Fruchthölzer

Alle Möglichkeiten der Nachbehandlung von Destillaten
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Alk52
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von Alk52 »

Zählt eigentlich Holunder zu den Fruchthölzern?

Gibt es Erfahrungen?
Nichts ist ohne Grund.
Catweazle
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von Catweazle »

Zu Holler kann ich dir leider nicht weiterhelfen....

Aber mittlerweile habe ich die gewässerte Kirsche erneut im Backofen bei 75 grad getrocknet und dann bei 280 grad getoastet.
Das Ergebnis hat mich mehr als überrascht. Während die erste getrocknete und nicht gewässerte Variante so gut wie überhaupt nicht braun wurde Die gewässerte Variante sehr sehr schwarz. Seht selbst.
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Das helle und das dunkle Holz war beides getrocknet und danach bei 280 grad 12 Minuten im Backofen(nicht gleichzeitig). Dazwischen war nur der Vorgang des wässerns.
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
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derwo
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von derwo »

Beim Wässern wird wirklich sehr viel aus dem Holz rausgespült. Wenn gewässertes Holz dann getrocknet ist, ist es deswegen deutlich leichter.
Es ist auch trockener bzw trocknet besser, da es ausgewaschen nun poröser ist, weil die ausgewaschenen Substanzen ja Raum hinterlassen haben.
Wenn das Holz trockener ist, beginnt das Bräunen früher. Denn bevor das Holz braun wird, muss alles Restwasser verdampfen. Wenn du beide Hölzer 12min toastest, bräunt das gewässerte also länger als das ungewässerte. Und die geringere Masse bzw Dichte des gewässerte Holzes lässt es außerdem schneller heiß werden.
Aber so im direkten Vergleich habe ich es nie gesehen. :+1:


Holunderzweige sollen giftig sein. Allerdings wird das Gift beim Erhitzen zerstört. Bleibt die Frage, wie es schmeckt. Verwand oder so ist Holunder jedenfalls nicht mit den typischen für Brände manchmal verwendeten Obstgehölzen wie Kirsche oder Apfel.
DerOberfranke
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von DerOberfranke »

kleines Update nach 2 Wochen. Man erkennt sogar leicht, dass die 11 minütige Röstung (rechts) etwas mehr färbt, als die 9 minütige. Der Geruch ist interessant und hat eine richtig holzige und süße Note bekommen. In ein paar Wochen werde ich mal einen Geschmackstest machen.
IMG_20201105_184149.jpg
DerOberfranke
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von DerOberfranke »

Und hier mal ein kleines Update nach ca. 3,5 Monaten Lagerung
(links 8 min Röstung, rechts 11 min Röstung)
Apfelholzlagerung_2021_02_03.jpg
die Farbunterschiede haben sich zunehmend angeglichen und sind kaum mehr erkennbar. Geschmacklich habe ich hin und wieder mal probiert und gefühlt hat sich seit Ende Dezember nicht mehr so viel getan. Geruchlich hat sich in beiden Proben eine süßliche aber zu gleich auch "urige" Geruchsnote entwickelt, die mich sehr an Trockenpflaumen erinnert. Die 8 min Röstung geht eher in die süßliche und die 11 min Röstung eher in die urigere herbere/holzigere Note. Geschmacklich sind leichte Unterschiede erkennbar. Ich persönlich finde die 8 min Röstung fruchtiger und angenehmer im Abgang.
Weiterhin muss ich dazu sagen, dass der Ausgangsbrand mein erster Obstbrand war, der nach meinem jetzigen Wissenstand zu viel Nachlauf enthalten hatte und nur ein gezuckerter Einfachbrand war. Dennoch finde ich erstaunlich, dass ein Großteil des Nachlaufaromas vom Apfelholz überdeckt wird im Vergleich zum klaren Brand.

Insgesamt eine nette Einsteigererfahrung die ich bis jetzt machen durfte. Man kann also durch Holzlagerung bzw. Lagerung allgemein der ein oder anderen Brennsünde entgegenwirken.
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Dr.Cooper
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von Dr.Cooper »

Mit dem Thema Fruchthölzer beschäftige ich mich seit ca. Januar 2021
Meine Idee war/ist einen Kirsch bzw. Apfelholz Brandy zu machen, dafür verwende ich anders als die meisten hier die fertigen Räucherchips für den Smoker.
Ein Teil der Chips (5-10%) werden mit der Flamme, in meinem Fall mit der Lötlampe leicht angeröstet und in ein Glas gefüllt.
Das ganze wird dann mit aufdestillerten und entschwefeltem (mit dem Stabmixer 3-5 Minuten durchquirlen) Weißwein aufgefüllt.
Nach einer Reifezeit von 2-4 Monaten abfiltern und mittels Flüssigkaramell für die Farbe und Invertzucker leicht! süssen.
Meine Erfahrungen bisher:
Je höher der Alk. Gehalt des eingebrachten Weißweins ist umso schneller nimmt das ganze Farbe an.
Der Kirschholz kommt bei Verkostungen besser an als der Apfel.
Man kann das ganze auch ohne die oben beschriebene Süssung machen aber das ist Geschmackssache.

Positiver Nebeneffekt der Holzchips: Wenn die Reifung fertig ist sammele ich sie seperat in einem Glas und nutze diese für das nächste Barbeque wenn es Pulled Pork oder Rips gibt, das Aroma ist genial und die Nachbarn wundern sich :lol: was der "olle Metzger" da wieder macht.

Dieses Glas steht jetzt ca. 2 Monate, die weiße Pappe links dient zum Farbvergleich
Brandy-Kirsch-1.jpg
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Tom
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derwo
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von derwo »

Ob das Entschwefeln wirklich bei Wein so klappt? Winzer machen das jedenfalls anders, viel aufwändiger. Aber auch professionelle Brennen machen das ganz anders, wenn sie Weinbrand entschwefeln müssen. Warum nimmst du nicht einfach Sherry oder Port? Dann sparst du dir das Entschwefeln, die Zuckerzgabe und die Karamellzugabe.
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azeotrop
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von azeotrop »

Ich habe in meiner Anfangszeit genauso entschwefelt. Das funktioniert wunderbar.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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derwo
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von derwo »

Auch Wein?
Wir haben ja das Problem, daß Schwefelung, die im Wein nicht auffällt, dann beim Gebrannten plötzlich stark stört.
Bei Wein haben wir anscheinend kein flüchtiges Schwefeldioxid im Wein. Deswegen meine Vermutung, daß Durchquirlen dann auch nichts bringt.
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Dr.Cooper
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von Dr.Cooper »

derwo hat geschrieben: 5. Jun 2022, 18:24 Auch Wein?
Wir haben ja das Problem, daß Schwefelung, die im Wein nicht auffällt, dann beim Gebrannten plötzlich stark stört.
Bei Wein haben wir anscheinend kein flüchtiges Schwefeldioxid im Wein. Deswegen meine Vermutung, daß Durchquirlen dann auch nichts bringt.
Ich habe mir das ergoogelt. https://www.google.com/search?client=fi ... tschwefeln
Im Malle-Schmickl Forum war ebenfalls die Rede davon.
Die Industrie macht es auf chemischen Wege, andere wiederum sagen mit Backpulver https://www.distilling-fermenting-semin ... 1-01-01-01
Für meine Sinne reicht das Durchquirlen weil sich durch den Luft bzw. Sauerstoffeintrag die Schwefelstoffe verflüchtigen.
Eine andere Möglichkeit wäre evt. noch das Einbringen von Aktivkohle in den dest. Wein.
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Tom
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azeotrop
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von azeotrop »

derwo hat geschrieben: 5. Jun 2022, 18:24Auch Wein?
Nein, ich quirle das Destillat. Vorher den Wein quirlen hat bei mir nichts gebracht.
Nach dem Quirlen des Destillats ist für mich kein Fehlgeruch oder Geschmack mehr wahrnehmbar.
Ich würde aber grundsätzlich dazu raten den "gequirlten" Rauhbrand noch einmal fein zu brennen.
Einfachbrände mache ich eigentlich gar nicht mehr.

Beim Quirlen gehen natürlich Aromen verloren. Aber das ist bei den Bränden mit Billigwein eher egal.
Es grüßt Azeotrop
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Dr.Cooper
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von Dr.Cooper »

Dr.Cooper hat geschrieben: 2. Jun 2022, 20:01 Mit dem Thema Fruchthölzer beschäftige ich mich seit ca. Januar 2021
Meine Idee war/ist einen Kirsch bzw. Apfelholz Brandy zu machen, dafür verwende ich anders als die meisten hier die fertigen Räucherchips für den Smoker.
Ein Teil der Chips (5-10%) werden mit der Flamme, in meinem Fall mit der Lötlampe leicht angeröstet und in ein Glas gefüllt.
Das ganze wird dann mit aufdestillerten und entschwefeltem (mit dem Stabmixer 3-5 Minuten durchquirlen) Weißwein aufgefüllt.
Nach einer Reifezeit von 2-4 Monaten abfiltern und mittels Flüssigkaramell für die Farbe und Invertzucker leicht! süssen.
Meine Erfahrungen bisher:
Je höher der Alk. Gehalt des eingebrachten Destillats ist umso schneller nimmt das ganze Farbe an.
Der Kirschholz kommt bei Verkostungen besser an als der Apfel.
Man kann das ganze auch ohne die oben beschriebene Süssung machen aber das ist Geschmackssache.

Positiver Nebeneffekt der Holzchips: Wenn die Reifung fertig ist sammele ich sie seperat in einem Glas und nutze diese für das nächste Barbeque wenn es Pulled Pork oder Rips gibt, das Aroma ist genial und die Nachbarn wundern sich :lol: was der "olle Metzger" da wieder macht.

Dieses Glas steht jetzt ca. 2 Monate, die weiße Pappe links dient zum Farbvergleich
Brandy-Kirsch-1.jpg
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Drops
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von Drops »

Hat schonmal jemand Holz vom Pflaumenbaum ausprobiert und kann etwas zum Geschmack sagen?
LG Drops
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derwo
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Re: Fruchthölzer

Beitrag von derwo »

Holz von Steinobst ist allgemein gut geeignet.