Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

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Kowelix
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Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Hallo in die Runde,

wie schon in meinem Vorstellungsposting https://hobbybrennen.ch/viewtopic.php?p=14672#p14672 geschrieben, möchte ich mich unter die Geheimbrenner begeben 8-)

Ich werde hier in den Thread meine Schritte dokumentieren und Fragen sammeln, die ich so (durch lesen und Suchen im www) nicht beantwortet bekommen habe.

Hier also noch einmal die Randdaten meiner Destille, damit ihr nicht immer zwischen den Threads wechseln müsst:

-15L Schnellkochtopf ohne Dichtung mit Spanndeckel
-30cm Steigrohr Durchmesser 22mm
-60cm Liebigkühler
-Messing und Rotgussfitting am Übergang Deckel (Hut) zum Steigrohr, ist halt erst einmal so
-3500W Yota Induktionskochplatte
-Elektronisches Einstichthemometer im Silikonkorken (Problem? Sollte der besser durch einen Korken -Natur, nicht geklebt- ersetzt werden?)

Ziel: Einmal im Jahr eine Maische (Getreide, kein Obst) zum Brennen ansetzen und so drei Flaschen Hochprozentigen zu erhalten. Ob ich mit einem Brand auskomme, oder zweimal brennen muss, muss sich zeigen. Ich kann nicht einschätzen, welche Effizienz die Destille haben wird.

Zuerst hatte ich vor, im Wasserbad zu destillieren, aber da der Übertopf oben offen ist, geht das wohl wegen dem Temperaturverlust nicht. Letztlich ist die Kochplatte aber auch gut regelbar und ich hoffe, es geht auch so. Zur Not hätte ich aber auch noch einen großen Weck Deckel, wo ich ein Loch für das Steigrohr schneiden könnte... Abwarten.

Ok, jetzt zum nächsten Schritt, der Reinigung.

Ich habe mir ein cu-Reinigungsvlies gekauft und werde das Steigrohr und den Liebigkühler damit (und Spüli mit Wasser) polieren. Danach spülen und den Essigbrand und den Brand mit dem Wein durchführen.

Frage: Welchen Essig kann ich nehmen? Ich habe gelesen, Brandweinessig mit 5% sollten ok sein. Kann ich auch einen mit 10% nehmen und muss ich den dann ggf. stärker mit Wasser verdünnen, so dass ich wieder auf 2,5% komme? Wie viel Liter sollen es sein? Die Brennblase hat ein Volumen von 15L... Ich denke, es kommt hier doch nur auf das Steigrohr und das Geistrohr im Liebigkühler an. Nehme ich normales Wasser, oder destilliertes Wasser zum Verdünnen?

Ich denke, beim Wein ist es egal, welchen ich nehme. Schwefel ist da wohl überall drin...

Danke und beste Grüße, Kowelix
Zuletzt geändert von Kowelix am 14. Mär 2022, 12:04, insgesamt 1-mal geändert.
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

Hallo Kowelix,

Silikon ist nicht dampfresistent, aber ob das einen vergiftet, das weiß ich auch nicht. Wie du am besten anders das Thermometer installierst, hängt von deinem Werkzeug ab. Du wirst weichlöten? Dann könntest du anstelle des T-Stücks für den Silikonstopfen einfach einen 90°-Winkel nehmen und dort ein 6mm-Loch reinbohren und ein kleines 6mm-Kupferröhrchen reinlöten (2cm Länge oder so). Mit 1mm Wandstärke hat das dann 4mm Innendurchmesser. Um das Thermometer wickelst du einen Knubbel aus Teflonband, am besten etwas länger als in der Länge des Kupferröhrchens, den du gerade noch so reinstecken kannst. Und bei jeder Neuinstallation des Thermometers opferst du noch ein kleines Stück Teflonband, um rundherum den etwas rausstehenden Knubbel und das Röhrchen gemeinsam zu umwickeln.

Du wirst sicher mehrmals brennen müssen. Wenn du nur Bierstärke hast, also 5vol% oder so, dreimal.

Ein Wasserbad brauchst du für einen Bierbrand nun wirklich nicht. Bier schäumt zwar, anbrennen tut es aber nicht.

Für die Reinigung hätte ein Plastikreinigungsvlies, mit dem man Kupfer vor dem Löten reinigt, auch gereicht.

Welchen Essig und welches Wasser du nimmst, ist egal, hauptsache du hast dann so 2.5% Säure. Ich würde schon so 4l einfüllen und 2.5-3l rausbrennen.
Vermische dann das Destillat wieder mit dem Kesselinhalt und bewahre es fürs nächste mal auf.

Wein nimmt man nicht wegen sondern trotz des Schwefels. Wein ist einfach eine billige Alkoholquelle. Nimm mal mindestens 6l und brenn 3l raus.
Hier bewahre nur das Destillat fürs nächste mal auf.

Lass bei beiden Bränden mal die Kühlung ausgeschaltet, damit der Dampf auch an das Ende des Kühlers kommt. Das stinkt dann etwas.

Wie baust du den Liebigkühler?
Kowelix
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Hallo Wo,

danke für die Antwort!

Die Destille ist doch soweit fertig, der Silikonstopfen sitzt ganz oben.
Da würde ich jetzt ungern was neu löten müssen. Korken sollte doch passen, oder?

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Hier siehst Du auch den Liebigkühler ;)

Zum Rezept wollte ich eigentlich erst später kommen (alles Schritt für Schritt), aber im Grunde
wollte ich mich grob an diesem Rezept orientieren. Allerdings würde ich ca. 4kg "Golden Promise" Malz
nehmen und das Rezept etwas herunterskalieren. Die Maische dann aber auch mit Zucker ansetzen, so
dass ein höherer °Brix (so 18-20) herauskommt, um Vergoren zu werden.

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(Quelle Hobbybrauerforum)
Zuletzt geändert von Kowelix am 14. Mär 2022, 12:37, insgesamt 2-mal geändert.
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

Ok, dann kann es ja losgehen.

Bisschen unsicher bin ich mir mit dem Deckel. Ich kenne diese Art von Schnellkochtöpfen nicht, weiß daher nicht, ob das dicht ist. Ein Dampfleck entdeckt man gut mit einem Suppenlöffel, den man an die Dichtungsstellen hält. Er beschlägt sofort, wenn Dampf austritt.

Auf dem Bild schaut für mich das Steigrohr wesentlich dicker als 22mm aus. Ich hätte auf 28 oder 35mm geschätzt.
Der Liebig hat innen nur 15mm?
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Richtig, Liebigkühler hat 15mm!

Beim Testlauf mit Wasser war alles dicht, ich hoffe, mit anderen Inhalten dann ebenfalls.

Alles klar, dann reinige ich heute mal mit Vlies und mache in den nächsten Tagen die Reinigungsbrände.

Der "scharfe" Durchgang folgt dann in ein paar Wochen, wenn alles parat ist und der Gärkessel wieder
frei ist :ugeek:

Danke für die Hilfe hier!

Grüße, Kowelix
Zuletzt geändert von Kowelix am 14. Mär 2022, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

Ok, dann ist das alles eher klein dimensioniert. Das bedeutet, du musst recht langsam destillieren.
Vor allem beim Essigbrand und am Ende vom Weinbrand wird der Kühler eventuell ventilieren und die Destille wackeln. Reduziere dann das Kühlwasser so weit, wie es halt geht, ohne daß das Destillat zu warm ist. Wenn das Problem immer noch besteht, musst du die Heizleistung weiter reduzieren.
Je weniger Heizleistung du verwendest, desto mehr lohnt sich übrigens eine Kesselisolierung.
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Ok, Kesselisolierung habe ich noch von der Maischepfanne übrig,

Macht Sinn :+1:

Zu den genauen Temperaturschritten komme ich dann, wenn es soweit ist (und ich mehr gelesen habe).
Kowelix
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Hallo in die Runde!

Am Wochenende war es soweit, ich habe den Essigbrand und den Weinbrand erfolgreich hinter mich gebracht. :+1:

Im Großen und Ganzen hat es gut geklappt, das Setting funktioniert soweit. Ich habe destilliert und zwischendurch immer mal eine Stunde lang die Kühlung ausgeschaltet, damit der Reinigungsdampf bis ganz nach hinten kommt. Insgesamt waren es so 6h.

Ich vermute aber, dass meine 3,5 KW Induktionsplatte dann doch etwas zu überdimensioniert ist. Selbst, als ich sie auf 500 W heruntergeregelt habe, kam mit dem Destillat auch immer etwas Dampf mit raus. Auch ging das immer schubweise. Also ein paar Sekunden nix, dann heizen und Destillat mit Dampf. Ich hatte hier im Forum gelesen, dass dies mit der Funktionsweise der Induktionsplatte zusammenhängt, diese also die Erwärmung des Topfes stoßweise vornimmt.

Da bin ich jetzt unsicher, ob diese Platte die richtige Lösung für den Destillationsvorgang ist. Zum testen habe ich noch unser normales Küchenkochfeld und eine weitere kleinere Induktionsplatte. Wobei die Funktionsweise der Induktion ja wohl ähnlich sein dürfte.

Hier einmal ein Bild vom Aufbau.
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Der Karton dient nur der Abstützung des Liebigkühlers, hier werde ich mir noch eine Halterung fertigen...

Auch schienen mir 500 W Heizleitung an der untersten Stufe immer noch zu viel zu sein, die Temperatur lag immer über 90°C und ging dann stoßweise hoch auf 97°C/98°C. Ausgehend vom Wein (lt. Packung 10%vol.) hatte ich nachher im Destillat 35%vol. Für einen Raubrand normal, denke ich.

Geschmacklich lag ich im Mittellauf schon recht deutlich bei einem Weinbrand, hätte ich bei dieser Art der Konstruktion gar nicht erwartet. :)

Mal schauen, vielleicht mache ich daraus noch einen Feinbrand, um das Handling auf einer anderen Platte zu testen und mehr Routine zu bekommen...

Der Topf ist übrigens dicht.
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

6h Reinigungsbrand, gründlich, gründlich! :+1:

Aus dem Kühler kam Dampf, obwohl das Kühlwasser angeschaltet war? Mit was für einer Temperatur hat das Wasser den Kühler etwa verlassen? Welche Richtung fließt das Kühlwasser, von unten nach oben? Wie viel Kühlwasser etwa? Was wäre passiert, wenn du einfach mehr Kühlwasser genommen hättest? Hat der Topf einen dicken Boden?

Daß die Temperatur bei Wein von Anfang an über 90°C ist, ist aber logisch. Der Siedepunkt von Wein mit 10vol% ist nun mal bei etwa 92.5vol% bei Normaldruck.
Kowelix
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Hallo und danke für die Rückmeldung! Das mit der Temperatur beim Wein leuchtet ein! ;)

Das Wasser aus dem Kühler läuft von unten nach oben und wurde von mir nicht groß nachgekühlt. Die Temperatur dürfte schon um 35 Grad Celsius gehabt haben. Das Wasser war in einem kleinen Handwaschbecken.

Dein Tipp weiter oben war ja, die Kühlleistung beim Ventilieren herunterzufahren, so dass ich das bewusst so gelassen habe. So recht wusste ich nicht, was Du mit Ventilieren meinst, da habe ich den austretenden Dampf neben dem Destillat mal als solches interpretiert…
Aber mit richtig kaltem Wasser muss ich es mal probieren. Sinn machen würde es, als die Pumpe aus war, kam da eine richtige Wolke raus. Aber auch immer stoßweise…

Die Förderleistung der Pumpe müsste ich einmal auslitern, aber ich habe sie schon heruntergeregelt, soweit möglich.
Geschätzt würde ich sagen, so um 5L/min…

Topfboden liegt bei 10mm, von außen gemessen.
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

Mit 35°C bekommt man natürlich auch höchstens 35°C warmes Destillat. Ein kleines Handwaschbecken dürfte als Reservoir bei weitem nicht ausreichen bei 6h Brenndauer mit 500W.
Normalerweise nimmt man entweder ein großes Reservoir oder wechselt das Wasser öfters, oder man nimmt halt gleich einfach die Wasserleitung.

Mit Ventilieren meine ich eher ein Hecheln. Du meinst nur, daß halt mehr Destillat kommt, nachdem sich die Platte eingeschaltet hat, und dann weniger, nachdem sie bageschaltet hat, oder?
Ich finde nicht, daß du die Kühlleistung heruntergefahren hast oder unten gelassen hast. Wenn die 5l/min halbwegs stimmen, dürfte sich das Wasser kaum erwärmen, also oben und unten im Kühler fast gleichwarm sein. Das ist wahnsinnig viel Kühlwasser.

Der Kühler ist ein bisschen klein, aber daß er bei 500W schon Probleme bekommt, das muss irgendeinen anderen Grund haben.

Daß der dicke Boden das Schalten der Herdplatte nicht wenigstens halbwegs puffert, wundert mich etwas. Aber vielleicht ist das was Induktionspezifisches.
Kowelix
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Ich prüfe das noch einmal. :)

Aber ja, genau so meinte ich das. Platte schaltet, Maische kocht auf und Destillat mit Dampf kommt aus dem Geistrohr des Liebigkühlers. Ist ähnlich wie bei Emma aus dem Lummerland, nur langsamer. :D

Ich habe ja noch das Destillat vom Wein. Da kann ich mit mehr Kühlwasser und einer 2KW Platte noch einmal einen
neuen Versuch starten.

Ich halte Euch, bzw. Dich auf dem Laufenden.

Und danke, dass Du dabei bist!
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Alk52
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Alk52 »

Kannst Du mal die tech. DAten der Induktionsplatte oder die genaue Bezeichnung posten?
Nichts ist ohne Grund.
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Welche Platte meinst Du?

Die 3,5 KW ist die Yato (YATO Induktion Kochplatte 3500W YG-04700) mit Drehregler.

Die 2 KW ist eine Elron IK2010 mit Folientouch Tastern.

Die Yato ist top zum Brauen mit Brausteuerung, da sie bei Stromunterbrechungen die eingestellten Werte behält und eine hohe Effizienz im Vergleich zu anderen Platten (Hendi) hat. Die Elron ist gut für Nachgüsse, weil sie eine eingestellte Temperatur recht gut ansteuert.
Kowelix
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Guten Morgen in die Runde!

So, das Projekt schreitet voran. Am Vatertag habe ich eine Würze mit 20Litern und 18,5°Plato produziert.
Gestern lag das Produkt bei 2,3°Plato/23°Celsius, so dass ich von ca. 8,8%vol.Alc. ausgehe.

Ich habe dann zwei je 10Liter langsame (3-4h) Destillationsdurchläufe gemacht, den Vorlauf nach Geruch und Temperatur (80°Celsius)
abgetrennt und bis 40% vol.Alc./94°Celsius heruntergebrannt. Die Regelung via Induktion auf dem normalen Kochfeld in der Küche ging
sehr gut, ich konnte ganz fein regulieren, so dass die Temperatur nicht zu hoch schoss und das Produkt stetig tropfte, bei einer Kühlung um 20°Celsius. Ergebnis: 2mal 1,1 Liter zu 47/48% vol.Alc. :+1:

Das scheint mir ok von der Ausbeute her zu sein, auch wenn es mir wenig vorkommt. Rechnerisch jedoch passt es.

Heute werde Wasser destillieren, um Flüssigkeit zum Verdünnen zu bekommen, wobei ich mich frage, ob das bei 47/48% vol. Alc. nötig ist, Alkohol ist ja auch ein Geschmacksträger und Verdünnen ist so eine Sache.... ;)

Frage an Euch: Sollte ich nun noch ein zweites mal brennen? Kopf und Schwanz sollte ich doch eigentlich schon abgetrennt haben.
Wenn ich noch einmal brenne, wird das Endprodukt neutraler vom Geschmack und hochprozentiger werden, denke ich.

Aber welche Menge kann ich bei 2,2Litern Ausgangsprodukt wohl erwarten? So um 1Liter mit 90%vol.Alc.?

Was meint Ihr, sollte ich jetzt machen?

Danke und Grüße
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

Deine Maische scheint mir eher 9-10vol% zu haben. Was ist es denn? Zuckerwasser oder Malzmaische? WAs solle s werden? Neutralalkohol? Whisky? Und womit hast du gemessen? Spindel oder Refraktometer?

Bei so einer Alkoholtärke ist es eigentlich klar, daß man mindestens doppelt brennt. Und dann plant man das von Anfang an so, also keine Vorlaufabtrennung und ein Sammeln des gesamten Alkohols beim ersten Brand. das bedeutet, nicht 1.1lt sondern eher so 2.5lt Raubrand sammeln. viewtopic.php?t=53

Verdünnen zwischen den bränden würde ich höchstens, wenn es Neutralalkohol werden soll. Aber auch da ändert es glaube ich nicht viel.

90vol% bekommst du mit 45-50vol% im Kessel nur mit einer Refluxanlage.
Ich denke du wirst im Mittellauf anfags so 80vol% haben und am Ende etwas weniger.
Kowelix
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Hallo derwo,

das Rezept steht ja ganz oben ;)

Es war eine aufgezuckerte Malzwürze, die dann mit einer belgischen Abbyhefe über 2 1/2 Wochen vergoren wurde.
Und es sind 2,2Liter Destillat aus 20Litern Würze, das Ziel soll ein Whisky werden.

Würze gemessen mit Spindel, Destillat gemessen mit Refraktometer.

Aus dem Thread bin ich nicht ganz schlau geworden, ich war mir nicht sicher, wie weit ich herunterbrennen kann. Bis 97°C?

Also gut, dann noch einmal brennen.

Was meinst Du, bekomme ich später heraus?
Feinbrand wieder genau wie die ersten Brände? Also Vorlauf 78-80°C nach Nase abtrennen und dann bis 94°/40% das Herz sammeln?

Danke für Deine Hilfe! :)
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

Ach ja, in deinem zweiten Beitrag steht das Rezept.
Es ist halt ein aufgezuckertes Bierrezept. Also schonmal zwei Fehler. ;)
Schmeckt dir Bier mit oder ohne zugegebenen Zucker hergestellt besser? Und das Rezept zielt auf einen Restzuckergehalt ab, und das Eiweiß zu entfernen ist erstens unnötig und zweitens reduziert es die Komplexität des Whiskies, wobei man das eventuell auch als positiv empfinden kann (Eiweiß wird als Nährstoff von der Hefe verstoffwechselt und führt dann zu einer erhöhten Menge an höheren Alkoholen und damit zu einem anderen Esterprofil), wird aber von keiner Brennerei gemacht.

Sowas wie 10vol% ist durchaus zu erreichen auch ohne Zuckerzuagbe und ohne irgendwie spezielle Bockbiertechniken. Man muss beim Maischen halt dafür sogen, daß der Zucker dann komplett vergärt wird, also die Enzyme am Leben lassen. Und relativ dick maischen, das stimmt. Typisch sind eher 8vol% für Whisky, also dann halt etwas dünner gemaischt aber schon so, daß kein Zucker übrigbleibt. viewtopic.php?t=79

Ich traue eher deinem Messzylinder als deinem Thermometer. Außerdem weiß ich nicht deinen Luftdruck. Deswegen empfehle ich keine Temperaturen als Orientierungshilfe zum Abtrennen sondern Mengen. Also du hättest wie gesagt etwa 2.5lt aus 10lt sammeln sollen. Bzw mehr, da ich nun weiß, daß es Whisky und nicht Neutraler werden soll. Zumindest bei der angegebenen Alkoholstärke.
So machen da auch die großen Brennereien: viewtopic.php?t=827
Aus 100lt Maische wird im Schnitt 30-35lt Raubrand geholt. Dieser dann mit dem Nach- und Vorlauf der letzten Runde zusammen feingebrannt. Vorlauf kann man als Orientierung einfach 1% des Kesselinhalts nehmen. Also wenn du 10lt beim Feinbrand im Kessel hast, 100ml Vorlauf. Da gibt es aber große Unterschiede, die amerikanischen Hobbybrennen überbieten sich gegenseitig im Vorlaufabtrennen und dagegen bei den amerikanischen großen Bourbons wird gar kein Vorlauf abgetrennt. Daraus, daß es so große Unterschiede gibt, kannst du zumindest mitnehmen, daß es gar nicht so heikel ist, wie du vielleicht denkst, sondern eher eine Charakterfrage: Magst du fruchtigen Whisky, dann trenne wenig ab, magst du milden Whisky, trenne mehr ab. Ardbeg verwendet auf den Vorlauf nur 1.9% der Destillationsdauer, Laphroaig stolze 15%. Und das schmeckt man. Schenkt man einen Laphroaig ein, riecht man nur Rauch, schenkt man Ardbeg ein, einen anderen Rauch und zusätzlich Citrusaromen.

Bei 94°C/40vol% bist du längst im Nachlauf. Bei einem Feinbrand, also hohen vol% im Kessel wirst due sehr lange sehr niedrige Temperaturen haben. Wenn du 30vol% im Kessel hast, wirst du für Whisky schätzungsweise bei aktuell 60vol% abtrennen, wenn du 35vol% im Kessel hast, eher bei 63vol%.
Brenn dann runter bis etwa 0vol% und bewahre es auf. Irgendwann kannst du das nochmal verwenden.
Kowelix
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Danke für die sehr spannende Rückmeldung!

Ich bin ja in Koblenz, also 65m über n.N.
In wie weit sich das jetzt schon ausmacht, kann ich nicht sagen, da bin ich noch zu grün hinter den Ohren 🤓

Ok, dann habe ich doch wieder was falsch gemacht und doch einen Raubrand erzeugt und diesen nicht zu Ende geführt. Dabei dann Material verschenkt. Nächstes Mal besser!

Das bedeutet, ich mache als nächsten Schritt einen Feinbrand, heize langsam hoch und trenne noch einmal einen möglichen Vorlauf ab (sollte noch welcher vorhanden sein).
Dann sollte ich lange bei mittlerer Temperatur den Mittellauf haben, den ich dann bei 63% abbreche (?) und den Rest als Nachlauf bis 0 herunterbrenne und aufbewahre. Richtig?

In Deinem Beispiel oben hast Du geschrieben, dass bei 30% bei ca. 60% Schluss ist, bei 35% so bei 63%.
Ich habe ja im Kessel 48%, wo sollte ich dann den Mittellauf stoppen? Auch bei ca. 63%?

Vielen Dank für den Support!!
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

65 Höhenmeter machen nicht viel aus. Der Siedepunkt von Wasser ist dann normalerweise bei 99.8°C.
Rechner/HoehenmeterLuftdruck.html
Rechner/DruckabhaengigkeitvonSiedepunkten.html

Für deinen Fall habe ich keine Erfahrungswerte. Ich schätze, daß pro 10lt in der Destille 4-4.5lt Mittellauf gut wäre. Der aktuelle Alkoholgehalt beim Ende des Mittellaufs wird da noch bei über 70vol% sein. Du hast dann einen relativ sauberen (langeweiligen?) Whisky mit knapp 80vol% gemacht. Das kannst du nicht mehr ändern. Dafür ist das frühe Abbrechen beim ersten Brand verantwortlich.
Vorlauf würde ich keinen nochmal abtrennen. Höchstens ein Stamperl, um den Kühler zu reinigen.
Sammel nach dem Mittellauf den Nachlauf, bis kein Alkohol mehr kommt, und bewahr ihn auf fürs nächste mal.
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Guten Morgen!

Ok, übersetzt bedeutet dies für mich, dass ich meine 2,2 ltr. langsam erhitze, den Vorlauf etwas abtrenne und dann ca. 1 ltr. Mittellauf destilliere.
Den Rest brenne ich weiter herunter und füge dies einem späteren Brand wieder hinzu. Richtig?

Für das nächste Mal werde ich aus den 20 ltr. Würze zwei Batches zu 10ltr erst einmal zu ca. 5ltr. Raubrand verarbeiten und diesen dann Feinbrennen.
Kann ich beim Raubrand denn die Temperatur eher etwas höher wählen? Hier habe ich es nur stetig tropfen lassen, das hat lange gedauert...
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

Kowelix hat geschrieben: 14. Jun 2022, 09:11 Ok, übersetzt bedeutet dies für mich, dass ich meine 2,2 ltr. langsam erhitze, den Vorlauf etwas abtrenne ein paar ml halt und dann ca. 1 ltr. Mittellauf destilliere. aber am Ende schön in einzelne kleine Gläschen, dann alle halbwegs verdünnen und die nächsten Tage sensorisch entscheiden, was Mittellauf ist. So mache ich das auch heute noch. Oder den ganzen Brand in kleine Gläschen. Der Lerneffekt ist immens.
Den Rest brenne ich weiter herunter und füge dies einem späteren Brand wieder hinzu. Richtig? Ruhig auch den Vorlauf. Getreidenach- und vorläufe kann man gut wieder in den nächsten Whisky einschleusen oder man macht irgendwann aus gesammelten Resten einen sehr guten Vodka mit einer Refluxdestille. Obstnachläufe sind leider nicht so gut. Das wird bei mir immer nur zu Neutralalkohol verarbeitet.

Für das nächste Mal werde ich aus den 20 ltr. Würze zwei Batches zu 10ltr erst einmal zu ca. 5ltr. Raubrand verarbeiten und diesen dann Feinbrennen. Für Whisky eher 6-6.5lt sammeln. Zumindest, wenn du 8vol% oder mehr in der Maische hast. 5lt wäre ein guter Wert bei vielleicht 6vol%.
Kann ich beim Raubrand denn die Temperatur eher etwas höher wählen? Hier habe ich es nur stetig tropfen lassen, das hat lange gedauert... Du meinst die Temperatur an der Kochplatte, gell? Die Temperatur im Kessel kannst du ja nicht wählen, die wird vom Alkoholgehalt vorgegeben. Ja, du kannst den Raubrand schneller brennen, es darf halt nicht überkochen. Über kurz oder lang wäre eine Leistungssteuerung der Herdplatte besser als eine Temperatursteuerung.
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

Du bist super!

Danke! :+1:
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von Kowelix »

So, Feinbrand ist erledigt! :)

Ich habe es genau so gemacht, wie Du vorgeschlagen hast. 700ml en Block aufgefangen und den Rest in kleine 200ml Gläschen, die ich nur zur Hälfte gefüllt habe. Ab Gläschen vier (also genau nach einem Liter Destillat) kam ein seltsamer Geruch dazu, der immer aufdringlicher und unangenehmer wurde.

Somit habe ich wie es aktuell aussieht 1ltr Destillat mit 86% :+1: (Spindel)
Destilliertes Wasser habe ich auch vorbereitet, so dass ich wohl auf 2ltr mit 43% kommen sollte.

Das ist ok für mich für den ersten Versuch, auch wenn es sehr lange gedauert hat, rund 7h!
Ich hatte die Herdplatte zunächst auf II, aber dann gab es pro Sekunde nur einen Tropfen, auf Stufe III tröpfelte es flotter, ohne dass die Temperatur hochschoß.

Auf welcher Geschwindigkeit destilliert ihr so?

Und jetzt, wo ich den Nachlauf rieche, frage ich mich, warum ich den noch für einen weiteren Brand aufheben sollte.
Was bringt das? Mehr Komplexität im nächsten Brand?

Wenn es alle machen, kann es ja nicht falsch sein :lol:
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derwo
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Re: Von der Destille zum ersten Brand, Fragen

Beitrag von derwo »

7h ist schon sehr lange, aber geschadet haben wird es glaube ich nicht.

Verkoste das destillierte Wasser erstmal, bevor du es verwendest. Es kann sein, daß es etwas müffelt. Wenn ja, musst du halt demineralisiertes Wasser aus dem Baumarkt oder Drogeriemarkt holen.