Meine Destille

Der Selbstbau von Destillen
Ralf-CZE
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Meine Destille

Beitrag von Ralf-CZE »

Hallo,

also als Anfänger habe ich mich natürlich umgeschaut wo bekomme ich, relativ günstig, ein solches Gerät her.
Und wie wahrscheinlich viele Anfänger haben ich mir dann so ein Ding eines bekannt online-Händler geholt.
Edelstahltopf 11 Liter, der Kühler wird oben drauf gebaut und schon kann es los gehen.
Habe ich dann auch gemacht. Ausprobiert mit Aldi-Wein aus dem Tetrapack (Zuckermaischer musste ja erst noch gären )
Also das "Ding" mach was es soll. Es destilliert Alkohol. Nicht mehr nicht weniger. Geschmack, na ja, sprechen wir nicht drüber.
Dann die Überlegung was kann man verbessern.
Urlaubszeit , also drei Wochen Zeit was zu basteln.
Was habe ich gemacht. Nach was geeignetem in meiner Umgebung gesucht was ist ist auch Kupfer? Ich bin dann auf nen Blumenkübel und einer Deko_Kanne gestoßen (zum Leidwesen meine Schwiegermutter)
Also habe ich dann das Teil etwas Umgebaut. Loch in den Edelstahldeckel, Den Blumen pott ausgeschliffen und auf den Deckel gelötet , drauf dann die Deko Kanne (auch geschliffen wie blöde) , bissl was Kupferrohr und Fittinge waren schnell besorgt.
Die doch recht kleine Kühlung habe ich dann in einen Spargeltopf mit der vorhandenen Schlange gebaut.
Nach D zum Aldi, wieder den "guten" Wein gekauft und ausprobiert.
Fazit. Auch wenn man den Aldi-Wein bestimmt nicht als Referent nehmen darf, sind doch jetzt ganz klare unterschiede zum ersten Brand zu verzeichnen. Viel mehr Geschmack (jetzt hatte das was von Grappa) und bei gleichen Parametern weniger scharf.
Das ganze Ding sieht dann jetzt so aus:
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Also die nächste Winterarbeit habe ich schon im Blick ;-) ;)
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,
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Alchemist
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Re: Meine Destille

Beitrag von Alchemist »

Schaut im Grunde sehr solide aus! Als Potstill reicht die auf alle Fälle.
Was du aber vielleicht trotzdem machen solltest, das analoge Thermometer gegen ein digitales austauschen. Analoge Thermometer sind viel zu träge und ungenau.

Wie warm wird dein Spargel-Topf-Wasser während eines Brennvorgangs? Funktioniert zwar auch so, aber ich würde hier immer auf einen aktiven Liebig-Kühler setzen. Man könnte auch oben und unten im Spargeltopf einen Anschluss für eine Aquariumpumpe montieren, um die Kühlleistung zu erhöhen.

Hat die Messing-Verschraubung Kontakt mit dem Alkohol-Dampf? Wenn ja, ist das nicht so gut.
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derwo
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Re: Meine Destille

Beitrag von derwo »

Ja, zweifelhaft sind wahrscheinlich die Deckeldichtung und das Messing. Außerdem kann das verwendete Kupfer unrein sein und falls es alte Lötstellen gibt, enthalten diese einen großen Prozentsatz Blei. Und der Thermometerstopfen hält auf Dauer auch keine Schnapsdämpfe aus.
Es ist aber nicht so, daß wir direkte Gesundheitsgefahren belegen könnten. Aber im Unterforum "Materialien" könntest du mehr darüber lesen.

Daß der Brand nun besser ist, liegt wahrscheinlich am Kupfer. Beim Destillieren von Wein hat man ein Problem mit den Schwefelverbindungen und das Kupfer hilft dabei.
Oder beim ersten Brand waren noch Rückstände vom Löten? Nach dem Löten sollte man das erste Destillat unbedingt verwerfen. Im Unterforum "Anfängerfragen" findest du Infos über Reinigungsbrände.

Wesentlich besser könnte der Brand aber noch sein, wenn du ihn doppelt brennst. Darüber findest du hier auch noch viel.

Bin im Urlaub am Handy. Sonst hätte ich dir vielleicht ein paar links zu den Diskussionen rausgesucht.
Ralf-CZE
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Re: Meine Destille

Beitrag von Ralf-CZE »

Hallo,
Wie warm wird dein Spargel-Topf-Wasser während eines Brennvorgangs? Funktioniert zwar auch so, aber ich würde hier immer auf einen aktiven Liebig-Kühler setzen. Man könnte auch oben und unten im Spargeltopf einen Anschluss für eine Aquariumpumpe montieren, um die Kühlleistung zu erhöhen.
Also der Spargeltopf hat schon eine Wasserkühlung die fließt, wenn auch mit der kleinen Schlange aus dem original Kühler. Ich denke mir hier wäre mit einer neuen Kühlschlange sicherlich noch ein besseres Ergebnis zu erzielen.
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Es ist aber nicht so, daß wir direkte Gesundheitsgefahren belegen könnten.
Na ja, Alkohol also solches dürfte da wohl gesundheitsgefährdender sein :-)

Also ich habe mir echt Mühe gegeben das Kupfer von innen zu säubern. Geschliffen bis es blank war, danach alle Kupferteil mit Zitronensäure gespült und mit Essig alles durchdestilliert. Danach noch ein paar Liter destilliertes Wasser gemacht.

DIe Verbindungen sind aber ein Problem, da habe ich nichts gefunden was kein Messing hat, also wer da nen Tipp hat, sehr gerne.
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,
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Alchemist
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Re: Meine Destille

Beitrag von Alchemist »

Dass du bereits fließendes Kühlwasser hast, konnte ich nicht sehen. Aber umso besser! Dann bist du schon ganz gut aufgestellt.

Die Verbindungen sind leider immer schwierig, weil man sie halt steckbar haben möchte.

derwo hat hierzu mal etwas ganz simples gemacht, das könnte für dich hilfreich sein:
https://hobbybrennen.ch/viewtopic.php?t=124
Bei der Methode brauchst du aber auch etwas, um der Gravitation entgegenzuwirken. Sonst kann es sein, dass es sich während des Brennens löst.
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derwo
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Re: Meine Destille

Beitrag von derwo »

Wenn man einen Wasseranschluss hat, ist es wirklich unsinnig, eine Kühlschlange zu betreiben. Kühlschlangen kann man nicht gut reinigen, sie können verstopfen (da man meist zu dünnes Rohr nimmt) und sie sind ineffizient (hoher Wasserverbrauch), zumindest wenn man wirklich kaltes Destillat haben möchte.

Neben dieser Steckmethode gibt es noch TriClamps aus Edelstahl.

Über die Materialien solltest du zumindest mal die Sachen lesen, die hier zu finden sind.

Jedenfalls gut ist, daß du den Essigbrand gemacht hast. :+1:
Ralf-CZE
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Re: Meine Destille

Beitrag von Ralf-CZE »

Hallo,
sie sind ineffizient (hoher Wasserverbrauch),
Sollte ich hier einen Denkfehler haben?
Also ich für mein Teil dachte bisher das ein Liebigkühler würde mehr Wasser benötigt.
HIer fließt doch das Wasser einfach durch ohne seine gesammte Kälteenergie abzugeben, wohingegen ein Gefäß das einen einen regulierten Zu- und Ablauf hat viel effizienter ist, auch ist die Kühlstrecke durch eine Spirale doch viel länger.
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,
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azeotrop
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Re: Meine Destille

Beitrag von azeotrop »

Ja, das ist ein Denkfehler.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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derwo
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Re: Meine Destille

Beitrag von derwo »

Beim Liebigkühler im Gegenstrom hast du am Wasserausgang sehr heißes Wasser und trotzdem wird das Destillat fast so kalt wie das Wasser am Wassereingang. Das Kühlwasser wird also sehr stark erhitzt. Bei der Kühlschlange musst du das Wasser ersetzen, wenn es sagen wir über 30°C hat, da das Destillat dann ja auch nur knapp über 30°C abgekühlt wird.

Der Liebig erhitz 15°C-Wasser auf sagen wir 65°C, das ist eine Spanne von 50°C.
Die Schlange von 15 auf sagen wir 35, das ist eine Spanne von nur 20°C.
Fazit: Der Liebig braucht weniger als halb so viel Wasser bei beständig kaltem Destillat. Vorausgesetzt er ist groß genug, daß er mit so wenig Wasser betrieben werden kann, daß es heiß also "aufgebraucht" wird.

Das alles ist natürlich etwas anders, wenn du das Wasser wiederverwendest. Dann ist die Kühlereffizenz nicht so wichtig.



Edit: Zusätzlich ist der Wärmeübergang ins Kühlwasser beim Liebig besser, da das Kühlwasser bewegt wird. Das verkürzt die nötige Kühlerlänge zumindest zum Kondensieren erheblich.
Ralf-CZE
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Re: Meine Destille

Beitrag von Ralf-CZE »

Danke für die Aufklärung :+1: :+1:
Liebe Grüße aus der Tschechischen Republik,