Mein Vogelbeerbrand 2022

Obst ernten oder kaufen, verarbeiten, vergären und brennen
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derwo
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von derwo »

Und bis nächstes Jahr hast du dich auch von den Strapazen erholt.

Ich beende diesen Winter einen Feigenbrand. Das Projekt hat sich über drei Jahre hingezogen. Jeden Sommer so viel geerntet, wie der Baum hergibt und eingefroren. Dann im Winter gemaischt und Raubrände und auch schon einen Mittelbrand gemacht.
Tomtom
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

Na dann lasse ich es mal auf mich zukommen und zur Not sammel ich nächstes Jahr, oder vielleicht auch dieses Jahr noch mal.
Tomtom
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

Da mein Destillenbau etwas länger gedauert hat als gedacht, musste meine Vogelbeermaische 1 Monat warten. Ich habe alle paar Tage nach der Maische geschaut, es hatte sich nichts getan. Die Maische hat nach Iberogast gerochen, daher habe ich gedacht die Mikroorganismen wollen sich in der stinkigen Brühe nicht einnisten. :)
Vorgestern habe ich dann ein paar weiße Punkte auf der Maische entdeckt (Schimmel) und die Maische hat richtig gut nach fruchtigem Aceton (Rumkugeln) gerochen. Im Fruchtweinforum habe ich gelesen, dass der Geruch wohl von einer veresterung des Alkohols zu Essig herrührt und dass Gifte entstehen können bei der Schimmelbildung. Ich habe mich dann echt beeilt mit der Fertigstellung der Destille. Heute war schon einiges an Schimmel drauf:
IMG-20221124-WA0006.jpg
Zuletzt geändert von Tomtom am 24. Nov 2022, 20:04, insgesamt 2-mal geändert.
Tomtom
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

Ich habe den Schimmel großzügig abgekratzt und dann hatte ich wieder den Iberogastgeruch. :cry:
IMG-20221124-WA0005.jpg
Tomtom
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

Ich habe meinen ersten Raubrand gemacht, mit meiner ersten Maische ohne Zucker.
Von den 30 Litern habe ich 6 Liter mit ca. 15% Raubrand raus bekommen.
Ich habe nicht ganz bis 0% runter gebrannt, es waren noch so 2% im Kessel.
Als der Brand mit 40 % aus der Destille kam habe ich mal probiert und ich war begeistert,
hat sehr weich geschmeckt und nach Blaubeere und im Abgang nach Marzipan.
Ich bin echt zufrieden mit mir :bravo: :D
Zuletzt geändert von Tomtom am 26. Nov 2022, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.
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derwo
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von derwo »

Klingt als ob doch nicht so viel Zucker in den Vogelbeeren ist. Das hatte ich befürchtet.

Was heißt, es waren noch 2% im Kessel? Das kann doch nicht sein. Du wirst doch nicht bei noch über 20% im Dampf aufgehört haben? Das würde auch nicht zu den insgesamt 15% passen.
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azeotrop
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von azeotrop »

6 Liter mit ca. 15% enthalten 900 mL Ethanol
24 Liter mit 2% enthalten 480 mL Ethanol.
Also waren in den 30 L Maische 1380 mL Ethanol enthalten. Das entspricht 4,6% in der Maische.

Klingt nicht völlig unmöglich. Meine Quitten mit 4,8% in der Maische haben 19% im Rauhbrand gebracht. Ich habe aber bis Null gebrannt

Woher weisst du dass im Kessel noch 2% waren? Ich vermute dass du durch Undichtigkeit Alkohol verloren hast.
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Tomtom
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Es waren noch so 1-2% im Destillat, welches gerade aus der Destille kam. Wobei ich sagen muss, dass meine Spindeln sehr zu wünschen übrig lassen. Muss mir da unbedingt was Anständiges besorgen.
Außerdem habe ich Recht spät, zwei Undichtigkeiten erkannt, die mir bei den Reinigungsbränden nicht aufgefallen sind.
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azeotrop
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von azeotrop »

Dann waren die Undichtigkeiten schuld.

Ich blase vor jedem Brand in den Kühlerausgang. Man merkt sehr gut wenn da was undicht ist.
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derwo
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von derwo »

Wenn es eine Undichtigkeit gibt, reduziert das die Menge.
Ich sehe hier aber ein recht plausibles Ergebnis ohne Undichtigkeit:
6lt 15% aus 30lt mit ca 3.5%.
Kann es sein, daß die Maische nur 3.5% hatte?
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

derwo hat geschrieben: 26. Nov 2022, 12:06 Kann es sein, daß die Maische nur 3.5% hatte?
Ich denke dass die Maische einen geringen Alkoholgehalt hatte. Der Dr. geht in seinem Buch
bei der Vogelbeermaische von 2-3% Alkoholgehalt aus. Im Buch Schnapsbrennen sind die Ausbeutesätze für die Vogelbeere mit 1,5% Weingeist angegeben. Nach meiner sensorischen Wahrnehmung ist die Vogelbeere nicht sonderlich süß. Ich nehme also an, dass bei der Vogelbeere auch nicht viel zu holen ist.
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derwo
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von derwo »

Wie viel Beeren und wie viel Wasser waren es nochmal?
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azeotrop
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von azeotrop »

Der Zoll rechnet für die Abfindungsbrennereien für Mehlbeeren mit 2% Ausbeute von reinem Alkohol in der Maische.
https://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Steue ... 20501.html
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Tomtom
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

derwo hat geschrieben: 26. Nov 2022, 14:36 Wie viel Beeren und wie viel Wasser waren es nochmal?
Es waren 30 kg Vogelbeeren und 3 Liter Wasser
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derwo
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von derwo »

Ja, das steht am Anfang. Ich dachte, vielleicht hast du am Ende doch mehr Wasser genommen.
Mit so wenig Wasser würde man laut unserem Obstmaischerechner halt auf 7.1vol% kommen. Aber wir haben ja eh den Verdacht, daß der dortige Zuckerwert (11.8%) für Vogelbeeren nicht stimmt. Die Werte stammen alle von naehrwertrechner.de, Vogelbeeere ist hier: https://www.naehrwertrechner.de/naehrwe ... ere+frisch
Dort steht pro 100g: 5684mg Glucose, 5684mg Fructose und 406mg Saccharose. Das macht 11.776% vergärbarer Zucker.

https://www.grossarltal.info/blog/2020/09/24/vogelbeer-erntezeit/ hat geschrieben:Die erste Herausforderung ist es, den richtigen Zeitpunkt für die Ernte zu bestimmen und zu erkennen, wann die Früchte voll reif sind. In der Natur erkennt man das am besten daran, dass die Vögel beginnen, sie zu stibitzen. Der Profi nimmt natürlich ein Refraktometer zur Hand und bestimmt damit den Zuckergehalt der Beeren. Aber auch das ist nicht so einfach. Es gibt nämlich viele verschiedene Sorten. Während die einen vom Zuckergehalt schon perfekt sind, haben andere Sorte geradewegs erst mal die Hälfte des gewünschten Wertes.
Kann aber halt auch an sowas liegen, also daß es wirklich Vogelbeeren gibt, die diese 11.8% Zucker haben.
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Catweazle »

Laut Josef Pischel‘s Buch Schnapsbrennerei in der 5. Auflage können Vogelbeeren zwischen 4 und 8% zuckergehalt haben.
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
Tomtom
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

Ja genau, in dem Buch schreibt er auch von der unveredelten Vogelbeere die vor der Ernte ein paar Fröste mitgemacht haben soll und der süßen, mährischen Vogelbeere (die Beeren sind wohl sogar essbar).
Daher wohl auch die Unterschiede im Zuckergehalt.
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azeotrop
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von azeotrop »

Leider wird kein Vogel die Beeren bis zum Frost hängen lassen. Ich bezweifle auch stark dass der Frost Zucker erzeugen kann. Gerbstoff und Säureabbau glaube ich. Aber Zucker aus dem Nichts klingt mir zu wundersam.
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

azeotrop hat geschrieben: 28. Nov 2022, 14:47 Leider wird kein Vogel die Beeren bis zum Frost hängen lassen. Ich bezweifle auch stark dass der Frost Zucker erzeugen kann. Gerbstoff und Säureabbau glaube ich. Aber Zucker aus dem Nichts klingt mir zu wundersam.
Ja da hast du aus meiner Sicht Recht. Wollte damit sagen dass es unterschiedliche Sorten gibt mit unterschiedlich hohe Zuckerwassergehalt und dass die Beeren wohl auch noch etwas süßer werden wenn sie noch ein paar Herbstsonnentage abbekommen.
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azeotrop
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von azeotrop »

Ich bin schon sehr auf dein Endergebnis gespannt.
Vogelbeerbrand liebe ich, gibt es leider nur selten.
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Hügelwilli »

Wenn man im Internet eher auf Seiten für Ernährung schaut, also nach "nutrition facts rowan berry" oder so sucht, findet man meist sehr hohe Zuckerwerte für Vogelbeeren.
https://www.fruitsinfo.com/rowan-fruit.php
13.9% Zucker
Das ist schon seltsam.

Angenommen, wir setzen den Zuckerwert im Obstmaischerechner herunter von 11.8 auf vielleicht 7% Zucker, dann stellt sich mir die Frage, ob die freigewordenen 4.8% nun dem Wassergehalt oder den sonstigen Stoffen zugesprochen werden sollen.
Da Tomtom ja mit recht wenig Wasserzugabe zurechtgekommen ist, würde ich diese 4.8% eher dem Wassergehalt zurechnen.
Gibt es dazu Meinungen?
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

Ich wollte noch anmerken, dass Patjag ( wenn ich es richtig verstanden habe) mit Aufzuckerung, 6,8% Alkoholgehalt in der Maische hatte (da hatten die Beeren vermutlich auch nicht so viel Zucker)
Seleni hatte 30% Alkohol im Rauhbrand, er spricht aber von einer Maische vom letzten Jahr und von Schmickl, also vermute ich, dass er auch aufgezucker hat (also wohl kein verlässlicher Wert)
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azeotrop
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von azeotrop »

Hügelwilli hat geschrieben: 29. Nov 2022, 16:34 Da Tomtom ja mit recht wenig Wasserzugabe zurechtgekommen ist, würde ich diese 4.8% eher dem Wassergehalt zurechnen.
Gibt es dazu Meinungen?
Das wäre ein vernünftiger Ansatz.
Wenn die 2% Alkoholgehalt rauskommen, von denen der Zoll ausgeht, liegt man in der richtigen Größenordnung.
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azeotrop
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von azeotrop »

Es scheint so zu sein dass zumindest die Profibrenner für Vogelberenbrand die sogenannte Edeleberesche verwenden, da damit die Alkoholausbeute etwas höher ist.
Es ist kaum möglich als Laie zu erkennen mit was für einem Baum man es gerade zu tun hat.
Hier ist etwas Lesestoff zum Thema, auch zum Zuckergehalt.
Mit der Edelvogelbeere soll man auf 4,8L reinem Alkohol pro 100L Maische kommen können.
w17_die_vogelbeere-ein_obstbaum.pdf
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Re: Mein Vogelbeerbrand 2022

Beitrag von Tomtom »

azeotrop hat geschrieben: 29. Nov 2022, 15:51 Ich bin schon sehr auf dein Endergebnis gespannt.
Vogelbeerbrand liebe ich, gibt es leider nur selten.
Ich kann den Vogelbeerbrand von Dolomiti empfehlen. Den fand ich persönlich gut.
Wird durch Destillation und Mazeration gewonnen.