Temperaturmessungen sind schwer...

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
geHeimBrenner
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von geHeimBrenner »

Interessant der Auszug aus dem Handbuch!

Mir fällt auf, dass bei allen technischen Mess-Anleitungen, Handbüchern, Beschreibungen im Großen und Ganzen mit geschlossenen Systemen gearbeitet wird.
Sowohl das Hypsometer als auch diese "Wassersiedepunktapparatur" verfügen über keinen "Produktabzug". Das lässt mich daran zweifeln, dass die Versuche mit offenem Kühlerende bzw. Kondensatablauf in dieser Form wirklich verwertbar sind.
Meine Vermutung ist, dass es bei offenen Systemen eben immer zu Strömungen, Verwirbelungen, kleinsten Druckunterschieden kommen kann und das deshalb nicht als genaue Methode benutzt werden kann.
Das schreit nach einem weiteren Versuchsaufbau, dann allerdings in einem separaten Thread.

Die zweite Vakuum-Destillation läuft übrigens gerade, bin schon fast auf Umgebungsdruck. Die Hochleistungs-Pumpe hat die vollen -760 mmHg geschafft. Die Destille sollte also nun tatsächlich fast komplett luftleer gewesen sein.
geHeimBrenner
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von geHeimBrenner »

So, der Versuch mit noch höherem Vakuum ist nun auch erledigt.

Eckdaten:
Luftdruck: 991,3 mBar, benötigtes Vakuum für <= 16 mBar: -731 mmHg (mit Sicherheitsreserve: -740 mmHg)
So sah der Aufbau aus:
IMG_5890.JPG
Die Vakuumpunpe hat hervorragende Arbeit geleistet und kam ordentlich hinunter. Das Manometer zeigte knapp über -760. Danach wurde der Brenner aktiviert und der Druck begann langsam zu steigen.
IMG_5889.JPG
Bei 30 Grad Dampftemperatur (Anzeichen dafür dass schon Dampf am Thermometer anliegt und der Sensor nicht nur die aktuell 28 Grad meiner Wohnung misst ...) habe ich dann nochmal die Pumpe angeworfen und nochmal auf -760 mmHg evakuiert. Dadurch sollte keine Luft mehr vorhanden sein.

Ergebnis:
Das selbe Bild wie beim letzten Mal, die Dampftemperatur lag bei Erreichen Umgebungsdruck und Entfernung des Vakuum-Schlauchs bei 99,3 Grad. Zwischenzeitlich gab es immer wieder mal kleine (1-2 Sekunden) Sprünge auf 99,2 Grad.
Der Luftdruck war heute um 1 mBar niedriger als beim letzten Mal.
IMG_5893.JPG
Ich gehe davon aus, dass der Versuch ohne Vakuum auch so enden wird wie beim letzten Mal. Deshalb werde ich in diese Richtung nicht mehr weiterforschen, meiner Meinugn nach (Achtung, momentan nicht belegbar und rein subjektiv) ist der entscheidende Faktor hier nicht die im Steigrohr befindliche Luft. Schwankungen am Thermometer vermute ich daher durch andere Einflussfaktoren bedingt.
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Alk52
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von Alk52 »

azeotrop, danke für die Bilder und den Handbuch-Link.
Ist der Anschluß oben doppelwandig ? Wenn nicht, dann habe ich keine Idee, wo Dir 0,2°C verloren gehen könnten.

geHeimBrenner hat geschrieben: 19. Jun 2021, 12:23 Mir fällt auf, dass bei allen technischen Mess-Anleitungen, Handbüchern, Beschreibungen im Großen und Ganzen mit geschlossenen Systemen gearbeitet wird.
Sowohl das Hypsometer als auch diese "Wassersiedepunktapparatur" verfügen über keinen "Produktabzug".
Ich würde es nicht als geschlossenes System betrachten. Beide Apperaturen haben den Kühlerausgang und den Kessel offen zur Umgebung.
In der Wassersiedepunktapparatur wird der Dampf nur kondensiert, aber nicht weiter abgekühlt und fließt zurück in den Kessel. Dadurch sind auch mit kleinen Volumen längere Meßzeiten möglich.

PS: Könntest Du ein Vakuum auch beim Brennen aufrecht erhalten?
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

geHeimBrenner hat geschrieben: 19. Jun 2021, 13:19 So, der Versuch mit noch höherem Vakuum ist nun auch erledigt.
Vielen Dank für deine sorgfältige Arbeit. Ich denke es ist eindeutig dass du die Luft erfolgreich entfernt hattest und trotzdem keine Temperaturänderung messbar war.
Alk52 hat geschrieben: 19. Jun 2021, 14:00 Ist der Anschluß oben doppelwandig ?
Nein, ich habe das genau nach der NIST Zeichnung gebaut, nur die Kondensatrückführung in den Kessel habe ich weggelassen.
Bildschirmfoto 2021-06-05 um 08.52.31.jpg
Alk52 hat geschrieben: 19. Jun 2021, 14:00 Wenn nicht, dann habe ich keine Idee, wo Dir 0,2°C verloren gehen könnten.
Mir geht ja nichts verloren. Die Dampftemperatur kann in der Thermometersauna korrekt gemessen werden, so wie vom NIST beabsichtigt.

Ausserhalb der Sauna messe ich abweichende Temperaturen.
Solange niemand von euch so eine Thermometersauna baut, könnt ihr das nicht überprüfen.
Meine Hoffnung dass ein absteigender Ast reichen könnte hat sich ja nicht erfüllt. Das hat dein Versuch ja eindeutig ergeben weil du keinen Unterschied gemessen hast.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

derwo hat geschrieben: 18. Jun 2021, 13:28 Ich habe heute wie schon angekündigt eine Wasserdestillation gemacht. Der Luftdruck war konstant 1000.5hPa, also der Siedepunkt von Wasser bei 99.65°C.
Hattest du dein PT100 Thermometer noch auf der uesprünglichen Eiswasserkalibrierung belassen oder hast du irgendwann später noch was verändert als du diese Temperaturen gemessen hattest?
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von derwo »

Ich habe nichts geändert. Auch nach dem Eiswasser nicht. Alles Werkseinstellung.

Ich mache gerade selber einen Versuch. Feints Potstill Samples Messungen mit Refraktometer.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von geHeimBrenner »

Alk52 hat geschrieben: 19. Jun 2021, 14:00 Ich würde es nicht als geschlossenes System betrachten. Beide Apperaturen haben den Kühlerausgang und den Kessel offen zur Umgebung.
In der Wassersiedepunktapparatur wird der Dampf nur kondensiert, aber nicht weiter abgekühlt und fließt zurück in den Kessel. Dadurch sind auch mit kleinen Volumen längere Meßzeiten möglich.
OK, lass es mich anders ausdrücken. Im Bereich wo sich Dampf befinden kann ist es ausgeschlossen, dasss Luft eintritt oder Druckveränderungen stattfinden. Die Kühler kondensieren nämlich wieder direkt in den Kessel, dadurch ist am "Ausgang" des Kühlers eine Gasbarriere in Form von Wasser gegeben.
Aus diesem Grund sollten weder Druck- noch Gas-Anomalien (z.B. Verwirbelungen) auftreten können. Das ist eben mit offenem Kühler und Kondensat-Abfluss nicht gegeben. Der Unterschied könnte entscheidend für die abweichenden Ergebnisse sein. Führt aber in diesem Thread jetzt definitiv zu weit, da habe ich wie gesagt noch ein paar Dinge mit der Glasdestille vor - dann aber ohne Vakuum.
Alk52 hat geschrieben: 19. Jun 2021, 14:00 PS: Könntest Du ein Vakuum auch beim Brennen aufrecht erhalten?
Grundsätzlich ja. Wenn ein Kühler mit eingebaut wird und dieser den Dampf vollständig kondensiert baut sich auch kein Druck auf, das Vakuum bleibt also während dem gesamten Vorgang erhalten.
Die Pumpe kann mit der vorgeschaltenen Kondensatfalle an sich auch durchgehend laufen und eventuell auftretende Gase absaugen.

Ich hatte mir die Destille für ein paar Versuche mit ätherischen Ölen unter Vakuum zugelegt. Es sollte aber auch funktionieren, damit z.B. alkoholfreies Bier zu machen. Bei -760 mmHg sollte der Alkohol schon bei Raumtemperatur oder ganz knapp darüber verdampfen.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von derwo »

azeotrop hat geschrieben: 19. Jun 2021, 10:12 In der Zwischenzeit poste ich noch Auszüge aus einem Buch das die Thermometersauna in leicht abgewandelter Form zeigt und auch etwas erklärt. Zum Kauf ist es etwas zu teuer für mich.
https://books.google.de/books?id=C_iWBQ ... er&f=false

Handbuch der technischen Temperaturmessung Auszug.pdf


Bildschirmfoto 2021-06-19 um 10.14.36.jpg
Mir fällt an dem Gerät auf, daß der Dampf am Ende über einen senkrechten nach oben offenen Liebigkühler kondensiert und dann das Kondensat unten wieder in den Kessel kommt. Das scheint mir nicht danach optimiert zu sein, daß die Luft durch Gravitation ausgetrieben wird. Dem widersprechen tut es aber auch nicht. Da steht aber: "Das Wasser muss so stark sieden, dass alle Reste von Luft oder Fremdgasen aus der Apparatur vertrieben werden, andererseits ist zu kontrollieren, dass im Innenraum kein Überdruck z.B. durch Strömungswiderstände entsteht." Also wird die Luft durch den Schwung herausgetrieben.
Der Sinn dieser Apparatur ist glaube ich nicht, daß im absteigenden Ast gemessen wird, sondern daß in einem Raum gemessen wird, der ummantelt ist von einem Raum mit annähernd der gleichen Temperatur. Und das ist halt dann der absteigenden Ast, weil der Dampf nunmal zuerst nach oben geht. Außerdem soll wohl an der Innenwand ein Kondensationsfilm sein: "Durch die Dampfkondensation an Außen- und Innenwand des inneren Zylinders weicht dessen Temperatur nur vernachlässigbar von der Wasser-Siedetemperatur ab und im Messraum wird eine sehr homogene Temperaturverteilung erreicht." Dadurch sind dann also im System beide Phasen vorhanden, also Kondensat und Dampf. Ähnlich wie bei der Eiswassermessung, wo für ein gutes Ergebnis ebenfalls beide Phasen, Wasser und Eis, vorhanden sein müssen.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

derwo hat geschrieben: 20. Jun 2021, 13:48 Also wird die Luft durch den Schwung herausgetrieben.
Das steht nicht da. Das vermutest du. Ich kann deine Vermutung aber nicht widerlegen. Der größte Teil des Luftaustritts wird von der Volumenausdehnung der heißen Luft erledigt. Die Luft läuft einfach am oberen Auslass des Kondensator über. Zurück bleibt heiße Luft geringerer Dichte. Gleichzeitig teilen sich beide Gase den Gesamtluftdruck untereinander auf. Die Luft bekommt weniger davon ab und durch den geringeren Partialdruck dehnt sie sich weiter aus und läuft weiter über. Zurück bleibt Luft mit noch geringerer Dicht.
Unklar ist mir ob dieser Prozess der Partialdruckaufteilung zu einem Gleichgewichtsstillstand kommt oder ob er so lange weiterläuft bis der Wasserdampf den vollen Druck und die Luft den Druck Null hat. Dann wäre die Dichte der Luft auch Null, also praktisch nicht mehr vorhanden.
Ich konnte bisher in keinem Buch was klares dazu finden. Die Destille ist ein komplizierter Sonderfall.
Egal welchen Dampfdruck der Wasserdampf gerade über der Flüssigkeit hat, am Kondensator wird der Druck des Wasserdampfs zu null.
Bedingt durch diesen Druckunterschied wird sich der Dampf zum Kondensator bewegen, aber nicht weiter.
Auf der nach außen gerichteten Seite des Kondensationsbereichs ist kein Dampf, also hat dort die Luft den Umgebungsdruck alleine.
Auf der Innenseite des Kondensationsbereichs teilt sich dieser Umgebungsdruck auf Dampf und Luft auf. Es besteht also zu keiner Zeit ein Druckunterschied zwischen Kesselinhalt und Aussenluft. Dadurch wird die Luft auch nicht von Druckunterschieden bewegt. Sie wird nur von der beschriebenen Volumenänderung durch Temperatur und Änderung der Partialdruckaufteilung beeinflusst.
Es läuft auch nur so viel an Luft bergauf raus, wie sie in der Destille keinen Platz mehr hat.
Wasserdampf kann nicht auslaufen, obwohl ständig Dampf erzeugt wird. Der Kondensator fängt alles ein. Die Wasserdampfmenge bleibt konstant.
Die Luft wird nicht ständig neu erzeugt, also wird sie weniger.

Nach den Messungen von Geheimbrenner komme ich nun zu dem Schluss dass das "Auslaufen" der Luft nicht bei einem Gleichgewichtszustand stoppt, sondern ihre Dichte praktisch vollständig bis auf Null reduziert.
Das bestätigt auch die Messung von Alk.

So oder so bin ich nun auch der Meinung dass ein verbleibender Luftanteil nicht der Grund für den von mir gemessenen Unterschied der Dampftemperatur innerhalb der Sauna und ausserhalb der Sauna sein kann.
Der Temperaturunterschied existiert. Ich habe ihn sogfältig gemessen. Nur die Ursache muss eine andere sein.
Wenn man den Dampf direkt im Kessel oder in den Rohren korrekt messen könnte, würden das NIST und andere nicht diese Apparate bauen und verwenden.

Es scheint also doch am inneren freischwebenden Röhrchen zu liegen dass man dort die wirkliche Temperatur des Dampfes messen kann.
Aber was da genau im Kessel oder im Rohr passiert ist mir unklar.
derwo hat geschrieben: 20. Jun 2021, 13:48 Dadurch sind dann also im System beide Phasen vorhanden, also Kondensat und Dampf. Ähnlich wie bei der Eiswassermessung, wo für ein gutes Ergebnis ebenfalls beide Phasen, Wasser und Eis, vorhanden sein müssen.
Das klingt sehr überzeugend. Vermutlich geht es wirklich darum eine Stelle zu bauen an der Dampf und Kondensat ihr Gleichgewicht finden und halten können.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von derwo »

Ja, schade, daß du deine Thermometersauna nicht einfach umdrehen kannst, sodaß also die Sauna im aufsteigenden und der andere Messpunkt im absteigenden Ast ist. Wenn du dann immer noch höhere Werte in der Sauna misst, kann es nicht an Luft liegen.

"Durch die Dampfkondensation an Außen- und Innenwand des inneren Zylinders..."
Das Thermometer ist allerdings ebenfalls eine Kondensationsfläche. Also es wird die Temperatur der Kondensationsfläche des Thermometers gemessen. Deswegen finde ich es eigentlich nicht überzeugend, daß diese zusätzliche Kondensationsfläche eine Veränderung von 0.2°C hervorrufen kann. Klar, das Thermometer ist in der Sauna sehr stark von außen abgeschirmt. Viel stärker, als man es mit einer Isolierung erreichen könnte. Und deswegen ist die gemessene Temperatur höher. Aber ganze 0.2°C?

Edit: In der anderen pdf (mit der Hypsometer-Zeichnung) stand ja auch irgendwas von Kondensationsfläche. Also daß die Temperatur des Kondensats gemesen wird.
Hier Zitate aus den diversen Quellen:
"The steam point as realized by utilizing the condensing vapor in a hypsometer"
"The hypsometer uses condensing water to generate an accurate calibration point."
"Water condenses and drips from the thermometer."
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

azeotrop hat geschrieben: 20. Jun 2021, 14:50 So oder so bin ich nun auch der Meinung dass ein verbleibender Luftanteil nicht der Grund für den von mir gemessenen Unterschied der Dampftemperatur innerhalb der Sauna und ausserhalb der Sauna sein kann.
Der Temperaturunterschied existiert. Ich habe ihn sogfältig gemessen. Nur die Ursache muss eine andere sein.
Wenn man den Dampf direkt im Kessel oder in den Rohren korrekt messen könnte, würden das NIST und andere nicht diese Apparate bauen und verwenden.
Der Luftanteil wäre eine schöne Erklärung gewesen. Ich denke dass diese Vermutung nicht mehr haltbar ist.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von derwo »

azeotrop hat geschrieben: 20. Jun 2021, 14:50Wenn man den Dampf direkt im Kessel oder in den Rohren korrekt messen könnte, würden das NIST und andere nicht diese Apparate bauen und verwenden.
Es könnte aber auch sein, daß die das deswegen so bauen, weil eine Genauigkeit von 0.1°C denen nicht genügt. Uns würde das genügen.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

Bau dir so ein Ding und messe. Die ganze Vermuterei hilft doch nichts.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von geHeimBrenner »

azeotrop hat geschrieben: 20. Jun 2021, 14:50 So oder so bin ich nun auch der Meinung dass ein verbleibender Luftanteil nicht der Grund für den von mir gemessenen Unterschied der Dampftemperatur innerhalb der Sauna und ausserhalb der Sauna sein kann.
Der Temperaturunterschied existiert. Ich habe ihn sogfältig gemessen. Nur die Ursache muss eine andere sein.
Wenn man den Dampf direkt im Kessel oder in den Rohren korrekt messen könnte, würden das NIST und andere nicht diese Apparate bauen und verwenden.

Es scheint also doch am inneren freischwebenden Röhrchen zu liegen dass man dort die wirkliche Temperatur des Dampfes messen kann.
Aber was da genau im Kessel oder im Rohr passiert ist mir unklar.
Auch wenn ihr es vielleicht nicht mehr hören könnt: ich habe immer noch Strömungen im Verdacht. Sowohl in der Vakuum-Destille als auch in der Thermometer-Sauna sind die Sensoren abgeschirmt von eventuell auftretenden extremen Dampfströmungen und Störungen.

Was mir nämlich auch beim Versuch aufgefallen ist: es bildete sich kein Kondensat am Sensor. Normalerweise konnte ich immer beobachten, wie kleine Wassertropfen am Ende des Sensors entstanden und dann wieder in den Kessel tropften. Beim geschlossenen System war das nun nicht der Fall.
Das könnte eventuell auftretende, minimale Messunterschiede erklären.

Nächste Woche werde ich in die Richtung noch weiterforschen. Wakuum sollte ja nun nicht mehr nötig sein, ich glaube wir sind uns einig dass Restluft nicht das Hauptproblem für die Unterschiede ist. Macht die Sache dann entsprechend einfacher.
Der nächste Schritt wird eine Messreihe mit Kühler und offenem System sein. Dazu gibt es dann noch einen eigenen Thread, das Ergebnis kommt auch hier rein. Ich denke das ist dann sauber genug um nicht endgültig abzudriften.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

Geheimbrenner
Ich bin sehr dankbar dass du mitmachst. Mit deiner Glaskugel kannst du Dinge sehen die andere nicht sehen können. Ich finde die Frage spannend wann das Thermometer tropft, wann nicht, und warum. Man sollte nichts von vorne herein ausschließen. Insgesamt finde ich es wertvoller etwas praktisch zu machen als zu theoretisieren. Ich drücke dir die Daumen und bin sehr gespannt.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

derwo hat geschrieben: 20. Jun 2021, 18:00 Es könnte aber auch sein, daß die das deswegen so bauen, weil eine Genauigkeit von 0.1°C denen nicht genügt. Uns würde das genügen.
Schon klar. Ich habe aber den Eindruck dass diese Abweichung von der Bauform der Destille abhängt und auch größer sein kann. Für viele von uns wäre es auch kein Problem zu akzeptieren dass ihr Dampfthermometer einige Zehntel Grad falsch anzeigt. Nicht jeder ist auf die „wahre“ Dampftemperatur angewiesen. Es könnte aber auch Bauformen geben bei denen die Abweichung viel kleiner ist.
Ich beschäftige mich viel mit physikalischen Zusammenhängen. Das ist schon ein eigenes Hobby, neben dem Brennen. Ich möchte Dinge detailliert verstehen.
Danach kann ich immer noch entscheiden dass ich im einen oder anderen Falle drauf pfeife oder nicht.
Ich bin jedenfalls froh dass ich mit der Thermometersauna eine Möglichkeit habe meine Thermometer verlässlich zu kalibrieren. Es fehlt aber noch die Bestätigung für die Genauigkeit des Luftdrucksensors in meinem Handy. Ich habe im Internet Belege gefunden dass Handy-Barometer ausreichend genau sind. Aber ich weiss nicht, wie es bei genau meinem Handy ist. Ich habe gestern den Deutschen Wetterdienst angeschrieben und um Rat gebeten.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von derwo »

Bei meiner Wetterapp kann man auch die Werte von der nächstgelegenen offiziellen Wetterstation bekommen. Man könnte da hinfahren, sich danebenstellen und die Werte vergleichen.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

Bekommst du da den absoluten Luftdruck der Station? Ich konnte das eben nicht finden.
Ich wohne in der Nähe eines Flughafens. Veröffentlicht wird der Druck auf NN bezogen und das Werte für Piloten. Das ist der Druck am Boden auf der Basis des Standardatmosphärenmodells. Flugzeugpiloten stellen diesen Wert an ihren Höhenmessern ein, damit er am Boden Null anzeigt.
Das ist aber nicht der physikalische Luftdruck am Boden.
Zuletzt geändert von azeotrop am 21. Jun 2021, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von Alk52 »

Schau Dir mal die Karte von wetterdienst.de an.
Ich habe mein Hany direkt in einer Wetterstation mit den dort gemessen Luftdruckwerten kalibriert.
Die Android-App "Genaue Barometer" zeigt neben der eigenen Messung auch die Daten der nächsten Wetterstation an.
Nichts ist ohne Grund.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von derwo »

Die App Genaue Barometer zeigt mir den Sensordruck, den "auf MSL reduzierten Druck" (also den rel. Luftdruck), die Referenzhöhe und den Druck beim nächsten Flughafen (relativer Luftdruck ist das) an. Man müsste sich neben diese Wetterstation stellen und schauen, ob man den gleichen rel. Luftdruck hat. Wenn nicht, könnte man mit der App auch den eigenen Sensor kalibrieren. Mein rel. Luftdruck ist gerade 1.3hPa niedriger als der beim Flughafen. Der Höhenunterschied von mir zum Flughafen ist wahrscheinlich auch nicht groß. Also ich habe geographisch die Vermutung, daß ich minimal höher liege als der Flughafen. Und das zeigt mir auch mein Barometer an.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

Aber der auf NN korrigierte Druck auf dem Handy ist ja mit einer Näherungsformel umgerechnet, während der absolute Druck gemessen ist.
Die Höhe nimmt er üblicherweise vom GPS. Das ist viel zu ungenau. Aber man kann die Höhe auch manuell eingeben, wenn man sie kennt.
Ob das einen merklichen Fehler verursachen kann weiß ich nicht.
Ich vermute aber dass die Wetterstationen den absoluten Druck direkt messen, er wird nur nicht veröffentlicht.
Ich möchte halt sicher gehen wenn wir hier um 0,1°C feilschen. Ich erwarte aber keine Probleme, eher eine Bestätigung.

Um meine lokale Höhe genau zu bestimmen verwende ich diese APP https://www.app-kostenlos.ch/2013/07/15 ... as-iphone/

Sowas müsste es auch für Android geben. Die Stichworte sind ASTER und Altimeter
Z.B das hier https://play.google.com/store/apps/deta ... l=en&gl=US
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

Alk52 hat geschrieben: 21. Jun 2021, 10:55 Schau Dir mal die Karte von wetterdienst.de an.
Ich habe mein Hany direkt in einer Wetterstation mit den dort gemessen Luftdruckwerten kalibriert.
Die Android-App "Genaue Barometer" zeigt neben der eigenen Messung auch die Daten der nächsten Wetterstation an.
Vielen Dank. Da finde ich nur auf NN bezogenen Druck. Bin vielleicht zu doof zum Gucken.
Aber Kachelmann Wetter hat auch absoluten Druck. Leider nicht sehr dicht. https://kachelmannwetter.com/de/messwer ... 1000z.html
Zuletzt geändert von azeotrop am 21. Jun 2021, 12:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von derwo »

Der absolute Luftdruck wird gemessen. Und dann mit den Höhendaten und ich glaube der Temperatur auf NN umgerechnet. Das macht das Smartphone genauso wie die Wetterstation. Ich sehe keinen Grund, warum das Smartphone eine andere Formel als die Wetterstation nehmen sollte.
Wenn GPS zu ungenau ist, ist es vielleicht möglich, wenn man neben der Wetterstation ist, deren Höhe in die App einzugeben. Die Höhe der Wetterstation muss doch irgendwo herauszufinden zu sein. Oder eben mit so einer App die Höhe der Station herausfinden, wenn man deren Standort genau kennt.
1m oder so macht was aus. Das sieht man sehr gut, wenn man das Smartphone auf den Boden legt und dann auf einen Tisch. Es gibt einen etwas unterschiedlichen Wert.

Edit: Mit genauen Standortdaten könntest du dir die Suche beim Flughafen sparen. Es ist ja nicht klar, ob du rausfindest, wo die Station steht. Außerdem kann ich mir vorstellen, daß es egal ist. Denn sie wird vielleicht gar nicht direkt am Boden stehen sondern etwas erhöht. Und dementsprechend rechnet sie dann aber zurück auf Landebahnhöhe. Also die Landebahnhöhe herauszufinden reicht vielleicht nicht nur, sondern ist sogar besser. Dann rechnest du den dortigen Druck auf absolut um: https://hobbybrennen.ch/Rechner/Luftdruck.html und vergleichst ihn mit deinem Messwert auf Landebahnhöhe.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von Alk52 »

derwo hat geschrieben: 21. Jun 2021, 12:34 Der absolute Luftdruck wird gemessen.Und dann mit den Höhendaten und ich glaube der Temperatur auf NN umgerechnet. Das macht das Smartphone genauso wie die Wetterstation. Ich sehe keinen Grund, warum das Smartphone eine andere Formel als die Wetterstation nehmen sollte.
Das Handy mißt lokal den Luftdruck. Das kannst Du testen, in dem Du das Handy mit der App auf den Boden legst und anschließend hoch hältst, dann siehst Du das nicht gerechnet wird.

Für die Wetterstation bzw. den Flughafen wird der auf NN umgerechnete Wert angezeigt.Das Smartphone mißt den lokalen, absoluten Luftdruck und zeigt diesen an.
Am Flughafen, bei den Wetterfröschen wird vor Ort der aktuelle absolute Druck erfragt und in den App-Einstellungen auf diesen Wert eingestellt. Bei dieser Gelegenheit gleich die Einstellung "..auf MSL reduzieren" abschalten.
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Re: Temperaturmessungen sind schwer...

Beitrag von azeotrop »

Ich habe heute meine Barometer App auf dem iPhone mit dem Forum Luftdruckrechner verglichen.
Das Handy misst einen absoluten Druck von 966.54 und zeigt einen auf NN bezogenen Druck von 1008,13 an. Als lokale Höhe habe ich 354 m eingegeben. Diese Höhe habe ich mit der ASTER App gemessen und sie entspricht auch der von der gemeinde veröffentlichten Höhe.
Die Temperatur beträgt gerade 26°C, aber das Handy fragt die Temperatur nicht ab.

Wenn ich in den Forumsrechner eingebe 354m, 1008,13hPa und 26°C eingebe, erhalte ich 968,5hPa statt 966.54hPa.
Wenn ich die Temperatur so lange verändere bis ich die 966,xx hPa sehe, erhalte ich 5,5°C

Ich denke es liegt an meiner App weil die die Temperatur nicht berücksichtigt.

Könntet ihr bitte mit euren Apps einen ähnlichen Versuch machen? Wäre interessant.
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