Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
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azeotrop
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Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von azeotrop »

Hallo zusammen

Ich bin ja ziemlich neu bei unserem Hobby und komme mit der Technik und der Theorie dahinter einigermaßen zurecht.
Aber ich bin völlig verloren wenn man Dinge nicht messen kann.

Kürzlich habe ich meine erste Apfelmaische mit einer 12 Liter Potstill gebrannt.
Es lief alles nach Plan. Ab 55%vol habe ich das Hauptgefäss entfernt und den Rest in 12 Fraktionen aufgeteilt bis nur noch 25% in der Vorlage waren. Den Rest habe ich ziemlich runtergebrannt und gleich in den Nachlaufbehälter gekippt.

Dann habe ich zusammen mit meiner GöGa die Fraktionen sensorisch beurteilt.
Der Hauptbrand hatte einen feinen, leichten Apfelgeschmack und insgesamt 65%vol.
Die späteren Fraktionen 1 bis 3 schmeckten ähnlich, aber das Apfelaroma wurde langsam stärker. Ab Fraktion 2 begann das Destillat trübe zu werden. Ab Fraktion 4 war die Trübung ganz deutlich, aber das Apfelaroma war ganz intensiv geworden. Das Aroma erreichte den Höhepunkt bei Fraktion 6 und begann dann wieder zu sinken.
Erst ab Fraktion 9 konnte ich einen minimalen Fehlgeschmack feststellen der bis Fraktion 12 immer deutlicher wurde.

Nun war guter Rat teuer. Fraktion 1 bis 8 hatten definitiv keinen Fehlgeschmack - oder Geruch. Aber das Apfelaroma war stärker als beim Hauptbrand. Die Fraktionen 1 bis 12 zusammen hatten ca. die Hälfte des Volumen des Hauptbrandes.
Ich entschloss mich die Fraktionen 1 bis 8 zum Hauptbrand zu giessen, der Rest kam in den Nachlaufbehälter.
Den Hauptbrand habe ich dann auf 45%vol verdünnt und das Produkt war bei normalen Temperaturen klar und lecker.
Im Kühlschrank jedoch wird der Brand trüb, ändert aber nichts am Geschmack.

Ich frage mich nun ob ich das so richtig gemacht habe.
Es kann ja sein dass meine GöGa und ich einfach keine Feinriecher und -schmecker sind und ich mir jetzt den Kopf mit Fuselalkoholen zudröhne.
Bemerkt habe ich allerdings auch am Tage danach nicht davon.

Ich fühle mich einfach unsicher bei dieser Geschichte und wäre für Rat dankbar.
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aragones
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von aragones »

....die Story könnte von mir sein geht mir genauso ... nur das ich sogut wie keinen Unterschied zwischen den Fraktionen merke und nur auf das Urteil meinerGöGa angewiesen bin... Ich hab dann meist beherzt einen Schnitt in etwa der Mitte gemacht .. eher zugunsten des Mittellaufes mehr Nachlauf verworfen... aber nicht unter 50 %...ist ja nicht verloren sondern kommt gesammelt als neutraler zu neuer Verwendung. Bei mehreren Batches der gleichen Maische hab ich den Nachlauf in den nächsten Kessel gegeben. Somit ist nix verloren...

werde mich wohl damit abfinden müssen nicht punktgenau Antennen zu können und ggf mehr als nötig zu verwerfen. Bei Zuckermaische sowieso egal und bei Frucht ob 5 Liter mit 65% oder 5.5 Liter macht nicht die Welt aus ... will ja auch irgendwann mal alles getrunken werden
Werde es auch mit Reflux und doppelt Brennen etc. Probieren ... da ist die Ausbeute besser trotz grosszügigerAbtrennung nach Temperaturen oder %. Beim Nl abtrennen nicht über Vorlage gehen sondern direkt sonst verwischt es noch mehr.
Vielleicht findet sich ja irgendwann mal ein Kollege mit feinem Näschen und Geschmack Sinn in der Nähe.... zum gemeinsamen entscheiden und fachsimpeln...
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derwo
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von derwo »

azeotrop,

du hast doppelt gebrannt? Oder ist es eine einfachgebrannte Turbomaische?
Eigentlich ist es ungewöhnlich, wenn ein trübes Destillat noch ok ist.
Es klingt ein bisschen nach zu schnell entschieden. Mehrere Fraktionen hintereinander zu verkosten macht wenig Sinn. Aber klar, wenn es schmeckt, passt es.

Ich sammel wie du immer Fraktionen, bis 25% runter aber nicht. Dann versuche ich langsam Fraktionen auszusortieren. Und die Gläschen, wo ich mir nicht sicher bin, teste ich dann vermischt mit dem vorläufigen Mittellauf. Das heißt:
Ich verdünne eine Kleinmenge Mittellauf auf 40% und stelle mir zwei leere Noisinggläser zurecht. Ich gebe etwas von der zu testenden Fraktion in eins der Gläser und schütte es wieder zurück. Nun sind die Wände dieses Glases benetzt. Dann gebe vom vorläufigen Mittellauf die gleiche Menge in beide Gläser und kann nun direkt vergleichen. Falls das vorher benetzte Glas einen besseren Eindruck macht, kommt die fragwürdige Fraktion in den Mittellauf. Falls ich mir nicht sicher bin, bedecke ich beide Gläser und probier nach 5min nochmal. Beim Vorlauf entscheidet eher die Nase, beim Nachlauf eher der Gaumen.

Cuts dauern bei mir zwischen einer halben und einer ganzen Woche.
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azeotrop
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von azeotrop »

derwo und all die Anderen

Sorry dass ich so spät antworte.

Das war ein Einfachbrand einer 12,5% Turbohefen Maische.
Ich hatte mir beim probieren nach dem ersten Brand Zeit gelassen und auch am nächsten Tag nochmal zusammen mit meiner GöGa gekostet.
Alles auf den selben Alkoholgehalt verdünnt etc.
Nun gut.

Zwischenzeitlich habe ich einen medizinischen Selbstversuch gemacht.
Da der Schnaps mir ja schmeckte habe ich mir ein paar Tropfen mehr auf den Löffel getropft.
Der Abend war schön, der Morgen danach ernüchternd.
Dummes Gefühl im Kopf, Gefühl als ob ich viel mehr getrunken hätte usw.
Also 100% Mist produziert.

Ich habe heute alles zusammengeschüttet und meinen gesamten gesammelten Nachlauf dazu gekippt.
Das gab einen vollen Topf mit 15 Liter und 40%vol.
Das Schnapsbrennen in der Potstill verlief erstmal wie erwartet. Die ersten Tropfen kamen statt bei 65Grad erst bei 75 Grad Dampftemp.
Obwohl alles sauber roch habe ich die ersten 15 ml weggekippt. Dann blieb der Mittellauf sehr lange in den unteren 80ger Temperaturen und brachte so zwischen 81 % und 77% in einzelnen größeren Fraktionen . Ab dann habe ich in kleineren Fraktionen à 250 ml aufgefangen und bis auf 90,5 Dampf Grad so weitergemacht. Ab dann habe ich den Rest bis 92 Grad direkt in den Nachlaufballon laufen lassen, obwohl der Alkoholgehalt natürlich zur Temperatur passend noch recht hoch war.
Aber ich dachte mir, warum soll ich meinen Freund Alkohol mit Gewalt aus dem Kessel zerren, wenn er wieder seine dreckige Verwandschaft mitbringen will.
Den Rest im Kessel werde ich aufheben bis meine Boka fertig ist und mal schauen was daraus wird.

Aber nun nun stehe ich wieder am Anfang. Weniger Volumen, mehr Prozente und die Aufgabe herauszufinden was in den Nachlaufballon kommt, und was ins Produkt darf.

Ich hab heute bewusst darauf verzichtet zu probieren.
Bei welcher Temperatur soll ich die Fraktionen kosten?
Auf welchen Alkoholgehalt soll ich die Probiergläser verdünnen?
Hat es überhaupt Sinn dass meine Göga dran riecht, wenn sie nicht trinkt? (sie hat eine sehr feine Nase, aber trinkt nicht).
Auf was genau soll ich achten, wenn ich einen Teelöffel voll schlucke? (ich bin eher Säufer als Gourmet)

Ich hoffe das mir jemand von euch einen praktikablen Tipp geben kann.
Wenn voller Geschmack jedesmal in Kopfweh endet, kanns das doch nicht sein.
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aragones
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von aragones »

Hallo azeotrop,
schon witzig wenn ich deine Threads so lese kommt es mir vor als lese ich in meinen Eigenen etwas älteren Threads.
Ich tue mich auch schwer mit der sensorischen Abtrennung, meine Göga lebt zwar nicht abstinent aber mit Schnaps hat sie es auch nicht so und die NL Abtrennung ist auch nicht so ihre Welt.
Zum Verkosten solltest du aber die Fraktionen auf ca. 40% Also Trinkstärke einstellen)
Mir ist das aber alle zu aufwendig
Ich hab für mich zumindest für Zuckermaische (25-28 Liter Turbo Prestige 48%) folgende pragmatische Strategie entwickelt.
- Laut Schmickl beginnt (dogmatisch) der Nachlauf bei 91 Grad.
- In andere Quellen finden sich immer wieder mal so 55% in der Vorlage als Kriterium.
- Blick ins Vapor Chat 91 Grad = 61%; 55% = 92,5% ( wobei hier noch Meereshöhe, Luftdruck und Temp. in Vorlage etc. zu berücksichtigen sind)
Fazit: Relevanter Bereich zur NL-Abtrennung grob ca. 90,5 – 93 Grad bzw. 60-50 %

- Volumenbilanz: ( 1 mal Brand Potstill) ca. 18-20% Maische 25 – 28 Liter überschlägig ca. 4,5-5 Liter 95 %
- Erfahrungswerte: ca. 100- 200 ml Vorlauf
- ca. 4,5 - 5 Liter bis ca. 91 Grad Mittellauf
ca. 4,5 - 5 Liter bis ca. 98 Grad Nachlauf
davon ca. 7-10 x 100 ml im relevanten Bereich der NL- Abtrennung => Potential ca. 300 – 500 ml noch zum Mittellauf.
Fazit : ggf.ca. 5-10 % mehr Mittellauf Ausbeute durch akribische Nachlaufabtrennung.

- Durch Doppeltbrennen mit mehr % im Kessel verschiebt sich die Volumenbilanz deutlich noch mehr Richtung Mittelauf.

Bei den Verkostungen etc. kann für mich dann auch raus das eine sensorische Entscheidung ggf. 5-10% mehr Ausbeute bringt aber dennoch Unsicherheit birgt.
Ich benutze 5 Liter Gärballons zum Auffangen und Lagern.
Der Zufall will es nun das der Mittelauf mit ca 5. Litern in den ersten Ballon passt, der Nachlauf dann in den 2.

Ich trenne also mittlerweile ( bei Zuckermaische) bei ca.5 Litern Mittelauf oder ca. 91 Grad DT ab .. je nach dem was früher eintritt.
Der Nachlauf wird dann ja mit Aktivkohle gereinigt und wieder gebrannt. - Es geht nix verloren.

Künftig werde ich aber auch dazu übergehen bei Zuckermaische schnelle Raubrände zum strippen zu machen => ca. 10 Liter mit ca .40- 50% dann
und entweder im der Postill das 2 mal brennen ( dann ca. 80% im langen Mittelauf) oder mit Reflux in der CM Reflux.

Die Herausforderung bleibt dann natürlich für die Obstbrände wo es eher schade wäre „ Guten Mittelauf mit Aroma“ zu verschenken.
Aber hier hat Göga ja wieder was zu schmecken nicht nur nahezu geschmacklosen Alk von geschmackschlechterem zu unterscheiden.
Und im Zweifelsfalle dann eben auch wieder mehr zum Nachlauf und ab zum 2. Brand.
Ein Kollege hat mal gepostet das sein Brand aus verschiedenen Obstnachläufen wunder bar geworden ist weil doch noch eine Vielfalt an Aromen rüber gekommen ist.
Also auch hier geht nix verloren.
Schade ist es dennoch denn es bleibt uns ja auch der Genuss der Aromen Vielfalt verschlossen.

„What shalls“ wie der Lateiner sagt.

In diesem Sinne Aragones der Geruchlose
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derwo
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von derwo »

azeotrop,

Wie rochen die geleerten Schnapsgläser von dem Einfachbrand am nächsten Tag? Neutral oder muffelig? Wahrscheinlich muffelig.
Maische mit 12.5% im Einfachbrand, das geht halt einfach nicht. Daß du da von geringen Mengen gleich Kopfweh bekommst, ist allerdings ungewöhnlich. Schlimmer als die Maische kann der Schnaps ja eigentlich nicht sein. Und warum sollte die Maische schlecht sein?

Da es gerade um den Nachlauf geht, musst du unbedingt verkosten. Die Nase reicht nicht. Du hast mit 90.5% recht früh aufgehört Fraktionen zu sammeln. Ich würde daher mit der letzten Fraktion anfangen. Kann sein, daß sie ok ist. Nicht aus einem Löffel trinken, sondern kleines Weinglas oder Noisingglas. 40% oder etwas weniger. Pimaldaumen ist auch ok. Wenn du gleich nach dem Verdünnen kosten möchtest, kaltes Wasser nehmen, da sich der Schnaps beim Verdünnen erwärmt und warmer Schnaps ja eher ungewöhnlich ist.
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azeotrop
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von azeotrop »

derwo

Ich hatte beim ersten Brand den Trick mit den Probiergäsern noch nicht gekannt.
Diesmal werde ich das so machen.
Ich vermute dass ich mich beim ersten Brand von dem intensiven Apfelaroma im Nachlauf täuschen liess, und den darunterliegenden Muffel-Geschmack nicht bemerkt hatte.
Ich hoffe dass es nun beim zweiten Brand besser läuft mit der Abtrennung.
Morgen startet die erste Test-Runde. Ich werde es schon noch lernen.

Ich hatte nur einmal gebrannt weil ich aus den 12,5% Apfel-Turbomaische im Mittellauf 65% erhalten hatte.
Es war meine Befürchtung, dass ein zweiter Brand das Aroma stark schwächen würde.
Dass beim Einfachbrand der Nachlauf schwerer zu identifizieren ist, war mir nicht klar.

Aber keiner hat behauptet dass das Schnapsbrennen gleich beim ersten mal klappt.
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derwo
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von derwo »

12.5% würde ich nicht Turbo nennen. Aber egal, du schreibs es halt, weil du Turbohefe verwendet hast, denke ich.
65% ist tatsächlich viel. Vielleicht sind es mehr als 12.5%?
Beim Doppelbrand ist es auch schwer. Es ist ja schlussendlich auch Geschmackssache.
Immerhin hast du den Nachlauf ja gehabt und hattest insgesamt 40%, also den Nachlauf auch recht lange gesammelt, konntest also im Nachhinein gut auf Doppeltbrennen umdisponieren.
Wird schon.
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azeotrop
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von azeotrop »

Derwo
Ich hatte Turbohefe verwendet und dann die schöne Gärung durch hohe Zuckerzugabe zum falschen Zeitpunkt umgebracht. Auch was gelernt dabei.
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Seleni
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von Seleni »

aragones hat geschrieben: 6. Nov 2018, 08:27
- Laut Schmickl beginnt (dogmatisch) der Nachlauf bei 91 Grad.
Ich war jetzt auf seinem Seminar und kann folgendes dazu sagen:
Wir haben immer bei 91 Grad abgetrennt. Die 91 Grad haben ca. 30-32 %alc entsprochen. Diese Information habe ich auch auf der Homepage gefunden.
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aragones
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von aragones »

Seleni hat geschrieben: 14. Jan 2019, 11:37
aragones hat geschrieben: 6. Nov 2018, 08:27
- Laut Schmickl beginnt (dogmatisch) der Nachlauf bei 91 Grad.
Ich war jetzt auf seinem Seminar und kann folgendes dazu sagen:
Wir haben immer bei 91 Grad abgetrennt. Die 91 Grad haben ca. 30-32 %alc entsprochen. Diese Information habe ich auch auf der Homepage gefunden.
die 30-32% kann ich absolut nicht nachvollziehen! 91Grad entsprechen ca 61% laut Vapoor chart und auch laut meinen Erfahrungen...
( Messgenauigkeiten, Lufdtfruckeinfluss, Temparaturkompensation etc vernachlässigt.
Wie habt ihr denn die % gemessen? mit Spindel in dem was ihr nach 91% Aufgefangen habt bis ca 96% ?
Bei 32% bin ich bereits im Bereich von ca 95-96 Grad DT also weit im Nachlauf
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azeotrop
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von azeotrop »

Leider sind wir alle etwas schlampig. Bei der Angabe von Vol% Werten muss man immer raten ob man von dem Alkoholgehalt der gerade herausrinnenden Tropfen spricht, oder von dem Gesamtalkoholgehalt des in einem Topf aufgefangenen Destillats. Auch in den Büchern ist das immer ein Ratespiel.
Mit etwas mehr Erfahrung ist es zwischenzeitlich einfacher für mich geworden. Bei 91Grad Dampftemperatur ist es ja im Siedediagramm klar festgelegt was dann in der Sekunde später heraustropfen wird. Deshalb stört es den Profi auch nicht mehr.
Aber für Anfänger ist das die Hölle.
Die 32% verstehe ich natürlich auch nicht.
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Seleni
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von Seleni »

Gemessen wurden die rausrinnenden Tropfen mit dem Refraktometer:
88°C 50%
89°C 40%
90°C 37%
91°C 31%
Bandbreite ist da da ich nicht laufend gemessen habe.

Passt mit dem Vapo in etwa zusammen wenn man 6 Grad dazu addiert. Die Seehöhe noch abziehen, bleibt aber immer noch was.
Die Messreihe war mit hochgradigem Sandorn, hat sich aber auch mit dem Geist gedeckt (und sollte ja unabhängig bei gleicher Destille davon sein).
Für mich war es wichtig, diese ominösen 91 Grad bei mir einschätzen zu können. Das kann ich.
Wir haben einmal auch den Restalkohol Gehalt der heißen Maische gemessen, der war bei 8%. Das passt auch nicht dazu....

Ich glaube ich stifte hier mehr Verwirrung mit den Daten als ich helfe. Wenn ja sollte man Beiträge besser hier löschen :roll:
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derwo
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von derwo »

Beim Seminar hat ja jeder seine eigene Destille, oder? Also diese 30-32% bei 91°C wurden bei mehreren Destillen bzw. mehreren Thermometern gemessen? Aber nur mit einem einzigen Refraktometer? Dann scheinen die Thermometer gut und das Refraktometer schlecht geeicht zu sein. War es dein eigenes Refraktometer, welches du mitgebracht hast, oder war es eines vom Seminar?
Also für mich sieht es, zumindest nach dem was ich hier lese, nicht so aus, daß die Thermometer (die Seehöhe unberücksichtigt) 6°C falsch anzeigen sondern eher das Refraktometer in dem Bereich 25-30% zu wenig anzeigt. Im höheren %-Bereich ist es etwas weniger stark daneben.

Wie habt ihr den Restalkohol gemessen? Mit einem Refraktometer für Destillate geht das nicht so einfach, da Restzucker das Ergebnis verfälscht. Also wenn du in einen Schnaps mit 40% Alkohol Zucker reinrührst wird das Refraktometer dann mehr als 40% anzeigen. Bei einer Spindel das Gegenteil: Sie zeigt dann weniger als 40% an.
Einen Restalkohol von 8% kann man natürlich aber auch riechen. Vor allem wenn der Kesselinhalt noch heiß ist.
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Seleni
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von Seleni »

Ach du hast recht, den Restalk kann ich doch nicht mit dem Refraktometer messen. :oops:

Es war mein Refraktometer. Und ich habe nur an meiner Destille gemessen.

Woran erkennst du, dass die Thermometer richtig liegen, Wo?
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derwo
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von derwo »

Seleni hat geschrieben: 14. Jan 2019, 14:42Es war mein Refraktometer. Und ich habe nur an meiner Destille gemessen.

Woran erkennst du, dass die Thermometer richtig liegen, Wo?
Nur daran, weil es extrem unwahrscheinlich wäre, wenn alle Thermometer genau das gleichfalsche anzeigen ürden, falls sie schlecht geeicht sind. Eher würde jedes etwas anderes falsches anzeigen. Daher dachte ich, alle wären korrekt geeicht. Aber da du jetzt schreibst, daß du nur an deiner Destille gemessen hast, ist das hinfällig. Du hast doch sicher eine Flasche gekauften ungesüssten Schnaps zu Hause rumliegen, die noch nicht seit zwei Jahren halboffen rumsteht, oder? Kannst ja mal messen und mit der Angabe auf dem Etikett vergleichen. Bin selber auch neugierig.

Edit: Also nun schaut es für mich eher wie ein Problem mit dem Thermometer aus.
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von aragones »

.. Hat der Meister Schmickl denn die Werte so mitbekommen und unkommentiert stehen gelassen ?
Falls ja dann wäre ich doch bitter enttäuscht.. Ich hätte erwartet daß er die Werte dann zumindest theoretisch richtig stellt !
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von Seleni »

Aragones, wie ich weiter oben schon bemerkte, hat Schmickl selbst 30% in seinem Forum geschrieben. Leider finde ich die Stelle nicht mehr. Beim Seminar habe ich ihn nicht dazu angesprochen.

Mein Refraktometer hatte beim Seminar zur Spindel einen Abweichung um ein paar %, aber sicher nicht um 20. Ich habe heute Gin gemessen. Refraktometer 40, Etikette 37. Gut.

Also ich werde versuchen das noch zu reproduzieren, dann kann ich vielleicht weiteres dazu sagen.
Auf alle Fälle tropfte es recht schnell bei der Destillation, der Durchgang dauerte mit 1,5 l Alk nicht mehr als 45 Minuten. Zuhause brauchte ich immer mehr als 2 Stunden. Ich denke mir, je kürzer die Zeit, umso weniger Nachlauf entsteht. (weil sich ja nicht so viel zerkochen kann - abwegig?
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von PuhBär »

Seleni hat geschrieben: 16. Jan 2019, 08:40
Mein Refraktometer hatte beim Seminar zur Spindel einen Abweichung um ein paar %, aber sicher nicht um 20. Ich habe heute Gin gemessen. Refraktometer 40, Etikette 37. Gut.
läßt sich dein Refraktometer nicht einstellen?
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von aragones »

Hallo Seleni,
wie ich oben schon ausgeführt habe

"- Laut Schmickl beginnt (dogmatisch) der Nachlauf bei 91 Grad.
- In andere Quellen finden sich immer wieder mal so 55% (in der Vorlage) als Kriterium.
- Blick ins Vapor Chat 91 Grad = 61%; 55% = 92,5% ( wobei hier noch Meereshöhe, Luftdruck und Temp. in Vorlage etc. zu berücksichtigen sind)
Fazit: Relevanter Bereich zur NL-Abtrennung grob ca. 90,5 – 93 Grad bzw. 60-50 % !
Dazwischen ist dann mit letzter Konsequenz sensorisch zu entscheiden wo für den jeweiligen Brand die genaue schwelle liegt..

Hier sind wir selbst mit großzügigen Fehlertoleranzen vom Messwert bei den Volumen% Alkokol noch weit den 30% entfernt.
Was aber hinkommt ist das der gesammelte abgetrennt Nachlauf dann noch ca 30% Alkohol enthält.

Fazit für mich nach wie vor: Die beiden Messwerte Werte 91Grad DT und ca. 32% korrelieren absolut nicht mit jeglicher Theorie und Praxiserfahrung. Da ist irgendwo der Wurm drin.

Schreibe doch einfach mal beim nächsten Brennen ein paar Wertepaare DT zu % mit und vergleiche diese mit dem Siedediagramm.../ Vapporchart.

6 Grad Temperaturtoleranz sind jedoch nicht akteptabel dann hate du eben genau die riesiegen Streubreite bei den %

Gruß Aragones
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von derwo »

Ich denke, es gibt irgendwo ein Missverständnis. Schmickl weiß sicher, daß 91°C und 32% nicht zusamenpassen.
Und bei 32% abzutrennen, da dreht sich bei jedem Profi der Magen um.
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aragones
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von aragones »

.. danke das hast du schön auf den Punkt gebracht .. nix anderes wollte ich eigentlich auch sagen :-)
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Seleni
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von Seleni »

Wie gesagt, werde ich das reproduzieren. Mir das schon alles klar, deshalb habe ich auch mein Refraktiometer mitgenommen und auch eine Messreihe mitprotokolliert um standort- bzw. eich-spezifische Unterschiede einschränken zu können.
Ich würde auch gerne mit einem anderen Potstiller eine Messreihe hier vergleichen (ich hoff ich bin hier noch on topic).

Ich habe übrigens die Stelle gefunden, bei den Fachfragen:
Eintrag Nr. 1893
Bernd | oben, 17.12.2004 18:05:45
Hallo Herr Doktor Schmickl,
wenn ich den Nachlauf über den Alkoholgehalt abtrennen möchte, welcher (momentan rinnenden nicht Gesamtmenge) Alkoholgehalt entspricht denn den 91°C?
viele Grüße und frohe Feste
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von derwo »

Seltsam...
Ich habe bei 91°C jedenfalls meist gut 60% Alkohol. 30% so bei 97-98°C, da bin ich mir aber ein bisschen unsicher.

Seleni hat geschrieben: 16. Jan 2019, 08:40Auf alle Fälle tropfte es recht schnell bei der Destillation, der Durchgang dauerte mit 1,5 l Alk nicht mehr als 45 Minuten. Zuhause brauchte ich immer mehr als 2 Stunden. Ich denke mir, je kürzer die Zeit, umso weniger Nachlauf entsteht. (weil sich ja nicht so viel zerkochen kann - abwegig?
Dann würden die Brände aus großen Brennereien alle zerkocht schmecken. 8h Brenndauer ist dort keine Seltenheit. Ich bin mir sicher, daß du mit 2h ein besseres Ergebnis bekommst, als wenn du die Beheizung aufdrehst und dann in 45min fertig bist.
Der Gedankengang mit "zerkochen" hinkt, da wir beim Destillieren ja dann das konsumieren, was weggekocht ist, und beim Kochen dagegen das, was übrigbleibt. Daher kann man eigentlich nur beim Kochen etwas Zerkochen, nicht beim Destillieren.
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DrknMonkey
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Re: Frage zur sensorischen Nachlaufabtrennung

Beitrag von DrknMonkey »

Meine letzten Messungen sagen:

~91°C - 60%
~91°C - 63%
~91°C - 58%

~97°C -20%
~97°C -31%
~97°C -30%

Wobei ich nicht immer eine Temperaturkorrektur vom Alkohol einberechnet habe und es daher keine exakten Messungen sind.
Aber 91°C und 30% passt absolut nicht. Bei den 97°C und 20% das war der erste Brand keine Ahnung was ich da verzapft habe :mrgreen:,
insgesammt gesehen wird es bei mir gegen Ende immer etwas ungenau, am Alkoholmeter liegt es aber nicht.
Vieleicht werde ich mal das Thermometer tauschen.