Mein erster Rum - nach derwo

Alkohol aus Zuckerrohrmelasse, Rohrzucker oder Zuckerrohrsaft
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Heute habe ich den Dunder Test begonnen.
Alle 4 Varianten riechen irgendwie nach Biotonne und nassem Hund, aber nicht nach totem Tier. :uärgs:
Als Alkohol habe ich einmal den ersten Rauhbrand (mild) genommen, und einmal den zweiten Raubrand (sauer).
Also mit jeder Raubrandsorte 4 Gläschen mit Dunder 1 bis 4.

Pro Gläschen 50mL Raubrand, 10mL Dunder gut vermischt und 0,6 mL konzentrierte Schwefelsäure zugegeben.
Ich hatte mir passende Glaspipetten mit Gummiballon besorgt. Da konnte ich alles sehr leicht portionieren.

Die Gläschen habe ich luftdicht verschlossen. Nach 24 h werde ich mal dran riechen und berichten.
Mir ist aufgefallen dass der Dunder Nr. 4 (ohne zusätzliche Beigabe) im Glas deutlich dunkler aussah als Dunder 1 bis 3.

Leider habe ich erst nach dem Gläschenfüllen bemerkt dass bei allen 4 Dunder-Eimern der pH Wert wieder auf 4,8 gefallen war. Ich führe den Versuch nun trotzdem durch.

Ich habe bei allen Dunder-Eimern den pH Wert mit Calciumhydroxid wieder auf 5.5 erhöht.
Dabei fiel auf dass Dunder 1 bis 3 die dreifache Menge an Calciumhydroxid brauchten als Dunder 4.
Ich vermute dass die Dunder mit Beigaben eine deutlich höhere Menge an Säuren produziert hatten als der Dummy-Dunder Nr.4. Da die Säuren ja von Bakterien erzeugt wurden, sollte das Verhältnis auch für die Anzahl der Bakterien gelten.

Da nun der pH-Wert wieder bei 5,5 liegt hoffe ich auf weiteres Wachstum der Bakterien. Vermutlich werde ich den kompletten Dundertest wiederholen nachdem ich noch ein oder zweimal Calciumhydroxid zu geben musste.

Nun bin ich erstmal gespannt was morgen Abend in meine Nase strömen wird. :thinking:
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Zusätzlich habe ich heute einen Kessel saurer Schlempe noch einmal gebrannt.
Dafür habe ich soviel Wasser zugegeben bis das Originalvolumen vor dem Raubrand ungefähr erreicht war.
Ich startete mit 8,6L verdünnter Schlempe, Alkoholgehalt nahe Null. Der pH-Wert lag bei 4,8, der Geschmack war sehr sauer.

Die Dampftemperatur lag ziemlich stabil bei 0,5°C über dem aktuellen Siedepunkt von Wasser.
Nachdem 4,5L Destillat gesammelt waren, wurde abgeschaltet.
Das Destillat hatte einen pH-Wert von 3,1, schmeckte aber nur leicht sauer. So wie Wasser mit einem Schuss Zitronensaft.
Die 4,1L Restschlempe hatten einen pH von 4,4, schmeckte aber viel viel saurer als das Destillat. Was da sonst noch zu schmecken war kann ich nicht gut beschreiben, aber alles sehr intensiv und ungewohnt.

Ich vermute mal dass meine Zunge eher auf Säuremenge als auf pH-Wert reagiert, bin aber eher ratlos was mir dieses Resultat sagen will.
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derwo
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

- Ich warte die 24h nie ab. Aber Arroyo empfiehlt es...
- Die pH 4.8 bremsen ja nur die Bakterien. Und vielleicht sind ein paar wenige Säuren verflüchtigt. Kein Drama.
- Und war in Dunder 4 einfach noch nicht so viel Calciumhydroxid drinnen? Je mehr Basen und Säuren schon drinnen sind, desto mehr Basen oder Säuren braucht es, um den pH zu verändern. Und Dunder 4 hatte ja keine Beigabe, also entwickelt sich die Infektion langsamer, also hat er zur Zeit noch wenig Säure.
- Den Dundertest würde ich erst wiederholen, wenn die Bakterien eine Zeit lang gearbeitet haben. Erst, wenn sich was ordentlich verändert hat oder du eine Entscheidung über die Verwendung fällen musst.
- Anstelle die Schlempe nochmal zu brennen, hättest du natürlich auch einfach weiterbrennen können. Um die Säuren flüchtiger zu machen, hättets du vor dem Schlempebrand etwas Schwefelsäure hinzugeben können. Hättest du während der Gärung einen Puffer zugegeben, wäre das sogar Pflicht. Du müsstest mindestens so viel Schwefelsäure zugeben, daß der Puffer neutralisiert ist. Also falls du einen Brand aus deinen gepufferten Dundereimern machst, denke daran.
- Ja, man kann am pH-Wert einer vollkommen ungepufferten Flüssigkeit (wie einem Destillat) nicht viel über die Säuremenge sagen. Ein Brösel Calcumhydroxid würde wahrscheinlich reichen, um den pH in den basischen Bereich zu katapultieren. Hab ich gestern bei meinem Projekt selber erfahren müssen.
- Ein stark infizierter Dunder hätte aber natürlich mehr Säure.
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Das Dunder-Schnüffeln ist beendet. Meine Frau hat eine feinere Nase und hat mich unterstützt.

Der Duft der Ester verfliegt in der Tat sehr schnell. Nach 2 x riechen pro Person überwog der Geruch des Dunders.
Wir waren uns nie sicher ob wir uns den ersten Eindruck nur eingebildet hatten oder ob er real war.

Auf alle Fälle hatten sich Ester gebildet. Bei dem milden Raubrand weniger stark, beim saurem Raubrand intensiver.
Das bedeutet doch dass die beiden Raubrände auch unterschiedliche Alkoholarten gehabt haben müssen, oder?
Oder sind es die eigenen Säuren die zu den Dundersäuren dazukommen?

Dunder 1 mit Erde und Kartoffeln roch fruchtig, erdig
Dunder 2 mit Emmentaler und Limburger roch nach Zitrone, Pflaume und abgestandener Gemüsesuppe
Dunder 3 mit Schlehenschlempe roch nach Fruchtlikör, Marmelade und Kaffee
Dunder 4 ohne Beigaben leicht fruchtig, sowie etwas Malzkaffee und Lederputzmittel

Es ist wirklich schwierig und am Ende roch alle wieder ganz anders.

Aber eines ist klar. Ein Dunder aus einer Maische in der bereits Schlempe vom Vorgänger zugegeben war, hat Ester die intensiver wahrnehmbar sind. Sie verschwinden aber auch sehr schnell.

Ich werde mit dem zweiten Brand (insgesamt will ich dreimal brennen) warten bis sich die Dunder noch weiterentwickelt haben.
Solange ich den pH Wert nachjustieren muss, erzeugen die Bakterien ja Säuren. Die Säuren gehen ja nicht kaputt.

Meine ersten 500g Calciumhydroxid sind schon alle. Ich habe mir nun 25kg Weisskalkhydrat gelöscht = 80 %iges Calciumhydroxid mit einigen unlöslichen Verunreinigungen gekauft.
Es löst sich genau so gut in Säuren auf wie das teurere reine Calciumhydroxid, man sieht aber einen minimalen milchigen Niederschlag der Verunreinigungen.
Ich probiere es halt mal.
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derwo
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

Im Endeffekt spiegelt das ein paar meiner Erfahrungen. ZB daß du den Käseeimerester als "zitronig" beschreibst und eben nicht nur "fruchtig".

Daß der saure Raubrand dann intensiver riecht, liegt wohl vor allem an dem Plus an Säuren. Ob da mehr andere Alkohole drinnen sind, ist schwer zu sagen. Das Auffälligste sollte dann eine Bananennote sein, also der Ester aus Isoamylalkohol und Essigsäure.

Daß du nirgendwo Kleber riechst, zeigt, daß du nirgendwo in Gefahr warst, daß die Maische zu Essig wird. Und auch, daß in den Dundern nicht viel Essigsäure ist. Für mehr Essigsäure hättest du mehr Zucker bzw Melasse gebraucht.

Das Calciumhydroxid wanderte ja komplett in die Dundereimer, oder? In die Maischen ist nichts gelandet. Für 4 Eimer a 2l sind 500g eine ziemliche Hausnummer. Aber so ist das, man braucht immer mehr, je länger die Sache läuft. Ich würde das nun einstellen, warten, bis der pH so auf 4 ist und dann verwenden (vorher mit Schwefelsäure den Kalk ausfällen und absetzen lassen).
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Sorry, der Beutel Calciumhydroxid hatte nur 250g. Das hast du richtig gesehen.
In den Eimern war auch mehr als 2 Liter.
Zu den 2 Litern Schlempe kam ja noch die rausdestillierte Flüssigkeit dazu. Das hatte ich nicht klar geschrieben.

Ich bin noch immer ganz begeistert von der ganzen Aktion "Stinkbomben zu Aromen" :lol:
Ohne deine Hilfe wäre ich ziemlich verloren. Vielen Dank so zwischendurch.
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derwo
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

azeotrop hat geschrieben: 30. Jul 2019, 21:18 Das bedeutet doch dass die beiden Raubrände auch unterschiedliche Alkoholarten gehabt haben müssen, oder?
Vielleicht kann man mit etwas Erfahrung den Gehalt an höheren Alkoholen wie folgt testen:

20ml Raubrand oder Maische + 5ml Essig + 1 Tropfen Schwefelsäure mischen, verschließen, schütteln, etwas warten. Beim Öffnen auf Bananenaroma achten. Vorherrschen wird Klebergeruch. Aber je mehr Banane, desto mehr Isoamylalkohol, welcher ja nicht nur irgendein höherer Alkohol ist, sondern der häufigste, und deswegen wahrscheinlich ein guter Indikator für allgemein einen hohen Gehalt an höheren Alkoholen ist. Zusammen mit Essig verestert er zu Isoamylacetat, auch Bananenöl genannt. Auch die Acetate mit anderen höheren Alkoholen haben einen Bananen- oder Birnengeruch.

Ich hab das schon selber mal ausprobiert und Banane erriechen können. Aber ob das nun viel oder wenig war, weiß ich nicht.
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Es reißt nicht ab.
Oder mit den Worten meiner Frau: "Was treibst du da eigentlich??"

Nun gut, ich finde das spannend.
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Ich wollte mal zeigen wie sich mein Dunder entwickelt.

Der Geruch ist bei allen Eimern milder geworden, nichts stinkt nach toten Tieren.

Der Nr.1 Gartenerde/Kartoffeln ist am aktivsten. Man merkt es an der Menge Calciumhydroxid die ich regelmässig reinwerfen muss um den pH Wert oben zu halten. Ich brauche so ca. die 3 fache Menge wie bei den anderen Eimern.
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Nr.2 Emmentaler / Limburger
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Nr. 3 Schlehenschlempe
Hier war der pH auf 4,4 gefallen und ich dachte ich bräuchte viel Calciumhydroxid. IRRTUM. Ich landete sofort auf pH 11,5.
Da ich gerade Ameisensäure zur Hand hatte, habe ich mit ihr den pH auf 5,7 eingestellt. Das Calciumsalz der Ameisensäure ist gut in Wasser löslich, ist aber ein Feststoff und wird nicht ins Destillat übergehen. Mal sehen was geschieht.
IMG_5059.jpeg





Nr.4 Rumschlempe ohne weiter Zugaben
Auch hier sinkt der pH Wert ab, aber man braucht nur geringe Mengen Calciumhydroxid.
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

azeotrop hat geschrieben: 10. Aug 2019, 12:22Nr. 3 Schlehenschlempe
Hier war der pH auf 4,4 gefallen und ich dachte ich bräuchte viel Calciumhydroxid. IRRTUM. Ich landete sofort auf pH 11,5.
Da ich gerade Ameisensäure zur Hand hatte, habe ich mit ihr den pH auf 5,7 eingestellt. Das Calciumsalz der Ameisensäure ist gut in Wasser löslich, ist aber ein Feststoff und wird nicht ins Destillat übergehen. Mal sehen was geschieht.
Bei der ersten Zugabe muss man immer vorsichtig sein. Und deine Schlehenschempe war ja auch sehr ungepuffert. Im Gegensatz zum Rumdunder. Denn in Melasse sind ja schon viele Puffer enthalten.
Die Ameisensäure wird aber wieder flüchtig, sobald der pH gesunken ist, oder? Und deren Ester sind auch flüchtig. Nicht unbedingt schlecht. Kannst ja mal Ameisensäure und Alkohol oder Raubrand plus 1 Tropfen Schwefelsäure mischen. Dann weißt du, was die Ameisensäure bringen wird. Ich hab selber nie mit Ameisensäure rumprobiert, aber der Ameisenethylester soll nach Arrak/Rum riechen. Und wie kommt die Amisensäure in den Rum? Vielleicht von den Ameisenkolonien, welche in Nachbarschaft des Dunder-Pits wohnen? Und ständig wagen ein paar tollkühne Amisen die Überfahrt auf einem Zuckerrohr-Boot zum verführerich riechenden Schafskopf, der in der Mitte schwimmt? :lol:
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Das war nicht die erste Zugabe.
Ich denke es war die dritte Runde. Es ist interessant zu sehen dass man an der Zugabemenge Calciumhydroxid ganz gut erkennen kann, ob sich was in der Zwischenzeit getan hatte.
Ich hätte nur geduldiger mit kleinen Portionen arbeiten sollen. Aber wer weiß wozu es gut war.

Ich habe zum Dunder Nr.2 gerade noch eine Messerspitze voll Propionsäurebakterien zugegeben.
Mal sehen ob das die Aktivität erhöht.
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von Filos »

derwo hat geschrieben: 2. Jul 2019, 10:54 B1 und Thiamin sind einfach nur zwei verschiedene Wörter für dasselbe.
11mg pro Pille ist extrem viel. Hab ich nicht gewußt, daß es sowas gibt.
Zusammen mit dem B1 aus der Melasse bist du aber immer noch im selben Bereich, wie bei eine Vollkorn-Getreidemaische. Also alles gut.
Bin ja immer noch am durchackern dieses Forums und bei diesem Thema mal meine Vitamin B Tabletten angeschaut:
Vitamin B1: 100 mg/Tablette :o
Vitamin B6: 100 mg/Tabeltte :o
Stada Neuro

Gibt's ein zuviel an Vitamin B? Habe ehrlich gesagt nie auf die Menge geachtet.
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derwo
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

Was es nicht alles gibt. Das ist glaube ich so das 100fache der empfohlenen täglichen Tagesdosis. Ist wohl eher nicht als Nahrungsergänzung gedacht sondern "Bei neurologischen Systemerkrankungen durch nachgewiesenen Mangel der Vitamine B1 und B6", wie ich gerade ergoogele.
B1 soll Pferdeschweißgeruch erzeugen bei Überdosierung. Vielleicht schafft man es bei so einer Menge endlich mal. :lol:
Kannst du schon verwenden, wenn du es eh zuhause hast. Zerstoße halt eine Pille und nimm nur einen Teil davon.
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

derwo

Falls sich der Pferdeschweissgeruch auch auf die Füße erstreckt, bin ich auch ein Opfer von Vitamin B Überdosierung. :dontknow:
Was für eine grandiose Ausrede wenn mal wieder die Schuhe duften. :study: :+1:
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

Ich mache mir gerade eher Gedanken darüber, ob der Pferdeschweiß nicht irgendeine Carbonsäure ist, die man zu was nettem verestern könnte. :lol:
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Irgendwie hatte ich den Rum aus den Augen verloren und 15,5 Liter Rauhbrand mit ca. 29% zwei Jahre rumstehen lassen. Deswegen heißt es ja Rum.
Ich habe mich nun entschieden meinen Dunder für die nächste Rum Maische aufzuheben und den Rum ohne weitere Spielchen dreimal zu brennen. Gestern habe ich den zweiten langen Brand gemacht, ohne Abtrennung bis aller Alkohol draußen war.
Ich habe nun 8,7 Liter mit ca. 48%. Gebrannt habe ich mit meiner Boka und kurzer Kolonne mit 100% Produktentnahme, also wie eine Potstill.

Wie soll ich den dritten und letzten Brand planen. Mit der kurzen Kolonne habe ich 3 Böden verfügbar.
Beim weißen Rum habe ich keine Ahnung was wie abgetrennt werden soll.
Hat jemand einen Tipp für mich wie ich das am Besten machen könnte?
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

Soll es denn ein weißer Rum werden?
Bei weißem Rum denkt man an relativ rektifizierten Alkohol, bei dem allerdings immer noch ein eindeutiger Rumgeruch vorhanden ist. Der kommt vor allem direkt nach dem Vorlauf.
Du kannst aber auch mit der Potstill einen weißen Rum machen, also LM mit 100% Produktentnahme. Oder nur beim Vorlauf die Rektifikation einsetzen. Den Nachlauf würde ich ohne Rektifikation brennen und ihn getrennt von anderen Nachläufen aufheben. Dann kann er am besten beim nächsten Rum eingesetzt werden.
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azeotrop
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Ja, einfacher weißer Rum als Einstieg.
Mir geht es um die Abtrennpunkte. Ich bin ja Nasenbehindert und brauche weitere technische Anhaltspunkte.
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von derwo »

Vorlaufabtrennung ist keine Hexerei. Im Nachhinein ärgert man sich viel eher wegen einer schlechten Nachlaufabtrennung.
Durch die lange niedrigprozentige Lagerung kann es sein, daß ein Teil des Vorlaufs schon verschwunden ist.
Wenn du den Vorlauf ohne Reflux abtrennst, peil mal maximal 1% des Alkohols an. Mit Reflux 0.5%. Vielleicht aufgeteilt in vier Gläschen, daß du was zum schnuppern hast. Das erste Gläschen kommt natürlich sicher weg.
Wenn du beim Mittellauf Reflux einsetzt, also einen eher leichten Rum haben möchtest, sammel trotzdem nur so 60% des Alkohols als Mittellauf. Sonst wird das Aroma mehr und mehr verdünnt und zusätzlich macht sich ein leichter Rachenkratzer mehr und mehr breit. Mit Potstill ist es nicht groß anders mit der Ausbeute. Behalte also während des Brennens einen groben Überblick über die bisher gesammelte Menge an Alkohol.
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Danke dir. Das hilft.
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Re: Mein erster Rum - nach derwo

Beitrag von azeotrop »

Der Feinbrand (dritter Brand) ist fast wie geplant verlaufen. Ich finde die Planung nach Prozenten des gesamten Alkohols ist sehr gut handhabbar.

Vorlauf (ca. 3,5 Böden) 0,5% des ges. Ethanols = 23 ml ca. 92vol%, aufgeteilt in 10ml, 5ml, 5ml und 3 ml
Mittellauf (ca. 3,5 Böden) ca. 54,5% des ges. Ethanols = 2,5 Liter 92vol% ( 2,7 Liter wären besser gewesen)
Nachlauf (ca. 1,3 Böden) der Rest des Ethanols = 3 Liter ca. 64vol%

Ich habe durch zu frühe Nachlaufabtrennung sicher etwas verschenkt. Aber der Nachlauf geht ja in die nächste Rum Destillation. Also nicht so schlimm.
Beim Vorlauf rochen die ersten 10 ml grasig nach Ethylacetat, von Rum war nichts zu riechen. Kein Klebergeruch.
Die nächsten 3 Portionen rochen intensiv nach Rum ohne störenden Beigeruch und wanderten in den Mittellauf.

Den Mittellauf habe ich auf 40% mit gutem kalkfreiem Wasser (muss man bei uns importieren) verdünnt und erhielt am Ende 5,75 Liter feinen weißen Rum.
Der Rum schmeckt jetzt schon vielbesser als ich erwartete hatte. Ganz mild im Mund und im Rachen, aber schöner Rumgeschmack. Ich werde daran nichts verändern. Kein Holz. Ich mag diesen Rum wie er ist, sogar pur. In Mixgetränken sehr lecker.
Vermutlich haben die 2 Jahre versehentliche Rauhbrandlagerung eine positive Auswirkung gehabt.

Ich habe noch Melasse hier, und Dunder aus der Schlempe dieses Brandes. Als nächstes werde ich es mal mit Dunder versuchen.
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