Glas vs Elektronik

Kauf, Einbau und Kalibierung von Thermometern für die Destille
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Dr.Cooper
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Glas vs Elektronik

Beitrag von Dr.Cooper »

Ich habe mir seiner Zeit als ich mir das Zubehör für meine Anlage(n) zusammengestellt habe dieses Thermometer dazu gekauft.
https://www.destillatio.eu/labor-univer ... 0_901_1798
Nun wollte ich aber mal wissen wie genau es ist und habe es in der Firma mal in einen 1200 Ltr. Kessel mit 80°C heißen Wasser gehalten. Als Referenzen dienten mir die kesselinterne digitale Anzeige und 2 Ebro Handthermometer die ich täglich verwende für Kerntemperaturmessungen (HACCP)
https://shop.ebro.com/tlc-750i-duales-i ... skontrolle
https://shop.ebro.com/tlc-700-standard- ... hermometer
Diese beide wiesen nur eine Differenz im Nachkommabereich auf, sie werden auch in regelmäßigen Abständen von unserer Qualitätissicherung überprüft und einmal jährlich von offizieller Stelle kalibiert, das letze mal im Mai 22
Mir ist am Montag die Kinnlade heruntergeklappt bei dem Hecht Glasthermometer mit einer Abweichung von minus 4,5°C bei 80°C gemessen habe.
Gestern habe ich dann mal mein Grillthermometer mit 4 Fühlern mit genommen um zu wissen ob dieses genauer ist.
Einziges Manko an mein Grillthermomter, es hat keine Nachkommastelle.
https://www.amazon.de/gp/product/B09FLV ... UTF8&psc=1
Und siehe da es zeigt die gleichen Werte an die die kalibrierten Ebro Thermometer!

Ich möchte gar nicht nachrechnen wieviel guten Brand ich bis dato als Vorlauf zum Entfetten meiner Lötstellen oder als Frostschutz für die Scheibenwaschanlage verjubelt habe :o weil ich bis heute eine temperturabhängige Abtrennung mache wegen meiner zwar großen aber nicht sensibelen Nase :doh:
Dem Destillatör ist nix zu schwör :dontknow:
Tom
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derwo
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Re: Glas vs Elektronik

Beitrag von derwo »

Wie tief hast du das Glasthermometer denn eingetaucht? Das Glasthermometer von destillatio ist ein Universalthermometer, kein Destillationsthermometer, zumindest sehe ich keinen Hinweis, daß es ein Destillationsthermometer ist, also einen Strich für die geforderte Eintauchtiefe. Das bedeutet, es ist darauf ausgelegt, ganz eingetaucht zu sein und zeigt nur teilweise eingetaucht daher viel zu wenig an. Glashermometer für teilweises Eintauchen sind allerdings auch nicht ganz genau, da die Kalibrierung sich an einer fixen Umgebungstemperatur orientiert hat, die du dann beim Destillieren ja nicht unbedingt genauso hast. Das Problem ist weitaus kleiner, wenn es ein quecksilbergefülltes Glasthermometer ist, und man kann mit großem Aufwand das weiter minimieren (ein zusätzliches "Fadenthermometer" neben das eigentliche Thermometer montieren und mit diesem Messwert den anderen nachkorrigieren), aber jeder Schritt macht ein elektronisches Thermometer attraktiver, welches dieses Problem nicht kennt.
Hier weitere Infos:
viewtopic.php?f=2&t=134&p=8618#p8618
Rechner/GlasthermometerFadenkorrektur.html
Ein Zitat daraus:
Hügelwilli hat geschrieben:Ein Quecksilberthermometer, welches 90°C anzeigt, dabei bis zum Skalenstrich bei 0°C in den Dampf eingetaucht ist und dessen herausragender Faden im Mittel 40°C hat, zeigt 0.8°C zu wenig an. Wenn es ein Thermometer mit Petroleumfüllung ist, beträgt der Fehler allerdings stolze 4.1°C.
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azeotrop
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Re: Glas vs Elektronik

Beitrag von azeotrop »

Ich rate beim Feinbrand die Abtrennpunkte über die Mengenberechnung unserer Destillationsrechner grob zu bestimmen und dann bei diesen Punkten rechtzeitig (etwas vorher) in einzelne Gläschen abzutrennen. Die Entscheidung wird über Geruch und Geschmack getroffen.
Ich bin in Richtung Geruch und Geschmack blind und taub. Trotzdem ist es besser möglich als über die Temperatur zu gehen.
Es lohnt sich wirklich etwas Energie und Zeit in solche Versuche zu stecken.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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aragones
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Re: Glas vs Elektronik

Beitrag von aragones »

… ich bin auch geschmacklich taub und blind…. Ich nehme die Temperatur als Orientierung wo ich mich gerade befinde im Prozess…
bei Potstill Vorlauf (hochgradige Maischen oder feinbrand) in Gläschen sammeln bis zur „Einrasttemperatur“ und an ca89..90 Grad beginne ich nachlaufen zu sammeln ..
je nach Menge verwerfe ich dann meist den Vorlauf großzügig und Tu den Nachlauf auch nach Geschmack großzügig in den Sammeltopf für spätere Brände.

Ganz ohne Temperatur würde ich nicht abtrennen .. aber halt als „trigger“ fürs sammeln und nicht digital !
Habe die Ehre Herr Geheimbrannt!