Mein erster Malt-Versuch

Getreide auswählen, maischen, vergären und brennen
geHeimBrenner
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Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Mahlzeit allerseits!

Nach langem Überlegen und noch längerem Vorlauf zur Zutatenbeschaffung habe ich nun endlich meinen ersten Malt-Versuch gestartet.
Wobei, gestartet wurde schon vor über einer Woche, gestern war schon der erste Feinbrand an der Reihe. Dazu hätte ich auch gerne gleich Feedback von den erfahreneren Brennern hier.

Der Plan ist, ein 4-Liter-Fass zu füllen und über eine gewisse Zeit zu lagern. Gleich vorweg: es handelt sich hierbei nicht um die üblichen 20-Euro-Ramschfässer mit Versiegelung sondern um ein aufbereitetes Eichenfass ohne Innenbehandlung und schön ausgekohlt. Es ist nun schon seit über einem Jahr mit Sherry belegt und wurde vorher außen mit Fassfilm versehen. Der Schwund ist bisher überschaubar und deshalb traue ich mich nun auch über das Whisky-Experiment.

Aktuell habe ich zwei Maischen vorbereitet. Gemaischt wurde nach der Anleitung von Der Wo (Wasser mit 60 Grad vorlegen, einmaischen, 2 Stunden warten, läutern, mit 80 Grad heißem Wasser den Restzucker auswaschen). Als Hefe kam Whisky-Hefe mit AG zum Einsatz.

Maische 1 waren 18 Liter aus 4kg PaleAle-Malz. SG lag bei 1.050, FG bei 1.000, entsprechend einem Alkoholgehalt von etwa 7%.
Maische 2 gärt aktuell noch, 20 Liter aus 5kg getorftem Malz (Phenolgehalt von etwa 30ppm), SG bei 1.040. Weniger als erwartet, wahrscheinlich zu grob geschrotet.

Die erste Maische wurde bereits fast vollständig durchgebrannt. Zum Verfahren würde ich mich wie oben schon erwähnt über Rückmeldungen freuen.
Ich arbeite aktuell mit einer 2-Liter-Destille in Alembik-Bauweise, also Kessel, Helm und Kühler. Kein nennenswertes Steigrohr, keine Kolonne.

Bei den Raubränden wurden aus jeweils 2 Litern Maische etwa 400-450ml Raubrand mit 27% gewonnen. Ich habe die Raubrände immer bei etwa 97 Grad/10% Alkohol am Kühler abgebrochen. In dem Zusammenhang ist mir dann auch aufgefallen dass das Thermometer etwas ungenau ist ... der genaue Fehler wurde aber noch nicht ermittelt, wollte erst die Maische abarbeiten und erst dann alles ausbauen.
Gesamtdauer pro Raubrand etwa eine Stunde. Wurde hier bei 10% am Kühler zu früh beendet oder ist das verschmerzbar?

Gestern erfolgte dann der erste Feinbrand, 2 Liter mit 27% im Kessel ergaben wieder etwa 450ml Destillat mit 74%.
Gesammelt wurde hier fast von Beginn weg. Bezüglich Vorlauf habe ich 6x 10ml abgetrennt, wobei nur das erste Gläschen verworfen wurde. Typischen Vorlauf-Geruch konnte ich aber selbst da nicht festststellen.
Interessanterweise begann das Destillat bereits bei 77,3 Grad aus dem Kühler zu tropfen - laut Simulator (Simulator 1) hätte es erst bei etwa 86 Grad der Fall sein sollen.
Als "vorläufigen Mittellauf" habe ich eine Temperaturspanne von 82-88 Grad aufgefangen - ja, mit dem ungenauen Thermometer gemessen. Alkoholstärke am Kühler bewegte sich zwischen >80% zu Beginn und 63% am Ende.
Danach wurden noch 400ml in Einzelportionen zu je etwa 10ml aufgefangen, die werde ich jetzt dann noch durcharbeiten und versuchen festzustellen, wo der tatsächliche Übergang zum Nachlauf beginnt.
Ganz am Ende habe ich noch kurz die Heizleistung auf Maximum hochgedreht und nochmal etwa 150ml eindeutigen Nachlauf aufgefangen. Beendet wurde bei einer Temperaturanzeige von 95 Grad und einem Alkoholgehalt am Kühler von 28%.
Gesamte Dauer des Feinbrandes etwa 2,5 Stunden inkl. Nachlauf-Sammeln. Wäre es hier noch sinnvoll gewesen, weitertröpfeln zu lassen oder steht der Aufwand in keiner Relation mehr zum Ergebnis?

Soviel mal dazu, der zweite Feinbrand (inkl. Nachlauf von gestern) wird heute oder morgen gestartet. Dann vielleicht auch schon mit Optimierungsvorschlägen. Bin auf jeden Fall schon gespannt, wie die Maische mit dem getorften Malz sein wird. Es riecht schon sehr vielversprechend, habe diesbezüglich aber eben noch überhaupt keine Erfahrungen.
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derwo
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Du hast zu früh aufgehört beim Raubrand. Passt aber trotzdem für einen Doppelbrand. Stimmen die 97°C oder die 10vol%? Passt nicht zusammen, außer du wohnst ausgesprochen hochgelegen. Daß das Destillat am Ende immer noch 10vol% hat, passt auch nicht. Es müsste viel weniger sein.

Auch deine kleine Destille hat eine gewisse Rektifikation. Wenn du beim Destillatonssimulator 1 bei Rektifikation zB 0.2 eingibst, passen die Werte viel besser. Daß es früher losgeht als berechnet, liegt vor allem daran, daß die noch nicht aufgeheizte Destille eine höhere Rektifikation hat, vielleicht 0.4.

Ich hätte beim Nachlauf den Akohol komplett rausgebrannt. Ob die 10vol% bei Beendgung der Raubrände wohl falsch sind, sind es die 28vol% bei Beendigung des Nachlaufs aber vielleicht auch? Und dann fragt man sich, ob die 27vol% beim Mittellauf stimmen...
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Danke für die Hinweise.

Wie gesagt, die Temperaturen stimmen nicht, ich habe aber den Thermometerfehler noch nicht genau ermittelt. Es zeigt vom Gefühl her weniger an als die tatsächliche Temperatur.
Bei den Alkoholwerten bin ich mir ziemlich sicher dass sie stimmen, das Refraktometer wurde vorher mit bekannten Alkoholwerten (80%, 60%, 50%, 30%) eingestellt. Den Raubrand habe ich zusätzlich auch noch mit einer Spindel gemessen.

Im Simulator habe ich mit Rektifikation von 0 gearbeitet. Werde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall anpassen.
Es gibt ja noch genug Gelegenheit um zu üben.
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derwo
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Und bei Wasser zeigt das Refraktometer 0 an? Dann dürfte es bei 10vol% eigentlich nicht weit daneben liegen.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Ja bei destilliertem Wasser ist es auf 0. Werde das aber beim nächsten Durchlauf nochmal ganz genau mitschreiben und dann hoffentlich auch schon die Temperatur-Abweichung des Thermometers kennen.
Wie es aussieht sind die Simulator-Angaben auch viel Einstellungssache.
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derwo
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

geHeimBrenner hat geschrieben: 28. Apr 2020, 23:13 Wie es aussieht sind die Simulator-Angaben auch viel Einstellungssache.
Der Simulator kann halt nicht riechen, wie stark deine Destille rektifiziert. Es gibt auch noch nicht genug Erfahrungswerte, was den Verlauf der Rektifikation einer normalen Potstill betrifft. Kalr ist nur, daß sie am Anfang mehr rektifiziert als dann später.

Die hohen Alkohlstärken beim Feinbarnd hast du aber nicht mit dem Refraktometer gemessen, sondern mit einer Spindel, oder?

Viel Erfolg beim zweiten Brand. Sammle den Vor- und Nachlauf fürs nächste mal.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

derwo hat geschrieben: 29. Apr 2020, 15:36 Die hohen Alkohlstärken beim Feinbarnd hast du aber nicht mit dem Refraktometer gemessen, sondern mit einer Spindel, oder?
Jetzt hast du mich etwas verunsichert ... macht das einen Unterschied? Dürfte es ja eigentlich bis auf die unmögliche Auflösung des Refraktometers in dem Bereich nicht, oder?
Ich messe generell sofern von der Menge her möglich immer doppelt, sowohl mit Spindel als auch mit Refraktometer.

Den zweiten Feinbrand habe ich jetzt mal ohne Veränderung abgeschlossen, hatte glaube ich mit einem unzuverlässigen Thermometer wenig Sinn hier genauere Aufzeichnungen zu machen. Die ersten 10ml wurden wieder verworfen, etwa 500ml Mittellauf und weitere 400ml Nachlauf gesammelt. Sehr wahrscheinlich auch hier wieder zu früh abgebrochen, spielt aber bei dem Durchgang keine große Rolle mehr. Die zweite Maische wird auf jeden Fall besser dokumentiert damit ich da auch möglichst viel draus lernen kann.

Heute wird mal der Thermometerfehler mit Eiswasser und Wasser-Destillation ermittelt und am Wochenende geht es dann mit den neuen Raubränden los - mit viel mehr Notizen und Messungen. Vielleicht lassen sich dann noch Feinheiten und kleinere oder größere Fehler erkennen.
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derwo
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Ja eben, weil es im Bereich über 70vol% kaum genau abzulesen ist. Und 20°C wirst du auch nicht genau eingehalten haben. Das macht in diesem Bereich, wo die Skala so eng ist, sehr viel aus. ZB bei 22°C angezeigte 75vol% bedeuten 83.5vol%. Und falls dein Refraktometer eine Temperaturkompensation hat, ist der Anzeigewert zwar wahrscheinlich besser, aber man kann nicht wissen, wie weit der Fehler korrigiert wurde. Also kann man ihn nicht einmal mit dem Rechner hier korrigieren. Deswegen sollte man ein Refraktometer lieber nur für niedrige Alkoholstärken verwenden, wo man sowohl den Wert besser ablesen kann als auch die Messwertveränderung durch Temperaturunterschiede geringer ist.

Wenn du diesmal den Nachlauf vom letzten mal mit im Kessel hattest, hättest du eigentlich etwas mehr Mittellauf herausbekommen müssen, nicht nur 50ml mehr.

Jep, nach dem Whisky ist vor dem Whisky. :+1:
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Heute gab es den ersten Raubrand der Maische mit getorftem Malz.
Soweit ist alles ganz passabel durchgelaufen. Diesmal gab es auch noch etwas mehr Notizen und genau dadurch auch noch egtwas mehr Verwirrung.
Vielleicht kann ja nochmal jemand behilflich sein. Langsam zweifle ich sogar an meinen Messgeräten ...

Das Thermometer-Problem scheint gar keines zu sein. Ich habe mich jetzt mal etwas intensiver mit Luftdruck beschäftigt und herausgefunden, dass bei mir ein absoluter Luftdruck zwischen 980 und 995 hPa herrscht. Je nach Wetterlage, ermittelt von der nächstgelegenen Wetterstation auf etwa der selben Höhe. Etwaige Ungenauigkeit hier lasse ich mal außen vor, so genau muß es dann ja auch nicht sein. Das bedeutet, dass Wasser irgendwo zwischen 98,8 und 99,4 Grad kocht. Das deckt sich auch in Etwa mit der Anzeige menes Thermometers.
Der Vollständigkeit halber: Der Thermometerfehler (über den Rechner hier mit Eiswasser und einer Wasser-Probedestillation ermittelt) liegt bei 1 -0.316.

Heute also der erste Raubrand. Die Maische startete bei etwa 1,040 und endete bei ziemlich genau 1,000. Entspricht also rund 5,6% Alkoholgehalt.
In den Kessel kamen wieder 2 Liter.
Ich habe den heutigen Durchlauf in 7 Fraktionen zu je 100ml aufgefangen. Nach dieser Menge sollte ja eigentlich der Großteil des Alkohols schon verdampft sein.

Hier mal die Ergebnisse der Messungen:
Fraktion Starttemperatur (Vol% Kühler)Fraktion Endtemperatur (Vol% Kühler)Menge Vol% Spindel (Vol% temp.korr.)Vol% RefraktometerTemperatur
86,5 Grad (51%)94,9 Grad (34%)100ml 47% (45,2%)41%24,5 Grad
94,9 Grad (34%)96,3 Grad (27%)100ml 36% (34%)32%24,8 Grad
96,3 Grad (27%)97,6 Grad (18%)100ml 24% (23%)22,5%24,4 Grad
97,6 Grad (18%)98,4 Grad (9%)100ml 14% (12,9%)13%24,1 Grad
98,4 Grad (9%)98,9 Grad (4%)100ml 8% (7,2%)7%24,0 Grad
98,9 Grad (4%)99,1 Grad (2%)100ml 2% (1,4%)3%23,8 Grad
99,1 Grad (2%)99,2 Grad (1%)100ml 0% (0%)1%23,0 Grad
Die Vol% am Kühler wurden mit dem Refraktometer gemessen. Das Gerät hat laut Aufschrift automatische Temperatur-Korrektur.
Interessanterweise scheint das Refraktometer auch bei höheren Alkoholgehalten eine Abweichung zu haben, was man in den ersten zwei Zeilen erkennen kann. Deshalb kann es gut sein, dass die Kühler-Werte nicht ganz zu den Temperatur-Werten passen.

Die Frage ist nun, ob 5 oder 6 Fraktionen zum endgültigen Raubrand zusammengemischt werden sollen.
Es wären entweder
- 500ml zu 25,6% oder
- 600ml zu 21,7%

Ich tendiere momentan zu den 600ml, fast 22% im Kessel sollten für einen Feinbrand noch ausreichend sein. Oder spricht da etwas dagegen bzw. gibt es gute Argumente dafür, lieber mit 25,6% zu brennen und auf die zusätzlichen 100ml zu verzichten?

Mit dem Destillations-Simulator werde ich immer noch nicht ganz warm. Irgendwie bekomme ich es nicht hin, dass die gemessenen Werte auch den dort angezeigten Werten entsprechen. Da wird wohl noch etwas Analyse nötig sein um den Rechner dann mal richtig füttern zu können.
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derwo
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Wenn ich dein Destillationsergebnis zusammenzähle (Mittelwerte Spindel und Refraktometer), hatte die Maische ca 6.3vol%. Also entweder ist die Zuckerspindel daneben oder das Refraktometer hat recht (dann ist die Alkoholspindeldaneben).

Die Werte "(Vol% Kühler)", wie kommst du auf die? Hast du an den Grenzstellen immer mit dem Refraktometer gemessen?

Es sind jedenfalls sehr niedrige % in der Maische gewesen leider. Deswegen würde ich dreifach brennen. Also die ganzen 700ml nehmen, diese fast leerbrennen, also mindestens 500ml Destillat holen und die dann feinbrennen.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Es ist möglich, dass die Maische etwas mehr Zucker entwickelt hat als ursprünglich gemessen wurde. Beim Läutern ist etwas Trub mitgekommen, eventuell war da noch unverzuckerte Stärke enthalten die sich dann im Laufe der Gärung noch durch die Enzyme aufgelöst hat. Ist aber nur eine Annahme, die Spindel kann natürich auch danebenliegen. Die habe ich noch nie auf Genauigkeit überprüft.

Die Kühler-Prozente an den 100ml-Punkten wurden mit dem Refraktometer gemessen. Jeweils beim Wechsel bzw. bei Erreichen von 100ml wurden ein paar Tropfen abgezweigt.
Die anderen Angaben (Vol% Spindel und Vol% Refraktometer) beziehen sich auf die Werte der gesamten Fraktion und wurden erst nach Beenden des Durchlaufs gemessen.

OK, dann ein Dreifachbrand. Hoffentlich wird das Ganze dann nicht zu sauber, ein bisschen vom Torfrauch-Aroma hätte ich dann schon noch gern im Ergebnis.

Edit: Auf wieviel Prozent sollte der Mittelbrand dann ungefähr kommen um ausreichend für den Feinbrand zu sein? Gibt es da Richtwerte?
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derwo
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Stärke beeinflusst das spezifische Gewicht ähnlich wie Zucker. Wenn man nach dem Maischen ein ungewöhnlich niedriges spez. Gewicht hat, steckt die Stärke entweder noch in den Körnern fest oder die Messung ist falsch. Insofern ist es immer etwas albern, wenn jemand stolz von dieser Messung auf sein tolles Maischergebnis schliesst, wie man leider oft liest.

Die (Vol% Kühler)-Werte passen halt null zu den Temperaturen. Auch nicht, wenn man den Temperaturkorrekturwert und den Luftdruck berücksichtigt. Die Siedediagrammdaten von den Rechnern sind nicht in Stein gemeißelt, aber so weit daneben, sind sie sicher nicht. Mit deinem Luftdruck und Temperaturkorrekturwert sollten es bei 96.3°C 35.1vol% sein. Du misst 27vol%. Entweder das Refraktometer spinnt oder das Thermometer spinnt oder ist falsch eingebaut (siehe viewtopic.php?f=7&t=261&p=2919).

Richtwerte sind so eine Sache. Es ist vor allem die Alkoholstärke der Maische, welche einen zwingt, dreifach zu brennen. Wo da die Grenze ist, ist Geschmacksfrage. Ich würde niemals Maischen mit 7vol% oder weniger nur doppelt brennen. Freiwillig dreifachbrennen geht aber immer: Man kann sogar auch Maischen mit 14vol% dreifachbrennen. Man muss dann aber die ersten beiden Destillationen sehr lange machen. Also nicht von 14 auf 40 auf 70 und dann den Feinbrand sondern eher von 14 auf 28 auf 45 und dann den Feinbrand.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Ganz kurz Offtopic, ist meiner Meinung nach (noch) keinen eigenen Thread wert und dient nur dem Verständnis:
Die Temperatur passt nicht zum Alkoholgehalt, weil sie zu tief angezeigt wird bzw. zu wenig Alkoholgehalt für die entsprechende Temperatur gemessen wurde?

Ich vertraue momentan eher dem Wert für den Alkoholgehalt da Spindel und Refraktometer zwar etwas auseinander lagen, aber nicht um 10 Vol%. Dass zwei Messgeräte unabhängig voneinander ähnlich falsch liegen ist eher unwahrscheinlich. Wobei beide Instrumente im entsprechenden "Extrembereich" an ihre Grenzen stoßen, das Refraktometer bei hohen Prozenten, die Spindel (0-100%, ein neues Set mit Einzelspindeln für verschiedene Bereiche ist aber schon bestellt ...) im unteren Bereich.
Ich werde mich jetzt mal auf das Thermometer als "Fehlerquelle" konzentrieren.
Eingebaut ist es ganz sicher falsch, bei meinem Destillen-Modell bekomme ich es nicht an die höchste Position weil es sich nirgends im gebogenen Steig-/Geistrohr verschrauben lässt. Bzw. es wäre technisch mit Geschick und Lötkenntnissen vielleicht möglich, traue ich mir aber aktuell noch nicht zu. Deshalb befindet es sich im obersten Bereich vom Helm, knapp unter dem Übergang zum Steigrohr.
Die Destille entspricht von der Bauart her der Skizze in diesem Posting: viewtopic.php?p=7330#p7330

Zu niedrige Temperaturen deuten ja laut dem Thermometer-Thread auf falsche (zu geringe) Eintauchtiefe hin. Das von mir verwendete Thermometer ist an sich nur ein Sensor mit langem Kabel, ich weiß aber nicht wo genau der Sensor in der Hülse verbaut ist.
Plan für das weitere Vorgehen zur Nachforschung: Ausbau des Thermometers und Tausch gegen ein anderes Digital-Thermometer. Ich habe noch ein ausreichend genau anzeigendes Küchenthermometer mit Einstich-Sensor herumliegen. Wird zwar etwas Bastelei das Thermometer im doch recht großen Loch dicht einzubauen aber irgendwie wird das schon klappen.

Danke auf jeden Fall für die Tipps und die Unterstützung!
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derwo
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Also, falls das Thermometer hier verbaut ist (roter Kreis):
alambic-thermometer-position.jpg
alambic-thermometer-position.jpg (8.4 KiB) 1219 mal betrachtet
Dann ist jedenfalls die Eintauchtiefe nicht der Hauptgrund sondern die zu tiefe Position. Auf dem Weg zum Geistrohr findet Rektifikation statt. Also wenn du beim roten Kreis eine Temperatur misst, welche nach Berücksichtigung des Thermometerfehlers und des Luftdrucks zB 20vol% bedeutet, hast du oben dann vielleicht 30vol%. Wie viel genau mehr, hängt vor allem von der Destillationsgeschwindigkeit ab.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Ja so ähnlich ist es, allerdings etwas weiter oben, fast schon bei der Verengung wo auf dem Bild die Verschraubung zu sehen ist. Mein Modell hat hier keine Verschraubung sondern ist direkt verlötet. Ich werde heute Abend mal versuchen ein Foto zu machen und das hier reinzustellen. Dann aber vielleicht doch in einen Extra-Thread, wird sonst zu umfangreich hier.

Sollte bei zu tiefer Termometer-Position dann nicht eine höhere Temperatur als tatsächlich anliegt angezeigt werden?
Oder wenn Rektifikation stattfindet: sollte der gemessene Alkoholgehalt nicht auch höher als der Temperatur entsprechend sein?
Bei meinen Messungen ist es ja so wie es aussieht genau gegenteilig, der Alkoholgehalt am Kühler ist zu niedrig für die gemessene Temperatur. Das verwirrt mich etwas ...
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Der erste Feinbrand der Torfmalz-Maische ist nun auch erledigt.
Vom Ergebnis bin ich etwas enttäuscht. Beim ersten Raubrand war noch deutlich das Torf-Aroma wahrnehmbar.
Nach dem Mittelbrand war davon kaum noch etwas zu erkennen obwohl ich weiterhin bis 1% runtergebrannt habe.

Beim Feinbrand wurde mit 2 Litern 30% gestartet. Die ersten 10ml wanderten wieder zurück in den Raubrand-Behälter, danach kamen 600ml Mittellauf - geruchlich ziemlich neutral, kein Torf mehr erkennbar. Am Kühler waren zu dem Zeitpunkt etwa 60%.
Ich habe danach noch 5 Fraktionen zu je 50ml aufgefangen, die werden morgen nochmal genauer begutachtet und bewertet. Ich befürchte aber, dass davon nicht mehr allzu viel genommen wird, irgendein stechender Unterton ist schon jetzt erschnupperbar. Leider auch hier kein Torf.

Woran kann das liegen? War der Phenolgehalt des Malzes eventuell zu tief? Angegeben ist es mit 5-30ppm (ja ich weiß, ziemlich weite Spanne und dadurch nicht definierbar ...) oder kann sich da irgendwo ein Fehler bei den Raubränden eingeschlichen haben, der das Aroma so komplett entfernen kann?

Ich werde das Experiment auf jeden Fall noch abschließen und den Whisky dann in das Fass legen. Beim nächsten Versuch kommt dann direkt 60ppm-Malz in die Maische, eine Bezugsquelle dafür habe ich schon aufgetan.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Ich habe Erfahrung mit zwei starkrauchigen Malzen:
Das "Chateau Whisky" mit 30-45 ppm. Das Ergebnis hat weniger Rauch als Ardbeg oder Laphroaig, aber mehr als Talisker. Knapp unter Lagavulin würde ich sagen.
Und das "Minch Glenesk peated". Dieses muss aus UK oder Irland bestellt werden. Wenn man viel kauft, ist das aber gar nicht so teuer:
https://www.thehomebrewcompany.ie/index ... cription=1
Hat 50ppm und ist auf jeden Fall über Lagavulin. Ich müsste den Whisky mal wieder kosten. Er liegt jetzt schon länger auf Holz. Aber so lange ich noch vom Chateau-Whisky was habe, rühre ich ihn eigentlich nicht an. Denn junger rauchiger Whisky hat was von Mottenkugeln, finde ich. Dieses Aroma bemerke ich auch bei dem extrem jungen Smokehead.
So stark rauchiges Malz stinkt richtig stark nach Aschenbecher oder verrauchte Klamotten. In so einen Malzsack die Nase reinzuhalten, ist ziemlich extrem. Es ist genauso hell wie normales Malz, die Maische wird aber dann richtig dunkelbraungrau. Das meiste vom Rauch geht auf dem langen Weg dann verloren. Also wenn dein torfiges Malz keine Stinkbombe war, dann konnte daraus auch kein starkrauchiger Whisky werden.

Was hast du für ein Malz gefunden?
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Ich habe für diese Maische Best Peated benutzt. Die Angaben sind da eben sehr schwammig, wirklich festzustellen was man da an Phenolen bekommt ist ohne Labor unmöglich. Die Würze war dann zwar schon relativ dunkel aber von grau weit entfernt. Eher so rotbräunlich.

Beim Hobbybrauerversand gäbe es auch die "heavy"-Version davon, das ist die die ich noch ausprobieren wollte. Hat laut Angaben im Shop 50ppm (da hatte ich mich gestern wohl um 10ppm geirrt). Wobei ich gerade sehe, dass da in der Produkt-Detailbeschreibung jetzt wieder etwas von 30-40 steht.

Das Chateau Whisky wäre natürlich nochmal interessanter bezüglich Beschaffbarkeit, das bekomme ich mit etwas Wartezeit sogar ohne Versand.
Danke auch für den Link, da werde ich auch gleich mal reinschauen.

Was mich am Meisten wundert ist eben, dass sowohl in der MAische als auch beim ersten Raubrand noch etwas vom Geruch bemerkbar war (so richtig schön nach Selchfleisch), das aber anscheinend über die 3 Durchläufe wirklich komplett verschwunden ist. Deshalb mache ich mir eher Gedanken über Fehler beim Brennen, irgendwo muß das ja abgeblieben sein. Oder verdampft der Rauch mit der Zeit auch aus geschlossenen Behältern?
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Je höher der Alkoholgehalt, desto weniger ist Phenol flüchtig:
Screenshot (89).png
Das ist aus dem Alcohol Textbook, welches sich auch hier in der Bibliothek befindet.
Vieles bleibt also beim Feinbrand im Kessel zurück. Und dann im Glas, also bei 40% oder mehr, bleibt es im Whisky, steigt dir nur recht wenig in die Nase.
Man müsste den Mittellauf später beenden, um mehr Rauch zu bekommen. Aber dann hast du halt Nachlauf im Whisky... Also bleibt nur der Weg, daß man stärker rauchiges Malz nimmt.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von azeotrop »

Derwo
Kurze Zwischenfrage: Würde das bedeuten dass eine Potstill mit möglichst geringer Rektifikation am meisten Phenol transportiert? Und dass beim letzten Brand der Kesselinhalt nicht zu stark sein darf weil sonst die Phenole im Kessel bleiben?
Das Ganze ist immer noch sehr verwirrend für mich.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Schwer zu sagen, wie sich das alles aufsummiert während der Destillation. Also die Phenolmenge im Vergleich zur Alkoholmenge je nachdem man wann was abtrennt.
Du hast schon recht, je niedriger die Prozente im Kessel, desto anteilig mehr Phenol geht ins Destillat. Also soll man die Prozente niedrig halten. Aber das ist halt wegen dem Nachlauf keine grundsätzliche Lösung.
Vielversprechend ist die Verlängerung der Raubrände und des Nachlaufsammelns. Denn die Flüchtigkeit von Phenol ist ja doch im Bereich unter etwa 22vol% (da wo die Phenol-linie über 0 ist) immerhin höher als die von Wasser. Das bedeutet, man kann das Phenol mit einer sehr langen Destillation komplett ins Destillat holen. Aber man kann die Destillationen ja nicht uferlos verlängern, ohne dann irgendwann ein zusätzliches Mal brennen zu müssen. Und am Ende müssen die Prozente nun mal hoch. Und dafür müssen sie beim letzten Brand auch im Kessel relativ hoch sein.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Danke für die Info zur Flüchtigkeit. Das Buch werde ich mir bei Gelegenheit mal durchlesen müssen.
Ich habe jetzt mal einen Tropfen bei 60% am Kühler (knapp vor der Abtrennung) probiert und merke eindeutig einen Aschenbecher-Geschmack. Geruchlich ist davon kaum was mitzubekommen.
Gibt Hoffnung, dass nicht alles ganz falsch gelaufen ist und sich der Whisky nach der Lagerung und Verdünnung auf Trinkstärke dann doch noch gut entwickelt.
Aber jetzt heißt es erst mal warten ...
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Guten Morgen!

Nach nunmehr dreieinhalb Monaten im 4-Liter-Sherryfass habe ich gestern erstmals verkostet. Die Farbe ist einfach genial - liegt vermutlich am Sherry aus dem Holz, das Fass war bis kurz vor der Befüllung mit dem Feinbrand noch belegt.
Geschmacklich kommt immer noch Aschenbecher durch. Ich hoffe mal, dass sich das noch auslagert bzw. etwas akzeptabler wird.

Nun stellen sich mir aber ein paar Fragen.
Einerseits naschen die Engel bei dem Fass enorm mit. Von den 3 Litern Sherry war nach einem Jahr nur mehr knapp über einem Liter übrig. Ja, man könnte das Fass etwas besser abdichten oder außen behandeln um die Verdunstung zu minimieren. Bin mir allerdings momentan noch nicht sicher ob sich der Aufwand lohnt. Ich habe auch gelesen, dass bei so kleinen Fässern immer die Gefahr besteht dass der Holzeinfluss bei längerer Lagerdauer zu dominant wird. Deshalb überlege ich, den Whisky für die Restlagerdauer in die Flasche zu übersiedeln. Spricht da etwas dagegen?

Wenn in der Flasche weitergelagert werden kann - mit oder ohne zusätzlichem Holz? Ich hätte noch eine Packung Eichenholzchips (medium toast, können aber bei Bedarf moch mit der Lötlampe etwas gekohlt werden) verfügbar. Könnte sich das noch positiv auf die Phenole auswirken oder ist es zu diesem Zeitpunkt schon egal und nur noch eine Frage der ausreichenden Oxydation?

Vielleicht kann mir ja hier jemand weiterhelfen. Danke schon mal!
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von derwo »

Das ist halt der Nachteil von Minifässern: Sie sind nur für kurze Lagerung geeignet. Wenn der Whisky zu dunkel bzw holzdominiert wird, muss er raus. Dann ist die Holzlagerung halt leider schon nach vier Monaten beendet, obwohl du ihm vielleicht gerne ein paar Jahre gegeben hättest. Dann aber noch frische Chips dazuzugeben, dadurch wird er wieder dunkler. Einen schon ziemlich ausgelaugten Holzstick vielleicht. Den eventuellen Vorteil des Fasses hast du jedenfalls nur vier Monate gehabt. Wenn du ihn insgesamt drei Jahre lagerst, war das also anteilig nur eine kurze Zeit.
Zumindest wenn man lange lagert (3 Jahre oder mehr), sind normale 1l-Flaschen oder auch Weithalsflaschen genug luftdurchlässig meiner Meinung nach (man merkt es am Geruch in dem Raum, wo sie gelagert werden).
Die Alterung geht in der Flasche weiter. Aber dasselbe wie auf Holz ist es glaube ich nicht.
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Re: Mein erster Malt-Versuch

Beitrag von geHeimBrenner »

Danke für die Rückmeldung!

Leider habe ich es noch nicht geschafft mich bei meiner besseren Hälfte bezüglich eines 200l-Fasses durchzusetzen. Wäre auch etwas mühsam das voll zu bekommen :)
Es war mir schon bewusst dass in dem kleinen Fass nur eine kurze Zeit möglich ist. Mal sehen, vielleicht gibt es ja noch irgendeine Zwischengröße die man sinnvoller nutzen kann. Aber das dann definitiv erst wenn auch die restliche Ausrüstung erweitert wurde.

Von der Farbe her bin ich schon ganz zufrieden wobei das vermutlich tatsächlich hauptsächlich vom Sherry kommt.
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Das Fass an sich dürfte ja nach der ersten Belegung mit dem Sherry schon etwas ausgelaugt sein. Aroma ist aber noch schön rübergekommen.
Dann wandert der Inhalt jetzt mal in die Bügelverschlussflasche. Eine großzügige Menge an Chips noch dazu und dann ab in die Ecke und einfach mal vergessen.