Gin-Rezepturen berechnen

Spirituosen hergestellt durch Destillation von Alkohol und unvergorenen Früchten oder Gewürzen
tarocco
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Gin-Rezepturen berechnen

Beitrag von tarocco »

Hallo liebe Community und Gin-Freunde,

ich habe nach vielen Fehlversuchen mit Gin-Rezepturen nun schon einige Monate damit zugebracht einzelne Botanical-Essenzen herzustellen um so herauszufinden welche Botanicals in welcher Menge bzw. welcher Herstellung (Geist VS Ansatz in unterschiedlichen % und Mazerationsdauer) am besten geeignet sind. Ich werde dazu in Bälde auch einen eigenen Thread eröffnen, da ich mir vorstellen kann, dass das mehrere hier interessieren könnte...

nun habe ich aber inzwischen begonnen, aus den einzelnen Essenzen Gin-Mischungen glasweise zu kreieren und die Mengenangaben zu notieren um mich von dieser Seite an eine Rezeptur heranzuarbeiten, damit lassen sich wesentlich einfacher mehrere Rezepturen mischen und Aromenkombinationen testen ohne herbe Rückschläge wenn eine ganze Destillation verworfen werden muss.

Leider habe ich nun ein paar Schwierigkeiten beim Hochrechnen der Zutaten auf ein fertiges Gin-Rezept im One-Shot bzw. London Dry Gin Verfahren...

so habe ich z.B.:
Zutat 1: Wacholderbeeren-Essenz: 10ml
Zutat 2: Zitronengras-Essenz: 1ml
Zutat 3-12.....
...Insgesamt 30ml Essenzen mit rund 45%

Die Details zu den Essenzen habe ich streng notiert, z.B.

- Wacholderbeeren-Essenz (destilliertes Mazerat): 40g Beeren auf 200ml 80%, fertiges Destillat 170ml mit 56,6% = verdünntes Destillat 210ml mit 45% (= Ausbeute von 60%, etwas gering aber ich denke dass noch einiges an Alkohol in den Beeren war und wohl auch keine 200ml Mazerat im Kessel waren)

- Zitronengras-Essenz (Geist): 30g Gras auf 1.200ml 13,3% (200ml 80% + 1000ml Wasser), fertiges Destillat 210ml mit 54% = 250ml mit 45% (=Ausbeute von 71%, schon deutlich besser, da der Geistkorb samt Botanicals hier für etwas Reflux gesorgt hat)

nun habe ich wie folgt begonnen hochzurechnen, um daraus eine allgemeingültige Formel herzuleiten.

1) 40g Beeren auf 200ml 80% = 200g Beeren auf 1000ml 80%
2) 200g Beeren auf 1000ml 80% = 250g Beeren auf 1000ml 100% (reinem Alkohol, theoretisch)
3) 0,25g Beeren auf 1ml 100%
4) 0,1125g Beeren auf 1ml 45% (fertiger Gin...?)

5) in der Wacholderbeeren-Essenz sind insg. 210ml bei 45%, d.h. lt. Gegenprobe entfallen anteilig 23,6g Beeren (der Rest ist Verlust bzw. im Kessel
6) d.h. auf 10ml der Wacholderbeeren-Essenz entfallen also 1,125g

7) meine Gin Mischung hat auf 30ml 10ml Wacholder, d.h. 33% Anteil

8) auf einen Liter Gin entfallen 330ml Wacholder, also rund 37g

die anderen Zutaten würde ich nach dem selben Schema berechnen, allerdings stellen sich mir hier folgende Fragen:
1) bin ich hier überhaupt am richtigen Weg? ich bin zwar mathematisch nicht unbegabt, aber hier fehlt mir einfach der Connex zur Fachtheorie
2) gehe ich zur Berechnung von den Mengen/ml eher vom Mazerat oder vom Destillat aus? Immerhin muss ich ja den Verlust einkalkulieren, also rechne ich von den 40g/ml Mazerat oder den 23,6g/ml Destillat aus?
3) gehe ich bei der Kalkulation der Mengen eher von theoretischen 100% oder vom fertigen Produkt (45%) aus. Im. Prinzip lässt sich aber alles leicht umrechnen, da es eine einzige Schlussrechnung ist...

bevor hier eine Warnung/Hinweis kommt: ich bin mir bewusst, dass es beim Destillieren der (hochgerechneten) Gin-Mischung noch durchaus Abweichungen und Variablen geben kann, da mitunter einige Aromen bereits während der Destillation zusammenwirken oder etwa durch mehr Botanicals im Geistkorb mehr Reflux entsteht und das Aroma u.U. schwächer und/oder die Ausbeute höher wird... Auch bei Zugabe kleiner Mengen an Essenzen kann die skalierte Schwankungsbreite enorm sein. Was man natürlich auch berücksichtigen muss ist die Konzentration der Essenzen bzw. deren "Sättigung" der Aromen. d.h. würde die Essenz mit halber Menge an Botanicals genauso intensiv schmecken oder bei doppelter Menge noch intensiver, oder würde es gleich bleiben, usw... Das müssten man auf jeden Fall noch ausprobieren, aber da die meisten Zutaten (zumindest in kleinen Hobbymengen) nicht kostspielig sind lasse ich diesen Versuch mal außen vor.

mir geht es also eher um einen groben Richtwert der Mengen der einzelnen Botanicals, damit ich nun was sinnvolles mit meinen (bislang 69!) Essenzen machen kann!

ich würde mir in weiterer Folge daraus natürlich eine Excel-Tabelle erstellen...

freu mich auf eure Rückmeldung
Gruß,
tarocco