Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

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derwo
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Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Ich habe neulich mit Aktivkohle gereinigte Feints und Fehlschläge in der Potstill gebrannt, um mal zu sehen, wie denn die Temperatur- und Alkoholwerte mit den Siedediagrammdaten zusammenpassen. Das ist aber hier nicht das Thema, das kommt wann anders. Ich habe mir jedenfalls dabei gedacht, daß die Alkoholmessmethode "Verdünnen mit Feinwaage und Messung mit Refraktometer", wie sie in dem Rechner Refraktometer Temperaturkorrektur Alkohollösungen beschrieben ist, mal auf den Prüfstand sollte.

Ich habe ein restauriertes Abbe-Refraktometer von Zeiss aus den 70ern, welches ich vor den Messungen mit destilliertem Wasser frisch justiert habe, eine elektronische billige Waage von 0-100g mit Anzeige der mg, also drei Stellen hinter dem Komma und ein PT100-Thermeometer, welches die Raumtemperatur denke ich +-0.1°C genau anzeigt.

Meine Testmethode:
Ich habe vier kleine Fläschchen, so Schnapsfläschen wie die kleinsten an der Supermarktkasse, diese wiegen so 70g, und eine große Menge Alkohol mit etwa 70vol%. Von dem gebe ich etwa 10-15g in das Fläschchen und dann so 15-20g Wasser dazu. Damit habe ich den Wägebereich der Waage ausgereizt. Dann messe ich den Brechungsindex und die Raumtemperatur (in dem das Refraktometer schon lange steht), gebe die Werte in den Rechner ein und lasse mir die vol% des unverdünnten Alkohols berechnen. Wenn ich jedesmal auf halbwegs die gleichen vol% komme, ist das Messystem gut. Wenn nicht, dann hoffe ich, daß ich es optimieren kann.

Die Rohdaten:

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Nr  grAlk grAlk+W   Bi  ber.vol% 
1. 11.516 21.642 1.3545  69.76
2. 11.778 27.422 1.3509  69.69
3. 12.686 22.787 1.35515 69.44
4.  9.437 25.540 1.3488  70.95
alles bei 22.6°C
Bei vier Messungen eine Spanne von 1.5vol%. Das ist nicht wirklich gut. Ich habe mit Absicht recht verschiedene Mischungsverhältnisse ausprobiert. Es schaut ein bisschen aus, daß ich, je mehr ich verdünne, höhere vol% errechne.

Eine Schwäche meines Messsystems ist natürlich schnell zu erkennen: Das große Gewicht der Fläschchen. Mit leichteren Fläschchen könnte ich größere Lösungen anmischen und diese wären wahrscheinlich genauer. Ich habe nun Behälter aus Plastik genommen, welche nur so 13g wiegen. Sie sind nicht perfekt, weil sie sich nicht ganz dicht verschließen lassen und weil sie doppelt so groß sind wie nötig, aber was besseres hatte ich halt nicht da. Ich habe wieder vier Messungen gemacht:

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Nr grleer gr+Alk gr+W     Bi    °C  ber.vol%
1 13.137 49.606 96.265 1.35130 20.9 68.45
2 13.190 49.051 95.694 1.35115 20.9 68.47
3 13.140 58.427 98.741 1.35425 21.0 67.77
4 13.163 57.000 98.222 1.35395 21.0 68.25
Also eine Spanne von 0.7vol% bei vier Versuchen. Nur noch halb so schlecht. Seltsam ist, daß die vol% nun allgemein etwas tiefer sind. Im Schnitt 68.2 anstelle vorher 70.0vol%.

Was könnte ich verbessern. Der erste Gedanke wäre, daß die Waage zu schlecht ist. Wenn ich aber an dem Refraktometerrechner Ungenauigkeiten der gramm simuliere, macht das nicht viel aus. ZB Nr.1 der zweiten Messreihe: Wenn ich dort beim leeren Glas 0.1g mehr, beim mit Destillat gefülltem Glas 0.1g weniger und beim mit Destillat und Wasser gefülltem Glas 0.1g mehr eingebe, das sind also drei sehr unrealistisch missglückte Messungen, bekomme ich anstelle 68.45vol% 68.77vol% berechnet, also einen Unterschied von 0.32vol%. Das ist gar nicht so viel.
Wenn ich dagegen den gemessenen Bi (Brechungsindex) um 0.0001 erhöhe, und das ist ein sehr realistischer Ablesefehler, denn die Teilstriche beim Refraktometer sind 0.001, also es geht hier um einen Ablesefehler von 1/10 zwischen den kleinsten Strichen, bekomme ich eine ähnliche Erhöhung (0.34vol%).
Die Messtemperatur macht auch recht viel aus: Eine Erhöhung um 0.2°C, was ein realistischer Fehler ist, macht immerhin 0.16vol% aus. Das Refraktometer sieht einen Wasserkreislauf vor, der den Messkopf auf eine Temperatur einstellt. Diese Möglichkeit verwende ich bisher nicht. Ich vertraue auf ein neben dem Refraktometer stehendes gutes Thermometer und hoffe, daß meine Körperwärme und die kurz angeschaltete LED bei den Messungen keine Erwärmung des Messkopfs verursachen.

Also ich denke, mit anderen Behältern oder einer besseren Waage ist nicht mehr viel zu holen. Aber es war wichtig, daß ich die Glasfläschchen ersetzt habe. Ich werde mir aber sicher noch bessere Behälter zulegen und dann nochmal eine solche Messung machen.
Mit einer besseren Temperaturmessung könnte man noch ein bisschen was erreichen, vielleicht eine um +-0.1vol% höhere Genauigkeit.
Der restliche Fehler ist nicht beseitigbar. Dafür ist das Refraktometer nicht genau genug oder zumindest nicht genau genug ablesbar. Und vielleicht sind die Daten, auf denen die Berechnung basiert, auch nicht ganz genau.
Jedenfalls muss ich davon ausgehen, daß meine Ergebnisse um 1vol% daneben liegen können.

Vielleicht macht jemand anderes mit einem Refraktometer-Standgerät auch mal so einen Versuch. Wenn er dann besser oder schlechter abschneidet, wäre es interessant, zu überlegen, woran es liegt.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Das ist ein interessantes Thema. Ich werde mir das gerne auch genauer anschauen.

Zwischendrin möchte ich dir zeigen wie ich die Temperaturmessung gemacht habe.
Ich habe den gesamten Messkopf mit destilliertem Wasser gefüllt und die Anschlussnippel mit wassergefüllten Silikonschläuchen verbunden.
Das kalibrierte Thermometer habe ich mit einem durchbohrten Silikonstopfen so angebracht dass es voll im Wasser steht.
Mit ein paar mal auf den Kopf stellen und wieder nachfüllen bringt man ganz gut alle Luftblasen raus.
Damit hat man eine sehr gute Temperaturankopplung des Thermometers ans Prisma.
Ich habe beobachtet dass sich die Temperatur ständig langsam ändert und schreibe für jede Messung die aktuelle Temperatur auf.
IMG_7536.JPG
IMG_7537.JPG
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Ah, ich dachte, du hast da eine Pumpe dran.

Hältst du meine die Temperatur betreffenden Vorstellungen für realistisch? Also sagen wir mal das Thermometer selber hat +-0.1°C. Dazu kommt bei deiner Konstruktion vielleicht ein Fehler von 0.05°C, da du ja auch nicht ganz das Prisma misst und bei mir vielleicht 0.2°C. Das bedeutet ich habe +-0.3 und du +-0.15°C Fehler.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Das klingt realistisch für meine Methode. Ich denke du musst mit einem halben Grad rechnen.
Man könnte übrigens in die Nippel auch Stopfen stecken. Notfalls aus Holz schnitzen.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Meinst du wirklich ein halbes Grad oder hast du dich verschrieben?

Durch das Wasser im Messkopf bekommst du quasi eine viel größere Masse und dadurch eine viel größere Temperaturstabilität. Also wenn ich mal an den Messkopf puste oder die Lampe zu lange draufhalte oder der Alkohol etwas warm ist, erwärmt er sich weniger. Außerdem bekommst du solche Änderungen mit.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Du misst die Raumtemperatur. Ich meine das so.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Ok, jetzt habe ich es verstanden. Du meinst, bei dir sind es +-0.15 und bei mir +-0.5°C Fehler.

Deine Lösung ist ja wirklich leicht zu realisieren. Ich werde das mal nachbauen und dann nochmal eine kleine Messeihe machen.
Man kann dann ja an den Silikonschläuchen immer mal wieder rumdrücken, um das Wasser neu zu verteilen. Das sollte die Temperatur gut verteilen und eventuelle Temperaturunterschiede direkt an der Messflüssigkeit wegtransportieren.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Das Wichtigste ist der Vorteil des guten Wärmeübergangs vom Wasser zum Thermometer und zum Kopf.
Es geht ja wirklich einfach zu basteln. Viel Erfolg.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Ich habe gelesen warum es schwierig ist die Lufttemperatur zu messen. Luft hat eine relativ große kinematische Viskosität. Um den Sensor bildet sich eine isolierende Grenzschicht aus, die umso dicker ist, je größer die kinematische Viskosität ist. Deshalb braucht man eine deutliche Luftströmung um die Lufttemperatur zu erfassen.

Off Topic:
Bei Wasser und Ethanol Dämpfen liegt die kinematische Viskosität deutlich niedriger und wenn der Sensor gut von der Strömung umspült wird sollte das Problem viel geringer sein. Aber da Wasserdampf und EthanolDampf unterschiedliche kinematische Viskosität haben, könnte das unser Problem bei der Alkoholmessung mit beeinflussen. Ich werde das mal im Auge behalten.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Ich habe mein Refraktometer erfolgreich mit Wasser befüllt und es ist dicht. Noch nicht weitergekommen bin ich mit der Suche nach besser passenden Messgefäßen für meine Waage, also etwas kleineren, leichten und gut verschließbaren Behältern. Deswegen habe ich keine neuen Messungen bisher.

Es schaut ja so aus, als ist die Ablesegenauigkeit (und vielleicht Fertigungstoleranzen des Refraktometers?) der begrenzende Faktor. Und die Temperatur vielleicht in zweiter Reihe ein wichtiger Punkt.
Eine Frage ist aber noch die optimale Verdünnungstärke. Ist es besser, stark oder wenig stark zu verdünnen?
Ich habe das mal mit Hilfe des Rechners durchgerechnet. Ausgehend von einer Ungenauigkeit von +-0.0001 Bi (Brechungsindex), was optimistisch gedacht ist. Die Teilstriche sind ja 0.001. Manchmal kann man sehr gut erkennen, wo zwischen den Strichen sich der Messwert befindet, zB wenn er genau in der Mitte von zwei Strichen liegt, manchmal ist es schwer.

Zuerst ausgehend von 90vol%:
- unverdünnt müsste man da ein Bi von 1.3655445 messen. Wenn ich mich nun um +-0.0001 verschätze ist die Spanne 1.3654445-1.3656445 und damit 90.73-89.11vol%, also eine Spanne von 1.62vol%.
- 2:1 verdünnt (2 Gewichtsteile Alkohol, 1 Gewichtsteil Wasser) müsste 1.363259 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.363159-1.363359, 89.43-90.58, also 1.15vol%.
- 1:1 verdünnt müsste 1.359347 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.359247-1.359447, 89.56-90.44, also 0.88vol%.
- 1:2 verdünnt müsste 1.3526938 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.3525938-1.3527938, 89.61-90.39, also 0.78vol%.
- 1:3 verdünnt müsste 1.347973 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.347873-1.348073, 89.56-90.43, also 0.87vol%!
Und das ist natürlich interessant. Weiter verdünnen macht es schlechter! Woran liegt es? Bei so 25vol% ist die Alkoholstärke nicht so viel besser messbar als bei 35vol%. Gleichzeitig aber verlangt der große Hebel 1:3 bei der Rückrechnung auf die unverdünnten vol% eine höhere Ablesegenauigkeit. Also wenn die Datenlage durch verdünnen nur noch wenig zu verbessern ist, wiegt ein größerer Hebel irgendwann mehr.

Mal schauen, wie es bei 70vol% ist:
- unverdünnt müsste man da ein Bi von 1.364202 messen. Wenn ich mich nun um +-0.0001 verschätze ist die Spanne 1.364102-1.364302 und damit 69.42-70.60 vol%, also eine Spanne von 1.18vol%.
- 2:1 verdünnt (2 Gewichtsteile Alkohol, 1 Gewichtsteil Wasser) müsste 1.358898 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.358798-1.358998, 69.62-70.38, also 0.76vol%.
- 1:1 verdünnt müsste 1.354207 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.354107-1.354307, 69.66-70.34, also 0.68vol%.
- 1:2 verdünnt müsste 1.347529 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.347429-1.347629, 69.61-70.39, also 0.78vol%!
Hier beginnt also bereits bei 1:2 schlechter zu werden!

Mal schauen, wie es bei 50vol% ist:
- unverdünnt müsste man da ein Bi von 1.359202 messen. Wenn ich mich nun um +-0.0001 verschätze ist die Spanne 1.359102-1.359302 und damit 49.70-50.30 vol%, also eine Spanne von 0.6vol%.
- 2:1 verdünnt (2 Gewichtsteile Alkohol, 1 Gewichtsteil Wasser) müsste 1.35253 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.35243-1.35263, 49.73-50.26, also 0.57vol%.
- 1:1 verdünnt müsste 1.347828 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.347728-1.347928, 49.70-50.30, also 0.6vol%!
Hier beginnt also bereits bei 1:1 schlechter zu werden!
Und eigentlich ist durch Verdünnen hier leider nicht wirklich was zu holen.

Fazit:
Insgesamt habe ich mir stärkere Verbesserungen durch das Verdünnen erwartet. Man bekommt im Bereich eines normalen Feinbrands mit 70vol% nicht mal eine Verdoppelung der Genauigkeit. Und davon muss man noch die kleinen Fehler beim Verdünnen abziehen. Überhaupt lohnt sich die Methode wohl erst so ab 55 oder 60vol%, je nachdem, wie genau man das Verdünnen hinbekommt.
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azeotrop
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Du betrachtest jetzt nur den Effekt wenn man sich beim Ablesen um einen bestimmten Betrag verschätzt. Es ist interessant das mal durchgerechnet zusehen.
Was du nicht betrachtest ist die Tatsache dass ein Refraktometer eine sehr gekrümmte Kurve mit einem Maximum hat.
In der Nähe dieses Maximums ist die Reaktion des BI auf unterschiedliche Alkoholstärken sehr schwach.
Messe mal 75%igen und 80% Alkohol unverdünnt. Du wirst sehen dass der ermittelte BI nahezu identisch ist. Man kann die ABVs nicht mehr unterscheiden. Wenn du verdünnst wird die Messung wesentlich genauer.
Der Verdünnungsgrad sollte immer so gewählt werden dass man an einem Punkt mit sehr großer Steigung arbeitet. Das sollte so um die 25gew%vol = 30,5vol% der Fall sein. Man sollte also immer auf grob 30vol% verdünnen.

Eine Genauigkeit von besser als 1% ist mit keinem anderen Gerät erreichbar das für uns finanziell erreichbar ist und das mit wenigen Tropfen Destillat auskommt.
Bildschirmfoto 2021-06-30 um 12.43.16.jpg
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von geHeimBrenner »

Irgendwie kann ich deine Berechnungen gerade nicht nachvollziehen.
Nehmen wir mal die angenommene Reihe der 90%-Ausgangslösung an.
derwo hat geschrieben: 30. Jun 2021, 10:13 Zuerst ausgehend von 90vol%:
- unverdünnt müsste man da ein Bi von 1.3655445 messen. Wenn ich mich nun um +-0.0001 verschätze ist die Spanne 1.3654445-1.3656445 und damit 90.73-89.11vol%, also eine Spanne von 1.62vol%.
- 2:1 verdünnt (2 Gewichtsteile Alkohol, 1 Gewichtsteil Wasser) müsste 1.363259 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.363159-1.363359, 89.43-90.58, also 1.15vol%.
- 1:1 verdünnt müsste 1.359347 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.359247-1.359447, 89.56-90.44, also 0.88vol%.
- 1:2 verdünnt müsste 1.3526938 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.3525938-1.3527938, 89.61-90.39, also 0.78vol%.
- 1:3 verdünnt müsste 1.347973 gemessen werden. +-0.0001 verschätzt ist die Spanne 1.347873-1.348073, 89.56-90.43, also 0.87vol%!
Wie kommst du hier auf die Vol%-Bereiche und die entsprechenden Differenzen? Wenn ich z.B. 1:1 verdünne kann ich ja auch mit Toleranz-Berücksichtigung nie mehr auf 89-90 Vol% kommen.

Hier mal eine Aufstellung unter Berücksichtigung deiner Ausgangswerte, der Toleranz und den Vol% aus dem Refraktometer-Rechner:
VerdünnungBiTol untenTol obenVol% untenVol% obenDifferenz
ohne1.36554451.36544451.365644589.190.71.6
2:11.3632591.3631591.36335964.565.51.0
1:11.3593471.3592471.35944750.150.70.6
1:21.35269381.35259381.352793834.434.80.4
1:31.3479731.3478731.34807326.126.40.3
Das entspricht dann auch der Erwartung, dass mit höherer Verdünnung selbst mit Ablesefehler die Genauigkeit steigt.

Wo stehe ich auf dem Schlauch bzw. welches Ergebnis stimmt nun?
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

azeotrop hat geschrieben: 30. Jun 2021, 12:43 Was du nicht betrachtest ist die Tatsache dass ein Refraktometer eine sehr gekrümmte Kurve mit einem Maximum hat.
In der Nähe dieses Maximums ist die Reaktion des BI auf unterschiedliche Alkoholstärken sehr schwach.
Messe mal 75%igen und 80% Alkohol unverdünnt. Du wirst sehen dass der ermittelte BI nahezu identisch ist. Man kann die ABVs nicht mehr unterscheiden. Wenn du verdünnst wird die Messung wesentlich genauer.
Indem ich von zB 70 oder 90vol% ausgehe, betrachte ich schon diese Tatsache der gekrümmten Kurve. Ich rechne ja die Beispiele mit den Daten der gekrümmten Kurve komplett durch. Du hast allerdings recht, daß die erreichbare Verbesserung im Bereich des Maximums wesentlich höher ist als zB bei 70vol%. Ich betrachte den Bereich von 80-90vol% als unmessbar ohne Verdünnung. Das Maximum ist ja bei ca 86vol%.



geHeimBrenner,
die Genauigkeit der Ablesung steigt immer weiter bei weiterer Verdünnung. Das stimmt. Aber beim Zurückrechnen auf die Alkoholstärke vor der Verdünnung wird der Fehler vergrößert. Hier ein Screenshot des Beispiels 90vol% 3:1:
RefraktometerVerdünnung1.png
RefraktometerVerdünnung1.png (36.79 KiB) 789 mal betrachtet
Gemessen wird also 26.23vol%. Umgerechnet sind das die geforderten 90vol%.
Nun den Ablesewert um 0.0001 erhöht:
RefraktometerVerdünnung2.png
RefraktometerVerdünnung2.png (36.84 KiB) 789 mal betrachtet
Gemessen wird 26.4vol%. Also nur ein Unterschied von 0.17vol%. Und da es bei -0.0001 ähnlich weit in die andere Richtung geht, sind es insgesamt 0.17 x 2 = 0.34vol%. Soweit hast du recht. Beim Zurückrechnen der 26.4vol% auf die unverdünnte Alkoholstärke kommen nun aber 90.43vol% heraus, also 0.43vol% Unterschied. Mit -0.0001 bekomme ich den gleichen Fehler nach unten. Also Gesamtfehler: 0.43 x 2 = 0.86vol%. Und das ist höher als bei 2:1 Verdünnung. Also ist die 3:1 Verdünnung schlechter als die 2:1 Verdünnung.
Je stärker die Verdünnung, desto genauer kann der verdünnte Wert ermittelt werden. Aber je stärker die Verdünnung, desto vergrößerter wird die Ungenauigkeit bei der Umrechnung auf den unverdünnten Wert.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von geHeimBrenner »

Ah OK alles klar, ich hatte übersehen dass das eine Rückrechnung auf den unverdünnten Wert sein soll. Danke für die Aufklärung!
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Derwo
Stimmt. Die Kurve ist bereits berücksichtigt. Ich habe aber unverdünnt bei 70% höhere Fehler erlebt. Ich brenne gerade und schau mir das dabei an.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Ich hatte heute Gelegenheit ein paar Vergleichsmessungen zu machen.
Zuerst habe ich alles unverdünnt gemessen und dann verdünnt. Das Verdünnungsverhältnis war eher so aus dem Handgelenk geschüttelt.
Beide Messungen habe ich so sorgfältig gemacht wie möglich.
Man sieht deutlich die großen Unterschiede. Ich habe bei zwei Werten eine größere Destillatmenge gesammelt und mit einer Spindel nachgemessen.
Die Werte mit Verdünnung liegen viel näher an der Spindel als die unverdünnte Messung.
Der Verdünnungseffekt wirkt sich auch noch bei 40% positiv aus.
Ich habe eine 50g Waage mit 1mg Auflösung verwendet, der leere Behälter wog ca. 20g.

Code: Alles auswählen

Verhältnis	mit Verdünnung	ohne Verdünnung	Abw. ohne Verd.
Wass/Dest	%vol		%vol		%Punkte
2,22		86,04		76,79		-9,25
2,33		82,45		77,12		-5,33
2,33		78,98		74,21		-4,77
2,63		76,95		73,76		-3,19
2,63		76,56		73,1		-3,46
2,33		76,11		72,2		-3,91
2,38		69,11		66,5		-2,61
2,44		59,12		57,3		-1,82
1,79		39,97		38,8		-1,17
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Ist es nicht seltsam, daß die Abweichung immer negativ ist?
Hast du dir auch die Spindelwerte notiert? Was ist das für eine Spindel? Hast du sie mal überprüft?
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Meine Spindel ist nichts besonderes. Für eine sichere Aussage muss ich Vergleichsmessungen mit dem Pyknometer machen. Da hatte ich diesmal keine Zeit.
Aber große Ausreisser wären schon aufgefallen.
Mich wundert es auch dass alle Abweichungen in eine Richtung gehen.
Ich werde das aber sicher noch mit dem Pyknometer wiederholen.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Ich habe mal einen ähnlichen Versuch gemacht. Da gingen die Abweichungen auch tendenziell stark in diese Richtung. Aber nicht so klar wie bei dir. Seltsam.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Vielleicht liegt die Wahrheit ja in der Mitte.
Ich destilliere mit gerade einen halben Liter 70% für weitere Versuche.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Nun ist das Destillat doch höherprozentiger geworden. Ich wollte aber nicht auf 70% verdünnen, so habe ich bei ca. 85% gemessen.
Refrakt. ohne Verdünnen 74% ( Ausser Konkurrenz, 85% ist viel zu hoch )
Refrakt. mit Verdünnen 83,7% ( W/D war ca. 2,1/1 )
Spindel 85,6%
Pyknometer 85,6%

Ich habe leider mein kalibriertes 25ml Pyknometer verschlampt und musste ein 50ml Pyknometer nehmen bei dem das Volumen nicht kalibriert war.
Ausserdem konnte ich meine 1mg Waage nicht nehmen, weil die nur bis 50g geht.
Meine 100g Waage hat nur 10mg Auflösung. Trotzdem habe ich mit unserem Rechner das Volumen bestimmt und dann mit dem anderen Rechner die Alkoholstärke.
Das Refraktometer war frisch mit dest. Wasser kalibriert. Dass es im 1,9%Punkte anders anzeigt als Spindel und Pyknometer ist schon erschreckend.
Ich habe noch immer keinen Beweis welcher Wert der korrekte Wert ist. :dontknow: :uärgs:
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derwo
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von derwo »

Es ist aber schon beeindruckend, daß du mit der Spindel auf den gleichen Wert kommst, wie mit dem Pyknometer.
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azeotrop
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Ich denke das ist Zufall. Leider.
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azeotrop
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Ich habe mir ein 5ml Pyknometer bestellt um auch kleine Proben vergleichen zu können.
Ich bin gespannt ob das gut von der Hand geht.
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Re: Refraktometer Alkoholmessung Verdünnungsmethode

Beitrag von azeotrop »

Solche Refraktometer haben laut technischen Daten eine Genauigkeit des BI von +/- 0,0002.
Hier ist eine Darstellung der daraus resultierenden Abweichung in %Punkten der vol%.
Beim Verdünnen kommt noch ein kleiner Fehler dazu. Wenn man mit einer Waage mit 0,001g Auflösung und +/- 0,01g Genauigkeit arbeitet, sollte dieser Fehler gegenüber der Grundungenauigkeit des Refraktometers nicht ins Gewicht fallen.
Abbe Refraktometer Abweichung.png
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