Denkfehler Turbo Hefe

Infos für Anfänger und typische Anfängerfragen. Anfänger müssen aber nicht zwingend hier ihre Themen starten.
Ralf-CZE
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Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Ralf-CZE »

Hallo,

mal ne Frage ob mein Denken richtig ist.
Ich habe prestige 8kg turbo yeast Hefe.
Die 115Gramm sind "Ausreichend für 25 Ltr. Zuckermaische, 50 Ltr. Getreidemaische, 100 Liter Fruchtmaische"
Wenn ich jetzt eine Pflaumenmaische habe die insgesamt 12 l hat und mit 380 Gramm pro Liter aufgezuckert wird,
ist es dann richtig das ich von der Hefe nur ca. 14 Gramm benötige?
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,
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derwo
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von derwo »

Du rennst gerade in den Anfängerfehler Nr.1:
Du nimmst so viel Zucker, daß eine Gärung erst gar nicht startet oder -falls du den Zucker etappenweise zugibst- die Gärung bei der zweiten oder dritten Zugabe aufhört.
Angenommen das sind 12lt entsteinte Pflaumen, keine oder fast keine Wasserzugabe, würde ich maximal insgesamt 3kg Zucker zugeben. Mit deiner vorgeschlagenen Menge plus dem Fruchtzucker hast du einen potentiellen Alkoholgehalt von über 22vol%. Das klappt nicht und führt am Ende zu weniger Alkohol als wenn du weniger Zucker zugibst.
Fast alle hier sind mal an diesem Punkt gewesen.

Generell stimmt es, daß ein Päckchen für 100lt Obstmaische reicht. Das gilt aber nur für richtig breiige Maische. Bei sowas wie Apfelsaft brauchst du mehr. Also bei deinen Pflaumen müsste das passen, sofern du nicht ewig viel Wasser zugegeben hast.
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azeotrop
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von azeotrop »

Dazu kommt noch das im Turbohefepäckchen ein Gemisch aus Trockenhefe und Hefenährstoffen drinnen ist.
Dieser Inhalt kann nicht einfach aufgeteilt werden da er nicht gleichmäßig vermischt ist. Wenn du halbe halbe machst hat die eine Hälfte mehr Hefe und die andere Hälfte mehr Nährstoffe. Eine gleichmäßig Aufteilung ist schwierig.
Ich habe meine ersten Maischen auch mit Turbohefe gemacht.
Zieh das mit vernünftigen Zuckermengen durch und mache es später mal mit Reinzuchthefe und gebe falls notwendig separat Hefenährstoffe zu. Bei Obst ist das meist unnötig.
Meine Obstmaischen haben zwischen 3 und 10%.
Ich mache einfach größere Mengen und brenne öfter. Dafür erhalte ich Aroma und nicht nur Alkohol mit Beigeschmack.

Wir haben aber alle so angefangen und deshalb solltest du dein Ding durchziehen, jedoch mit vernünftigen Zuckermengen.
Zuletzt geändert von azeotrop am 13. Aug 2023, 08:05, insgesamt 1-mal geändert.
Es grüßt Azeotrop
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Dr.Cooper
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Dr.Cooper »

azeotrop hat geschrieben: 12. Aug 2023, 20:51 Dazu kommt noch das im Turbohefepäckchen ein Gemisch aus Trockenhefe und Hefenährstoffen drinnen ist.
...............
Ich habe meine ersten Maischen auch mit Turbohefe gemacht.
.............................
Meine Obstmaischen haben zwischen 3 und 10%.
Ich mache einfach größere Mengen und brenne öfter. Dafür erhalte ich Aroma und nicht nur Alkohol mit Beigeschmack.
Wir haben aber alle so angefangen und deshalb solltest du dein Ding durchziehen, jefoch mit vernünftigen Zuckermengen.
Das sehe ich genau so, ich habe diese Fehler in meinen Anfangszeiten ebenfalls gemacht. Mittlerweile bin ich von der Turbohefe komplett weg, entweder einfache Backhefe & Nährstoffe oder Reinzuchthefe.
Dem Destillatör ist nix zu schwör :dontknow:
Tom
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Alchemist
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Alchemist »

Kurz zur Berechnung des Zuckergehalts:
Pflaumen können etwa 8-10 vol% Alkohl in der Maische selbstständig erreichen.
Gehen wir vom Maximalgehalt von 10% aus, das entspricht 196 g/L Zucker. Wenn du auf 21 vol% gehen willst, entspricht das 408 g/L Zucker.

Da das Obst seinen eigenen Zucker mitbringt, musst du diesen abziehen, also 408 g/L - 196 g/L = 212 g/L Zucker. Den Wert multipliziert mit dem Volumen der Maische, kommst auf etwa 2.5 kg Zucker. Wenn du mit dem Minmal-Alkoholgehalt rechnest, kommst du dementsprechend zu einem höheren Zuckergehalt. Also 3 kg sollten verkraftbar sein.
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Ablenker
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Ablenker »

Alchemist hat geschrieben: 13. Aug 2023, 09:02 Kurz zur Berechnung des Zuckergehalts:
Pflaumen können etwa 8-10 vol% Alkohl in der Maische selbstständig erreichen.
Gehen wir vom Maximalgehalt von 10% aus, das entspricht 196 g/L Zucker. Wenn du auf 21 vol% gehen willst, entspricht das 408 g/L Zucker.

Da das Obst seinen eigenen Zucker mitbringt, musst du diesen abziehen, also 408 g/L - 196 g/L = 212 g/L Zucker. Den Wert multipliziert mit dem Volumen der Maische, kommst auf etwa 2.5 kg Zucker. Wenn du mit dem Minmal-Alkoholgehalt rechnest, kommst du dementsprechend zu einem höheren Zuckergehalt. Also 3 kg sollten verkraftbar sein.
Diese Aussagen sind im Prinzip fast richtig.

ABER der ( oben bereits genannte) Hinweis, dass dieses alles zu Lasten des Geschmacks vom Endprodukt geht, sollte nicht ignoriert werden. Jedenfalls wenn man etwas vom Obst im Brand schmecken möchte. Und wer nur auf Ethanol aus ist, macht sich mit einer Pflaumenmaische nur sinnlos Arbeit..........
Ralf-CZE
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Ralf-CZE »

Vielen Dank für Eure Antworten.
Ich werde eure Vorschläge beherzigen :-)
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,
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Alchemist
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Alchemist »

Ablenker hat geschrieben: 13. Aug 2023, 11:26 Diese Aussagen sind im Prinzip fast richtig.

ABER der ( oben bereits genannte) Hinweis, dass dieses alles zu Lasten des Geschmacks vom Endprodukt geht, sollte nicht ignoriert werden. Jedenfalls wenn man etwas vom Obst im Brand schmecken möchte. Und wer nur auf Ethanol aus ist, macht sich mit einer Pflaumenmaische nur sinnlos Arbeit..........
verstehe nicht, warum du meinen Beitrag zitierst. wobei das von dir gesagte schon zweimal - und durch dich nun dreimal - allein in diesem Thread erwähnt wurde.
Ich bin nicht besonders glücklich über solche Personen, die einem ihren Glauben aufdrücken müssen.
Ralf-CZE
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Ralf-CZE »

Hallo,

ich möchte Euch gerne auf den Stand halten.
Also was habe ich gemacht bevor ich den Beitrag hier eröffnet habe:
4kg rote Pflaumen
4kg Zwetschke
entkernt und mit dem Stabmixer zu einer doch recht zähflüssige Masse verquirlt.
Mit Wasser den Eimer (ich habe zweimal 4 kg zerkleinert) gesäubert und das ganze etwas erwärmt und in das ganze dann 1,4 kg Zucker aufgelöst.
Anschließend noch die Kerne hinterher geschmissen.
Sind dann halt gut 12 Liter Maische
Danach 33mL Biogen M zugeführt sowie 0,6g Pectin-Ex 100
Danach in etwas warmes Wasser 14 g Prestige Turbo Hefe aufgelöst und in die Maische eingerührt.
Temperatur der Maische war gemessen bei 22°C
Zwei Tage hat sich nicht getan, am dritten Tag fing es dann an zu gären. Ganz langsam. (ich erfinde jetzt mal einen neue MaßeInheit,> 1 Blub in 18 sec.)
Am dritten Tag ( Tag 1 nach Gärungsbeginn) waren wir bei 1Blub in 5 Sec
Am 3 Tag nach Gärungsbeginn blubbert es schon recht heftig. Raumtemperatur und gemessene Maischentemperatur 20°C
Gem. Schickl soll man ja 1-2 mal die Woche das ganze Umrühren bzw. den Fruchtkuchen nach unten drücken bzw. wieder mit einmischen.
Habe ich dann auch gemacht, gleichzeitig PH gemessen (ca. 3,0 bis 3,5)
Deckel wieder drauf und nach ner viertel Stunde hat es weiter sehr gut "geblubbert"
Scheint ja alles zu funktionieren.

Mein weiteres angedachtes Vorgehen:
Am Samstag (Tag 5 nach Gärungsbeginn) nochmal umrühren, PH messen. Eine weiter Zuckergabe (ich beherzige Euren Rat mit max. 3 kg) mache ich davon abhängig wie es bis dahin gärt.
Vinometer dürfte bis Samstag auch da sein und dann kann man mal eine erste Alkoholmessung machen.

Bin für jeden weiteren Tipp dankbar.
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,
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azeotrop
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von azeotrop »

Das klingt doch alles nicht schlecht.
Das Pectin-Ex 100 hättest du dir sparen können bei diesen Früchten. Es wird aber nicht schaden.
Das Vinometer wird dir nichts helfen. Das funktioniert nicht bei Maischen.
Ich habe auch noch eines im Schrank liegen, von damals.
Mach weiter wie geplant. Das wird schon.
Es grüßt Azeotrop
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Alchemist
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Alchemist »

Den Zucker in Wasser auflösen ist unnötige Arbeit. Nur nötig bei sehr dickflüssigen Maischen, wie Quitte. Aber Pflaume ist das nicht notwendig.

Der rest hört sich gut an.

Ich hab meine Maischen mit Turbohefe 6 Monate gelagert, und erst dann gebrannt. Ich denke, weniger ist auch möglich. Vielleicht 3 Monate. Den Brand würd ich aber auf jeden Fall ruhen lassen.
Ralf-CZE
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Ralf-CZE »

Das Vinometer wird dir nichts helfen. Das funktioniert nicht bei Maischen.
Da hab ich mich von Schmickl beeinflussen lassen.
Wollte ein Schnapsglas voll durch einen Kaffeefilter laufen lassen und dann messen.
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,
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derwo
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von derwo »

Vinometer funktionieren nur bei Wein. Also bei einer flüssigen Maische mit ähnlichem Zuckergehalt wie Traubensaft.

Noch ein Tipp: Niemals einfach so Zucker zugeben. Immer vorher verkosten. Wenn es nicht mindestens so trocken schmeckt wie trockener Sekt, nicht nachzuckern. Denn wenn der Grund der langsamen Gärung ein anderer ist als der niedrige Zuckergehalt, wird der unnötig zugegebene Zucker die Gärung beenden. Und keine Sorge: Die Hefe verhungert nicht ohne Zucker, sie pausiert nur.
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sprithältfit
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von sprithältfit »

Das ist für mich mal wirklich erleuchtend:

" Und keine Sorge: Die Hefe verhungert nicht ohne Zucker, sie pausiert nur."

Danke!
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derwo
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von derwo »

Das gilt aber für den Kontext. Also man muss es nicht eilig haben mit dem Nachzuckern. Falls du das aber auf deine 1 Jahr gelagerte Maische beziehen solltest aus dem aktuellen Thema von dir, dann bin ich mir nicht sicher, ob da noch viel von der Hefe lebt.
Ralf-CZE
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Ralf-CZE »

Hallo,

möchte das Thema einfach Fortschreiben.
Mittlerweile sind 3 kg Zucker in der Maische (Seit 20.08)
Da habe ich die Maische auch das letzte mal durchgerührt.
Zum Tag heute gärt es immer noch ganz wenig. Der Fruchtkuchen hat sich fast aufgelöst bzw. die festen Bestandteile sind abgesunken.
Jetzt meine Frage:
Ich habe ja die Kerne/Steine mit vergoren bzw. in der Maische gelassen. Nach Ende der Gärung diese rausholen oder drin lassen?. Ich wollte das ganze mind. noch 6 Wochen stehen lassen.
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Alchemist
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von Alchemist »

Du kannst die Steine mitbrennen, stellt ansich kein Problem dar. Die Steine geben dem Brand jedoch ein (marzipanartiges) Aroma ab, ob das gewünscht ist oder nicht, liegt in deinem Ermessen. Wichtig ist nur, dass die Steine nicht zerbrochen sind. Du kannst auch noch entscheiden, ob du alle mitbrennst, nur einen Teil davon oder gar keine.

Ich hab die Steine damals bei der Zwetschke mitgebrannt. Hatte auch mit Turbohefe angesetzt. Mit einer Reinzuchthefe würd ich es vermutlich anders machen.
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derwo
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Re: Denkfehler Turbo Hefe

Beitrag von derwo »

Ich würde versuchen, so viel wie möglich von den Steinen vor dem Brennen rauszubekommen. Aber ohne Stress. Die meisten werden schön gesammelt am Boden der Gärtonne liegen. Und ein paar landen halt dann vielleicht in der Destille.