Kupferdestille reinigen?

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Dr.Cooper
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Kupferdestille reinigen?

Beitrag von Dr.Cooper »

Moin zusammen,
Wie bzw womit reinigt man eine Kupferdestille am besten.?
Bisher habe ich zwischen den Rauhbränden nur mit Wasser durchgespült, bevor es es aber an eine andere Fruchtssorte oder an Zuckermaische ging habe ich mit Zitronensäurelösung gespült und mittels Flaschenbürsten geschubbt und mit klarem Wasser nachgespült.
Gibt es eine Alternative bzw was besseres?
Ich habe mal was von Sodalösung gelesen.
Falls ich die falsche Rubrik erwischt habe bitte verschieben!
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Tom
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derwo
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von derwo »

Ganz geruchsfrei bekommt man eine Kupferdestille nicht. Aber aus der Erfahrung wissen wir, daß das am Ende nicht stört.

Durch Einlegen oder Abwaschen mit Säuren wie Citronensäure trägt man die Patina ab. Das sollte man nicht zur regelmäßigen Standardprozedur machen. Aber alle paar Jahre ist das vielleicht doch ganz gut. Zumindest an Destillenteilen, wo nie saure Dämpfe vorbeikommen, also zB der Refluxkühler, wenn man damit immer nur Neutralalkohol brennt. Nicht aber eine Postill, mit der man auch Maische-Raubrände macht.

Geruchsfrei plus patinefrei bekommt man eine Destille mit einer Essigdestillation. Mit einer Wasserdestillation bekommt man auch den Geruch weg, aber die Patina bleibt intakt.

Mit Soda oder Natron bekommt man sehr gut Gerüche ohne Destillation weg. Also mit möglichst heißem Wasser und eben darin gelösten Soda oder Natron die Destillenteile abwaschen oder sie darin einlegen.

Egal ob Essig, Soda, Natron oder Citronensäure, danach muss alles sehr gut mit viel klarem Wasser abgespült werden.
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Dr.Cooper
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von Dr.Cooper »

Ich frage deshalb weil ich letztens bei einem Raubrand Apfelmaische im Nachlauf braunes bis schwarzes Gegriesel und einen Schmierfilm hatte.
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azeotrop
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von azeotrop »

Die höheren Alkohole im Nachlauf sind ja öliger Natur und könnten den Schmierfilm erklären.
Ich beobachte beim Nachlauf meist eine Trübung die von schwebenden Öltröpfchen, habe aber nie gewartet bis diese sich sammeln.
Für das schwarze Gegriesel habe ich keine Erklärung.
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derwo
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von derwo »

Ich denke, es ist ganz normal, daß ein Raubrand etwas dreckig ist. Außer vielleicht Zuckerwassermaischen.
Es hängt halt davon ab, wie dickflüssig die Maische ist, wie stark sie schäumt, wie hoch der Kessel befüllt ist, wie stark man heizt, wie weit du runterbrennst, den Abmessungen des Steigrohrs und wohl auch etwas an dem Ausgangsmaterial.
Ich denke nicht wie azeotrop an höhere Alkohole. Aber es sind ölige Substanzen, das stimmt. Sind halt irgendwie vom Dampf mit hochgeschleudert worden. Wenn man sie zwischen den Fingern reibt, verschmiert sich das wie Öl. Oft glitzern die Flocken auch metallisch, auch auf der Schlempe schwimmt oft was metallisch glänzendes. Das ist dann aber kein Kupferabrieb oder so sondern ebenfalls was Öliges. Wenn man es zwischen den Fingern zerreibt, glänzt es nicht mehr.

Vor dem Feinbrand solltest du auf jeden Fall alles gut durchspülen. Am besten mit möglichst heißem Wasser.
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Dr.Cooper
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von Dr.Cooper »

Mittlerweile bin ich schlauer was die braunen und schwarzen Teilchen im Destillat angeht.
Es sind/waren Feststoffe aus der dickflüssigen Apfelmaische die mit hochgerissen (so nenne ich es jetzt mal) wurden zumal es ja auch nur auftritt wenn das Destillat mind. 95°C hat, ergo ich schon weit im Nachlauf bin und der Kessel schon anfängt zu kochen.
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azeotrop
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von azeotrop »

Der Kessel kocht die ganze Zeit, egal bei welcher Temperatur. Wie intensiv er siedet hängt von der Heizleistung ab.
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derwo
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von derwo »

Ich bin mir nicht sicher, woran es liegt, daß Trübungen vor allem beim Nachlauf vorkommen. Einerseits ist der Kessel ja beim Nachlauf leerer, also ist die Höhe, die mitgerissene Feststoffe überwinden müssen, größer, andererseits heizt man beim Nachlauf meist deutlich stärker, was bedeutet, daß die Dampfgeschwindigkeit höher ist, also die Kraft, mit der Fesstoffe mitgerissen werden. Wie viel liter Dampf pro Zeit produziert werden, hängt nämlich fast nur von der Heizleistung ab. Anders als die Menge des Destillats (also dem kondensierten Dampf), welche auch sehr vom Alkoholgehalt abhängt.
Ich lege beim Brennen inzwischen meistens ein kleines Stück eines Teefilters in den Trichter, durch den ich das Destillat in die Behälter laufen lasse. Das hält einiges zurück und man bekommt auch ein besseres Bild davon, wann was für Stoffe übergehen. Ich hatte so auch schon mal weit im Nachlauf einen kurzen Moment mit etwas blauem Destillat aufgespürt, welchen ich sonst wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätte. Der Kühler war vor der Destillation mit Heißwasser, Seife und einer weichen Bürste gereinigt worden. Das war auch nötig. Denn das Seifenwasser wurde dabei sehr bräunlich. Der Vorlauf hatte dann aber etwas schwarze Bröckel oder Staub, der Nachlauf war am Ende plötzlich kurz bläulich.
Hätte ich ihn nicht vorher gereinigt, wäre das wahrscheinlich nicht passiert. Also was ich sagen will: mit Reinigen kann man auch viel kaputtmachen. Freilich aber führt kein Weg am Reinigen vorbei. Und natürlich will man das vor dem Feinbrand machen. Was auch richtig ist, aber eben gefährlich. Nur halbherziges Reinigen und dann schlecht nachspülen ist wohl jedenfalls der Maximalfehler, den man machen kann. Aber deswegen vorsichtshalber vor jedem Feinbrand die gesamte Patina wegätzen, bis alles Kupfer rosafarben ist? Das ist glaube ich auch nicht gut.
Und um wie viel schwieriger ist das erst mit einer Kupferschlange als Kühler...
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azeotrop
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von azeotrop »

Ich habe früher beim Nachlauf auch höher geheizt um einen scheinbar konstanten Destillatfluss zu halten.
Das ist aber nicht unbedingt sinnvoll.
Es kommt nicht weniger Destillat gegen Ende, sondern es nimmt nur weniger Raum ein, also weniger Volumen in mL/min.
Wenn man aber das Destillat wiegt wird man sehen dass bei gleicher Leistung immer die gleiche Destillatmenge in Gramm pro Minute herauskommen.der gleiche Massenstrom in mol/min herauskommt. Siehe Änderung hier
Wenn man versucht das Volumen in mL/min konstant zu halten, muss am ständig die Heizleistung erhöhen was dann mit übermäßigem Sprudeln im Kessel enden kann.
Ich lasse die Heizleistung während des gesamten Brandes konstant.
Zuletzt geändert von azeotrop am 1. Nov 2022, 13:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von Dr.Cooper »

azeotrop hat geschrieben: 31. Okt 2022, 21:33 Ich habe früher beim Nachlauf auch höher geheizt um einen scheinbar konstanten Destillatfluss zu halten.
Das ist aber nicht unbedingt sinnvoll.
Es kommt nicht weniger Destillat gegen Ende, sondern es nimmt nur weniger Raum ein, also weniger Volumen in mL/min.
Wenn man aber das Destillat wiegt wird man sehen dass bei gleicher Leistung immer die gleiche Destillatmenge in Gramm pro Minute herauskommen.
Wenn man versucht das Volumen in mL/min konstant zu halten, muss am ständig die Heizleistung erhöhen was dann mit übermäßigem Sprudeln im Kessel enden kann.
Ich lasse die Heizleistung während des gesamten Brandes konstant.
So habe ich es bisher auch gehandhabt, aber deine Erklärung ist einleuchtend :+1:
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azeotrop
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von azeotrop »

Ich habe in meinem Betrag weiter hinten einen Fehler reingebracht.
Danke an derwo für den Hinweis.
Es ist nicht der Massenstrom in g/min der fast gleich bleibt, sondern der Massenstrom in mol/min.
Bei 1000W ändert sich zwischen 90% und 0%
der Volumenstrom von 69ml/min auf 27 ml/min
der Massenstrom in g von 57,22g/min auf 27 g/min
der Massenstrom in mol von 1,519mol/min über 1,418mol/min und 1,475 mol/min auf 1,499mol/min.

Man kann also mit Recht sagen dass der Massenstrom in mol über den ganzen Brand hinweg nahezu konstant (bei 1000W ca. 1,5 mol/min) bleibt. Der Molmassenstrom, also die Anzahl der transportierten Moleküle pro Minute bleibt also fast konstant
Bei zwei Stellen hinter dem Komma sieht man leichte Unterschiede.

Das ist der Grund warum ich die Heizleistung gegen Ende der Destillation nicht erhöhe, sondern hinnehme dass die Tröpfchen (ml/min) dann langsamer tröpfeln.
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derwo
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von derwo »

Ich erhöhe die Heizleistung erst, wenn ich sicher im Nachlauf bin. Ich sehe kein Problem darin, wenn der Nachlauf etwas unsauberer wird als es möglich wäre.

Und bei Raubränden steigere ich die Leistung oft kontinuierlich, weil ich die ganze Zeit recht knapp am Überkochen destilliere. Dann beginne ich oft bei 12lt Maische im Kessel mit 800W, schalte dann zB nach 500ml auf 1.2kW, nach 2lt auf 1.6kW und vielleicht ganz am Ende noch auf 2kW.
Bei sowas wird der Destillenkopf und der Kühler sehr dreckig. Dann muss man auf jeden Fall nach den Raubränden alles reinigen.
Catweazle
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von Catweazle »

Ich reinige immer erst alkalisch und dann mit citronensäure

Die Vorgehensweise ist hier nachzulesen.

https://www.c-schliessmann.de/media/trital-fix.pdf
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
Catweazle
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Re: Kupferdestille reinigen?

Beitrag von Catweazle »

Ergebnis meiner Brennholz und schwammreinigung
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Die dreckige alkali-Brühe
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Von Sauber zu schmutzig
Und dann noch der Brennhut
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Am Freitag wird wieder gebrannt, dann gibt es ein vorher nachher Bild noch dazu. Dass alles ist ohne schrubben… nur einlegen und Zeit haben…
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Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872