Erster Brand

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
Alkfred
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Erster Brand

Beitrag von Alkfred »

Hallo zusammen, das hier wird mein erster eigener Beitrag im Forum, nach dem ich mich wochenlang still durch die bestehenden Threads gelesen habe. Ich bin, wie viele andere hier auch, ein absoluter Neuling auf dem Gebiet des Schnappsbrennens. Jedoch stelle ich seit einigen Jahren eigene Weine und Biere her und probiere mich deshalb seit einiger Zeit an diesem neuen Thema.
Nach viel Planung und Recherche, sowohl in diesem Forum als auch in anderen, habe ich mir eine eigene kleine Destille gebaut. Diese besteht aus:
- 10l Edelstahltopf
- 60cm Steigrohr
-50cm Liebigkühler
- Elektrische Kochplatte mit 1500 Watt

Abgedichtet wird alles mit Teflonband und selbst gepressten Teflonringen für Steckverbindungen nach @derwo.
Diese funktionieren wirklich super und sind absolut dicht, vielen Dank für diesen Tipp.

Heute war es dann endlich soweit: Die erste Maische ist durch die Destille gelaufen. Zuerst habe ich eine 18% Zuckermaische als Reinigungsbrand genutzt. Das hat auch erstaunlich gut funktioniert, alles ist dicht und der Kühler ist völlig überdimensioniert (1/4 der Leistung kühlt das Destillat auf ca. 15°C). Aus ca. 7 Liter Maische habe ich so 1 Liter hochprozentigen bekommen, den ich für künftige Reinigungen abgefüllt habe. Anschließend ging es an den ersten richtigen Brand: Eine Kirschen Maische, bestehend aus schwarzen Süßkirschen und aromatischen Wildkirschen, auch mit ca. 18% durfte in 2 Chargen durch die Destille.
Abgetrennt habe ich, anders als eigentlich geplant, rein sensorisch über Geschmack und Geruch und nicht über die Dampftemperatur, die ich sowieso nur ungefähr mit einem günstigen Digitalthermometer hätte bestimmen können. Diese Entscheidung habe ich getroffen, nachdem eindeutige Experten, wie @derwo, das Abtrennen nach Dampftemperatur den Anfängern abgeraten hatten. Falls ich da irgendetwas falsch verstanden habe und irgendwelche Unwahrheiten erzähle, tut mir das natürlich leid.

Aus 7l Maische habe ich also folgendermaßen abgetrennt: ca. 400ml Vorlauf, 1l Mittellauf und 400ml Nachlauf, von dem 200ml in den Mittellauf wanderten. Gleichermaßen verfuhr ich auch mit der 2. Charge und erhielt so ca. 2,4l Raubrand, den ich anschließend einem 2. Brand unterzog. Hier trennte ich wieder ca. 600ml Vorlauf ab (nach Geruch, sodass der stechende Lösungsmittelgeruch völlig ausblieb, lieber mehr als zu wenig), 1,2l Mittellauf und wieder 200ml Nachlauf, den ich wegen des süßen bis sauren Geschmack dem Mittellauf hinzufügte.

Alkoholmessungen habe ich mir fürs erste abgeschrieben, nachdem ich mit günstigen Refraktometern beim Brauen wenig Erfolg hatte und Dichtespindeln nach Recherche-Ergebnissen auch unzuverlässig seien.

Nun kommen wir aber endlich zu den eigentlichen Fragen, weshalb ich diesen Post auch nicht im Vorstellungsunterforum veröffentliche, sondern hier. Falls ich hier falsch bin, freue ich mich natürlich über einen Verweis in ein anderes Unterforum oder eine Verschiebung des Beitrags👍
Ich numeriere meine Fragen einfach mal, vielleicht erleichtert das ja das Antworten😅

1.) Habe ich einen grundlegend falschen Aufbau? Ist das Steigrohr zu lang; sollte noch ein Geistrohr vor den Liebigkühler?

2.) Habe ich das mit der Dampftemperatur richtig verstanden, oder sollte ich doch nach dem Digitalthermometer Abtrennen?

3.) Gibt es günstige Möglichkeiten, den Alkoholgehalt zu messen? Ist ein Refraktometer von Amazon empfehlenswert?

4.) Kommen die Abtrennungswerte so ungefähr hin? Die Angst vor Methanol und co. habe ich mir durch die hilfreichen Threads hier im Forum ein bisschen abgewöhnt, eine rest "Angst" oder zumindest Respekt vor diesen Stoffen bleibt mir aber doch.

5.) Das Hinzuschütten des Nachlaufs nach Geschmack habe ich auch aufgrund anderer Antworten hier im Forum gemacht, ist das gesundheitlich bedenklich? Der Geschmack brachte eine gewisse Süße und Säure in den Brand, die ihn durchaus direkt trinkbar machen😅

6.) Ich habe besonders auf Hygiene geachtet, Kirschstiele entfernt (nicht entsteint?!) und mit turbohefe vergärt. Geht vom Destillat eurer Einschätzung (ich weiß, eine Absicherung ist aufgrund fehlender Informationen natürlich nie möglich) irgendwelche gesundheitlichen Risiken aus? Die selbstgebrannten Schnäpse sollen bei mir auch wirklich nur zu besonderen Anlässen und aller höchsten 2-3 Gläschen pro Woche getrunken werden.
Wäre ein erneutes brennen mit strikter Nachlaufabtrennung empfehlenswert?


7.) Darf man vom Vor- und späten Nachlauf wenige Tropfen abschmecken, um richtig abzutrennen, oder ist das bedenklich?

Entschuldigt bitte erstmal die vielen Fragen, ich bin jedoch wirklich etwas nervös, da mir das Brennen und insbesondere auch der gesamte Arbeitsablauf wirklich Spaß macht, ich jedoch niemanden, auch nicht mich selbst, gesundheitlich gefährden will.
Auch wenn ich viele Vorurteile gegen Selbstgebrannten durch die ganzen bestehenden Threads ablegen konnte, wäre ich froh, wenn ihr mir meine Fragen beantworten könntet, da ich dieses Hobby gerne auch in Zukunft weiterführen wollen würde. Zum Thema Destillenbau und auch zu vielen anderen Unterthemen habe ich mir fast jeden Thread durchgelesen, mir bleiben jedoch immer noch die oben gestellten Fragen, die mir nicht aus dem Kopf gehen.

Ich freue mich über jede Antwort und Hilfe!
Viele Grüße,
Alkfred.
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derwo
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Re: Erster Brand

Beitrag von derwo »

Hallo Alkfred,

400ml Vorlauf aus 7lt Maische ist sehr sehr viel Vorlauf. Da kann irgendwas nicht stimmen. Da du mit Gärung ja Erfahrung hast, denke ich, daß du einfach keine guten Entscheidungen beim Brennen getroffen hast. Irgendwas hast du als Vorlauf interpretiert, was aber keiner ist.
Und dann hast du entschieden, daß es ein Raubrand war und zwei davon vereinigt und nochmal 600ml Vorlauf abgetrennt.
Normalerweise macht man die Raubrände ganz ohne Schnitte, also pro 7lt Maische mit 18vol% hättest du so 2.5-2.8lt Destillat geholt und das dann ein zweites Mal gebrannt. viewtopic.php?t=53
Generell kannst du nicht erwarten, daß du mit einer Potstill einen wirklich sauberen Neutralen bekommst, egal wie viel Vor- und Nachlauf du abtrennst. Helfen tun dann Aktivkohle und eine pH-Erhöhung zwischen Rau- und Feinbrand.

1) Alles ok
2) alles ok
3) Nimm kein Refraktometer. Ich empfehle entweder eine etwas längere Spindel mit Skala von 30-60vol% (20€? + Glaszylinder) oder -etwas teurer aber genauer und geeignet für 0-100vol%, und auch für Zuckerlösungen geeignet- ein 50ml-Pyknometer mit elektronischer Feinwaage (100g mit 1mg-Einteilung) (insg. ab so 50€?). Zusätzlich in jedem Fall ein möglichst genaues Thermometer. Kann ja das gleiche sein, welches du dann auch für die Destille verwendest.
4) Schon beantwortet.
5) Bei deinem Bier und Wein trinkst du ja auch den Vor- und Nachlauf mit.
6) Die Kirschsteine hätte ich entfernt, da das Destillat mir sonst zu stark nach Marzipan/Amaretto schmeckt. Gesundheitsschädlich soll das Marzipanaroma auch sein. Aber käufliche Destillate sind auch nicht wirklich gesund. Du überschätzt den Unterschied unserer Methoden und der der Profis.
7) Sie Antwort auf Frage 5. Und im Magen verteilt sich das dann. Verdünnen sollte man aber vor dem Verkosten, vor allem den Vorlauf. Unverdünnt schmeckt man auch weniger. Zumindest Vorlauf kann man zudem auch ganz gut erstmal nur mit der Nase abtrennen.
Alkfred
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Re: Erster Brand

Beitrag von Alkfred »

Vielen Dank für die schnelle Antwort! Das mit der Vorlaufabtrennung habe ich mir so schon gedacht, da es mein erster Versuch war, habe ich aber vorsichtshalber doppelt den Vorlauf abgetrennt, da mir Qualität (und vor allem Sicherheit) viel wichtiger sind, als Quantität. Die Kirschsteine habe ich mitvergoren, da das in den Themen zu Kirschwasser empfohlen wurde🤷‍♂️ Ich mag das Marzipanaroma eigentlich und die Menge an Amygaldin/ Blausäure ist bei ganzen Kernen anscheinend vernachlässigbar.

Die Angst vor dem Vorlauf/ Fuselalkoholen wird in den Medien und "Horrorstories" aus dem Ausland über Jahre geschürt und bleibt mir leider immer noch etwas... Gibt es jemanden im Forum, der tatsächlich Mal zu viele Vorlaufstoffe im Destillat hatte und beispielsweise schwere Kopfschmerzen/ Katererscheinungen davongetragen hat? Oder sind die Mengen dafür bei normalem Konsum viel zu klein?
Um nochmal zu der Abtrennung zurückzukommen:
Tatsächlich hatte ich nur bis etwa 200ml Vorlauf den starken Lösungsmittelgeruch. Dannach kam jedoch besonders starkes Destillat, das viel Alkohol, jedoch wenig Geschmack mit sich brachte. Diesen habe ich zur reinen Vorsorge auch abgetrennt und nutze ihn als Reinigungsalkohol. Auch will ich auf keinen Fall irgendwie versuchen einen echten Neutralalkohol mit einer Potstill zu brennen. Das habe ich nach einigem Lesen direkt abgeschrieben. Ich will sowieso lieber sehr geschmackvolle Obstbrände, die in kleinen Mengen zum Genuss getrunken werden.

An eine solche Spindel hatte ich auch schon gedacht, Glaszylinder und andere Messspindeln sind sowieso schon im Haus.

Eine Frage zum Thermometer bleibt mir aber trotzdem: Ist das Abtrennen nach Dampftemperatur jetzt doch eine gute Idee, oder hat die Messung einen anderen Grund? Mein Digitalthermometer ist nach Vergleichswerten recht genau und leistet beim Bierbrauen gute Dienste. Ist so etwas überhaupt geeignet oder muss ich mir ein noch genaueres Thermometer zulegen? Spielen Abweichungen von 1-2°C eine Rolle?

Und die wichtigste Frage die mir bleibt: Gibt es irgendwelche Rahmen für die Abtrennung? Auf diversen Internetseiten, die hier jedoch schon zuteilen als Falschinformationen entlarvt wurden, stehen Angaben wie:
25% Vorlauf, 35% Mittellauf und 40% Nachlauf. Das kam mir direkt etwas viel vor. Auch wenn die Abtrennung hauptsächlich sensorisch erfolgen sollte, würde ich mich über ungefähre Richtwerte zur Absicherung freuen.

Entschuldigt bitte die vielen Fragen, doch wie schon gesagt habe ich mir fast das gesamte Forum mehrfach durchgelesen, bin aber jetzt bei den ersten Bränden trotzdem unsicher. Vielleicht ist das aber auch einfach eine Gewöhnungssache und völlig normal.

Vermutlich schreibe ich auch gleich noch einen kleinen Vorstellungsbeitrag in den Anfängerbereich und freue mich weiterhin über jegliche Hilfen und Anregungen und natürlich auch über weiterführende Antworten zu meinen Fragen👍

Viele Grüße,
Alkfred.
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derwo
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Re: Erster Brand

Beitrag von derwo »

Du überschätzt das Thema Sicherheit. Wie gesagt, bei Wein und Bier wird alles getrunken, alle Vor- und Nachlaufstoffe. Ein Destillat hat in jedem Fall ein gesünderes Verhältnis von Vor- und Nachlauf zu Alkohol.

Mitgären kannst du die Steine gerne, mitbrennen würde ich sie nicht. Empfohlen wird oft einen kleinen Teil der Steine mitzubrennen. Blausäure zu unterdrücken ist jedenfalls ein viel größeres Thema der Spirituosenindustrie in den letzten Jahren als Methanol.

Die Horrorstories kommen immer von Panschereien, also daß zB Schnaps mit Methanol gestreckt wurde, um Geld zu sparen.

Das starke Destillat am Anfang ohne besonderen Geschmack hättets du vielleicht mal verdünnen müssen, bevor du es als geschmacklos einschätzt. Normalerweise ist dieses Destillat das beste und interessanteste.

2°C Abweichung, dann bringt dir das Thermometer wenig. 1°C passt schon eher. Hat es eine 0.1°C-Kommastelle?
Für mich ist das Thermometer beim Destillieren eine Orientierungshilfe. Es erspart mir etwas Arbeit. Ich muss weniger verkosten und in kleine Fraktionen aufteilen dank des Thermometers. Außerdem kann ich mir eine Temperatur sehr gut notieren und dann vergleichen mit früheren Bränden. Vor allem, wenn man nicht weiß, wie viel Alkohol im Kessel ist.
Brenn mal Wasser und schau, was dein Thermometer anzeigt. Wir haben dann das hier: Rechner/Thermometerfehler.html

Bei aromatischen Bränden würde ich normalerweise nicht mehr als 1% des Alkohols als Vorlauf abtrennen. Und ich erhoffe mir 60% des Alkohols als Mittellauf. Bei hohen vol% im Kessel wird man leicht verführt, mehr Mittellauf zu sammeln, verdünnt aber damit dann leicht das Aroma. Bei niedrigen vol% im Kessel, beendet man oft zu früh den Nachlauf. Je höher die vol% anfangs im Kessel, desto höher die vol% des aktuellen Destillats bei der Abtrennung des Nachlaufs. Wenn du was ähnliches einmal mit 30vol% im Kessel hast und das andere mal mit 40vol%, dann wirst du nicht beide bei aktuellen 60vol% abtrennen
Alkfred
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Re: Erster Brand

Beitrag von Alkfred »

Vielen Dank für die weiteren Ausführungen! Das mit dem Methanol habe ich ja so schon oft im Forum gelesen und glaube euch das auch. Ihr seid ja schließlich die Profis und ich der Neuling. Die Tips von gestern habe ich heute schon bei verschiedenen Brennvorgängen angewendet und bin vom Ergebnis begeistert! Ein erdbeer Raubrand wartet gerade auf den Feinbrand und ein Ingwerbrand wird gerade abgetrennt. Das mit den besonders interessanten Aromen nach dem Vorlauf stimmt absolut, verdünnt schmeckt man erst die Komplexität. Die Kirschkerne habe ich natürlich nur zu einem kleinen Teil (ca.
20 Kerne) mitgebrannt und wie schon gesagt: Der Kirschschnaps kann sich echt sehen lassen.

Für das Thermometer hatte ich noch eine besser Idee: Ich binde 3 Temperatursensoren, die im Thermometer Unterforum empfohlen wurden, in die Heimautomatisierung ein und kann so dauerhaft die Temperatur des Dampfes, des Kühlwassers und des Kessels mit einer Nachkommastelle über das Handy von überall überwachen.
Vielen Dank auch nochmal für die Bekräftigung zum Thema Methanol. Vor Blausäure habe ich deutlich weniger "Angst", da ich damit schon deutlich mehr Erfahrung habe und weiß, worauf es ankommt (Kerne intakt, im Zweifel entkernen und nicht in großen Mengen mitbrennen).
Ich denke ich brenne mal meine ersten 5-10 Schnäpschen und schaue, was für Fragen noch aufkommen. Ich weiß ja, wo ich Hilfe finde😅 Natürlich schaue ich aber immer erstmal in den bestehenden Threads, die ich mir auch jetzt noch täglich zuhauf durchlese.
Also nochmals vielen Dank und ich freue mich schon richtig auf die kommenden Erfahrungen und Brände!

Viele Grüße,
Alkfred.
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azeotrop
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Re: Erster Brand

Beitrag von azeotrop »

Alkfred
Du bist auf dem richtigen Weg. Übung macht den Meister.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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aragones
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Re: Erster Brand

Beitrag von aragones »

Alkfred.
[/quote]

… kann ich nur empfehlen mit… 3..4 einfachen Sensoren an der richtigen Stelle und ggf mit Warnsignal kann Mann so die Anlage mal kurzfristig aus dem Auge lassen.. Hsb ein Bluetooth Grillthermomete mit 6 Sensoren….
Kessel temp … erste Schwelle 75 grad
Liebigkühler nähe Eingang Kühlwasser 30 grad
Liebigkühler Nähe Ausgang ca. 60 grad
(Nur außen angeklebt sind kupfer mit alufolie)
Destillat temp Schwelle ca. 20 grad
Und dampftemp erste Schwelle ca. 75 grad
.. damit merke recht schnell wenn was aus dem Ruder läuft und ich eingreifen muss… mit etwas Erfahrung und Gefühl für den Prozess kannst du selber nachjustieren und deine eigenen Eingriffschwellen festlegen!
Gruß Aragones
Habe die Ehre Herr Geheimbrannt!
Catweazle
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Re: Erster Brand

Beitrag von Catweazle »

Hallo alkfred,
schön das ein weinexperte unter uns ist.
Mein Opa wurde nach einer „Kriegsverletzung“ blind. Warum die jungs im krieg Vorlauf in einer Flasche gesammelt haben und diesen dann auch noch getrunken haben…. Keine Ahnung🤷 . Solange du deinen Vorlauf nicht zusammenschüttest und diesen dann trinkst. Ist alles im grünen Bereich. Für den rauhbrand trenne ich weder Vorlauf, noch nachlauf ab. Und wie azeotrop mal in irgendeinem Post schrieb…. Sammle alles ab einer gewissen Temperatur in kleinen Fraktionen und teste am nächsten Tag, was dir schmeckt. dazu verdünnen und was auch wirklich gut funktioniert…. Ein Glas füllen mit Schnaps und wieder ausleeren… und dann am Trockenen Glas schnuppern. Wenn es dann noch gut schnuppert ist alles klar. Wenn nicht, dann weg damit.
Ich habe nur ein grillthermometer, ohne nachkommastelle und sammle eben in Fraktionen. Erfahrung braucht Zeit und ist eine Ansammlung von irrtümern 😉
Hast du auch mal vor, ohne turbohefe Wein zu machen?
Und…. Dein Erdbeerwein interessiert mich…. Kannst du hier einen neuen Thread aufmachen? Mit allem drum und dran…. Von der Ernte über den Wein bis hin zum (vielleicht) dreifachgebrannten Endprodukt. Erdbeeren sind das nächste auf meiner Liste, deswegen bin ich hier sehr neugierig…😉
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
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derwo
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Re: Erster Brand

Beitrag von derwo »

Catweazle hat geschrieben: 16. Jun 2022, 14:59Mein Opa wurde nach einer „Kriegsverletzung“ blind. Warum die jungs im krieg Vorlauf in einer Flasche gesammelt haben und diesen dann auch noch getrunken haben…. Keine Ahnung🤷 .
Die Geschichte kommt mir seltsam vor. Viel plausibler wär eine Panscherei vom Schwarzmarkt.
Catweazle
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Re: Erster Brand

Beitrag von Catweazle »

Mein lieber wo… die Geschichten gingen nicht um ne Flasche vom Schwarzmarkt… wie auch immer… wir sind uns einig, das es um Vorlauf in großer Menge ging und das die jungs gepanscht haben… wer Weiß was sie überhaupt gebrannt haben..
Und sowas macht ja keiner von uns, da es uns um Qualität und nicht um Quantität geht.
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
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James Allardice
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Re: Erster Brand

Beitrag von James Allardice »

Catweazle hat geschrieben: 16. Jun 2022, 23:52 Mein lieber wo… die Geschichten gingen nicht um ne Flasche vom Schwarzmarkt… wie auch immer… wir sind uns einig, das es um Vorlauf in großer Menge ging und das die jungs gepanscht haben… wer Weiß was sie überhaupt gebrannt haben..
Und sowas macht ja keiner von uns, da es uns um Qualität und nicht um Quantität geht.
Auch wenn es hier jemanden um Quantität ginge, so würden die 10ml Vorlauf bei 5l Mittellauf, den Bock auch nicht fett machen. :lol:
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James Allardice
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Re: Erster Brand

Beitrag von James Allardice »

.....vielleicht haben die ja damals ganze Bäume vergoren. :lol:

Ich glaube soviele gesundheitsschädliche Bestandteile im Brand kommen woanders her, ich denke an Panscherei, Fehlgärungen und unsauberes Arbeiten.
(Okay, Alkohol ist auch ab einer gewissen Menge gesundheitsschädlich)
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azeotrop
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Re: Erster Brand

Beitrag von azeotrop »

Was habe ich bisher herausgelesen?
Es geht darum dass ein Brenner schön brav über längere Zeit den abgetrennten Vorlauf in einer Flasche gesammelt hat. So wie viele es für die Scheibenwaschanlage sammeln.
Wenn nun jemand diese Flasche in die Hände bekommt und sie ohne die Gefahr zu erkennen aussäuft, ist das mit Sicherheit sehr ungesund.
Aber nicht wegen dem Methanol. Das verteilt sich gleichmässig über den gesamten Brand und konzentriert sich nicht im Vorlauf.
Aber viele andere sehr ungesunde Sachen finden sich hochkonzentriert im Vorlauf.
Ob man davon blind wird? Kann sein. Vorlauf schmeckt aber derart grausam, dass man ihn nicht unbemerkt trinken kann.

Ganz sicher wird man blind wenn jemand eine Flasche mit Wasser verdünntes Methanol aus Industriebeständen mitbringt und jemand das "Geschenk" aussäuft. Methanol schmeckt mild und kann sicher unbemerkt getrunken werden. Methanol ist billig verfügbar.
Ich vermute stark dass die Mehrzahl der "Unfälle" mit "gekauftem" Methanol passiert sind und nicht mit gesammelten Vorlauf.
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James Allardice
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Re: Erster Brand

Beitrag von James Allardice »

:+1:

Das nehme ich auch an, Azeotrop.
Also Panscherei mit gekauften billigen Methanol.
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azeotrop
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Re: Erster Brand

Beitrag von azeotrop »

Catweazle hat geschrieben: 16. Jun 2022, 14:59 Ich habe nur ein grillthermometer, ohne nachkommastelle und sammle eben in Fraktionen. Erfahrung braucht Zeit und ist eine Ansammlung von irrtümern
Das ist der richtige Weg. Irgendwann weiss man dass bei der eigenen Destille bei bestimmten Maischearten und bei einer bestimmten Temperaturanzeige bald der Nachlauf beginnen wird. Dabei ist egal wieviel das Thermometer falsch anzeigt, Hauptsache es zeigt immer gleich falsch an.
Um das Gläschensammeln kommt man nicht herum.
Obstmaischen verhalten sich sicher anders als Getreide. Aber wenn man rechtzeitig sammelt kann ja nichts passieren.

Beim Vorlauf ist es ähnlich. Ich trenne erst beim letzten Feinbrand pauschal 0,5% des Kesselinhalts ab. Bei 10L sind das 50ml. Dann vielleicht noch zur Sicherheit 2 x 50 ml sammeln. Oft haben diese beiden gesammelten Gläschen das intensivste Aroma und ich schütte sie nicht ohne Not weg.
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