Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Alle Möglichkeiten der Nachbehandlung von Destillaten
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derwo
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von derwo »

Ich bin etwas erleichtert, daß du meinen letzten Beitrag verstanden hast.
Und schön, daß eine andere Quelle auch auf 1.5 oder 1.55 kommt.
Mich wundern die 1.9 oder 2.2kg/lt aber schon. Das Holz war als Jack-Daniels-Fass wahrscheinlich seine 3 Jahre vorbelegt. Da wird natürlich schon was rausgewaschen, vor allem auf dee Innenseite, aber "leichte Substanzen" gibt es nicht in großer Anzahl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Holz unter "Chemische Bestandteile". Schwere Stoffe (1.5kg/lt oder mehr) wie Cellulose, Hemicellulose, Lignin und Mineralien machen etwa 95% aus. Nur etwa 5% sind "Extraktstoffe", da werden vielleicht auch etwas leichtere Sachen dabei sein, aber nicht unbedingt leichter als 1kg/lt. Und Holzkohle hat übrigens eine Reindichte von 1.4kg/lt. Also das bringt uns nicht auf die 2kg/lt hoch. Das einzige richtig schwere in Holz sind meines Wissens nach Mineralstoffe mit über 2 - 2.5kg/lt, aber die machen nur etwa 0.5% der Holzmasse aus.
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azeotrop
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von azeotrop »

Es ist ein Fakt dass wir eine Dichte um 2 ermitteln.
Es gibt keinen Hinweis darauf dass das falsch wäre. Die einzige Bestätigung sind unsere beiden unabhängig durchgeführten Messungen.
Deine Zweifel darfst du natürlich haben. Ich habe keine. Für die Ausgangsfrage ist es aber nicht wirklich relevant.
Wenn uns da mal weiteres Wissen in die Hände kommt, können wir ja weiter forschen.

Ich bin echt auf der Leitung gestanden. Wenn ich jetzt deine Beiträge lese verstehe ich sofort worum es dir ging. :doh:
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derwo
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von derwo »

Die Dichte ist etwa 2, außer es ist eine Falschannahme irgendwo. Und wie gesagt, die Umrechnung von gramm zu ml anhand der gemessener Dichte des Alkohols könnte sowas sein.

Um das zu testen, fallen mir zwei Möglichkeiten ein. Beide sind nicht sehr gut:

1. Lange Zeit (ein Jahr?) in Wasser anstelle Alkohol einlegen. Dann ist sicherer, daß im Stick und außerhalb die gleiche Flüssigkeit ist. Das geht aber leider nicht ohne irgendwelche Zusatzstoffe wegen der Haltbarkeit.

2. Man könnte mit einem Refraktometer eine Vergleichsmessung machen. Also zuerst den Einlegealkohol messen und dann das, was aus dem Stick raustropft. Leider wird man nur messen können, was raustropft, nicht, was rausverdunstet, also man wird nur das, was in der äußersten Schicht ist, messen können.

3. Den nassen Stick zusammen mit etwas Wasser destillieren. Dann kann man messen, wie viel Alkohol in ihm war. Dafür braucht man aber eine Minidestille und es gibt zu viele Fehlerstellen, befürchte ich.
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azeotrop
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von azeotrop »

Die Genauigkeit unserer Messungen darf man natürlich nicht überbewerten.
Ich sehe auch keine wirklich gute Methode das genauer zu machen. Wir haben zumindest eine Größenordnung ermittelt und haben ein Gefühl gewonnen wie die Verhältnisse sind.

Meine Sticks haben beim Toasten und Charren 4% bis 6,5 % des Gewichts verloren.

Es wäre eventuell interessant einen Stick aus gut getrockneter Brennholzeiche zu schneiden und diesen zu toasten und zu charren.
An rohe amerikanische Eiche komme ich vermutlich nicht ran.
Man sollte das mindestens doppelt so lange machen wie üblich um das Charren der Bourbonfässer nachzubilden.
Es wäre interessant wieviel Gewicht dadurch verloren geht.
Dann könnte man diesen Stick ein Jahr in einer Alkohollösung einlegen und danach bei niedrigen Temperaturen im Dörrautomaten lange trocknen.
Danach könnte man messen wieviel weiteres Gewicht durch die Auslaugung verloren ging.
Das dauert halt etwas. Was meinst du?

Falls jemand in der Werkstatt eine kräftige Presse hätte, könnte man die Sticks raspeln und in ein passendes Gesenk pressen. Dann Volumen und Gewicht feststellen und die Dichte messen.
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derwo
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von derwo »

Ja, wäre halt schön, wenn man ein Langzeitexperiment mit was verbinden könnte, was man dann auch trinken kann.

Was wir zumindest herausgefunden haben: Im Stick geht mehr rein als erwartet.
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azeotrop
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von azeotrop »

Wenn mein Fake Whiskey Projekt abgeschlossen ist, kann ich ja mal sehen ob ich irgendwo eine Presse nutzen darf.
Ich hätte nie erwartet dass ein Stick soviel Whiskey aufnehmen kann. Wieder was gelernt.
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Patjag
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von Patjag »

Servus ihr beiden

Interessante Experimente macht ihr da.

Gut gelagerte Eiche habe ich noch ( 2 cm Bretter )
Sticks könnte ich euch auf Maß zusägen.

Grüße Patjag
DerOberfranke
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von DerOberfranke »

Es ist tatsächlich interessant, dass ihr auf eine rechnerische Rohdichte von über 2g/cm^3 bei Holz, anstelle der erwarteten 1,5g/cm^3 kommt. Da ihr beide ähnliche Werte rausbekommen gehe ich nicht davon aus dass ihr etwas falsch gemessen habt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die hohe Dichte allein durch das Auswaschen des Holzes über die Zeit entsteht. Mir ist eben ein Gedanke gekommen der vielleicht den hohen Wert begründen kann. Ihr betrachtet ja das Volumen Schnaps + Volumen Holz getrennt voneinander und berechnet daraus das Gesamtvolumen ist. Was wäre aber wenn dem nicht so ist und es teilweise zu einer Einlagerung/Vermischung von der Alkohl-Wasserlösung im Zellstoff kommt. Somit wären die Volumenbetrachtungen aus der ihr die Dichte berechnet fehlerhaft. 1 Liter Zucker und 1 Liter Wasser ergeben bekanntlicherweise ja auch keine 2 Liter (nur als Prinzip-Beispiel). Vielleicht liegt darin der Wurm. Kann mich aber auch täuschen.

Nachtrag: Ich habe eben noch mal bezüglich der Löslichkeiten der Holzbestandteile nachgeschaut. Lediglich die Hemicellulose scheint teilweise wasserlöslich zu sein, bevorzugt wohl aber in alkalischen Lösungen...
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derwo
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Re: Wie viel Flüssigkeit ist in einem Stick?

Beitrag von derwo »

Ja, erstens ist zB Cellulose kaum löslich. Und zweitens selbst beim gut löslichen Zucker ist es nicht so, daß da eine große Menge an Volumen verschwinden würde. Laut google hat Saccharose eine Dichte von 1.59. Das bedeutet, 1lt wiegt 1.59kg. Laut Zuckerwasserrechner 1 müsste man, um aus 1.59kg Zucker 10 lt Zuckerwasser zu mischen, nicht die erwarteten 9lt Wasser benötigen (also 1lt Zucker + 9lt Wasser = 10lt Zuckerwasser), sondern 9.02lt Wasser. Also bei 1lt Zucker geht es um eine Kontraktion von 20ml. Viel ist das nicht.