Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
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PuhBär
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Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von PuhBär »

Da Gestern kein Besuch im Anmarsch war, habe ich mal einen Versuch
unternommen eine kleine Destille zu Bauen, ich möchte damit den
Alkoholgehalt meiner Maische bestimmen können.

Der erste versuch fand statt mit gekauftem Wein 11,5% Alkohol, ich Destillierte
davon 25 ml und zwar auf die Art, das ich es fast so weit gekocht habe bis der
kleine Kessel so gut wie trocken war, bzw. sich nur noch ein Sirup am Boden
befand.

Nach ende der Destillation, ca. 20 min, habe ich das Ergebnis mit Wasser auf
die vorherige menge gebracht und der Alkoholgehalt betrug 12%

Diese 0,5% Ungenauigkeit erkläre ich mir damit, das ich nicht beide male
die exakt gleiche menge gehabt habe, ich gehe davon aus das die Angabe
auf der Flasche sehr genau stimmt.

Was meint ihr, würde es mehr Sinn machen statt in ml. das ganze in
Gewicht zu machen, ich hätte eine sehr kleine Waage.

Und noch eine Frage, misst hier noch jemand so den Alkoholgehalt seiner
Maische?
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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azeotrop
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von azeotrop »

Ich erkläre mir die Ungenauigkeit mit der Ungenauigkeit der Alkoholgehaltangabe auf dem Wein.

Natürlich kannst du mit einer guten Waage genauer arbeiten. Dazu eine Dichtetabelle für Etanol/Wasser Gemisch.

Aber ich meine das du das Volumen von 25 ml hinreichend genau bestimmen kannst (Temperatur beachten).
Mir wäre dein Verfahren genau genug.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
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PuhBär
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von PuhBär »

mit der Waage hatte ich mir das so gedacht, ich wiege eine bestimmte Menge ab,
vorkoche sie, das ergebnis- bringe ich wieder auf das gleiche Gewicht und messe
dann den Alkoholgehalt, es bleibt ja immer was im Kessel zurück auch wenn es
vielleicht nur Restzucker ist, darum wollte ich es wieder mit Wasser auf sein
Ursprungsgewicht bringen um dann die Prozente messen zu können.

Ich finde es auch so schon sehr genau, ich hätte aber gerne 11,5% gehabt :D
mal sehen vielleicht mache ich heute noch einen Test, ich will 11,5% :evil:
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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PuhBär
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von PuhBär »

so gerade zweiter Versuch, 5 gramm Wein 11,5% bis auf Trockenen Boden gebrannt,
ergebniss wieder auf 5 gramm gebracht, Refraktometer zeigt wieder 12% :(
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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derwo
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von derwo »

Ich finde deine Ergebnisse absolut ausreichend genau.

Da du ja die vol% wissen willst, solltest du aber eher mit Volumen rechnen, nicht mit Gewicht.
Vielleicht wäre eine etwas größere Destille genauer? 100ml sind leichter abzumessen als 25ml. Und ein gutes, großes Alkohometer bräuchte auch eine gewisse Menge Destillat.
Man könnte zB genau 100ml Maische in die Destille geben, exakt 50ml sammeln und dann messen. Gemessene 20% bedeuten dann 10% in der Maische. Genauso wird das von den Profis mit ihren 0.5l-Testdestillen übrigens gemacht.
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PuhBär
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von PuhBär »

derwo hat geschrieben: 1. Nov 2018, 18:01 Ich finde deine Ergebnisse absolut ausreichend genau.

Da du ja die vol% wissen willst, solltest du aber eher mit Volumen rechnen, nicht mit Gewicht.
Vielleicht wäre eine etwas größere Destille genauer? 100ml sind leichter abzumessen als 25ml. Und ein gutes, großes Alkohometer bräuchte auch eine gewisse Menge Destillat.
Man könnte zB genau 100ml Maische in die Destille geben, exakt 50ml sammeln und dann messen. Gemessene 20% bedeuten dann 10% in der Maische. Genauso wird das von den Profis mit ihren 0.5l-Testdestillen übrigens gemacht.
Das werde ich mal probieren, dann wäre ich denn schritt mit dem wieder auffüllen los,
ich habe auch ein Alkohmeter, aber bisher habe nur mit Refraktometer gemessen,
beide sind einigermaßen genau, getestet mit gekauftem Wodka, ja bei nächster
gelegenheit mache ich das, danke für den Tip!!
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PuhBär
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von PuhBär »

kleiner Nachtrag zu oben, du meinst wenn ich 50 ml. raus habe, dann ist da auch der gesamte
Alkohol der Maische drin, richtig?
das würde heißen das in dem verbliebenen rest kein Alkohol mehr ist, man könnte ihn also
wieder auf 100ml. bringen und Zucker messen? also falls man das mal wissen will und so ein
teil zum messen hat, wären ja zwei Fliegen mit einer klappe, oder sehe ich da irgendwas
nicht?
Ich weiß, PuhBär klingt Gefährlich, mir fiel aber nichts anderes ein
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derwo
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von derwo »

Ja, dann ist der Alkohol draußen.

Stimmt, den Zuckergehalt bzw den Restzuckergehalt kann man dann auch messen. Zumindest bei Zuckerwassermaiche ist das denke ich sehr genau, bei einer dickflüssigen Maische eher ungenau.
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Tom Burns
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von Tom Burns »

PuhBär hat geschrieben: 1. Nov 2018, 19:11 ..., dann ist da auch der gesamte Alkohol der Maische drin, richtig?
derwo hat geschrieben: 2. Nov 2018, 11:18 Ja, dann ist der Alkohol draußen.
Kann mir jemand sagen

1. welche physikalische Gesetzmäßigkeit dahinter steckt
2. ob der gesamte Alkohol nach exakt der Hälfte der Ausgangsmenge ins Destillat übergegeangen ist oder nur so in etwa
3 .ob das auch auf größere Mengen zutrifft?

VIelen Dank schon mal für die Aufklärung.
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derwo
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von derwo »

Je mehr Alkohol in der Maische ist, desto länger braucht es, ihn komplett rauszubrennen. "länger" im Sinne von: ZB bei nur 5% in der Maische ist der gesamte Alkohol schon nach 2l Destillat von 10l im Kessel draußen. Bei 20% dagegen vielleicht nach 4l von 10l. Das sind grobe Erfahrungswerte und diese gelten nur für eine Potstill. Bei einer Reflux kann man den Alkohol ja viel komprimierter und unabhängig vom Maischealkoholgehalt rausholen.
Nicht gilt die Regel bei Bränden mit sehr viel Alkohol im Kessel. Wenn man zB 40% im Kessel hat, ist nach 5l noch nicht der ganze Alkohol draußen.

Also es geht nur darum, alles an Alkohol rauszuholen. Wenn man 5l Destillat aus 10l Maische holt, kann man sich sicher sein, daß da auch der ganze Alkohol draußen ist. Deswegen diese Regel, die Hälfte rauszubrennen. Außerdem lässt es sich dann sehr einfach berechnen: Hat das Destillat 20%, dann hatte die Maische 10%.
Aber falls man sich sicher ist, zB schon nach 2l von 10l keinen Alkohol mehr im Kessel zu haben, zB weil das Thermometer 100°C anzeigt oder weil man mit einer Refluxdestille sehr hochprozentig brennt, kann man auch aufhören und das Destillat dann entweder auf 5l verdünnen. Oder man muss halt anders rechnen: Wenn du 2l mit 80% hast, hatten die 10l Maische 80 x 2 : 10 = 16% Alkohol.

Es gibt keine genauere Ermittlung des Maischealkoholgehalts als eine Destillation. Außer einer Laboranalyse. Aber ein Labor haben auch die meisten Profis nicht zu Hause.

Ja, das klappt auch bei großen Destillen. Der Sinn, das mit einer kleinen Destille zu machen, ist, daß Profis es manchmal gerne vor der eigentlichen Destillation und schnell wissen wollen, wieviel % die Maische hat.
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azeotrop
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von azeotrop »

Es geht ja hauptsächlich auch darum aus der Maische alle Feststoffe wie Fruchtreste, Zucker, Hefe usw zu entfernen damit man den Alkoholgehalt leichter bestimmen kann.
Die wenigsten werden ein Aräometer haben mit dem man mit guter Genauigkeit bei 10 %vol was messen kann.
Aber wenn die Feststoffe draussen sind, kann man wenigstens mit dem Vinometer abschätzen wo man liegt.

Mit unseren Mitteln wird sich die Genauigkeit also in Grenzen halten.
Bei meiner ganz dicken Schlehenmaische habe ich aber keine andere Chance.
Ich habe mir auch eine Minidestille gebastelt, muss aber noch den Kühler löten.
Dann werde ich das mal testen.
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derwo
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von derwo »

azeotrop hat geschrieben: 5. Mai 2019, 11:19Die wenigsten werden ein Aräometer haben mit dem man mit guter Genauigkeit bei 10 %vol was messen kann. Du meinst aber nicht 10%ige Maische, oder? Weil die könnte man ja wegen des Restzuckers eh nicht mit dem Aräometer (bzw Alkoholmeter oder Spindel) messen. Oder meinst du die Oechslespindel und eine Berechnung aus dem Anfangs- und Endwert?
Aber wenn die Feststoffe draussen sind, kann man wenigstens mit dem Vinometer abschätzen wo man liegt. Hast du schon mal mit einem Vinometer erfolgreich ein Destillat gemessen? Ich jedenfalls nicht. Bei Wein sind die Werte immer ok, bei anderen Sachen, also Turbomaische oder Destillat, zeigt es extrem falsche Werte an.
Wenn die Qualität des Aräometers (bzw Alkoholmeter, Alkoholspindel) gut ist, ist die Genaugkeit bei +-0.5vol%. Das bedeutet, man kann mit dieser Methode den Alkoholgehalt der Maische um +-0.25% bestimmen. Meines ist recht genau, und zusätzlich hab ich es durchgetestet und weiß daher, in welche Richtung es wie viel falsch anzeigt. Deswegen glaube ich, daß ich nie mehr als 0.2% daneben liege.
Profis müssen übrigens geeichte Spindeln verwenden. Diese haben eine Genauigkeit von +-0.1%. Sie haben einen Messbereich von nur 5 oder 10%, das heißt man braucht mehrere davon. Und jedes kostet so 150€...
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Seleni
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Re: Mini Destille zur Bestimmung des Alkoholgehalts der Maische

Beitrag von Seleni »

Schmickl hatte uns beim Seminar seine recht einfache Destille gezeigt:
im wesentlichen 2 Eprouvetten die mit irgendeinem Schlauch (oder war es ein Glas? ich weiß nicht mehr) verbunden waren. Dieser fungierte als Luftkühler. Beheizt wurde mit Teelicht.