Gin als Ansatz machen?

Spirituosen hergestellt durch Destillation von Alkohol und unvergorenen Früchten oder Gewürzen
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Dr.Cooper
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Gin als Ansatz machen?

Beitrag von Dr.Cooper »

Mein Schwiegersohn hat mir einen YT Link geschickt in dem der Verfasser einen Gin als Ansatz herstellt, siehe hier >>> <<<
Ich habe das mal als Anlass genommen mich auch daran zu versuchen.
100 gr klein geschnittener Ingwer
25 Wachholderbeeren
5 Piment,
3 Nelken,
geriebene Orangenschale,
minimal Anissamen,
Angesetzt mit 500 ml aufdestiliertem Nachlauf (75%) den ich auch für Likör nehme.
Das ganze steht jetzt seit Anfang der Woche hier.
Goldgelb ist das ganze mittlerweile geworden, wohl durch den Ingwer. Geruch und Geschmack(Fingertest) sind leicht scharf aber auch fruchtig

Jetzt zur Fragestellung:
Kann das überhaupt was werden?
Reicht die Zeit?
Hat das jemand von euch schon mal in ähnlicher Weise gemacht?
20221204_103157.jpg
Dem Destillatör ist nix zu schwör :dontknow:
Tom
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derwo
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von derwo »

Es gibt dafür auch Komplettsets zu kaufen. Also eine Gewürzset und Kornbrand ein Ansatzglas oder so. Ein wahrscheinlich erfolgreiches Weihnachtsgeschenk sowas. Und wenn man dann etwas unkritisch ist, weil das so toll selber gemacht ist, dann trinkt man das vielleicht sogar leer.
Daß es kein Gin wird, sieht man ja. Aber einige Ginaromen wird das schon ähnlich rüberbringen. Ohne Zuckerung wird es aber leider nicht auskommen. Vor allem bei deiner Ingwermenge und allgemein den hohen Mengen.
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Dr.Cooper
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von Dr.Cooper »

Daß es kein Gin wird, sieht man ja. Aber einige Ginaromen wird das schon ähnlich rüberbringen.
Richtig, deshalb habe ich schon überlegt dieses Mazerat durch meine kleine Destille laufen zu lassen um ein klares Destillat zu bekommen.
Das die Menge an Ingwer VIEL zu hoch ist ist mir erst im Nachgang bewußt geworden :lol:
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Tom
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derwo
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von derwo »

Wenn du das destillierst, ist es ein ganz normaler Gin. Halt etwas viel Aroma. Es gibt viele erfolgreiche Gins, die als destilliertes Mazerat hergestellt werden. Eine vapor Infusion chamber oder so ist nicht nötig.
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Dr.Cooper
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von Dr.Cooper »

vapor Infusion chamber
Du haust mir hier Fachbegriffe um die Ohren die mußte ich erst mal googlen :+1:
Aber gut zu wissen was alles möglich ist.

Nachtrag, ich habe gerade mal die Festanteile abgesiebt und eine Probe auf Trinkstärke verdünnt, wie Derwo schon bemerkt hatte viel zu stark im Aroma.
Da hilft wohl nur nochmals destillieren und verdünnen, die Sache mit der Zuckerung wird sich dann ergeben.
Zuletzt geändert von Dr.Cooper am 4. Dez 2022, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
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azeotrop
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von azeotrop »

Von Dampf durchströmter Aromakorb oder separater Teil der Destille zum Einbringen der Botanicals.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
tarocco
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von tarocco »

Hallo Dr. Cooper,

es freut mich wirklich, wie Gin-begeistert du bist, ich denke wir bringen da bald wirklich was zustande :)

wie derwo schon geschrieben hat werden (soweit ich bislang recherchiert habe und bei neu entdeckten Gins immer wieder lese) tatsächlich die meisten Gins auf diese Art (destilliertes Mazerat) hergestellt. Vereinzelt werden dann noch Botaniclas mittels Dampfinfusion hinzugefügt...

Für eine solche Dampfinfusion eignet sich schon ein herkömmlicher Edelstahl-Dämpfeinsatz mit Füßchen (wie Dr. Schmickl das macht) oder irgend ein Sieb, welches du zwischen Kessel und Kolonne/Hut hängst, je nach dem wie deine Destille aufgebaut ist und du das Teil durch die Öffnung bekommst...

Ungebrannt würde ich das Mazerat inzwischen nicht mehr trinken wollen. Gerade bei längerer Ziehzeit, vielen verschiedenen Botanicals und noch dazu hoher Dosis überwiegen hier unerwünschte Aromen und auch eine harzig-klebrige-muffige Konsistenz. Randnotiz: per Definition wäre das dann ein Compound/Bathtub Gin und ist meines Wissens nach sogar in der EU-Spirituosenverordnung so geregelt. Am Markt hätte ich sowas aber noch nicht gefunden.
Dr.Cooper hat geschrieben: 4. Dez 2022, 12:53 Nachtrag, ich habe gerade mal die Festanteile abgesiebt und eine Probe auf Trinkstärke verdünnt, wie Derwo schon bemerkt hatte viel zu stark im Aroma.
Da hilft wohl nur nochmals destillieren und verdünnen, die Sache mit der Zuckerung wird sich dann ergeben.
Ich kenn das, wie schon in meinem letzten Beitrag geschrieben mache ich auch immer wieder den Fehler und überlade meine Ginrezepturen. Versuch doch mal die Mischung mit 38% Korn zu verdünnen. wenn es im Verhältnis 1:1 dann trinkbar ist, weißt du dass die Hälfte der Dosis wohl auch reicht... ich werde das zumindest bei meinen nächsten Versuchen probieren.

Kai Möller schreibt ja in seinem Buch "Gin zuhause selbst gemacht", dass insbesondere bei Kleindestillen (mittels "Konzentrate") so größere Mengen an Gin hergestellt werden können. Auch in der Industrie soll dass vereinzelt vorkommen, aber eher nicht im Premiumsegment...

Zuckern würde ich nicht, zumindest nicht wenn du per Definition einen "Dry Gin" herstellen willst...

bis dann,
tarocco
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derwo
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von derwo »

Ich habe neulich einen Gin geschenkt bekommen, der zu diesem Thema passt:

Inverroche Gin Amber

Das ist ein destillierter Gin, der nachgereift wurde. Und zwar nicht in Holz sondern:
Durch die Nach-Mazeration mit gerbstoffreichen Pflanzen wirkt Inverroche Gin Amber geschmacklich ähnlich einem Reserve Gin. Diese Gerbstoffe schaffen eine erdige Basisnote, aus der sich Aromen aus Rooibos, Wacholder und Karamell entwickeln die in roten Zitrusfrüchten gipfeln, bevor der Gin in einem tanninreichen Abgang den Gaumen hinab rinnt.
Die Farbe ist wie Bourbon, aber etwas rötlicher.
Der Geschmack ist meiner Meinung ein recht starkaromatischer Gin mit ein bisschen sowas in Richtung Zirbenschnaps (angesetzte Zirbenzapfen), insgesamt dadurch ein eher waldiger Gin. Geruch eher Gin, Geschmack eher Zirbe.
Er hat eine merkliche Süsse, aber nicht übertrieben. Auf der Verpackung steht nichts von zugesetztem Zucker, also darf auch keiner drinnen sein. Ich habe die Dichte nachgemessen. Und tatsächlich, er scheint nur etwa 4g/lt Zucker zu haben. Das ist wahrscheinlich im Bereich, was man mit den Mazerationszutaten erreichen kann.
Recht geschickt gemacht alles: Wahrscheinlich kaum Lagerzeit und trotzdem eine gelagerte Farbe und ein fassähnliches Aroma. Und alles mit guter Begründung: daß man eben nicht Holz nimmt (denn dann müsste man entweder Jahre warten oder nicht gut vermarktbare Chips oder Sticks verwenden) sondern Botanicals, weil es ja Gin ist.
Ich möchte es aber gar nicht kritisieren. Ich finde, man kann das gut trinken. Der Preis ist halt wie immer bei Edel-Gin eher ungerechtfertigt (40-45€ für 700ml 43vol%).

Ich weiß nicht, ob das bei diesem Gin die Idee ist, aber ich denke folgendes könnte gute Ergebnisse bringen:
- Aus den Ginzutaten, die als undestillierter Ansatz bitter schmecken würden, einen destillierten Gin machen.
- Und dann diesen Gin in den Zutaten lagern, die eher süss schmecken.
So sollte man mehrer Fliegen mit einer Klappe schlagen können:
Süsse ohne Zucker zu verwenden, Farbe, Holzaroma, kaum Lagerzeit, Originalität.
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Ablenker
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von Ablenker »

Zirbe ist doch diese "Eso-Super-Gebirgs-kiefer"?!?!

Solchen Rezepten - also Geschmacksexperimente, in dieser Richtung bin ich durchaus aufgeschlossen gegenüber.

ABER, ich bin der Meinung das sowas von den Leuten kommen sollte, die dort wohnen bzw die Zirbe in ihrem Refugium kennen und ernten können. Aber sich jetzt Zirbenzapfen nach Neuseeland zu bestellen, um da Zirben-Gin zu machen fände etwas "daneben". Zumal ich mir fast denken könnte, das es in NZL Gewächse gebe, mit dem man spielen könnte.

Nur so - klinge heute schon wieder ziemlich "preachy".

Kleine Geschichte, weil es gerade passt, wegen Kiefer und so:
Letztes Jahr fand ich bei uns im Wald, während ich einem Kumpel dieses Biotop vorstellte, es handelt sich um ein beräumtes und freigegebenes Militärsperrgebiet( Munitionsanstalt aus dem 3ten Reich) ein wunderschönes Stück Fettholz.
Fettholz ist übermäßig harziges Nadelholz. Überrascht, das es sowas wirklich gibt, entschloss ich mich einen Teil davon zu verwenden, einen alkoholischen Auszug daraus herzustellen. Der Geruch von frischem Harz ist ja vielen bekannt und durchaus positiv, aber der Hauptgrund war es um der Redewendung "Habt ihr Lack gesoffen?" mal gerecht werden zu können.
Der entstandene Auszug mit um die 70volProzente ist aber alles andere als dezent. Sehr harzhaltig -quasi eigentlich wirklich schon Lack, Gläserin dem ich ihn ausgeschenkt habe, haben immer eine Kruste( zumal sie seltenst geleert werden) Und der Geschmack - geht gerade so - ist aber wirklich Kieferharz an der Oberkante des Verträglichen.
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Whotan
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Re: Gin als Ansatz machen?

Beitrag von Whotan »

Wen dich das interesiert wer evt maiwirpfel was für dich.
Das geht ein wenig in die richtung.
Da nimmt mann die frischen (jungen trieb der tannen und fichten bäume) (das neu gewachsene hellere grün)
Das sollte in die richtung zirbe gehen!