Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Der Kauf von Destillen. Modellfragen und Bezugsquellen
pedro
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Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von pedro »

Hallo,

auf der Suche nach einer preisgünstigen Destille zur Herstellungen von reinem Alkohol bin ich auf die Seite von Browin gestoßen.

Die modularen Rückflußbrenner mit Heizstab haben einen sehr günstigen Preis, sodass es sich kaum lohnt etwas ähnliches aus einzeln gekauften Komponenten aufzubauen, wenn die Qualität einigermaßen stimmt.

Gibt es hier jemanden, der so eine Anlage in Betrieb hat?

Gruß

Pedro
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Hügelwilli
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von Hügelwilli »

Willkommen pedro,

du darfst hier ruhig links zu Produkten reinstellen, dann wissen wir besser, was genau dich interessiert.
pedro
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von pedro »

Sowas in dieser Art:

https://browin.de/shop/produkt/341229/m ... risch#opis

Keine Triclamps, aber damit könnte ich leben.
Der Rückflußkühler sollte natürlich einen seperaten Wasseranschluß haben, damit man den Rückfluß besser steuern kann.
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derwo
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von derwo »

Hallo pedro,

diese Destille ist primär dafür gedacht, Neutralalkohol herzustellen. Und das willst du ja auch.

Ein paar Sachen, die du vielleicht nicht bemerkt hast, und die aber für die Herstellung von Neutralem vielleicht auch nicht so wichtig sind:
- Der Kessel hat wahrscheinlich einen dünnen Boden. Daher ist es nicht gut möglich ihn von unten zu beheizen, falls du das mal möchtest, also wenn du im Kessel mal was hast, was anbrennen kann. Mit dem Heizstab kannst du jedenfalls nur gefilterte Maischen brennen.
- Mit "Füllung" sind Edelstahlschwämme gemeint. SPP sind nur 0.5lt mitgeliefert. Nicht wirklich schlimm, aber du solltest das wissen.
- Alle Dichtungen sind aus Silikon. Silikon ist nicht alkoholdampfresistent. Ich persönlich erwarte dadurch keine Gesundheitsgefahren, aber das muss jeder selber wissen.
- Für Neutralalkohol ist die Kolonne recht kurz. Es würde schon noch was bringen, da einen halben Meter zu verlängern.
- Der Refluxkühler ist recht klein. Wahrscheinlich brauchst du recht viel Kühlwasser.
- Der Durchmesser der Kolonne ist etwas kleiner als üblich. Außen 48mm, also innen vielleicht 47mm? Da passen die 1500 Watt aber gut dazu. Etwas schade. Diese recht niedrge Leistung verlängert deine Destillationen unnötig. Neutralalkohol zu brennen ist ja doch eher langeweilig.
- Der Liebigkühler ist sehr dünn und kurz. Er ist daher nicht für schnelle Raubrände geeignet. Du bist also gezwungen, die Anlage mit Reflux zu betreiben oder mit sehr wenig Leistung (wofür du ein extra Steuergerät brauchen würdest). Also wahrscheinlich nimmst du fix die 1500 Watt und brennst auch die Raubrände schon mit Reflux. Insgesamt ist das etwas Zeit- und Energieverschwendung.
Aber für deine Aromasachen brauchst du den Potstillmodus. Dass geht nicht mit 1500 Watt und diesem Liebig.
- Die Thermometer sind vermutlich sehr schlecht. Ist aber vielleicht nicht schlimm.
pedro
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von pedro »

Danke für die Infos,

ja, irgendwo muß der niedrige Preis ja herkommen.
Ich werde die Firma mal anschreiben und nach der Materialstärke für den Topf fragen.
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derwo
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von derwo »

Die Dicke des Bodens! Darauf kommt es an bei einer Beheizung von unten. Also ob der Boden dieselbe Dicke hat wie der Rest des Topfes oder ob es ein dicker Sandwichboden ist.

pedro hat geschrieben: 22. Jul 2024, 13:56 ja, irgendwo muß der niedrige Preis ja herkommen.
Genau das ist es. Und logischerweise sparen die dann zuerst mal an Sachen, die nicht so wichtig sind für Neutralalkohol.
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azeotrop
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von azeotrop »

Da der Topf bereits ein Loch für den Einbau eines Heizstabs hat, vermute ich sehr dass er keinen Sandwichboden hat. Wenn du keinen Heizstab einbauen willst, musst du das Loch irgendwie verschließen.
Bei Beheizung mit einer Elektrokochplatte wäre das Fehlen eines Sandwichbodens sehr ungünstig.
Bei Beheizung mit Gas wäre mir die Anbrenngefahr durch ungleichmäßige Hitzeverteilung auch zu groß.

Mit Heizstab hast du auch eine starke Anbrenngefahr bei dickflüssigen Maischen.
Falls du vorher einen Rauhbrand in einer Potstill vorschaltest, wären die beschriebenen Probleme geringer. Das würde ich sowieso empfehlen.
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pedro
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von pedro »

Als allererstes brauche ich mal größere Mengen absolut neutralen Sprit.

Bisher habe ich immer Zucker mit Turbohefe vergoren, aber nie auf maximalen Alkoholgehalt gesetzt, also weniger Zucker genommen.
Dann nach 3-4 Tagen sofort runtergekühlt und geklärt (sauber geklärt, beinahe ohne Trübung).

Hatte aber keine Kolonne und habe dann zweimal gebrannt.

Danach über eine Aktivkohlekartusche, wie man sie für die reverse Osmose kaufen kann.
Was herauskam, war gut und wurde noch besser, wenn man Luft kräftig einschüttelt und das Gas dann abkippt.
Das mache ich schon viele Jahre so, wenn Nachbarn einen schlechten selbstgemachten Wein vorbeibringen, das Ergebnis ist frappierend!

Langer Rede kurzer Sinn, Anbrenngefahr besteht zunächst nicht.

Habe gerade einen lettischen Shop gefunden, der offensichtlich bessere Qualität anbietet, allerding muß man natürlich auch tiefer in die Tasche greifen.

Diese Destille : https://www.akciza.net/de/destillations ... ttset.html
läßt sich mit einem zusätzlichen Rohr noch weiter verbessern und wenn man alle Rohre und den Reflux weg läßt, hat man auch eine Pot-Still, da man den Kühler am oberen Bogen wegdrehen kann.

Für Botanicals und Geiste würde ich nur mit 1/3 Alkohol bestücken und oben im Gasraum einen großen Edelstahlsiebkorb (den ich schon habe) plazieren.

Die geplante Carobmaische ist ein Sonderfall, das Zeug quillt fürchterlich auf und wird zu einem teigähnlichen Brei. So wie es aussieht, dürfen die Schoten nur grob zerkleinert werden und müssen dann mit warmem Wasser ausgelaugt werden. Ein paar Verluste bringt das, aber die materia prima kostet mich nichts. Was dann vergoren wird, ist so ähnlich wie Zuckermelasse, es besteht also auch beim Brennen keinerlei Anbrenngefahr.

Für Experimente brauche ich ganz sicher noch was viel kleineres, aber erst mal einen ausreichenden Vorrat an Sprit produzieren.
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azeotrop
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von azeotrop »

Mir gefällt die 2 Zoll Triclamp Destille ganz gut. Noch ein weiteres 50cm Rohr um auf 1 m Kolonnenlänge zu kommen, wäre notwendig.
Als Packung empfehle ich Edelstahlschrubber oder SPP.
Für die TriClamps gibt es PTFE Dichtungen separat zu kaufen.
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derwo
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von derwo »

Ja, diese Anlage wäre besser.
Ein Heizelement fehlt glaube ich noch. Und wie azeotrop schon geschrieben hat, Packung und nochmal 50cm.
Und wie immer fehlt Isolierung. Ich würde das rundherum isolieren. Es spart wirklich sehr viel Energie. Höchstens den Boden nicht isolieren, wenn du Beheizung von unten haben möchtest.
Und vielleicht gibt es noch einen 270°-Winkel für den Potstillbetrieb ohne Kolonne.
Bisschen wenig Bilder. Aber ich denke, das ist alles ziemlich standardmäßig.
Bei 40lt ist der Ablasshahn sicher ganz komfortabel.
Über den Preis kann ich nichts sagen. Da habe ich keine Erfahrung.
pedro
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von pedro »

Isolierung von Topf und Säule auf jeden Fall und Füllung mit Kupferfedern.

Die bieten eine große Induktionsplatte mit 3,5kW Leistung (Gastobedarf) an, der Preis von 229€ dafür ist ok.
Ein guter, leistungsfähiger Heizstab + Leistungsregler ist auch nicht viel billiger und stört immer beim Reinigen des Topfes.

Was mir noch etwas merkwürdig vorkommt ist, daß offensichtlich die Komponenten zu einem deutlich niedrigeren Preis aufsummieren als das Komplettpaket?
Die Komponenten sind nicht viel teurer als bei Ali und ich habe keine Lust wochenlang auf Lieferungen zu warten, außerdem gehen die immer in die Zollkontrolle, was nicht wirklich gut ist.

Werde das heute Abend nochmal genau checken, ob meine Vermutung auch tatsächlich stimmt.
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azeotrop
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von azeotrop »

Bei Induktionsplatten musst du aufpassen. Viele Geräte schalten die Heizleistung im Rhythmus von einigen Sekunden ein und aus, statt sie kontinuierlich zu steuern.
Diese Leistungsschwankungen machen sich durch Fluktuationen der Destillatmenge bemerkbar und beeinflussen ggf. das Refluxverhältnis.
Bei manchen Platten ist das kein Problem, bei manchen Platten ist es schlimm.
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derwo
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von derwo »

Eine 2"-Kolonne betreibt man am besten bei so 2-2.5kW. Die 3.5kW helfen dir also nur beim Aufheizen.

Wenn du etwas basteln kannst, könntest du drei 1kW-Herdplatten im Dreieck anordnen. Also drei Stück als Ersatzteil kaufen, es müssen welche mit schaltbaren Leistungsstufen sein, auf eine Platte montieren und mit Schaltern versehen. Das kommt billig und schaltet dann nicht.

Am sparsamsten im Betrieb wäre allerdings der Heizstab. Denn Herdplatten kann man nicht so gut isolieren.
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azeotrop
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von azeotrop »

pedro hat geschrieben: 23. Jul 2024, 00:05 Die geplante Carobmaische ist ein Sonderfall, das Zeug quillt fürchterlich auf und wird zu einem teigähnlichen Brei. So wie es aussieht, dürfen die Schoten nur grob zerkleinert werden und müssen dann mit warmem Wasser ausgelaugt werden. Ein paar Verluste bringt das, aber die materia prima kostet mich nichts. Was dann vergoren wird, ist so ähnlich wie Zuckermelasse, es besteht also auch beim Brennen keinerlei Anbrenngefahr.
Hast du das schon einmal gemacht?
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pedro
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von pedro »

Ich extrahiere gerade einen neuen Ansatz Schoten vom Johannisbrotbaum, diesmal nur grob zerkleinert.
Siehr bisher besser aus.
Vergären ist aber ziemlicher Blödsinn, denn da gehen die feinen Aromen komplett verloren.
Ich werde den Extrakt mit Primsprit zu einem feinen Likör verarbeiten.

Gestern Abend habe ich mal viel gerechnet und schließlich beschlossen nicht sowas teures zu kaufen.
Bis alles funktionsfähig ist, lande ich inklusive Versandkosten bei fast 1.000€, dafür kann ich mehr Primasprit kaufen, als meine Leber jemals verträgt!

Habe heute mal den Vodka vom Lidl getestet, der ist hervorragend, nahezu geschmacksneutral.
Und am Freitag kommen 6 Liter 96%-ger von Licorea, die sind gleich hinter der Grenze.

Dann habe ich erst einmal genug Material für meine Liköre.

Für die Destillation von Geistern und Ätherischen Ölen brauche ich nun nur was ganz kleines.
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Alchemist
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von Alchemist »

pedro hat geschrieben: 24. Jul 2024, 23:54
Gestern Abend habe ich mal viel gerechnet und schließlich beschlossen nicht sowas teures zu kaufen.
Bis alles funktionsfähig ist, lande ich inklusive Versandkosten bei fast 1.000€, dafür kann ich mehr Primasprit kaufen, als meine Leber jemals verträgt!
Das ist "leider" so bei Hobbys. Die Erst-Austattung ist oftmals teuer (egal welches Hobby wir betrachten). Und hier, die Industrie schafft günstige Preise durch die Masse, bei denen wir halt einfach nicht mithalten können. Aber das sollte auch nicht Ziel des Hobbys sein, günstiger Alkohol herstellen zu können. Dann liegen im Hintergrund wohl andere Probleme vor.

Es ist aber gut, wenn du so früh zu diesem Schluss kommst. Dann ersparst du dir später viel Frust.
pedro
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von pedro »

Die Gewinnung von Reinalkohol sehe ich komplett unspektakulär und emotionslos.
Das habe ich schon so oft gemacht, daß es dabei auch keinen Nervenkitzel mehr gibt.
Ist aber Arbeit!

Es geht dabei nur um das Ausgangsmaterial Ethanol für interessante Experimente.

Meine rechtzeitige Erkenntnis ist, daß ich nach ein paar Bränden, die mir mehr als genug Ausgangsmaterial liefern würden, eine teure, viel zu große Anlage rumstehen hätte.

Da geht es noch nicht mal um´s Geld, das wärer vorhanden, sondern einfach um Vernunft.
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azeotrop
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Re: Erfahrungen mit Browin modularen Destillen

Beitrag von azeotrop »

Das ist nachvollziehbar. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Plänen und freue mich schon auf den ersten Bericht.
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