerdings wird die Maische am Ende 10 L Wasser mehr enthalten als vorher.
Wie man das insgesamt rechnet weiss ich nicht.
Die Temperatur der siedenden Maische kann jedenfalls nicht höher sein als es der Siedepunkt zulässt. Damit wird immer der gesamte Dampf vollständig kondensiert.
Ich vermute dass die Destillation am Anfang mit normaler Geschwindigkeit läuft und mit zunehmender Verdünnung langsamer wird als gewohnt.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von derwo »

Die Verdampfungswärme von Wasser: 2257kj/kg
von Ethanol: 841kj/kg

Das bedeutet, mit Wasserdampf kann man die 2.7-fache Masse an Ethanoldampf erzeugen. (2257:841=ca.2.7). Wenn das Destillat aktuell 50gew% (ca 58vol%) hat, ist es noch so das 1.85-fache. Wenn nur noch Wasser in der Destille ist, das 1-fache.
Mit "erzeugen" ist nicht die Erhitzung zum Siedepunkt gemeint, sondern nach Erreichen des Siedepunkts der Wechsel von flüssig zu gasförmig.
Im Prinzip ist das dasselbe, wie mit einer Heizplatte: Um den Destillatfluß konstant zu halten, muss man mit der Zeit die Heizleistung erhöhen.



Die spezifische Wärmekapazität von Wasser ist 4.19kJj(kg*°C).
von Ethanol: 2.428kj/(kg*°C)

Das bedeutet, um 1kg Wasser um 1°C zu erwärmen, sind 4.19kj nötig.
Angenommen man kippt in 10l Wasser mit 20°C 1l Wasser mit 100°C, erhält man 11l mit (10*20+1x100)/(10+1)=27°C.
Wenn man dagegen in 10l Wasser mit 20°C den Dampf von 1l Wasser leitet, erhält man 2257:4.19x1:10+20°C=74°C. 74°C haben dann die 10l Wasser, die vorher 20°C hatten. Diese gemischt mit dem 1l 100°C ergibt dann 76°C.
Das Aufheizen geht also mit der Direkteinleitung von Dampf extrem schnell.
Mit Alkohol im Kessel noch schneller, da die spez. Wärmekapazität, also die Energie, die zur Erhitzung nötig ist, von Ethanol niedriger als von Wasser ist.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von azeotrop »

Eigentlich könnte das doch jeder ausprobieren können der einen großen Thumper hat.
Den Kessel mit Wasser füllen. Die Maische in den Thumper.

Ich habe ja einen 12L Kessel mit zusätzlichen Durchführungen durch den Deckel.
Den könnte ich als Thumper nehmen und Dampf von meinem 20 L Kessel zuführen.
Zum Kondensieren des Produkts werde ich keinen Liebig nehmen sondern meinen Bokahead mit dem Refluxkondensator nehmen.
Der ist ja nach oben offen für evtl. Überdruck. Ich werde nur ein kurzes Rohr ohne Packung drunter setzen.
Wenn das Produktventil immer voll offen ist sollte sich das Ding wie eine dampfbeheizte Potstill verhalten.

Mal sehen wann ich Zeit finde.

Edit: Hier habe ich noch was zum Thema gefunden
https://dampfundkondensat.de/wasser-dam ... ermen.html
oder
https://www.chemicalprocessing.com/asse ... ection.pdf
oder
https://www.horne.co.uk/media/2886/sih-lit.pdf
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

Ja Danke Azetrop, mit dem ersten Link hatte ich mich schon beschäftigt,
interessant sind auch die ausführungen zu denn Dampschlägen bzw. wie
sie sich vermeiden lassen.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

Hier:
http://coppercustomstillcomponents.com. ... bc386646be

scheinen es wohl welche zu machen, vielleicht mal durchsehen, wenn zeit da ist.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

Mal ein Video und der Thread dazu:
https://onedrive.live.com/?authkey=%21A ... ot&o=OneUp

http://coppercustomstillcomponents.com. ... =92&t=2261


und noch ein paar Themen:
http://coppercustomstillcomponents.com. ... m.php?f=92

um Bilder zu sehen muss man sich allerdings Anmelden
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von derwo »

Auf hd gibt es ein ganzes Unterforum für "steam mashing and distilling":
http://homedistiller.org/forum/viewforum.php?f=92
Über 2000 Beiträge.

Dagegen, wenn jemand mal ein Rührwerk anspricht:
http://homedistiller.org/forum/viewtopi ... 16&t=76428
Dann weiß niemand was.

Sollte schonmal erwähnt sein. Was immer man für Schlüsse draus zieht.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

derwo hat geschrieben: 10. Dez 2019, 16:02 Auf hd gibt es ein ganzes Unterforum für "steam mashing and distilling":
http://homedistiller.org/forum/viewforum.php?f=92
Über 2000 Beiträge.

Dagegen, wenn jemand mal ein Rührwerk anspricht:
http://homedistiller.org/forum/viewtopi ... 16&t=76428
Dann weiß niemand was.

Sollte schonmal erwähnt sein. Was immer man für Schlüsse draus zieht.
Ich weiß jetzt nicht was du damit sagen willst, aber vielleicht sollte man mal hier her verlinken, der beitrag ist ja noch jung.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von azeotrop »

derwo

Mir ist das auch schon aufgefallen, dass Rührwerke in manchen Gegenden der Welt weniger populär sind.
Ich vermute mal dass in diesen Gegenden Kessel mit integrierten Elektro Heizstäben beliebt sind.
Da lässt sich ein Rührwerk schwer integrieren. Möglicherweise ist das der Grund warum Thumper und Steam Distillation dort mehr Anwendung findet.

Ich bin derzeit mit meinem Rührwerk gut versorgt.
Aber rein aus technischer Neugierde möchte ich die Dampftechnik schon gerne verstehen.
Derzeit erkenne ich nur die Funktion des Anbrennschutzes als nützlich. Für den eigentlichen Destillationsablauf und die Abtrennpunkte sehe ich noch keinen Vorteil. Da werde ich noch weiter lesen und ausprobieren müssen.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

azeotrop hat geschrieben: 11. Dez 2019, 10:13 derwo

Mir ist das auch schon aufgefallen, dass Rührwerke in manchen Gegenden der Welt weniger populär sind.
Ich vermute mal dass in diesen Gegenden Kessel mit integrierten Elektro Heizstäben beliebt sind.
Da lässt sich ein Rührwerk schwer integrieren. Möglicherweise ist das der Grund warum Thumper und Steam Distillation dort mehr Anwendung findet.

Ich bin derzeit mit meinem Rührwerk gut versorgt.
Aber rein aus technischer Neugierde möchte ich die Dampftechnik schon gerne verstehen.
Derzeit erkenne ich nur die Funktion des Anbrennschutzes als nützlich. Für den eigentlichen Destillationsablauf und die Abtrennpunkte sehe ich noch keinen Vorteil. Da werde ich noch weiter lesen und ausprobieren müssen.
sehe ich ähnlich wie du, es ist ein experiment.

ich sah, wenn ich es denn richtig verstanden habe noch etwas anderes, das will ich
erzählen und auch versuchen wiederzufinden.

Also jemand betreibt einen Kessel und hat einen Spiralkühler , also ganz so wie die
aus dem Fernsehen, jetzt ist aber in dem Kühlfass kein Wasser, in dem Kühlfass ist
schon die Maische für den nächsten durchlauf, die wird praktisch schon vorgewärmt :-)
Der Kühlkessel hängt höher wie der Brennkessel, ist der Brennkessel durch läuft das
nächste ganz von selber rein, während das dann aufheitzt wird der Kühlkessel wieder
mit Maische befüllt, non stop Brennen.

und ist das cool? :-)

Ps.
Wahrscheinlich ist irgendwann die Maische zu warm zum Kühlen und man muss auf
Wasser umstellen, aber immerhin.
Allerdings weiß ich immer noch nicht ob ich es richtig verstanden habe.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von azeotrop »

Die Profis arbeiten alle mit Maischevorwärmung.
Die führen aber das Kühlwasser vom Kühlerausgang drüber bevor es in den Gulli geht.
Deine Variante habe ich noch nicht gesehen. Würde mich natürlich interessieren.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

azeotrop hat geschrieben: 12. Dez 2019, 17:21 Die Profis arbeiten alle mit Maischevorwärmung.
Die führen aber das Kühlwasser vom Kühlerausgang drüber bevor es in den Gulli geht.
Deine Variante habe ich noch nicht gesehen. Würde mich natürlich interessieren.

Das müsste das hier gewesen sein:
http://coppercustomstillcomponents.com. ... =39&t=3163

um die Bilder zu sehen muss man sich leider Anmelden, aber vielleicht reicht dir ja schon
der Text.
Zuletzt geändert von PuhBär am 13. Dez 2019, 07:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von azeotrop »

PuhBär
Stimmt. Da wird wirklich der Alkoholdampf durch den Vorwärmer geführt.
Gut das mal gesehen zu haben.
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Re: Dampfdestille, Bau, Vorteile, Nachteile, usw.

Beitrag von PuhBär »

azeotrop hat geschrieben: 12. Dez 2019, 20:14 PuhBär
Stimmt. Da wird wirklich der Alkoholdampf durch den Vorwärmer geführt.
Gut das mal gesehen zu haben.
Hast du es gefunden :-) und überlegst du schon :-)

Mal angenommen im ersten kessel wäre Raubrand, also verdünnt für den zweiten
Brand und im zweiten Kessel wäre dicke Maische, aber der zweite Kessel ist auch
eine Destille mit allem drum und dran, also Kühler usw.
Jetzt brennst du den Raubrand, wenn der dann raus ist, hast du immer noch Wasser
im Kessel um die Maische im zweiten Kessel weiter zu Heizen, ewentuell müsste
man Wasser in kleinen mengen nachgeben können.
Das wäre dann die Grüne Destille :-) oder so.
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