Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
Schmiedinger
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Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von Schmiedinger »

Guten Tag.

Es ist mir geglückt eine hübsche Menge an frischen Wald-Heidelbeeren zu finden und habe diese mit 38% Korn, Zucker und etwas Vanille zu einem 20 Liter Fass Likör anzusetzen. Irgendwann einmal werde ich die Früchte mit einer kleinen Handspindelpresse ausquetschen und habe dann, hoffentlich, eine ganz besondere Rarität und Kostbarkeit an Likör. Da werden dann nach dem Auspressen der Beeren aber wohl etwa 6-8 kg Rückstände übrig bleiben. Eigentlich viel zu schade, um diese wegzuwerfen. Und da ist mir die Idee gekommen, es zu versuchen, aus diesen einen Schnaps zu brennen. Habe aber NULL Erfahrung mit dem Brennen. Und gehe die Sache deshalb (noch) ziemlich blauäugig an.

Nachdem Guggel zu dem Themenkreis bisher nichts für mich hatte, bin ich bei den Suchen auch über dieses Forum gestolpert. Und nun ist Hoffnung aufgeflammt, vielleicht ein paar Hinweise erhalten zu können, um die ich hiermit bitte. Es stellen sich mir folgende Fragen:

Lassen sich die Reste von Beeren-Ansatzlikör überhaupt sinnvollerweise zu Schnaps destillieren ? Oder ist das eine "Schnapsidee" ? Gibt es da überhaupt einen Ertrag ?

Was für eine Destille eignet sich da für ein paar Versuche ? In der Elektrobucht werden einige (chinesische?) Edelstahl-Destillen um relativ kleines Geld angeboten. Hat da jemand eine Empfehlung in der Preisklasse bis etwa 150,- Euro für mich ?

Was gilt es besonders zu beachten, beim Brennen von so süßen Pressrückständen, gegenüber von den üblichen Maischen ?

Vielen Dank für hilfreiche Antworten im Voraus.

Liebe Grüße aus dem Österreich, euer Schmiedinger
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derwo
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von derwo »

Hall Schmiedinger,

Die Rückstände werden wahrscheinlich sehr dickflüssig und zuckerhaltig sein. Das bedeutet, es brennt dir an, wenn du keine Destille mit Rührwerk hast.

Sonst ist das keine Schnapsidee. Ich persönlich hätte halt den Zucker und die Vanille erst nach dem Abpressen dazugegeben. Dann wäre das Problem ein bisschen kleiner.

Vom Ertrag her ist da schon was drinnen. Es hängt natürlich davon ab, wie stark du abpresst.

Möglich wäre, den Pressrückstand mit Wasser zu verdünnen und dann zu brennen. Entweder zusammen mit den Früchten oder halt wieder abgepresst. Dann ist der Alkoholgehalt aber natürlich sehr niedrig und anstelle doppelt musst du dreifach brennen.

Nicht ungeschickt wäre es gewesen, du hättest mit stärkerem Alkohol angesetzt, dann abgepresst, den Pressrückstand nochmal mit Wasser verdünnt, wieder abgepresst und dann den starken mit dem schwachen Likör so vermischt, daß es geschmacklich dann passt vom Alkoholgehalt her. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie stark der Alkohol bei Blaubeeren sein darf, ohne daß der Angesetzte bitter wird. Und ob das nicht mit dem Zucker dann aber eh nicht stören würde. Ich habe mit Likören zu wenig Erfahrung.
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Alk52
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von Alk52 »

Schmiedinger hat geschrieben: 12. Aug 2021, 09:25 Was für eine Destille eignet sich da für ein paar Versuche ? In der Elektrobucht werden einige (chinesische?) Edelstahl-Destillen um relativ kleines Geld angeboten. Hat da jemand eine Empfehlung in der Preisklasse bis etwa 150,- Euro für mich ?
Bei direktem Kauf einer kompletten (chinesischen) Destille wär ich sehr vorsichtig. Im schlimmsten Fall ist das Hobby beendet, bevor Du den ersten Brand probiert hast, weil Dich der Zoll erwischt hat.
Schau Dir erst mal den ein und anderen Selbstbau-Bericht hier im Forum/Destillen an. Dabei siehst Du was geht und was zu Dir passen könnte. Die Bandbreite reicht von 2l bis ca. 25 l Kesselvolumen.
Nichts ist ohne Grund.
Schmiedinger
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von Schmiedinger »

@derwo
Sorry wegen später Reaktion, aber ich bekam kein Mail mit einem Hinweis, dass es schon eine Antwort auf mein Anliegen gibt.

Danke für die Hinweise. Mir scheint da hätte ich schon im Vorfeld einiges besser machen können. Gesetzt den Fall, ich hätte noch keinen Zucker und noch keine Vanille zugesetzt, was wäre da deine Empfehlung für eine preiswerte (chinesische) Destille ? Wie groß sollte die in etwa sein, wenn man so etwa 5 bis 10 kg Pressreste einmal jährliche brennen möchte ?

@Alk52
Warum sollte mich der Zoll erwischen ? Der Import von so Destillen ist ja wohl nicht verboten. Und wenn ich aus bereits versteuerten 5L 38% Korn nun 2,5L 76% bereits versteuerten Korn brenne wird die Finanz da wohl auch nichts dagegen sagen können. Oder habe ich da was falsch verstanden.
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Alk52
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von Alk52 »

Regelmäßig ins Forum schauen hilft. Bereits im nächsten Thema Versteuerter Alkohol brennen findest Du die Erklärung.
Hier ein paar Tipps zum Einkauf: Bestellen bei AliExpress & Co.
Nichts ist ohne Grund.
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derwo
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von derwo »

Schmiedinger,

wenn du Mails bekommen willst, sobald es Nachrichten gibt, musst du das glaube ich im Persönlichen Bereich irgendwo einstellen.

Um Pressreste zu brennen, brauchst du ein Rührwerk, und es gibt meines Wissens keine Destille mit Rührwerk zu kaufen, außer für sehr viel Geld. Sowas baut man selber. Aber für einmal jährlich wirst du das verständlicherweise kaum machen wollen.

Bezüglich Zoll usw hat Alk52 leider recht.

Sorry, es gibt keine einfache Lösung.
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geschmacksverderber
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von geschmacksverderber »

Kaufen darfst du alles, auch eine Destille,
Ob du die allerdings durch den Zoll bekommst bezweifele ich doch sehr stark. Die wird garantiert einkassiert und du schausr dumm aus der Wäsche. Destille weg und Geld weg.
Also Bau dir lieber was. Am bestens mit einem elektro einkocher oder aus einem großen Topf mit separater Kochplatte drunter.
Bei Gas beheizt sei vorsichtig, du wärst nicht der erste schwarzbrenner dem die Destille und das Gebäude durch austretende und entzündete alkoholdämpfe abgefackelt ist.
mit Bacon schmeckt alles besser, nur der Whisky nicht
Schmiedinger
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von Schmiedinger »

@derwo
Danke für deine hilfreichen Hinweise. Scheint wohl so zu sein, dass ich da mit meiner Idee auf's erste Mal wohl Schiffbruch erleiden werde, respektive schon erlitten habe. Mir ging es darum aus kostbaren Waldbeeren-Pressrückständen ohne allzu großen Aufwand vielleicht noch etwas "zaubern" zu können ... das scheint am Rührwerk zu scheitern. Soweit denke ich das ich es verstanden habe. Und wie du sagst, wegen einmal alle Jahre mal brennen, gleich voll in die Thematik einzutauchen, und da deshalb gleich zum Kesselschmied zu werden, das wäre wohl so, wie mit Kanonen auf Spatzen zu ballern. Lege das ganze Thema mit dem selber brennen deshalb mal ad Acta. Deine Hinweise haben mir jedenfalls geholfen Geld zu sparen und Enttäuschungen einfahren zu müssen. Die Hinweise zur besseren Nutzung mit höherprozentigem Ansatzkorn und einer zweiten Pressung waren auch sehr wertvoll. Danke dafür.

Liebe Grüße aus dem Österreich, Schmiedinger

Ps.: In den nächsten 4-8 Wochen macht wohl niemand mit einer mobilen Rührwerkdestille zufällig Urlaub in Kärnten und hat nichts besseres zu tun als ein paar Kilo Heidelbeertrester zu veredeln ?
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derwo
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von derwo »

Der Vollständigkeit halber:
Anstelle mit einem Rührwerk könnte man solche Reste auch mit Wasserdampfdestillation, Vakuumdestillation oder einem Mantelkessel brennen. Gibt es aber meines Wissens ebenfalls nicht so einfach zu kaufen.
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geschmacksverderber
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von geschmacksverderber »

Mantel Kessel hab ich schon probiert,
allerdings drucklos und mit Wassermantel.
Funktioniert, aber dauert halt lange. Denn Wasser in einem offenem Gefäß ohne Druck erreicht halt nun mal nicht mehr wie 100 Grad.
Mit Öl wollte ich nicht war mir die Sauerei nachher mit dem saubermachen zu viel.
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Schloßgeist
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Re: Brennen von Beeren-resten von Ansatzlikören

Beitrag von Schloßgeist »

Hallo Schmiedinger,

Als Alternative zum Selbstbau: nicht in allen EU-Ländern sind so harte Schnapsgesetze wie in DE und AUT.
In Ungarn sind bis zu ~100 Liter erlaubt für die Brennblase für Privatnutzung. Bei Kauf innerhalb der EU bekommt auch der Zoll nichts mit. Ich hab vor einiger Zeit mal was gepostet zu Destillen aus der EU. Ungarn war da vom Versand und der Qualität passend und es gibt gute Größen mit guten 10l Inhalt.

Hoffe die Reste sind nicht schon auf dem Kompost gelandet. 8o)

Schönen Gruß
Schloßgeist