Einfaches Rumrezept

[Pinky]

Warum Aufrühren?
Ich würde den Bodensatz nicht mitbrennen. Du musst aber nicht pingelig sein damit.

Äh, weil's in Deinem Rezept so steht... Jetzt bin ich verwirrt.

Raubrand:
Der Bodensatz sollte mitgebrannt werden.

Aber die Idee, den heißen Dunder aufzugießen gefällt mir. Konkrete Pläne habe ich noch nicht. Bislang komme ich ja aus der Welt der "sauberen" Geiste, das was ich nun über Dunder/Infektionen gelernt habe hat mein Weltbild schon etwas erschüttert - auch wenn Lebensmittelchemiker es ganz genau und sympathisch erklären können, dass irgendwas erst nach riecht, und später nach Ananas schmeckt...
Die Dunder-Diskussion würde ich dann aber (wenn's soweit ist) auch eher in einem anderen Thread fortführen.

Danke jedenfalls schonmal für die Inspiration!

[derwo]

Hätte ich nicht gedacht, daß ich das damals extra empfohlen hatte, denn ich wollte das Rezept nicht mit allzuvielen Details überfrachten. Vier Jahre ist das nun her. Ein Versehen war es aber ich nicht, also daß ich ein "nicht" vergessen habe. Ich habe seitdem ein paar mal Bodensätze mitgebrannt und andere male nicht, ich mein jetzt aber eher Whisky, ich glaube inzwischen, daß Bodensatz eher schlechte als gute Sachen mitbringt. Zumindest beim Brennen.
Jetzt hast du die Wahl...
Wie gesagt, der Dunder sollte am besten noch heiß sein, wenn du ihn auf den Bodensatz gibst.
Und ja, gerne besser ein neues Thema starten, was immer auch kommen mag.

[Pinky]

Ich möchte kurz noch meine Erfahrrungen mitteilen.
Ich habe 10L Maische genau nach Rezept angesetzt (Caribbean Black Strap, Hefewürfel aus dem Supermarkt). Den Maischeeimer habe ich in ein Wasserbad gestellt, das per Sous-Vide-Stick auf 30° gehalten wurde (ich hatte auch mal versucht den Stick direkt in die Maische zu stellen, aber die ist förmlich explodiert als die mitten in der Gährung zusätzlich durchmischt wurde, das hatte ich also ganz schnell wieder abgebrochen).
Nach 3 Tagen war der Spuk vorbei, nach vier weiteren Tagen hab ich dann den Raubrand gemacht.
In der 2L Potstill (also 5 Durchgänge ) ergab das insgesamt 3 Liter mit knapp 30%. Das malzig-süßliche Aroma der Maische blieb überraschend stark erhalten. Die Destillation hatte ich jeweils beendet als das Destillat begann leicht säuerlich zu schmecken.

Zwei Wochen später war dann der Feinbrand dran (2x 1,5L in der 2L Potstill). Es fiel mir extrem schwer, einen Vorlauf zu erkennen bzw. abzutrennen (gibt es den bei dieser "sauberen" Maische überhaupt?). Ich hab anfangs je 20 Tropfen (1-2ml) in einzelnen Gläsern aufgefangen, konnte aber nirgendwo einen typischen "Pattex" ausmachen. Die ersten max. 3ml hatte ich letztlich weggetan, der Rest kam mit.
Das selbe Problem beim Nachlauf: wo sollte man da aufhören? Ich habe das sensorisch versucht - als kaum/kein Alkohol mehr mit rauskam und auch der Geschmack schräger wurde, habe ich das beendet - bei insgesamt knapp 1,5L mit etwa 58%. Vielleicht hätte ich etwas früher abdrehen können, aber die charakteristischsten Aromen kamen eh am Anfang.

Das Ergebnis ist sehr malzig und leicht süßlich, erinnert sehr an Lakritze. Banane/Ananas/... ist überhaupt nicht erkennbar, und insgesamt ist das auch noch nicht wirklich trinkbar.
Eine Hälfte (0,75l) lagert nun mit 3g Holzchips (mangels Fassdaube, das kommt beim nächsten Versuch), die andere Hälfte habe ich als "Spiced Rum" mit 20gr Rohrzucker, Orangenschale, Zimt, Nelken und Vanilleschote angesetzt (2-3 Wochen, dann raus damit, Holzchips rein und auch ab in den Keller).

[derwo]

Vielleicht hätte ich etwas früher abdrehen können, aber die charakteristischsten Aromen kamen eh am Anfang.

Wieso "aber"? "Denn" würde eher passen. Du hast die charakteristischsten Aromen mit aromaschwachem halbsauberen Nachlauf verdünnt.

...und insgesamt ist das auch noch nicht wirklich trinkbar.

Es gibt auch keinen Rum, der bis auf insg. 58vol% runtergebrannt wird. Selbst die hocharomatischen Potstill-Rums für über 100€ pro Flasche wurden auf zwischen 80 und 90vol% hochgebrannt.

[Pinky]

Wieso "aber"? "Denn" würde eher passen. Du hast die charakteristischsten Aromen mit aromaschwachem halbsauberen Nachlauf verdünnt.

Du hast völlig recht - da gehört "denn" hin.
Beim nächsten Versuch werde ich also den Nachlauf wesentlich früher abtrennen (noch deutlich bevor da irgendwas säuerlich schmeckt). Übung macht den Meister.
Bei meiner kleinen Potstill ist es schwierig bzw. unmöglich, den punktuellen Alkoholgehalt während der Destillation zu bestimmen. Ich kann nur das Destillat laufend in einen großen Meßzylinder geben und dort den Gesamt-Vol% bestimmen. Und da peile ich das nächste mal dann eher die 80% an.

Vor dem Einlagern mit Eiche wird dann aber trotzdem mit Wasser auf rund 60% verdünnt, korrekt?

Danke jedenfalls!

[derwo]

Ich messe vorher gerne, wie viel Alkohol im Kessel ist. 60% davon im Mittellauf, das ist ein guter Anhaltspunkt, der fast nie wirklich falsch ist. Alo bei 10lt mit 40vol% im Kessel hast du 4lt reinen Alkohol. Davon 60%, also 2.4lt reiner Alkohol, könnte dann ein guter Mittellaufwert sein.

Vor dem Lagern auf irgendwo zwischen 50 und 65% verdünnen. Theoretisch sollte 50% süsser und 65% würziger schmecken.

[Pinky]

Also getreu dem Motto: wer nicht messen kann, sollte rechnen - Danke für den Tipp!
Weiter gerechnet wären 2.4L reiner Alk also 3L mit 80%. Vorlauf dürften nur wenige ml sein, also keine große Rolle spielen. Ich trenne (in diesem Rechenbeispiel) also nach insges. etwa 3L Destillat ab. (bzw. fokussiere die Sensorik auf den Bereich)

Ich werde berichten wie der nächste Durchgang läuft (insbesondere im Vergleich zu meinem ersten Versuch), werde aber erst in ein paar Wochen dazu kommen.

[derwo]

Ja, so würde auch ich weiterrechnen.
Ich gebe die Daten aber auch gerne in den Destillationssimulator 1 ein. Dort lass ich mir berechnen, "bis 60% des Alks dest. ist". Dann weiß ich etwa die zu erwartende Menge. Bei "theor. Böden" gebe ich meist 1.2 ein.

Du solltst dir aber überlegen, ob du wieder nur zweimal brennst.