Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
greenhorn
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Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von greenhorn »

Hallo!
Ich habe heute von meiner Birnenmaische den Rauhbrand un den Mittelbrand gemacht. Beide Brände habe ich relativ schnell mit viel Leistung heruntergebrand bis auf 0% Alkohol. Dabei habe ich immer wieder gerochen und geschmeckt und es ist mir aufgefallen, dass ich sehr lange einen Uhu-Geruch wargenommen habe. Ich habe den Eindruck dass dieser Geruch bzw. die dazugehörige Substanz weit in den Hauptteil hinein verschmiert ist. Meine Frage ist nun kann das mit der hohen Brennleistung zusammenhängen? Der Schluss daraus wäre nähmlich, den Feinbrand muss man so langsam wie möglich machen, um Vorlauf- und Nachlaufkomponenten aufzukonzentrieren. Sehe ich das richtig oder binn ich komplett auf dem Holzweg?
Viele Grüsse greenhorn
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azeotrop
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von azeotrop »

Was bedeutet viel Leistung? Wieviel ml/min Destillat ist rausgekommen? WievielLiter waren im Kessel? Wie lange hat der Brand gedauert.
Ich brenne Rauh- und Mittelbrand auch zügig durch. Ich habe aber noch nie Uhu-Geruch in der mittleren Phase des laufenden Destillats gerochen.
Wie hast du das gemacht dass du den Geruch überprüft hast.
Hast du immer mal den Finger ins tropfende Destillat gehalten und geschnuppert?
Wieviel % hatte die Maische ungefähr?
Natürlich ist beim Rauhbrand der Vorlauf auf einen größeren Anteil des Anfangsdestillats verteilt. Deswegen trennt man den Vorlauf ja erst beim Feinbrand ab, weil er sich in den hohen Alkoholstärken in die allerersten kleinen Teile des Destillats zusammendrängt.
Der Rauhbrand ist ein buntes und untrennbares Gemisch aus Vorlauf und Nachlauf. Er dient nur dazu die noch schlechteren Teile im Kessel zu lassen und dann wegzuschütten.
Aber ja, den Feinbrand muss man in der ersten Phase wo man Vorlauf abtrennt extrem langsam brennen, danach kann man schneller brennen, aber immer langsamer als beim Rauhbrand.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
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derwo
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von derwo »

Ich vermute, du überschätzt den Vorlaufgeruch. Vor allem, was das dann im Gesamten ausmacht. Aber auch an sich. Ich denke, du achtest viel mehr darauf als früher, wenn du ohne ans Destillieren zu denken, Brände getrunken hast.
Es ist mir bisher nie gelungen, irgendwas mit so viel Vorlauf zu produzieren, daß ich nicht genug davon mit einem ganz normalen Vorlaufschnitt beim Feinbrand wieder losgeworden bin.
Es ist aber auch Geschmacksfrage. Und Gewöhnung. Wenn man oft Destillate trinkt, weiß man mit der Zeit Destillate, die etwas extremer sind, zu schätzen.
Du kannst ja mal am Ende einen Vergleich machen mit einem gekauftem Obstdestillat, ob du da nun plötzlich auch den Vorlauf riechst.
Schlimmstenfalls kannst du Vorlauf auch verdunsten lassen nach dem Brennen.
greenhorn
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von greenhorn »

Hallo!
@azeotrop: Wieviele ml/ min kann ich nicht sagen, weil ich nicht gemessen habe. Der Raubrand hat etwa 2h gedauert ohne anheizen, der Mittelbrand etwa 1,5h, beide eher etwas weniger. Im Kessel waren 50 l, gebrannt habe ich bis 0% Alkohol. Ja gerochen habe ich am Finger und ich habe auch Distillat aufgefangen und verdünnt und dann gerochen.

@ Derwo: Ich glaube es sind 2 Sachen, bzw. 3, einmal denke ich ich bin etwas sensibel auf den Uhu-Geruch. Dann bin ich unsicher, ist das noch Uhu-Geruch oder ist das Frucht. Das Distillat verändert sich sehr stark im Laufe der Distillation und da abschätzen können, was schlussendlich das Endprodukt ist, dafür brauche ich glaube ich noch sehr viel Erfahrung. Und schlussendlich möchte ich nichts falsch machen und den richtigen Punkt treffen. Ich hoffe mit der Erfahrung werde ich da etwas lockerer.

Morgen brenne ich fein, ich werde langsam brennen, etwa mit der halben Leistung von heute, vielleicht etwas weniger und lange Gläschen sammeln. Die probiere ich, dann lasse ich sie ein paar Tage offen stehen und dann entscheide ich was gut und was schlecht ist, schauen was dabei herauskommt. Und angewöhnen muss ich mir zu dokumentieren, etwa und cirka ist doch zu ungenau und man vergisst auch viel von einem Brand zum anderen.
Viele Grüsse greenhorn
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azeotrop
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von azeotrop »

Ganz nahe beim Vorlauf kommen schon stark fruchtige Sachen die unbedingt in den Mittellauf sollten.
Wenn man für den Uhu Geruch etwas überempfindlich ist, läuft man Gefahr zu vorsichtig zu sein und Aromen nicht zu nutzen.
Wenn du kleine Gläschen nimmst wirst du merken dass das erste Gläschen zwar nach Uhu riecht, aber nicht fruchtig. Das zweite hat vielleicht schon beides. Das dritte nur noch fruchtig und das vierte eher schwächer fruchtig aber sauber.
Das dritte gehört zum Mittellauf. Wenn bein zwriten die Frucht sehr intensiv ist, nehme ich die manchmal trotz Uhu.
Da muss jeder seinen Weg finden.
Bei 10L im Kessel gibt es beim Feinbrand selten mehr als 50 ml Vorlauf.
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derwo
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von derwo »

50lt in 2h abzubrennen, das bedeutet entweder eine hohe Heizleistung (mehr als eine normale Kochplatte liefern kann) oder man hat zu früh aufgehört. Waren es wirklich 0vol%? Wie viel lt hast du denn aus den 50lt Maische geholt? Wie viel vol% hatte die Maische? Wie hast du die Destille beheizt? Wie viel liter würden maximal in die Destille passen?
Catweazle
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von Catweazle »

Wieviele Liter hast du nach 2 h an rauhbrand gesammelt? Jetzt dachte ich ich wär schon schnell, mit 20 Litern destillat in 5 h.
Um es mit diddi‘s Worten zu sagen:“wir brauchen mehr Details!“ (filmzitat aus Diddi-der Doppelgänger)
Es liegt (wie der wo schon angemerkt hat) der Verdacht nahe, das du nicht bis 0% gebrannt hast oder eine Wahnsinns Brennleistung hattest. Und bei der brennleistung würde es mich schon auch interessieren, wie du die erreicht hast.
Also es bleibt dabei….
Wir brauchen mehr Details!😉
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

Quelle: Wilhelm Busch, Bildergeschichten. Die fromme Helene,1872
greenhorn
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von greenhorn »

Hallo!
Den Feinbrand habe ich vorige Woche beendet. Mit dem Risultat bin ich eigendlich zufrieden. Ich glaube das Abtrennen ist mir recht gut gelungen. Vorlauf habe ich wesendlich weniger abgetrennt als bei der Aprikose. Ich bin aber immer noch unschlüssig ob ich noch Uhu rieche oder ob es Aromen sind oder Beides.
Beim Sammeln der Nachlaufgäschen hat mich beeindruckt, dass ich ein Gläschen hatte, das definitiv schlecht roch und schmeckte, nach diesem sind aber noch einige Gläschen mit viel Fruchtgeruch und -geschmack gekommen, die habe ich behalten. Kann das so sein?
Während der Destillation habe ich immer wieder den Finger in das auslaufende Distillat gehalten und geschmeckt und gerochen. Ich war beeindruckt wie stark sich der Geruch und der Geschmack des Destillats im Verlauf des Brandes ändert. Fast könnte man sagen der Mittelbrand ist eigendlich der langweiligste Teil. Zuerst kommen die Duftstoffe und am Ende die Geschmackstoffe, die den Fruchtgeschmack im Mund für längere Zeit konservieren. Ich weiss nicht ob ich das so richtig empfinde und ob es noch jemandem so geht.
Im Vorstellungsthread habe ich geschrieben, dass mir die Destille zugeflogen ist, man darf auch einmal Glück haben. Es ist definitiv eine wunderbare Destille, reine Potstill, aber mit allen Schickanen. Der Betreiber ist allerdings noch Lehrling. Ich habe eine Heizleistung regelbar bis 10kW.
Viele Grüße greenhorn
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azeotrop
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Re: Feinbrand, Vorlauf, Nachlauf

Beitrag von azeotrop »

Ich halte es für unhöflich dass du Rückfragen nicht beantwortest.
Nimm dir Zeit die Beiträge anderer zu lesen.
Es grüßt Azeotrop
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