Leider haben diese Verschraubungen aber einen Bleianteil von 2-3%. Zumindest wenn sie einen metrischen Lötanschluss haben, also cm- bzw mm-Abmessungen. Verschraubungen ohne Lötanschluss (also Gewinde auf beiden Seiten) oder mit imperialem (inch-Abmessungen) können auch mit etwa auf 1/10 reduziertem Bleianteil als Import aus zB den USA eventuell auch hier bezogen werden. Diese passen aber dann halt nicht gut auf unsere Rohre:
Ein 1/2" Lötanschluss hat 15.9mm innen.
Ein 3/4" 22.2mm.
Ein 1" 28.6mm.
Unsere etwas kleineren Rohe (15, 22 und 28mm) würden also vor dem Löten schlackern in dem Fitting, was aber ein lösbares Problem ist.
Da Trinkwasserleitungen aus Kupfer ja sowieso vermehrt durch Edelstahl und Kunststoff ersetzt werden, denke ich aber auch nicht, daß es da nochmal eine Entwicklung geben wird. Also bleireduzierte Messingfittings mit metrischen Abmessungen.
Ich hab mal auserechnet, wie viel Bleibelastung eine solche Verschraubung verursachen könnte. Es ist aber nicht besonders seriös, da man zu viele Dinge nicht weiß. Trotzdem hier der Text dazu zum Ausklappen und bitte ganz schnell wieder Zuklappen:
Spoiler
Der Grenzwert für Blei in Messing ist 3%. Da das erlaubt ist und die Herstellung vereinfacht, wird die Realität sich auch kaum groß drunter abspielen.
Eine Messingverschraubung 22mm als Verbindung vom Geistrohr zum Liebig bietet dem Dampf ca 13.5cm² Messingfläche. Wieviel Blei ist in sagen wir mal 1/10mm Materialstärke? 13.5cm² x 0.01cm = 0.135cm³, das sind 1.2g, davon 3% sind 35mg Blei. Wenn wir also 1/10mm gelöst oder aus 1/10mm das Blei gelöst haben und das getrunken haben, haben wir 35mg Blei zu uns genommen.
Damit kann man ein bisschen rumrechnen:
1. Täglicher Grenzwert Blei (TDI): 3.6µg pro kg Körpergewicht.
Bei 70kg also 0.25mg täglich, 92mg jährlich.
Also falls wir mit so einer Destille in einem Jahr diese 1/10mm oder zumindest das Blei daraus abtragen und trinken, brauchen wir nur durch Selbstgebrannten 35 / 92 = 38% unseres "Bleiguthabens" auf.
Bzw, wenn wir jedes Jahr 10l Schnaps destillieren und darin 1/10mm landen, dann haben wir im täglichen 2cl-Absacker 2cl / 10l x 35mg / 0.25mg = 28% des TDI.
2. Trinkwasser-Grenzwert: 10µg/l.
Also müssten sich unsere 35mg auf 3500l Schnaps aufteilen, damit unser Schnaps der (freilich nicht zuständigen) Blei-Trinkwasserverordnung entspricht. Das klingt, als ob in unserem Schnaps im Vergleich zu Trinkwasser ziemlich viel Blei landet durch diese eine Verschraubung, da wir, wenn wir wieder die 10l Schnaps annehmen, das 350fache an Blei im liter Schnaps haben als für den liter Trinkwasser erlaubt. Allerdings trinken wir ja natürlich nur wenig Schnaps im Vergleich. In 2cl Schnaps wäre so viel Blei real wie in 7l Leitungswasser erlaubt.
Vielfach höhere cm² hat natürlich die weit verbreitete Möglichkeit einer Deckeldurchführung, unterm Deckel ein Reduziernippel IG/AG 1" 3/4", oberhalb eine Übergangsmuffe 1". Allerdings geht ja nur ein kleiner Teil des dort gelösten Bleis in das Destillat über, eine Berechnung wäre noch spekulativer und hinge auch wesentlich von den Faktoren Dampfgeschwindigkeit und Steigrohrlänge ab.
Ich sage nicht, daß dieser Wert 1/10mm irgendwie bewiesen ist. Wie gesagt, es geht nur darum, mal wenigstens irgendwas berechnet zu haben. Vielleicht ist es nur 1/100mm pro Jahr, dann wäre das Blei durch diese eine Messingverschraubung immer noch 3.8% des TDI, wahrscheinlich keine Gefahr für die Gesundheit, wohl aber nicht mehrere Kommastellen von einer entfernt und ein Argument gegen größere Messingteile.
Auch ist zB der Unterschied zwischen Blei und Bleiverbindungen nicht berücksichtigt, sowohl in der Giftigkeit als vor allem auch in der Löslichkeit. Auch nicht die Langzeitveränderungen, also daß, falls sich das Blei in irgendeiner Form leichter als der Rest löst, in der ersten Zeit mehr Blei ins Destillat kommt als danach.
Das alles kann man daher leicht zerpflücken.
Ich finde, daß die Zahlen durchaus ahnen lassen, daß uns keine Kommastellen von einer rechnerischen realen Belastung trennen. Leider gibt es auch in englischsprachigen Foren keine Laboranalyse darüber, obwohl die dort vieles untersucht haben lassen. Wohl da die dort nicht unser Problem haben, weil (fast) bleifreies Messing, Kupfergewindefittinge und günstigere Edelstahlkomponenten dort erhältlich sind.
Als Gegenmittel wird oft das Ätzen des Messings empfohlen. "Pickling" in englischsprachigen Foren genannt. Also das Messing wird in Säure engelegt, dadurch löst sich das Blei und wird ausgeschwemmt. Übrig bleibt eine bleifreie Oberfläche. Innerhalb folgender pdf hat das jemand mal ausprobiert und nachgemessen und ist aber zu dem Schluss gekommen, daß das leider nichts bringt:
Leachability of Lead from Selected Copper-Base Alloys von Paige und Covnio Jr., 1992, 59kB.
Das wichtigste Ergebnis dieser pdf ist aber, daß die Abgabe von Blei am Anfang der Benutzung außergewöhnlich hoch ist und dann aber stark abnimmt. Die Frage stellt sich nun uns, ob wir damit mit den Reinigungsbränden elegant das Problem schon lösen. Also ob dabei das ganze oberflächliche Blei ausgeschwemmt wird und danach dann nur noch wenig. Da sich aber im Gegensatz zu diesem Test bei uns ständig die Bedingungen ändern, also Temperatur, pH-Wert, Alkoholgehalt usw, und da Leitungswasser wesentlich weniger korrosiv ist als zum Beispiel Nachlaufdampf, denke ich, daß sich eher nicht so ein stabiles Verhältnis einstellt, sondern daß stattdessen immer wieder Schichten des Messings freigelegt werden, aus denen dann das Blei ausgeschwemmt wird. Ob als Oxid oder al Salz, keine Ahnung. Natürlich aber auf lange Zeit gesehen nicht mehr als prozentuell drinnen ist.
Man kann Messing gut Verkupfern. Auch Verzinnen ist vielleicht eine Möglichkeit.
In manchen Ländern gibt es Veschraubungen auch aus Kupfer. Diese haben dann aber wie die bleireduzierten Messing-Verschraubungen immer einen inch-Lötanschluss oder zwei Verschraubungen.
Ob man Messing nun als für uns geeignetes Material ansieht oder nicht oder als bedingt geeignet (zB nur im aufsteigendem Teil der Destille), möchte ich jedem selbst überlassen.