Feigenbrand

Obst ernten oder kaufen, verarbeiten, vergären und brennen
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derwo
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Feigenbrand

Beitrag von derwo »

Drei Sommer haben nun ausgereicht, um aus den Feigen meines Feigenbaums 7 - 7.5 liter Feigenbrand zu gewinnen. Zwei der Jahre hat er zweimal Früchte getragen, ein Jahr nur einmal (die zweiten sind nicht reif geworden). Ich habe immer vollreife Feigen geerntet, sie eingefroren und dann im folgenden Winter vergärt und gebrannt. Die Feigen sind nicht ganz so süss wie welche aus mediterranen Ländern und sie haben einen etwas grasigen Beigeruch. Essen tun wir kaum welche.

Das Maischen von Feigen ist sehr einfach. Sie sind ja sehr weich und haben auch genug Flüssigkeit. Eine Wasserzugabe ist nicht nötig. Die ausgegärte Maische ist dann sehr glitschig und sollte daher auch ohne Rührwerk brennbar sein. Und der relativ hohe Zuckergehalt von Feigen sorgt am Ende für viele volle Flaschen.

Ich habe alles mal zusammengerechnet: Insgesamt hatte ich 70.2 lt Maische. Nach Raubränden, Mittelbränden und dem Feinbrand habe ich nun:
- 4.1lt Mittellauf mit 76.2vol%.
- 4.8lt Feints mit 54vol%, bestehend aus 40ml Vorlauf und dem ganzen Nachlauf.
- zusätzlich habe ich die ersten 20ml Vorlauf ganz weggeschüttet.

Das sind insgesamt 5.73 lt Alkohol. Bei den Raubränden habe ich so gut wie keinen Alkohol verloren, bei den Mittelbränden ein bisschen was. Also so 5.8lt Alkohol war in den Maischen. Also hatten die Maischen im Schnitt 5.8 / 70.2 = 8.26vol%.
Unser Obstmaischerechner berechnet für unverdünnte Feigen "8.1 vol% Alkohol maximal". Anscheinend ist das also auch mit mitteleuropäischen Feigen möglich. Bzw mediterrane Feigen haben wahrscheinlich etwas mehr Zucker als der Obstmaischerechner behauptet.

Beim Feinbrand waren 45.8vol% im Kessel. Den Nachlauf habe ich bei 75.7vol% aktuellem Destillat beendet. Die Mittellaufausbeute betrug nur 53.1% des Gesamtalkohols. Ich habe den Mittellauf beendet, weil der Geruch von gekochten pupsigen grünen Erbsen und Dosenmais erkennbar wurde.

Der Brand ist sehr eigen. Das grünliche Aroma der Feigen ist sehr dominant, wodurch der Brand etwas nach Topinambur oder Enzian schmeckt. Das schmeckt nicht jedem. Oder zumindest ist das kein Schnaps für jeden Tag. Hinter dem Grünen ist aber eine Süsse, die Topinambur nicht hat. Insgesamt ist es nicht wirklich als Feige erkennbar, was man aber genausogut positiv sehen kann, da es also ein abstrakter Geschmack ist.

Extra kaufen würde ich keine Feigen. Aber wer sie irgendwoher kostenlos bekommt, dem empfehle ich, Feigenbrand als Abwechslung mit ins Schnapslager mitaufzunehmen.

Mir stellt sich nun die Frage, was ich die nächsten Jahre mit meinen Feigen mache. Ich befürchte, ich werde den alle drei Jahre anwachsenden Feigenbrandvorrat nicht wegtrinken können. Und die Feigen mit in meine jährliche Obstlermaische zu mischen, dafür ist mir deren Geschmack zu eigen. Wenn, dann würde ich testweise fertigen Obstler mit fertigem Feigenbrand mischen.
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azeotrop
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Re: Feigenbrand

Beitrag von azeotrop »

Es gibt tunesischen Feigenbrand der als fruchtig beworben wird. Ich habe leider noch nie einen gekostet.
Ich kenne auch keine Details über die Herstellung.

Es wäre interessant zu wissen woher der Beigeschmack bei deinem Feigenbrand stammt .
Vielleicht geben die Kerne beim Kochen störende Aromen ab.
Du könntest von der nächsten Ernte ein Mazerat versuchen.
Ggf. das abgefilterte Mazerat nochmal brennen.
Ein Experiment wäre das wert.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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derwo
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Re: Feigenbrand

Beitrag von derwo »

Dieses grüne Aroma haben schon die Früchte.