LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Der Selbstbau von Destillen
gorbi73
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LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Beitrag von gorbi73 »

Da in meinem Vorstellungsbeitrag nach Detailbildern meiner Mini-Reflux gefragt wurde möchte ich sie euch hiermit nachreichen.
20180608_192227b.jpg
Zielsetzungen bei Anfertigung der Anlage waren:
- Fähigkeit der Selbsterzeugung von möglichst sauberem Neutralstoff (muss also in Richtung > 95% gehen) in haushaltsüblichen Mengen
- küchentauglicher Formfaktor (Maximalhöhe ca. 2m)
- einfacher und zerlegbarer Aufbau (optimale Reinigungs- und Lagermöglickeit)
- nachträglicher und einfacher Austausch von Komponenten möglich
- Verwendung von unkompliziert zu beschaffendem und selbstbearbeitbarem Material

Nach ausgiebigem Studium der einschlägig bekannten Fachforen fiel die Wahl auf eine LM-Anlage, speziell auf einen Bokahead.
Der externe Return ist mit 6mm Röhrchen ausgeführt. Um eine mittige Zuführung des Rückflusses in die Packung zu gewährleisten ist einfach ein 45° Fitting aufgesteckt.
20181106_233147.jpg
20181106_232650.jpg
20181106_233433.jpg
Als Kolonne wird 42er Cu-Installationsrohr (ist noch relativ einfach und halbwegs kostengünstig zu bekommen, außerdem kompatibel zum schon vorhandenen Topfdeckel der Potstill) mit Edelstahlschrubberfüllung (08/15 eben) verwendet, auf das der Bokahead aufgesteckt wird.
20181106_232855.jpg
Etwas Kopfzerbrechen machte mir der Refluxkühler, da ich mich irgendwie nicht dazu durchringen konnte eine (für mich bisher zu aufwendige) Kühlspule zu zwirbeln. Als Zwischenlösung habe ich daher vorerst den bereits vorhandenen Liebigkühler der Potstill mit zwei verlöteten Reduzierfittingen auf den Bokahead aufgesetzt. Dieser ist zwar mit 25cm kein Effizienzwunder, aber da die Höhe begrenzt ist wurde zugunsten von Kolonnenlänge dieser Kompromiss gewählt.
Da die Einzelteile steckbar gehalten sind ist die ganze Anlage in wenigen Minuten aufgebaut oder zerlegt und verschwindet fast in dem zugehörigen 9l-Topf.
20181106_233540.jpg
20181106_233730.jpg
20181106_232222.jpg
Früher war alles anders, da waren sogar die Gummistiefel noch aus Holz.
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PuhBär
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Re: LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Beitrag von PuhBär »

Schöner Beitrag Gorbi, Danke schön :D
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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azeotrop
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Re: LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Beitrag von azeotrop »

Danke für die perfekten Fotos. Schöne Anlage.
Ideal zum Schnapsbrennen zu Hause.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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aragones
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Re: LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Beitrag von aragones »

Hallo Gorbi; Danke für die Bilder - sehr aufschlussreich
ein paar Frage:
Ich tage mich seit Längerem mit dem Gedanken so ein Teil aus einem 2" Triclamp Rohr zu bauen....
könnte ich dann einfach auf meine 2" Kolonne drauf setzen.
1) Wie hoch ist denn dein BokaHead ( also das Teil mit den Slated plates und dem externen Rücklauf geworden? Reichen da 30 CM ?
2) Welche Packungshöhe kannst Du realisieren ?
3) welchen Hahn/ Nadelventil hast du verwendet
4) welche Abmessungen hat dein Produkt Kühler - Reicht der aus?
5) welche Brenngeschindigkeit kannst du fahren ( in ml/ Min)

Gruß und Schnapsbrennen für Alle !
Aragones
Habe die Ehre Herr Geheimbrannt!
gorbi73
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Re: LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Beitrag von gorbi73 »

Hallo Aragones,
der Bokahead ist gesamt etwa 20cm, also da solltest du mit 30cm locker hinkommen. Das Kolonnenrohr hat einen Meter und ist komplett gefüllt.
Das Nadelventil hatte ich mir mal günstig beim chinesischen Räuber geschossen, scheint es dort aber nicht mehr zu geben. Hatte ich wohl Glück :D
https://de.aliexpress.com/item/High-pre ... 62402.html
Der Produktkühler ist mit 25cm eigentlich völlig überdimensioniert, da durch die 6mm Röhrchen eh kaum was durchkommt und man bei ner Reflux ja in der Regel nie ständig volle Pulle abzieht. Da hätte sicher auch die Hälfte locker gereicht. Ich wollte aber die Abzapfung möglichst weit runter bekommen.
Ein Brenndurchgang dauert bei mir in der Regel so ungefähr acht Stunden. Da kommen dann aus 7,5l Raubrand mit etwa 45% in sechs Stunden knappe 3l Primasprit (zzgl. Vor- und Nachlauf) zusammen. Grob kalkuliert also etwa 0,5l pro Stunde Feinbrand, wobei hintenraus dann eher weniger. Ich schau da aber ehrlich gesagt nie auf die Uhr und messe nur ungefähr über einen 250ml Messzylinder als Auffanggefäß.
Früher war alles anders, da waren sogar die Gummistiefel noch aus Holz.
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derwo
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Re: LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Beitrag von derwo »

Schöne Anlage. Und schöne Fotos. Da kann sich einer gut was abschauen.
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derwo
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Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: LM-Boka im (fast) Westentaschenformat

Beitrag von derwo »

Falls jemand eine LM oder VM mit etwas zu schwachem Refluxiebig hat, kann er zusätzlich einen Kühlfinger einbauen:
DSC07350a.JPG
Der Refluxliebig hat 26mm Innendurchmesser. Der Kühlfinger 12mm Außendurchmesser und ist halb so lang wie der Liebig. In dem 12mm-Rohr des Fingers ist einfach ein Kupferstreifen mit 10mm Breite fast bis zum Boden reingesteckt. Also auf einer Seite läuft das Wasser runter, auf der anderen wieder rauf.

So wird das zusammengestzt:
DSC07351a.JPG
Das Kühlwasser wird zuerst durch Finger geleitet, dann oben in den Liebig und unter heraus.

Für einen Refluxliebig mit 22mm Innenrohr, würde ich einen 10mm-Kühlfinger nehmen.

Bringt recht viel. Aber nur, wenn der Liebig zu kurz ist, nicht, wenn er zu dünn ist. Also wenn das Problem ist, daß der Kühler flutet, bringt es nichts. Wenn bei hoher Heizleistung oben Dampf rauskommt oder wenn man Unmengen Wasser braucht, aber schon.