Einwecktopf nutzen?

Der Selbstbau von Destillen
Sammy
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Einwecktopf nutzen?

Beitrag von Sammy »

Hallo, habe 4 Einwecktöpfe übrig.

Meine Überlegung ist nun, oben ein Loch zu bohren, damit da der Kühler ran kann, und einfach im Einwecktopf zu brennen. Bis 100 Grad schaffen sie ja auch und ab 90 Grad würde ich ja eh abschalten.

Hat das schonmal jemand gemacht?
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Catweazle
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von Catweazle »

Hallo Sammy,

das wird eher nix….

Folgende Gründe:
- du wirst den Deckel nicht dampfdicht bekommen
- ob der Deckel auch alkoholdämpfe aushält, bin ich mir nicht sicher
- dir wird obstmaische anbrennen
- die Temperatur genügt nicht, um einen rauhbrand sehr weit runterzudestilieren.
Einige destillieren hier bis über 100 grad.
Ich glaube hier hat das keiner. Bei Schnapsbrennen.at gibt es glaube ich was in den Fotos…
Les dich hier durch und bau dir aus einen Topf was feines…
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
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derwo
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von derwo »

Sammy hat geschrieben: 20. Nov 2022, 23:18und ab 90 Grad würde ich ja eh abschalten.
Wenn dir das so klar ist, hast du dir falsche Informationen angelesen.

Zusätzlich zu Catweazles Gründen finde ich, daß man da sehr schlecht was dranmontieren kann. Das ist ja emallierter unedler Stahl. Ich weiß nicht, du müstest das Email an den Lötstellen abschleifen und dann diesen Stahl löten? Der Stahl rostet dann natürlich ohne das Email. nd auch wnn du nur was festschraubst, also ohne Löten auskommst, die Kanten, wo du gebohrt hast, werden rosten.

Die Elektronik müsstest du glaube ich auch umbauen oder irgendwie überbrücken und ein PWM nachrüsten.
ethanbaskin
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von ethanbaskin »

Danke für die Frage. Ich habe auch das gleiche Problem :+1:
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azeotrop
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von azeotrop »

Viel Einkochtöpfe haben eine Maximalstufe bei der der Thermostat überbrückt ist. Da kann man einen Leistungsregler vorschalten. Ohne Regler geht es nicht.
Wie lange das Emaille die kochenden Säuren aushält weiss ich nicht. Eine Zeitlang wird es schon gehen.
Eine Abdichtung vom Kessel zu einem Deckel wird möglich sein, erfordert aber kreative Lösungen. Notfalls mit Mehlkleber. Man könnte sogar den Kunststoffdeckel nutzen wenn einen nicht stört dass der Deckel von kochenden Säure und Alkoholdämpfen angegriffen wird. Ein passender Blechdeckel wäre besser.
Wegen des fehlenden Sandwichbodens ist die Anbrenngefahr nicht zu unterschätzen.
Man kann es machen.
Aber vorher solltest du verstehen warum deine 90 Grad Bemerkung zeigt dass du was wichtiges nicht verstanden hast.
Ich habe zwei Tipps:
— Mach ein eigenes Thema auf und frage wie das mit der Temperatur beim Destillieren ist. Da wird dir geholfen.

— Fang mit einem normalen kleinen Kochtopf an und übe.
Es grüßt Azeotrop
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Alchemist
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von Alchemist »

Die Einwecktöpfe regulieren ihre Temperatur durch einen Stift (Sensor) in der Mitte am Boden des Topfes. Dieser darf unter keinen Umständen mit Feststoffen belegt sein (e.g. Obstmaische). Denn wenn dieser bedeckt ist, heizt der Topf non-stop bis er die eingestellte Temperatur erreicht hat. DAs kann ganz schnell in einer Katastrophe enden. Die vorhandene Temperatursteuerung bringt dir zudem auch absolut nichts. Zudem wurden auch schon andere Thematiken wie die Beständigkeit des Kochtopfes (Emaille, Blech) gegen Korrosion angemerkt. Dein Kunststoff-Deckel ist auch ein Problem: je nach verwendetem Material kann der schon beständig sein, aber der Dampf ist eine Sau und kriecht. Du musst den also 200 % dampfdicht bekommen, mit Materialien, die Säure- und Alkoholbeständig sind. Die Obstmaische wird ja sauer eingestellt.

Ein viel praktikablerer Ansatz wäre der Umbau eines Schnellkochtopfs. Dort wird 18/10 CrNi Stahl verwendet, haben tlw. 6 Liter Volumen (natürlich nur die Fraktion vom Einweck-Topf) und lassen sich super mittels Herd beheizen. Etwas handwerkliches Geschick ist nötig, um in Edelstahl ein Loch für das Steigrohr zu bohren, aber das ist alles machbar. Etwas Teflon-Band hat auch noch nie geschadet.
Darüber hinaus sind die dickwandig, speichern also etwas besser die Wärme und laufen dadurch "ruhiger" (im Vergleich zu 20 L "normalen" Gastro-Töpfen, die tlw. aus Alu bestehen; sind auch extrem dünnwandig; Außerdem sind die durch den Deckel auch nur mit kreativen Ideen dicht zu kriegen).

Nachtrag: hab es erst hier im Forum gelesen, dass die Dichtung problematisch ist. Wirklich Schade. Gibt es hier keinen Ansatz diese gegen ein geeignetes Material auszutauschen?
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derwo
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von derwo »

Wenn sich in einem Einwecktopf unten ua am Sensor Feststoffe festsetzen, dann wird die Temperatur dort steigen und der Sensor die Beheizung ausschalten. Daß durch einen Überzug von Feststoffen die Temperatur unten bleibt, halte ich für unwahrscheinlich.

Viele Schnellkochtöpfe sind nur unter Druck dicht. Und da wir ja oben eine Öffnung haben, ist unsere Destille nie wirklich unter Druck. Das ist das zweite Problem des Schnellkochtopfs. Insgesamt finde ich eine Lösung mit Teflonband und Klammern ("binder clips") dann sauberer und sicherer und auch relativ billig.
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azeotrop
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von azeotrop »

Die ganze Diskussion über diesen Stift ist doch sinnlos im Zusammenhang mit Destillation.
Eine Temperaturregelung ist ungeeignet und muss entweder ausgeschaltet oder überbrückt werden.
Was man braucht ist eine Steuerung der Heizleistung, unabhängig von der Temperatur. Dafür gibt es Lösungen.
Es grüßt Azeotrop
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derwo
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von derwo »

Ja, es war eine theoretische Diskussion. Eine Temperatursteuerung ist in jedem Fall schlecht.
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azeotrop
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Re: Einwecktopf nutzen?

Beitrag von azeotrop »

Derwo
Du hast das Verhalten der Temperatur Regelung korrekt beschrieben.
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