Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Die Vergärung von Zucker zu Alkohol
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Dr.Cooper
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Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Dr.Cooper »

Hallo zusammen.
Dies ist nach der Vostellung mein erster Beitrag hier im Foum.viewtopic.php?t=887

Bisher habe ich nur Wein aus dem Tetrapack destilliert um damit Liköre oder Brandys an zu setzen.
Mittlerweile traue ich mich auch an Maische ran.Die letzte setzte sich folgendermaßen zusammen.

Wasser, Zucker, Pfirsiche aus der Dose + 1 Glas Apfelmus, Turbohefe, Biogen-M und Antischaum.
Der Zucker wurde aufgekocht und die Früchte zerkleinert.
Das ganze (gut 20 Liter) habe ich auf 2 Eimer aufgeteilt und den ersten Eimer heute nach 3 Tagen Gärzeit gebrannt. Der zweite Eimer blubbert noch ab und zu mal vor sich hin.
Die Maische roch beim Öffnen fruchtig, schmeckte aber bitter, die Feststoffe habe ich abgefiltert und nicht mit destilliert. Ausserdem hatte ich einen milchig weißen Bodensatz in der Maische.
Die ersten knapp 10 Liter ergaben eine Ausbeute von 100 ccm Volauf, 1,5 Liter Mittelauf mit 57% und 250 ccm Nachlauf.
Zu meine(n) Frage(n):
* Ist dieser milchig weiße Bodensatz normal?
* Ist es richtig das die Maische so bitter schmeckt?
* Kann ich die Feststoffe mit destillieren?
* Ist die Ausbeute OK?
Ich habe die Fragen auch schon in einen anderem Forum gestellt aber bisher keine Antworten erhalten, darum hier nochmals.

Besten Dank schon mal im Voraus
Dem Destillatör ist nix zu schwör :dontknow:
Tom
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derwo
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von derwo »

Wenn die ausgegärte Maische bitter im Sinne von keine Süsse, extrem trocken schmeckt, ist es perfekt. "Bitter" finde ich aber dann den falschen Ausdruck. "Sauer" oder eben "sehr trocken" würde besser passen.

Die Ausbeute ist niedrig. Aber wenn die Maische trocken geschmeckt hat, also kein Zucker mehr da ist, fragt man sich, wo ist denn der Zucker sonst hin? Wie viel Zucker hast du denn verwendet auf die 20l? Welche Hefe genau und wie viel davon? Wie viel vol% hat der Nachlauf?

Der weiße Bodensatz ist normal. Das ist die Hefe. Zumindest bei sehr flüssigen Maischen setzt sie sich am Ende der Gärung als weißes Sediment am Boden ab. Hefe an sich nimmt eher nicht die Farbe der Maische an. In farbintensiven Maischen wie zB Kirschsaft wäre der Bodensatz rosa mit weißen Schlieren.

Allgemein frage ich mich, was das für ein Rezept sein soll. Für Neutralalkohol hast du unnötiges Obst rein, für einen Obstbrand ist das bei weitem zu wenig Obst.
Und allgemein, egal, was du für einen Schnaps bekommen möchtest, eignet sich Einfachbrennen mit einer Potstill nicht für ein hochwertiges Ergebnis. Ich weiß, das Buch, das du gelesen hast, behauptet das Gegenteil. Gib hier in die Suchfunktion mal Schmickl ein und lese dich mal durch, dann hast du einen Überblick über andere Meinungen.
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Dr.Cooper
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Dr.Cooper »

Haalo derwo,
erst einmal Danke für die schnelle Antwort :+1:
Wie viel Zucker hast du denn verwendet auf die 20l? Welche Hefe genau und wie viel davon? Wie viel vol% hat der Nachlauf?
4 Kg Zucker, 3 Dosen Pfirsiche, 1 Glas Apfelmus und "AlcoTec Turbohefe Classic" nach Anleitung.
Den Nachlauf habe ich bei 88-89°C abgetrennt dieser hatte 37% und es waren 650ccm.
Ich habe "nur" 4 Kg Zucker genommen weil der Pfirsichsaft schon recht süß ist, aber wenn ich das jetzt rückwirkend betrachte wäre da wohl noch genug Luft für mehr Zucker gewesen :thinking:
Das der weiße Bodensatz die abgestorbenen Hefen sind hätte ich mir auch denken können, denn irgendwo müssen die ja auch hin.
Bleibt noch meine Frage zu dem Fruchtanteil, diesen mit destillieren oder nicht?
Ich habe beide Brände noch hier stehen und noch nicht verkostet so das ich nicht sagen kann ob es einen Unterschied gibt.
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Tom
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derwo
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von derwo »

Diese Hefe verträgt deutlich mehr Zucker. Das bedeutet, daß ich keine Zweifel habe, daß sie mit deinem Rezept fertig geworden ist. Und es bedeutet, daß umso mehr die Einfachbrandmethode nicht geeignet ist. Sogar Schmickl schreibt selber, daß man bei niedrigprozentigeren Maischen doppelt brennen muss.
Waren es nun 250 oder 650ml Nachlauf?
Hast du nun doch schon beide Brände gemacht oder blubbern die zweiten 10 lt noch vor sich hin?

Fruchtanteile kann man mitdestillieren, es darf halt nicht anbrennen. Kann man pauschal nicht sagen. Bei Obstbränden wird normalerweise alles mitdestilliert.
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Dr.Cooper
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Dr.Cooper »

Waren es nun 250 oder 650ml Nachlauf?
Hast du nun doch schon beide Brände gemacht oder blubbern die zweiten 10 lt noch vor sich hin?
Mittlerweile habe ich beide Brände gemacht und habe sie rechnerisch zusammengefasst, die Brände aber nicht zusammen geschüttet sondern seperat gelagert.
Die 650 ml Nachlauf beziehen sich auf beide Brände, der erste ohne, der zweite mit Feststoffen aber beide ohne die Hefereste.
Insgesamt sind dabei herausgekommen:
3150ccm Mittellauf +-57,5%
650ccm mit +-37,5%
Die Abtrennung mache ich immer mittels eines Laborthermomters über die Temperatur am höchten Punkt. (siehe Bild)
<=81C Vorlauf, 81°C-89°C Mittellauf, >=89°C Nachlauf
WhatsApp Image 2022-05-30 at 13.41.40.jpeg
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derwo
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von derwo »

Die Destille schaut ja toll aus. Ist das alles selber gebaut? Also auch der Kessel?
Tom Schmitz hat geschrieben: 1. Jun 2022, 22:03 Die Abtrennung mache ich immer mittels eines Laborthermomters über die Temperatur am höchten Punkt. (siehe Bild)
<=81C Vorlauf, 81°C-89°C Mittellauf, >=89°C Nachlauf
"Immer" also egal ob es Neutralalkohol oder Obstbrand werden soll? Überlege mal, ob das gut sein kann.
Und egal, wie viel vol% im Kessel sind?
Hat das Thermometer eine Markierung für die Einstecktiefe?
Warum 81 und 89°C? Wo hast du die Werte her?
We viel Höhenmeter hast du etwa?
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Dr.Cooper
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Dr.Cooper »

derwo hat geschrieben: 2. Jun 2022, 10:18 Die Destille schaut ja toll aus. Ist das alles selber gebaut? Also auch der Kessel?
Tom Schmitz hat geschrieben: 1. Jun 2022, 22:03 Die Abtrennung mache ich immer mittels eines Laborthermomters über die Temperatur am höchten Punkt. (siehe Bild)
<=81C Vorlauf, 81°C-89°C Mittellauf, >=89°C Nachlauf
"Immer" also egal ob es Neutralalkohol oder Obstbrand werden soll? Überlege mal, ob das gut sein kann.
Und egal, wie viel vol% im Kessel sind?
Hat das Thermometer eine Markierung für die Einstecktiefe?
Warum 81 und 89°C? Wo hast du die Werte her?
We viel Höhenmeter hast du etwa?
Bis auf den Kessel selber gebaut, der war aus nem Kleinanzeigenpotal für 25€
Das mit der Abtrennung bei 81°C habe ich mir irgendwo angelesen, die meisten schreiben was von 80°C und um auf Nr. Sicher zu gehen trenne ich bei 81°C Über 89C wird die Konzentration bei mir schnell geringer. Die Nachläufe fange ich auf und sammele sie, entweder für Ansätze oder um sie später nochmals in der kleinen Dest. zu verarbeiten.
Ja, das Thermometer hat eine Markierung für die Einstecktiefe und sitzt mit dem Fühler dort wo das T-Stück abzweigt.
"Immer" also egal ob es Neutralalkohol oder Obstbrand werden soll? Überlege mal, ob das gut sein kann.
Und egal, wie viel vol% im Kessel sind?
Leider bin ich in der Thematik noch nicht so bewandert, deshalb auch meine (teilweise dummen) Fragen :dontknow:
Wie viel Höhenmeter hast du etwa?
Meinst du damit die Höhe des Helms über Füllhöhe des Kessels? Das sind ca. 50cm, das Rohr ein Kupferregenrohr hat 80mm Durchmesser.
Wenn du noch Verbesserungsvorschäge für mich hast immer her damit :+1:
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Tom
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derwo
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von derwo »

Die Dampftemperatur hängt vom Alkoholghalt ab. Deswegen kann man nicht nach einer Temperatur den Vorlauf abtrennen. Wenn du 40vol% im Kessel hast und du bei derselben Temperatur abtrennst wie bei 10vol% im Kessel, dann trennst du ein zigfaches an Alkohol ab.
Beim Nachlauf ist es ähnlich: Je mehr vol% anfangs im Kessel, desto niedriger wird die Temperatur beim geschmacklich erkannten Nachlaufanfang sein.

Mit Höhenmetern meine ich die Seehöhe. Davon hängt ja der Luftdruckbereich ab, der bei dir herrscht, und vom Luftdruck hängen die Siedepunkte ab.

Ich finde, daß du eine schöne Destille gebaut hast und daß du gut schreibst, aber ich denke auch, daß du noch mehr im Forum lesen solltest. Suchworte wie eben Schmickl, Doppeltbrennen, Einfachbrand, Abtrennen, Vorlauf, Nachlauf usw.
Und mal in alle Unterforen reinschauen und dort die Beiträge durchlesen, die oben eingeordnet und mit einem Ausrufezeichen links gekennzeichnet sind. So bekommst du recht schnell ein größeres Verständnis für das Schnapsbrennen.
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Dr.Cooper
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Dr.Cooper »

Mit Höhenmetern meine ich die Seehöhe. Davon hängt ja der Luftdruckbereich ab, der bei dir herrscht, und vom Luftdruck hängen die Siedepunkte ab.
Das ist bei mir eher vernachlässigbar, denn bei den 32-34 Meter ü. NHN komme ich auf einen Siedepunkt 99,89°C, plattes Land eben aber ich fühle mich wohl hier auf dem Dorf.
Ich finde, daß du eine schöne Destille gebaut hast und daß du gut schreibst, aber ich denke auch, daß du noch mehr im Forum lesen solltest. Suchworte wie eben Schmickl, Doppeltbrennen, Einfachbrand, Abtrennen, Vorlauf, Nachlauf usw.
Danke für die Blümchen aber da besteht noch Verbesserungpotenzial weil ich immer noch reichlich "Moonschiner Dichtpaste" >> Mehlpampe << brauche um meine Destillen dicht zu bekommen.
Was das Einlesen hier im Forum angeht bin ich fleißig dabei und für alles offen.
Bis hier hin erst ein mal Dankeschön an dich und wenn Fragen auftauchen sollten werde ich schon laut geben.
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Tom
Catweazle
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Catweazle »

Hallo tom,

Mir kommt alles was du schreibst sehr bekannt vor. Am Anfang habe ich destilliert, um Alkohol zu erhalten…. Deswegen auch Unmengen von Zucker und turbohefe benutzt. Aber Quantität ist nicht halt gleich Qualität. Wenn du dich mit dem Thema Siedediagramm auseinandersetzt, wirst du feststellen, warum wir zwei, drei oder manchmal eben auch viermal brennen. M8ne ersten Schnäpse mit turbohefe haben alle den gleichen scharfen, brennenden industriegeschmack (ich weiß, blöde Beschreibung ist aber so…) mittlerweile verwende ich verschiedene Brenn-oder obsthefen, vergärt kalt und bin beim dreifach gebrannten. Man wird sensorisch auch immer besser. Also mein Tipp! Alles aufheben… auch den nachlauf😉 und sei experimentierfreudig! Dann wirst du mit der Zeit deinen Geschmack beim brennen treffen.

Aber jetzt zurück zu deinem Projekt:

Ich würde alles zusammenschütten, also auch den nachlauf. Evtl kannst du ja noch frische Pfirsiche mit in deine Kolonne geben und dann noch mind. 1 mal brennen. Für den nachlauf sammle dein Destillat in kleinen Fraktionen und mach den „schnupper-test“ (destille in ein Glas geben, wieder ausschütten und wenn es trocken ist an Glas riechen) riecht es lecker, dann ab zum Mittelläufer 😋 riecht es bäh… weg damit😉.

Oder du bist gleich so experimentierfreudig und lässt deine Brände so. Mach dein Rezept nochmal mit einer „normalen“ Hefe und gehe in Richtung dreifach-Brand. Du wirst sehen, das das Ergebnis ganz anders schmeckt.
Auf alle Fälle wünsch ich dir viel Spaß 😉
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
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Dr.Cooper
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Dr.Cooper »

Um nochmal auf das Thema Hefe zurück zu kommen, einfache Backhefe in Pulver oder als kleiner Block aus dem Supermarkt, wie Alkohol verträgt diese?
Soll heißen wie % Alk. Gehalt kann man damit in der Maische erreichen.
Mir hat mal jemand gesagt 8-9% weil diese Hefesorten nicht mehr vetragen und dann absterben.
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Tom
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derwo
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von derwo »

Ich habe 12vol% erreicht. Es gibt manche, die behaupten, sie hätten auch 14vol% erreicht.
Die Hefe braucht dafür zusätzliche Hefenährstoffe.
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Dr.Cooper
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von Dr.Cooper »

derwo hat geschrieben: 12. Jul 2022, 23:16 Ich habe 12vol% erreicht. Es gibt manche, die behaupten, sie hätten auch 14vol% erreicht.
Die Hefe braucht dafür zusätzliche Hefenährstoffe.
Damit meist du doch bestimmt dein Blaukornrezept wegen des Stickstoffs?
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derwo
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von derwo »

Oder halt andere Rezepte mit Hefenährsalz (DAP) anstelle Dünger. Im Turbohefepäckchen ist ja auch nicht nur Hefe sondern selbstverständlich auch Nährstoffe.
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James Allardice
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Re: Meine erste Maische, grundsätzliche Fragen.

Beitrag von James Allardice »

Laut meinen Ergebnissen packt die Frischhefe, also die 42g Würfel aus dem Supermarkt, bis ca. 14%vol.