Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Obst ernten oder kaufen, verarbeiten, vergären und brennen
Alex_69
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Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Liebe Brennmeister,

ich habe wiedermal eine Williams-Christ Maische angesetzt und diese dann destilliert. Zuerst habe ich einen Raubrand gemacht, dann den Feinbrand. Ich verstehe nicht wieso ich über 5% an Vorlauf habe, weshalb ich euch schreibe:
Hier die Daten zu Herstellung der Maische. Vlt. mache ich ja hier schon einen Kardinalsfehler?

11,8 kg Williams Christ Birnen gut gewachsen. Entkernt, gehäckselt und dann mit dem Kerngehäuse in die Maische getan (ohne Stiele).

47 ml Biogen M
35,8 g Kitzing Antigeliermittel
250 ml Wasser zum Spülen
0,5 ml Antischaum Moonshine
Nach 3 Stunden habe ich dazu getan
1 kg Zucker und
2,64 g Schliessmann Trockenreinzuchthefe, die ich vorher mit 30 ml Wasser auf 35°C
erwärmt (Wasserbad) hatte und ca. 20 Min aktiviert hatte.
2,25 g Kitzinger Hefenährsalz

Alles in Allem waren es 13,5 Liter Maische, die ich in einem Hugbert-Eimer mit Gärungsrohr getan habe.
Nach 1 Tag ging die Hefe los, schön ruhig und über ein Monat lang. Die Maische war schön sauer. Mit Vinometer habe ich ca 9-10 vol% bestimmt.

Dann folgte 8 Raubrände, die immer so ca. 1 ¾ h dauerten (über ca 5 Wochen). Ich benutzte dazu eine Brennapparatur von Coppergarden, 2 Liter, mit 2 Körben übereinander, mit im oberen Korb gefüllt zur Hälfte mit Glas Raschig-Ringen (s. Foto). Ich hatte so die Erwartung die Trennschärfe der Apparatur zu erhöhen. Mit 2 schnelle Temperaturfühlern, einmal unten im Sumpf und einem am Kopf des Brennhutes konnte ich die Temperaturen genau erfassen. Mit einem Hand-Refraktometer habe ich das Destillat auf Alkoholkonzentration untersucht. Ich habe immer alles aufgenommen, also Vor-, Mittel und Nachlauf, bis ich 3 Vol% gemessen habe.
Insgesamt habe ich als Raubrand 3,37 liter, 3,136 kg mit ca 34 vol% erhalten.

Im Anschluss habe ich die komplette Anlage mit Lauge (Spezial-Brennblasenreiniger Trital) und dann mit Zitronensäure, 10%ig gereinigt, danach gründlich mit Wasser gespült.

Den Raubrand habe ich in 2 Portionen mit demselben Aufbau destilliert, je Destillation tröpfchenweise (3-5 Tr/s) über 2 ½ h Destillat abgenommen (mit Heizen über 3 ½ h). Überwacht habe ich dies mit einem Calz-Zeiss Refraktometer. Dabei habe ich den Vorlauf in Reagenzgläser abgenommen, ca 80 -100 ml. Dann den Mittellauf bis 60 vol% aufgefangen und den Nachlauf wieder in Reagenzgläser aufgenommen. Habe bis ca 45 Vol% den Nachlauf abgenommen.

Ich habe den Vorlauf mit dem Geruchstest (1:1 mit H20 verglichen mit 1:1 Mittellauf) und mit dem Schliessmann Vorlauftest überprüft: immer Geruch nach Klebstoff und Stufe III (Abfall) bei Schliessmann. Auch der Nachlauf war schon zu Sauer im Geschmack und hatte eine unangenehme Duftnote.

Ich bekam schlussendlich je Destillation 470 ml und 390 g Feinbrand mit ca 72-74 Vol%.
Auf die Maische, 13,5 Liter bezogen, waren es insgesamt also 0,9 Liter Feinbrand mit 0,78 kg und 73 Vol%. Aber auch 0,141 kg Vorlauf.


Der Vorlauf macht über 5 Massen-% vom Raubrand (3,37 Liter, 3,16 kg) aus. Und ich habe nicht einmal den Vorlauf sauber abgetrennt! In der Literatur wir von 1-2% gesprochen. Liegt nun der Fehler bei der Herstellung der Maische, oder ist es die Apparatur (sehr klein 2 zu 100 Liter Fassungsvermögen: nicht einfach skalierbar zu einer echten Brennanlage)? Oder destilliere ich falsch?
Und wieso habe ich schon bei 60 Vol% einen so stark riechenden Nachlauf?

Ich habe noch 3 Liter Raubrand einer anderen Maische, da werde ich wohl jetzt 10% Vorlauf nehmen und schon bei 65 Vol% auf Nachlauf stellen.

Aber Eure Tipps oder Ideen hätte ich sehr gerne!
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Hast du dich beim Vorlauftest an die richtige Anleitung gehalten? Es gibt eine, um den Mittellauf zu testen und eine, um den Vorlauf zu testen. Testet man den Vorlauf, nimmt man nur 1ml, testet man den Mittellauf, nimmt man 5ml.
Und ich finde die Anleitung um den Vorlauf zu messen etwas unseriös, weil in keinster Weise darauf eingegangen wird, ob man rektifiziert oder nicht.
Ich glaube, du hast einfach unnötig viel Vorlauf abgetrennt.

Und der Nachlauf bei 60vol% ist wahrscheinlich nur früh, wenn deine Destille keinen Reflux hätte. Mal nachgerechnet:
3.37lt mit 34vol% = 1.146lt Alkohol
0.9lt mit 73vol% = 0.65lt Alkohol
und 0.141 mit schätzungsweise 85vol% = 0.12lt Alkohol
Nachlauf ist also (1.146-0.65-0.12)/1.146 = 32.8% des Alkohols.
Und das ist ganz normal, daß man da Nachlauf bemerkt.
Angenommen du hättest nur halb so viel Vorlauf gesammelt, wäre im Mittellauf so 62% des Alkohols. Das wäre meiner Meinung nach ein normales bis etwas hohes Ergebnis.
Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Hallo Derwo,

Ich danke dir für die Abschätzung!

Meinst du der doch deutlich zu bemerkende Pattex-/Klebergeruch war kein richtiger Hinweis? Ich habe den Vorlauftest mit 1 ml gemacht. Woran soll ich mich beim Vorlauf Abgrenzen dann halten? Du hattest mal geschrieben, ich prüfe per Geruch den Vorlauf indem du ein Glas mit dem Vorlauf benetzt, wieder zurück schüttest und darein dann eine bestimmte Menge des Mittellaufs getan. Ich nehme 1 ml. Dieses Glas wurde mit einem Glas worin nur 1 ml Mittellauf ist verglichen. Ist dieses Vorgehen falsch?

Und bei Nachlauf: ist der doch sehr erdige Geruch richtig? Verfliegt dieser, dass ich darauf also nicht achten soll? Woran mach ich dann den Nachlauf fest? Dort ist man doch am Geschmack gebunden, schriebst. du mal.

Also an der Maische denkst du liegt es nicht? Und auch die Apparatur sollte es können?
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Naja, wenn du den Test richtig gemacht hast, dann erstmal sorry für meinen Verdacht. Und wenn es nach Kleber riecht, zumindest so viel, daß du meinst, es auch im Endprodukt noch zu riechen, dann hast du wohl doch einfach viel Vorlauf.
Mir ist das nur einmal passiert "von alleine" passiert, aber da hat die Maische anfangs nicht gären wollen und dann später hatte sie einen weißen Film oben drauf. Und einmal hatte ich die Maische sehr lange rumstehen gehabt (aber draußen in der Kälte), dann war die Vorlaufmenge schon höher als normal.
Aber wie du schreibst, hast du ja die Hefe gut behandelt und nichts bemerkt bei der Gärung.

Beim Vorlaufs-Geruchstest nehme ich ein normales Noisingglas, also da sind dann schon mindestens 20ml drinnen. Und vorher halt die Benetzung mit Vorlauf. Es geht ja darum, sowas riechen zu können, wie wenn man das Vorlaufgläschen in den Mittellauf schüttet. Aber halt ohne daß man was dabei kaputt macht.

Sensorische Beschreibungen vom Nachlauf variieren sehr stark. Mit "erdig" kann ich nichts anfangen leider... Aber wenn du was riechst oder schmeckst, was dir nicht gefällt, dann wirst du schon recht haben.

Die Destille sollte das können. Die Reinigung mit der Säure hätte ich nicht gemacht vor einem Feinbrand, aber daran wird es nicht liegen.

Wie gefällt dir denn nun das Endergebnis? Also meinst du jetzt im Endprodukt zu viel Vorlauf zu haben, oder zu viel Nachlauf?
Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Hallo Derwo,

dadurch dass ich so wenig Volumen habe, sind die Proben für den Vorlauf klein. Mir ist halt nicht klar wieso ich so viel Vorlauf rieche…
Ich habe den Feinbrand auf 50 Vol% verdünnt und mit frischen Williamsbirnen ca 1:1 angesetzt. Will einen Likör daraus machen, da mein Schwiegervater nicht so hochprozentigen Schnaps trinken darf… Abgesehen von einem Zuckersirup, den ich nach 10 Tagen dazugebe, habe ich noch keine Idee.

Kann es sein, da ich 1 kg Zucker zur Maische getan habe, dass so mehr Vorlauf entstanden ist? Die Gärung war aber immer ruhig und niemals stürmisch.

Herzlichst, Alexander
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Der Zucker kann kein Grund sein für den Vorlauf. Also weder für den gemessenen noch für den gerochenen.
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Alchemist
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alchemist »

Wie hast du den Vorlauf aufgefangen? Wieviel passen in die Reagenzgläser? 10 ml?
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azeotrop
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von azeotrop »

Alexander
Hast du den Vorlauf während des Rauhbrands gesammelt?
Ich komme mit deiner Beschreibung etwas durcheinander.
Es grüßt Azeotrop
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Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Hallo Azeotrop und Alchemist,

ja 10 ml. Und nein, ich habe beim Raubrand alles erst mal rübergezogen und erst beim Feinbrand habe ich abgetrennt.

Herzlichst

Alexander
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Alchemist
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alchemist »

Ich könnte mir vorstellen, dass der Geruchsinn etwas betrüb war: wenn du 10x 10 ml auffängst, und diese nach der Reihe vergleichst, hängt noch immer der Duft des intensivsten Vorlauf-Glases in deiner Nase. Und du wirst dadurch andere, nicht so penetrante Vorlauf-Gläser dadurch vielleicht ähnlich penetrant wahrnehmen.

Ich hab auch mal eine kleine Menge Birnen gemacht. Ich kann mich noch erinnern, dass auch dort dieser Klebstoff-Geruch lange vorhanden war. Ist das vielleicht bei Birnen ein allgemeines Problem, hatten das auch andere hier im Forum?
Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Liebe Brennmeister,

Danke Dir Alchemist, werde genauer beim Riechen aufpassen.
Ich habe mein Aufbau erweitert bzw. Ersetzt: ich habe die Rommersberger Heizplatte mit 6 Einstellstufen mit einer PCB Heizplatte, die erlaubt die Temperatur der Platte auf 1K genau einzustellen. Es ist unwahrscheinlich einfach jetzt eine Raubrand zu destillieren: man stellt die Temperatur ein, ich habe zuerst mit 165°C hochgeheizt. Nach ca 45Min habe ich dann auf 125°C zurückgestellt. Ich kann jetzt den Fluss des Destillats genau einstellen, zB. 1 Tropfen pro Sekunde. Praktisch ist, dass ich nur die Temperatur in ca 10-15 Minuten abständen erhöhen muss, da ja der Alkoholanteil im Sumpf abnimmt und so der Siedepunkt steigt. Dies ist aber recht einfach.
Aufbau.jpg
Ich habe aus meiner restlichen Williams Birne, ca 12 l Maische in ca 3 Liter Raubrand umgewandelt mit ca. 35 Vol%. Diese habe ich dann jeweils 1,5 Liter feingebrannt: Aufbau wie Foto, im oberen der zwei Steigrohre sind Raschigringe aus Glas (100 g, 180 ml) enthalten. Kessel komplett entfettet und auch mit Zitronensäure gereinigt.

Ich habe einmal mit ca 1 Tr/s destilliert, das zweite mal mit 2,5 Tr/s.
Erster Feinbrand: Den Vorlauf habe ich in 8 Reagenzgläser abgenommen, die ersetzen vier voll (also 16 ml) die restlichen vier halbvoll.
Ich habe bis 60 Vol% den Mittellauf genommen und ca. 460 ml (384 g) erhalten mit 75 Vol%.
Den Nachlauf habe ich ebenfalls in mehreren Reagenzgläsern, halbvoll abgenommen.
Gesamte Destillationsdauer (ab ersten Tropfen): 173 Minuten, knapp 3 Stunden

Zweiter Brand mit 2,5 Tr/s: Vorlauf analog zum ersten Feinbrand abgenommen. Ich habe den Mittellauf schon bei 450 ml mit 62 Vol% abgebrochen, da Geruch und Geschmack nicht mehrt gut waren. Danach habe ich noch Reagenzgläser mit Nachlauf genommen.
Es war sehr auffällig, dass ich schon schon bei 65 Vol% einen unangenehmen Geruch vernahm.
Ich habe zwar quasi dieselbe Masse 383 g als Mittellauf, aber dieser hat weniger Vol% mit 71 Vol% als der erste Feinbrand.
Gesamte Destillationsdauer (ab ersten Tropfen): 118 Minuten, knapp 2 Stunden, also gut 55 Minuten schneller.
Der einzige Unterschied war die Destillatfluss.

Ich habe auch den Alkoholgehalt (mit Zeiss-Refraktometer gemessen und Rechner von Hobbybrennenn.ch umgerechnet Rechner/RefraktometerTemperaturkorrekturAlkohol.html) als Funktion der die Geistrohrtemperatur aufgetragen. Ich sehen keinen nennenswerten unterschied.
Vol%-Temp_Birne.png
Fragen an Euch: habe ich durch zu schnelles Destillieren mehr Wasser rübergezogen? Habe ich dadurch auch mehr Fuselöle mitgerissen? Haben die Raschigringen diesbezüglich einen Nachteil, da diese den Nachlauf verschleppen? Ich bin echt nicht zufrieden, da der Nachlauf extrem früh kommt und echt unangenehm ist....
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Hallo Alex,

du hast ja eine vergleichsweise hohe passive Kolonne. Da machen Heizleistungsunterschiede viel aus. Denn der Energieverlust nach außen bleibt in etwa gleich, egal mit wie viel Watt du heizst, aber das, was an Leistung ganz oben noch übrigbleibt, unterscheidet sich sehr. Vereinfachtes Beispiel: Angenommen du verlierst konstant 500 Watt, heizt einmal mit 600 Watt und einmal mit 800 Watt, dann hast du beim ersten 500/600 = 83% Reflux, also 17% Produkt und beim zweiten 500/800 = 62.5% Reflux, also 37.5% Produkt, also mehr als die doppelte Menge Produkt. Da ist es nicht verwunderlich, daß das was ausmacht. Auch wenn deine Kolonne nicht befüllt ist, macht das viel aus, weil sie ja trotzdem durch den großen Durchmesser eine recht große Fläche hat.

Durch langsames Destilieren destillierst du permanent mit etwas höherer Alkoholstärke und hast dann bei sensorischem Mittellaufbeginn eben auch eine höhere Alkoholstärke. Viel mehr Ausbeute sollte es nicht ausmachen. Also die Menge reiner Alkohol im Mittellauf sollte nur wenig ansteigen, wenn du langsamer destillierst.

Die Verhältnisse von Alkoholstärke und Dampftemperatur bleiben gleich, egal wie schnell du destillierst. Das sieht man ja auch gut an deinen Messwerten.

1.5lt mit 35vol% sind 525ml Alkohol, 460ml mit 71vol% sind 327ml Alkohol. Du hast also 327/525 = 62% des Alkohols in den Mittllauf gebracht. Das ist ein ganz normales Ergebnis.
Bist du nur unzufrieden mit der Ausbeute oder auch mit der Qualität des Mittellaufs?
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azeotrop
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von azeotrop »

Alex_69 hat geschrieben: 31. Dez 2023, 18:15 ich habe die Rommersberger Heizplatte mit 6 Einstellstufen mit einer PCB Heizplatte, die erlaubt die Temperatur der Platte auf 1K genau einzustellen. Es ist unwahrscheinlich einfach jetzt eine Raubrand zu destillieren: man stellt die Temperatur ein, ich habe zuerst mit 165°C hochgeheizt. Nach ca 45Min habe ich dann auf 125°C zurückgestellt. Ich kann jetzt den Fluss des Destillats genau einstellen
Ich fürchte dass du hier etwas deutlich verschlimmbessert hast. Eine Temperatursteuerung ist zum Destillieren denkbar ungeeignet.
Dafür braucht man eine Leistungssteuerung. Also die Einstellung der Heizleistung. Die Temperatur der siedenden Alkohol-Wasser-Mischung kannst du nicht beeinflussen. Diese hängt (solange der Siedepunkt überschritten ist) ausschliesslich von dem Alkoholgehalt ab und kann von außen nicht beeinflusst werden.
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Ds stimmt, aber er bekommt laut eigener Aussage trotzdem einen stabilen Destillatsfluss. Deswegen habe ich das nicht erwähnt.
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azeotrop
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von azeotrop »

Ja, weil er dauernd die Temperatur höher stellt. Aber das hat nichts mit seiner Hauptfrage zu tun. Ich wollte es nur nicht unkommentiert lassen.
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Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Hallo Derwo,
danke dir für die Abschätzungen. meinst du mit 500 W der Kühlverlust? Sind die 600 W bzw. 800 W die Leistung zum Verdampfen des Destillats?
Ja, der Mittelauf ist bei 1Tr/s bis zum beenden bei 60 Vol% noch gut im Geschmack, wohingegen bei den 2,5 Tr/s der unangenehmen Geruch/Geschmack deutlich ist.

Hallo Azeotrop,
ja Leistungsregelung ist bestimmt richtig, doch mit der Heizplatte regle ich die Temperatur der Heizplatte konstant. Offensichtlich ist der Destillatfluss über längere Zeiträume konstant, sodass es nicht groß ins Gewicht fällt.
Raschigringen bringen also nix, richtig?
Muss ich also langsam brennen <=1Tr/s oder ein zweites mal brennen?

Herzlichst,

Alexander
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azeotrop
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von azeotrop »

Alex_69 hat geschrieben: 1. Jan 2024, 14:09 Offensichtlich ist der Destillatfluss über längere Zeiträume konstant, sodass es nicht groß ins Gewicht fällt.
Ich will doch nicht dich bekehren sondern dafür sorgen dass in einem fachlich hochwertigem Forum korrekte Informationen stehen.
Damit ist es für mich gut und Neulinge sind gewarnt.
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Alex_69 hat geschrieben: 1. Jan 2024, 14:09 Hallo Derwo,
danke dir für die Abschätzungen. meinst du mit 500 W der Kühlverlust? Sind die 600 W bzw. 800 W die Leistung zum Verdampfen des Destillats?
Ja, der Mittelauf ist bei 1Tr/s bis zum beenden bei 60 Vol% noch gut im Geschmack, wohingegen bei den 2,5 Tr/s der unangenehmen Geruch/Geschmack deutlich ist.
Ich meine, daß wenn deine Destille bei 600 Watt elektrischer Leistung 500 Watt durch Wärmeabstrahlung verliert, sie auch bei 800 Watt elektrischer Leistung etwa 500 Watt verliert. Also bleiben entweder 100 oder 300 Watt Dampfleistung übrig.

Beim schneller gebrannten Mittellauf hast du ja effektiv weniger Alkohol in den Mittellauf genommen. Also sollte er sauberer sein. Da er aber schlechter ist, gibt es wohl wirklich ein Problem. Andererseits war die Alkoholstärke ja niedriger. Wo war sie denn aktuell beim Abtrennen?
Für mich ist es schwer zu sagen, was so eine kleine Destillengröße am Ende ausmacht. Vielleicht muss man ja wirklich so elendig langsam brennen mit sowas. In amerikanischen Foren würde man es gänzlich für unmöglich halten, mit sowas kleinem einen guten Brand zu erzeugen. Aber das ist glaube ich so eine Aussage, die einfach immer weitergetragen wurde, ohne daß es jemand wirklich ausprobiert hat.
Oder war die Kühlschlange dreckig nach dem Nachlauf des ersten Feinbrands. Vor dem zweiten Feinbrand hätte ich schon sehr heißes Wasser mit eventuell etwas Soda durch den Kühler gespült. Überhaupt die ganze Destille durchgespült. Wann war deine Reinigung? Vor den Raubränden oder vor dem ersten Feinbrand?
Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Hallo Azeotrop,

bin absolut bei dir: es ist eine schöne Wissenschaft, weshalb hier bei euch immer klare und korrekte Aussagen gemacht werden! :+1: Danke. ich denke, dass die Heizplatte eine große Wärmekapazität hat, sodass die Temperatur gut gehalten wird. Ich muss natürlich die Temperatur nachregeln, aber bei diesen kleinen Mengen offensichtlich nur alle 15 Minuten um 2-4K.

Hallo derwo,
ich habe vor den Feinbränden immer die Anlagen komplett gespült, zuerst alkalisch mit einem BrennBlasenreiniger, 1h bei 80°C, dann sauer mit Zitronensäure (20g auf 1,5 l). Natürlich in die Kühlschlangen mit weniger al 5 mm Durchmesser komme ich echt schlecht rein, also mechanisch. Gespült habe ich sie aber, auch alkalisch und sauer.
Wie ich im anderen Forum gerade gefragt habe viewtopic.php?p=20509#p20509, ist es das Steigrohr, das zu kurz ist?
Herzlichst, Alexander
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Ich glaube nicht, daß das Steigrohr zu kurz ist. Man muss sich nur die vielen zufriedenen Schmickl-Destillen-Brenner anschauen, ebenfalls nur 2lt Brennblase und gar kein Stegrohr.
Wir tappen da alle ziemlich im dunkeln. Leider kann man keine Geschmacksproben posten...
Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Hallo derwo,
ich werd jetzt erst mal meinen Raubrand aus der Pflaume, die ich gerade brenne, herstellen. War eine Turbo-hefe, gezuckerte Version. Also ca 18vol% in der Maische. Die 12 Liter Maische bedeuten 8 Brände á 1,5 Liter. Gestern habe ich die erste gemacht mit 422g und 45 Vol% (Handrefraktometer).
Wenn ich durch bin werde ich diese Feinbrennen, also 2 Versuche, einen ohne Steigrohr und einen mit Steigrohren, ich habe demnächst 4 Stück.
Melde mich, wenn es soweit ist.
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Alchemist
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alchemist »

Falls das Problem nach diesem Versuch weiterhin besteht, würde ich dir vorschlagen, das Problem systematisch zu identifizieren:
Kauf dir 2x Weinflaschen je 0,75 L mit ca 13 vol%. Mach dir damit in deiner Destille einen Weinbrand, mach dabei die Destillation wie bei den bisherigen Obstmaischen. Falls du noch immer das Problem mit zu viel Vorlauf hast, würde ich die Problemsuche auf die Destille bzw. deine Reinigungsschritte konzentrieren. Wenn alles in Ordnung ist, müsste man sich die Herstellung der Maische genauer ansehen.
(Vielleicht noch hilfreich, falls du eine zweite Meinung einholen kannst. Also bei der Geruchsprobe des Vorlaufs.) Warte damit auch zumindest einen Tag wenn du dir unsicher bist.

Mehr als 10 ml Vorlauf würde ich nicht erwarten je Flasche Wein.
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derwo
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von derwo »

Du müsstest aber einen ungeschwefelten Wein nehmen. Denn sonst schmeckt es schlecht und du weißt nicht ob es am Schwefel liegt oder an was anderem.
In jedem Fall sollte er mal aufhören, seine Destille immer wieder mit Zitronensäure zu entoxidieren. Vor dem Feinbrand heiß durchspülen, eventuell Soda oder ähnliches dazu, nicht aber eine Säure.
Alex_69
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alex_69 »

Hallo Alchemist,
ich danke Dir für den Tipp. Nicht-geschwefelte Weine... Weißweine?

Hallo Derwo, wieso ist das Reinigen mit Zitronensäure falsch bzw. ungeeignet?

Herzlichst,

Alexander
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Alchemist
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Re: Williams Christ Destillation mit zu viel Vorlauf

Beitrag von Alchemist »

Alex_69 hat geschrieben: 3. Jan 2024, 07:44 Hallo Alchemist,
ich danke Dir für den Tipp. Nicht-geschwefelte Weine... Weißweine?
Das lässt sich pauschal leider nicht beantworten. Schwefel, Schwefeldioxid, Sulphite sind die Schlagwörter. Sie dienen in der Weinherstellung zum haltbar machen. Du müsstest also speziell nach solch einem Wein suchen, der diese nicht enthält.
Das wird aber auch eher zur Herkules Aufgabe, leider. Gut das derwo das erwähnt hat, ich hatte das gar nicht bedacht.
Vielleicht bei Weinen "ab Hof", vielleicht kann man da mit den Weinbauern sprechen. Oder "Bio Weine". Es sollten jedenfalls keine schwefelhaltigen Verbindungen enthalten sein.
Alex_69 hat geschrieben: 3. Jan 2024, 07:44 wieso ist das Reinigen mit Zitronensäure falsch bzw. ungeeignet?
Kupfer bildet eine Patina, eine Oxidschicht an der Oberfläche. Das Kupferoxid schützt das Metall darunter. Zitronensäure ist zwar eine schwache Säure, reagiert aber mit dem Kupferoxid und zerstört es. Hygiene ist zwar wichtig, aber durch die Säure zerstörst du jedes Mal diese Patina. Spülen mit heißem Wasser, oder meinetwegen mit heißem Wasserdampf sollte in den meisten Fällen ausreichen. Das Kupferoxid wirkt sich positiv auf dein Destillat aus. Darüber wissen aber andere hier mehr als ich.