SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

Am Wochenende habe mehrere Messungen gemacht, um heraus zu finden, warum eine Kolonne flutet und ob es denn hilfreich ist.
Nach mehreren Vorversuchen hatte ich eine Idee, wo die Ursachen für das Fluten liegen und wie ich messen könnte...
hc_561.png

Ich kann zwischen dem vollständigen Messaufbau und dem Videoaufbau mit einem ca. 60cm Sichtglas (ohne 30cm SPP Messung) wählen.
Als SPP Träger kann ich verwende mein gebohrtes Aromasieb oder ein 2" Gittersieb (Bilder kommen später).

1.
Mit dem vollständigen Messaufbau, dem Aromasieb und eigentlich bewährten sonstigen Einstellparametern, erwartete ich einen Brand ohne Fluten.
hc_562.png
Um 17:10 habe ich im oberen Sichtglas eine Flutung gesehen (jetzt weiss ich wie eine SPP Flutung aussieht), die nach ca. 10min zurückgegangen ist...
Auf die T-Verläufe bei SPP 30cm und SPP 60cm komme ich noch zurück.

2.
Ich habe den Videoaufbau ausgewählt und das Aromasieb beibehalten, Parameter wieder eingestellt, um die Flutung zu dokumentieren.
hc_563.png
Es gab diesmal keine Flutung, nur absolut langweiliges Video, die SPP benetzten sich und nichts passiert im Video.

Die Messungen zeigen einen Unterschied zu Versuch 1. Dort gibt es, während der Produktentnahme, an SPP 5cm und an SPP 30cm einen Temperaturanstieg und Rückgang, der zeitgleich zur Flutung stattfindet. Im Versuch 2 fehlt dieser Temperaturanstieg.

3.
Mit dem Videoaufbau und dem Gittersieb habe ich den nächsten Versuch begonnen. Aber, weil ich in den Vorversuchen bereits ein paar Erfahrungen sammeln konnte, habe ich die Heizleistung erst mal nur von 1,2 kW auf 1,6 kW erhöht (ein Versuch mit 2,3 kW kommt noch)
hc_565.png
Ich habe die Kolonne ca. 10min einlaufen lassen, bis die Temperaturen stabil waren. Mit der Erhöhung der Heizleistung steigen Kessel- und SPP 5cm Temperaturen. Im Video ist kurze Zeit später die Flutung im unteren Bereich zu sehen.


Die Flutung steigt kontinuierlich an, bis sie das obere Sichtglas erreicht und in der Folge mit massiver Flüssigkeitsmenge bis in den RK geht.
Im unteren Sichtglas (nicht im Video) laufen periodisch Wellenfronten von unter nach oben durch.
Um nicht weiter unnötig Energie zu verschwenden wurde der 3. Versuch dann abgebrochen.
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
derwo
Beiträge: 3419
Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von derwo »

Fluten ist sicher nicht hilfreich. Das sieht man ja auch eindeutig in dem Video und in den Diagrammen: Sobald die Kolonne flutet steigen mehr oder weniger überall die Temperaturen. Und das bedeutet ja höchstwahrscheinlich eine niedrigere Alkoholstärke bzw -schlimmer- daß sich Kolonneninhalt der unteren Kolonnenregionen bis nach oben zum RK hocharbeitet und sich dort mit dem sauberen Alkohol vermischt.
Aber ob fast fluten hilfreich ist, ist natürlich eine berechtigte Frage.

Du kannst mit verschiedenen Lochgrößen unten am Kolonneneingang die Neigung zur Flutung steuern, also ab welcher Heizleistung die Kolonne flutet. So könnte man mit sehr niedriger Heizleistung eine vielleicht gute Teilflutung erreichen. Ich persönlich denke aber, daß dann der untere Teil der Kolonne komplett flutet und dadurch wirkungsarm ist und oben weniger geflutet ist. Insgesamt ist das dann schlechter, als wenn die Packung direkt an die Heizleistung angepasst wäre, um eine gleichmäßige mäßige Flutung zu erreichen, also für niedrige Heizleistung eine feinere Packung.

Wenn dir bei Versuch 1, also mit 2.3kW die Kolonne flutet, bedeutet das vielleicht, daß der aufgebohrte Aromasieb immer noch zu viel Widerstand bietet? Hast du mal über eine noch "schlankere" Lösung nachgedacht? Hast du ein Video oder Foto von Versuch 1 beim Fluten?
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

hc_556.png
Ich habe die Löcher im Aromakorb noch weiter aufgebohrt und 2 weitere Messungen durchgeführt, die sich nur durch die SPP-Halter unterscheiden.


Ein völlig unkomplizierter Verlauf mit dem Aromasieb.
RK-Kühlwassermenge auf 0,65 l/min einstellen, einlaufen lassen, Heizung von 1,2 auf 2,3 kW erhöhen und zurücklehnen. SPP sind nur benetzt, absolut keine Flutung.
hc_559.png
Ganz anders verlief der Versuch mit Gittersieb.
Die Kolonne flutet, wie bereits im Video gesehen... als diese die SPP überflutet, mußte ich abbrechen, weil das System durch die Dichtungen ausgeblasen hat.

Noch ein paar Details zu meinem Aufbau. Aus dem Kessel komme ich mit einem 7,5 cm hohen Übergang von 3" auf 2". Dann kommt das Sieb in die T-Clamp Verbindung.
- Dabei hängt das Aromasieb ca. 10cm nach unten in den Übergang bzw. sogar etwas in den Kessel.
- Das Gittersieb ist plan auf der T-Clampebene.

Knapp darüber haben beide Aufbauten völlig identische Durchmesser.
Ich vermute, daß bei dem Gittersieb der Rückfluß in den Kessel behindert ist, weil Dampfeintritt und Flüssigkeits-Austritts-Fläche gleich groß sind.
Mit dem Aromasieb ist die Aus- und Eintrittsfläche um ein mehrfaches größer und so kann der Dampf eintreten und die Flüssigkeit austreten, ohne daß sie sich behindern.
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
derwo
Beiträge: 3419
Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von derwo »

Das Sieb schaut gar nicht so aus, als würde es den Reflux so stark behindern. Hätte ich nicht gedacht.
Ich halte folgende Lösung immer noch am besten: Nur ein Drahtkreuz, welches irgendwie fixiert ist, darauf einen Schrubber legen und darauf dann das SPP schütten.
Das mit dem in den Kessel hängenden Korb geht wegen der großen Eintrittsfläche für den Dampf. Wahrscheinlich sind Dampf und Reflux dort etwas getrennt, also der Reflux fließt unten unbehindert raus, während der Dampf seitlich weiter oben eintritt. Denn eigentlich wären die Löcher sonst nicht besonders komfortabel. Also es schaut aus, als müsste es fluten. Ohne das Hereinhängen würde es glaube ich nicht gut funktionieren. Das Hereinhängen mindert aber die maximale Kessel-Füllhöhe. Also du kannst deine Kesselgröße nicht so weit ausnutzen wie ohne Sieb.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

Die Schrubber habe ich für mich von Anfang an gestrichen, weil sie nicht reproduzierbar eingesetzt werden können.
Wenn sie locker sind könnten sie eine Flutung verhindern.

Die 2,5 cm im Kessel stören mich nicht, weil ich meine Kesselsensoren (ausser bei speziellen Versuchen) nicht eintauchen lasse. Da habe ich noch massig Luft naach oben.
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
derwo
Beiträge: 3419
Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von derwo »

Es geht aber ja nur um einen einzigen Schrubber, nicht um die ganze Kolonne voller Schrubber. Was für ein HETP er hat, ist egal. Und wirklich schlecht ist das HETP von Schrubbern ja sowieso nicht. Ihn als Packungshalter zu nehmen, ist eine ganz übliche Methode. Dort, wo ich mein SPP bestellt habe, wurden mir sogar "gratis" zwei Schrubber dazugegeben (aus demselben Draht wie das SPP und damit recht steif und luftig, und nur 2cm hoch).
Aber egal. Wenn du 2.3kW bei 2" einsetzen kannst, ist alles ja ok. Ich frage mich aber jetzt, wo du mit dem Experiment hinwillst oder was deine Fragen oder Überlegungen sind.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

derwo hat geschrieben: 8. Jul 2021, 23:46 Wenn du 2.3kW bei 2" einsetzen kannst, ist alles ja ok.
..
Ich frage mich aber jetzt, wo du mit dem Experiment hinwillst oder was deine Fragen oder Überlegungen sind.
Immer wieder finde ich Aussagen, daß SPP-Kolonnen kurz vor der Flutung am effektivsten sind. Das kann ich nicht widerlegen.
Aber in dem Moment wo die Kolonne flutet, steigt Druck und Temperatur im Kessel, die Kolonne verliert ein paar theoretische Böden.

Mein Ziel ist es, die SPP-Kolonne zu verstehen, um Komponenten und Parameter gezielt zur Steuerung der Rektifikation einsetzen zu können.
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

hc_560.png
Den letzten Versuch mit den Parametern: 65cm Sichtglass, Gittersieb und Heizung von 1,2 --> 2,3kW mußte ich vorzeitig abbrechen, weil während der Flutung der Druckanstieg im Kessel zu 2x Ausblasen geführt hat.
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
derwo
Beiträge: 3419
Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von derwo »

Niemand bezweifelt ja, daß eine richtige Flutung schlecht ist.
Es geht darum, ob man den möglichen Bereich der Heizleistung ausnutzen soll oder nicht. Mit 2.3kW bist du bei 100% Reflux wahrscheinlich schon recht am Maximum. 2.5kW wird noch gehen, 2.8kW vielleicht auch noch, 3kW glaube ich nicht mehr.
Die Frage ist, wie du testen kannst, ob 2.3kW ein saubereres Destillat als zB 1.5kW erzeugt. Eigentlich ganz einfach:
Du misst die Temperatur bei 100% Reflux. Wenn sie bei 2.3kW auch nur um 0.1°C nieriger ist als bei 1.5kW, dann ist 2.3kW besser. Messungen unter dem Refluxkühler sind aber wie wir an azeotrops Versuchen sehen, nicht so einfach. Außerdem muss man bei 2.3kW natürlich mehr Kühlwasser einsetzen als bei 1.5kW. Oder wenn man es nicht tut, unterkühlt man bei 1.5kW den Reflux sehr stark. Man muss also vorher überprüfen, ob Variationen am Kühlwasser den Messwert beeinflussen, also ob der Reflux auf irgendeinem Weg seine Kälte auf den Sensor überträgt.
Versuche mit Produktabzug, wo man also oberhalb des RK messen könnte, sind allerdings glaube ich noch schwieriger, da man den RR bei Änderung der Heizleistung nicht wieder genauso hinbekommt. Und die Temperatur wird ja durch einen veränderten RR beeinflusst. Da müsste man die vol% messen. Also 100% Reflux bei 2.3kW, dann KW reduzieren, bis man die für die Messung nötige Menge hat. Dann wider 100% Reflux und aber 1.5kW, dann KW reduzieren usw. Und das ein paar mal hin und her mit den zwei Heizleistungen.

Ich hatte bei meinen LM-Läufen bemerkt, daß ich oft noch 0.1°C rausgekitzelt habe, wenn ich anstelle 2kW 2.5kW verwendet habe. Ich habe nicht immer 2.5kW verwendet, weil mein RK damit etwas überfordert war, ich also mit 2.5kW sehr viel Wasser verwenden musste. Die Temperaturmessung meiner LM ist besser als bei einer Boka, also der Messpunkt komplett getrennt von dem Reflux. Auch nicht direkt unter einem Pool oder so. Das ist ein Plus. Ein Minus aber ist, daß wir ja inzwischen dazugelernt haben, was die Temperaturmessung betrifft, und ich mich nun nicht mehr auf meine alten Ergebnisse seriös berufen kann.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

derwo hat geschrieben: 9. Jul 2021, 12:32 Niemand bezweifelt ja, daß eine richtige Flutung schlecht ist.
Keine Ahnung, wie die richtige Flutung aussehen soll... Deshalb bleibe ich bei meiner max. Heizleistung von 2,3kW und den sonstigen Parametern.

Ich habe letztendlich die Theoretischen Böden der Messung mit Aromasieb... bestimmt.
- mit den gemessenen Temperaturen sind es 25 theoretische Böden
- ein angenommener Temperaturfehler von 0,1°C ergibt 12 thB.
- ein angenommener Temperaturfehler von 0,2°C ergibt 8,4 thB.

Mir kommt es nicht auf die maximal erreichbaren ThB an, sondern ich suche nach Parametern, mit denen ich eine gewünschte Rektifikation - nach 100% Reflux - einstellen kann.

Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann...
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
derwo
Beiträge: 3419
Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von derwo »

Die "richtige Flutung" hast du ja gesehen, wenn du das Sieb eingebaut hast. Ich hätte es vielleicht nicht "richtige" sondern "vollständige" Flutung nennen sollen.

"nach 100% Reflux", falls du damit bei Produktentnhme, nachdem du eine Zeit lang 100% Reflux hast laufen lassen, meinst, kannst du auch höhere Heizleistungen einsetzen. Das spart in jedem Fall Zeit. Und daß es besser ist, daß man also so mehr thB erreicht, ist die gängige Meinung. Deine Experimente gingen finde ich nicht in die Richtung, das zu widerlegen oder zu bestätigen, sondern im Endeffekt hast du nur gesehen, daß dieses Sieb ungeeignet ist und daß es neben den sichtbaren Auswirkungen auch wirklich die thB mindert.

Also bis auf weiteres würde ich an deiner Stelle die 2.3kW als den Standard nehmen. Außer du destillierst was stark schäumendes.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

Das ist alles richtig, aber ich will zB. bei Aromabränden während der Produktentnahme nur wenige theoretische Böden erreichen.
Warum?
Weil die mittelgroßen Anlagen inzwischen gute (vielleicht auch bessere) Brände in einem Durchlauf erzeugen...
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
derwo
Beiträge: 3419
Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von derwo »

Ok, dann ist es wahrscheinlich besser, mit weniger Leistung und weniger Packungshöhe zu destillieren.

Wie du ja glaube ich weißt, bin ich kein Fan von Einfachbränden. Ich empfehle dir mal eine große Maische zu machen und dann ehrlich zu versuchen, aus beiden Methoden das beste herauszuholen. Aber das ist off-topic.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

Wo,
Deine folgenden Aussagen haben bei mir eine Flut von Erkenntnissen und neuen Ideen ausgelöst...
derwo hat geschrieben: 9. Jul 2021, 14:11 "nach 100% Reflux", falls du damit bei Produktentnhme, nachdem du eine Zeit lang 100% Reflux hast laufen lassen, meinst, kannst du auch höhere Heizleistungen einsetzen. Das spart in jedem Fall Zeit...
Also bis auf weiteres würde ich an deiner Stelle die 2.3kW als den Standard nehmen. Außer du destillierst was stark schäumendes.
Die 2,3 kW sind bei mir vorrangig gesetzt.
Ich werde mal probieren, ob der Schaum mit einem vorgeschalteten 60cm 3" -Rohr als Puffervolumen beherrschbar ist oder er weiter steigt.
derwo hat geschrieben: 9. Jul 2021, 14:11 Und daß es besser ist, daß man also so mehr thB erreicht, ist die gängige Meinung.
Ich habe Deinen Satz hier nochmal extra herausgeholt, weil er nur für bestimmte Zwecke richtig ist, der Erzeugung von Neutralalkohol oder hoch gebrannten Proukten.
Für Aromabrände nutzen wir mehrfaches Brennen, aus unterschiedlichsten Gründen, die Du besser erklären kannst als ich. Damit meine ich nicht nur die erprobten (und zB. für Cognac..Whisky festgeschrieben) Verfahren mit einfachen Potstill-Anlagen. Ich denke auch an die Grafiken und den Simulator für Begleitstoffe, die äbhängig vom Alkoholgehalt ins Destillat kommen, mir aber leider nicht so verständlich sind wie die physikalischen Zusammenhänge.

derwo hat geschrieben: 9. Jul 2021, 14:11 Deine Experimente gingen finde ich nicht in die Richtung, das zu widerlegen oder zu bestätigen, sondern im Endeffekt hast du nur gesehen, daß dieses Sieb ungeeignet ist und daß es neben den sichtbaren Auswirkungen auch wirklich die thB mindert.
Ja, die Flutung durch zu enge Querschnitte oder zu große Heizleistung, ist nur zufällig oder mit großem Aufwand kontrollierbar und bringt nicht die von mir angestrebte einstellbare Anzahl theoretischer Böden, zB. 3 für Aromabrände...
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

Die Erfahrungen aus den bishergen SPP-Kolonne... Versuchen und die letzte Diskussionen mit Wo und das Thema Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs haben zum nächsten Schritt geführt.

Für Aromabrände mit 100% Reflux starten und dann automatisch, nach einer bestimmten Zeit den Reflux auf 0% herunterfahren und im Potstill-Modus weiter brennen.
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
derwo
Beiträge: 3419
Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von derwo »

Alk52 hat geschrieben: 11. Jul 2021, 10:41
derwo hat geschrieben: 9. Jul 2021, 14:11 Und daß es besser ist, daß man also so mehr thB erreicht, ist die gängige Meinung.
Ich habe Deinen Satz hier nochmal extra herausgeholt, weil er nur für bestimmte Zwecke richtig ist, der Erzeugung von Neutralalkohol oder hoch gebrannten Proukten.
Für Aromabrände nutzen wir mehrfaches Brennen, aus unterschiedlichsten Gründen, die Du besser erklären kannst als ich. Damit meine ich nicht nur die erprobten (und zB. für Cognac..Whisky festgeschrieben) Verfahren mit einfachen Potstill-Anlagen. Ich denke auch an die Grafiken und den Simulator für Begleitstoffe, die äbhängig vom Alkoholgehalt ins Destillat kommen, mir aber leider nicht so verständlich sind wie die physikalischen Zusammenhänge.
Aber weniger thB durch Ineffizienz zu erreichen, ist nicht die eleganteste Lösung. Weniger Packungshöhe, wäre das naheliegendere, um die thB zu reduzieren.
Außer: die hohe Heizleistung mit der Fast-Flutung und den dadurch maximierten thB erreicht zwar höhere vol%, aber einen unsaubereren Geschmack? Warum? Durch Verschleppung von hochsiedenden Stoffen oder sogar Feststoffen durch den Schwung des Dampfes, "entrainment" genannt. Dieser Faktor ist wahrscheinlich bei Packungskolonnen größer als bei Plattenkolonnen, wegen der unterschiedlichen Durchmesser, also der unterschiedlichen Dampfgeschwindigkeiten. Und die geschmacklichen Folgen des entrainment schätze ich als schlecht sowohl für Neutralalk als auch Aromabränden ein. Das wäre ein Grund, die Heizleistung bei Packungskolonnen zu reduzieren.

Lustigerweise wurde dieses Argument bei den zahlreichen "packing vs. plates" -Threads auf homedistiller nie von den Plattenfans gegen die Packungskolonnenfans ins Feld geführt. Nicht mal von denen, welche Packungskolonnen verkaufen (stilldragon). Warum? Entrainment wird nicht als schädlich gesehen sondern als wichtige Eigenschaft von Plattenkolonnen, um Aroma ins Destillat zu bekommen. Und gleichzeitig ist die Heizleistung und Dampfgeschwindigkeit für die Plattenfans eine Stellschraube, das entrainment zu erhöhen. Und da geht die Rechnung nicht auf. Die Packungskolonne müsste dann ja besser sein für Aromabrände, da sie mehr entrainment möglich macht. Und wenn man dieses Argument also nicht bei Aromabränden gegen die Packungskolonne nehmen kann, kann man es auch nicht bei Neutralbränden. Schwierig schwierig... Vielleicht sollten sich die Plattenfans von der Vorstellung verabschieden, daß entrainment für Aromabrände etwas positives ist. Dann könnten sie behaupten, daß Plattenkolonnen weniger entrainment haben, Plattenkolonnen also mit weniger thB ein trotzdem sauberes Destillat liefern.
Aber pssst. :shh:
Wenn da doch mal jemand draufkommt, wäre mein Argument dagegen, daß man ja aber auch bei Packungskolonnen die Heizleistung reduzieren kann, sodaß die Anlage sehr ruhig und dadurch mit nur wenig entrainment (und aber auch einem schlechteren HETP) läuft.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

Off Topic ist hier kein Problem.

Die weiteren Versuche mit der SPP-Kolonne sind ab jetzt hier zu finden: SPP-Kolonne, von 100% Reflux zur Potstill
Nichts ist ohne Grund.
Benutzeravatar
Alk52
Beiträge: 808
Registriert: 17. Jun 2019, 13:42

Re: SPP- Kolonne, fluten oder nicht fluten

Beitrag von Alk52 »

Mit dem Aromasieb konnte ich die Flutung sicher verhindern, aber ich wußte nie ob es dicht sein wird oder Dampf austritt.
Da das in og. Versuchen genutzte Aromasieb ein latentes Dichtigkeitsproblem hatte, weil der Rand auf der Dichtung liegt und direkt am Metallflansch des nächsten Rohres.

Jetzt ist die Lösung da.
Für eine ordentliche Kaffekassenspende habe ich einen "Spitzfilter" mit 3mm Lochung in der passenden Größe für ein 10 cm langes 2" Rohr bekommen und ein Freund hat den Filter eingeschweißt.
Die Kegelform wird die Abschätzung der Rückflußmenge erleichtern, weil der Rückfluß jetzt in der Mitte abtropft/fließt. Der Dampf kann über fast die ganze Länge eintreten. Das Sieb hat eine Öffnungsfläche von knapp über 50%, durch den Kegel komme ich auf eine effektive Öffnung von ca. 6350mm², die etwa 3,5 x so groß ist wie die des flachen Siebes.
hc_662.png
Nichts ist ohne Grund.