Wie reinige ich meine neue Kupfer BOKA

Infos für Anfänger und typische Anfängerfragen. Anfänger müssen aber nicht zwingend hier ihre Themen starten.
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azeotrop
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Wie reinige ich meine neue Kupfer BOKA

Beitrag von azeotrop »

Hallo Forum

Ich habe meine 2 Zoll BOKA soweit zusammengeschustert dass der erste Testlauf beginnen könnte.
Wie mache ich die erste Grundreinigung der Teile.
Ich habe Empfehlungen gelesen Essig zu destillieren. Das hatte ich mal mit meiner Potstill gemacht und wunderbaren Grünspan geerntet.

Mir scheint es vernünftig zu sein, alles über Nacht in 2,5% Zitronensäure einzulegen und zu bürsten wo man hinkommt.
Dann in 5% Natriumcarbonat (Waschsoda) einlegen und danach gut spülen.
Danach eine Füllung Wasser destillieren um zu sehen ob alles dicht ist und die Thermometerpositionierung zu checken.
Dann würde ich Billigwein destillieren und wegschütten.

Reicht das? Alles Quatsch? Habt ihr Tips für mich?
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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derwo
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Re: Wie reinige ich meine neue Kupfer BOKA

Beitrag von derwo »

Du hättest nach dem Essig destillieren halt gleich gut durchspülen müssen.
Einlegen in Zitronensäure kann dir über Nacht Kupfercitrat bescheren. Da wo Luft drankommt zumindest. Also es dürfen keine Luftblasen drinnen sein.
Ich würde zuerst mechanisch mit Zitronensäure und Salz schrubben (Leitungsrohre haben oft eine künstlich aufgebrachte, raue Patina, die weg sollte), am besten mit den Plastikschrubbern, die man vor dem Löten verwendet. Dann gut durchspülen. Dann 1:1 verdünnten Essig destillieren, gut durchspülen. Dann Wein. (Oder, falls du dir nicht sicher bist, ob alles läuft, erstmal nur Wasser.) Das Weindestillat und auch den Essig (hier das Destillat und den Rest im Boiler) aufbewahren. Kannst du wiederverwenden für weitere Reinigungsbrände, falls du noch was umbauen musst.

Soda ist gut, um Gerüche wegzubekommen. Also zB die Packung irgendwann mal mit Soda zu kochen. Und dann kurz mit Zitronensäure, um den Sodaschleier wegzubekommen. Aber am Anfang brauchts das nicht.
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derwo
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Re: Wie reinige ich meine neue Kupfer BOKA

Beitrag von derwo »

Weil das hier der Anfängerbereich ist, noch eine Ergänzung:

azeotrop hat nach der Erstreinigung einer frisch gekauften oder selbstgebauten Destille aus Kupfer gefragt, nicht nach der regelmäßigen Reinigung. Die regelmäßige Reinigung nach dem Brennen sollte man im Gegensatz zur Erstreinigung nicht mit einer Säure machen. Sonst geht die schöne Patina kaputt. Die Patina (Kupferoxid. Anfangs rötlich, später immer bräuner) ist extrem wasser- und alkoholunlöslich. Daher wird man mit einer erdunkelten Destille weniger Kupfer ins Destillat bekommen als mit einer frisch polierten. Das gilt vor allem für den absteigenden Ast, also den Produktkühler. Also geruchlose Seife und Soda bieten sich für die regelmäßige Reinigung an. Und das Wasser sollte möglichst heiß sein.
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azeotrop
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Re: Wie reinige ich meine neue Kupfer BOKA

Beitrag von azeotrop »

Danke für die Klarstellung des Unterschieds.
Das wäre ggf. sogar ein eigenes Thema im Anfängerbereich wert.
Ich hätte das jedenfalls nicht gewusst.
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gorbi73
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Re: Wie reinige ich meine neue Kupfer BOKA

Beitrag von gorbi73 »

Ich bin bisher davon ausgegangen dass zum Erreichen eines katalytischen Effektes die Kupferinnenflächen gerade möglichst blank sein sollten. Das wäre doch aber mit der Oxydschicht dann nicht mehr gegeben, oder?
Früher war alles anders, da waren sogar die Gummistiefel noch aus Holz.
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derwo
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Re: Wie reinige ich meine neue Kupfer BOKA

Beitrag von derwo »

Tja, das ist ein bisschen undurchsichtig...

Kupfer hat für uns ja zwei Funktionen: Die eine ist die Beseitigung von flüchtigen Schwefelverbindungen. Die betrifft vor allem alle Brände aus Maische. Die andere ist die Beseitigung von Ethylcarbamat. Das betrifft nur Steinobst. Im ersten Fall findet eine direkte chemische Reaktion mit den Kupferionen statt, im zweiten Fall ist es wohl eine katalytische Reaktion. In beiden Fällen benötigt es Kupferionen.

Einerseits wird immer gesagt, der Kupferkatalysator zur Ethylcarbamat-Beseitigung muss blitzblank sein, andererseits wird mit dem gleichen Ziel der Maische oft Kupferchlorid zugegeben, also kein blitzblankes Kupfer sondern ein Kupfersalz. Warum dann nicht ein oxidierter Kupferkatalysator?
Leider ist darüber nichts in der Literatur zu finden. Es gibt nur Empfehlungen, aber keine Begründungen.
Aber wenn wir sagen, wir wollen möglichst viel Kupfer in allen Bereichen des Destillationsprozesses haben, dann sollte der Boiler oxidiert sein, denn das Oxid ist säurelöslich und die Maische (und auch Raubrände) ist ja sauer. Und je weiter oben in der Kolonne, desto sauberer sollte das Kupfer sein, da dort immer weniger Säuren sind und daher die Patina extrem stabil ist. Im absteigenden Ast sollte beim Raubrand der Kühler zumindest beim Feinbrand oxidiert sein. Denn wir wollen ja kein Kupfer im Endprodukt haben.