Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Der Selbstbau von Destillen
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derwo
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von derwo »

Ich habe nicht mit Packungshöhe experimentiert. Und als Packung habe ich meistens ein paar Kupferschrubber, die ich habe, verwendet, weil "könnte ja was helfen", und aufgefüllt mit SPP. Also 50% SPP, 50% Kupferschrubber.
Würde ich das nochmal bauen, würde ich das entweder genauso oder vielleicht die Kolonne noch etwas kürzer bauen. Weniger Höhe reicht auch, denke ich.
Es haben bisher immer sehr geringe Mengen Vorlauf gereicht, die Ausnahme war Feigenbrand, wo ich glaube ich zu wenig abgetrennt habe.
Ich weiß, du zweifelst ein bisschen an dieser Methode zur Zeit. Man müsste wohl mal zwei Feinbrände mit gleichem Kesselinhalt machen, einmal mit, einmal ohne Vorlaufrektifikation. Solch große Projekte habe ich aber halt wirklich sehr selten.
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azeotrop
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von azeotrop »

Nein, ich zweifle überhaupt nicht an der Methode.
Ich hatte aber bei meinen Versuchen einige Brände versaut. Es waren Dreifachbrände, zweimal Rum, einmal Obst. Beim dritten Brand Vorlauf rektifiziert.
Der Mittellauf hatte komplett Aroma verloren und Fehltöne waren dazu gekommen. Ich hatte das damals aber mit einer LM gemacht, statt mit einer CM.
Ich würde nun gerne weitere Versuche starten und mich nahe an deine Erfahrungswerte halten. Irgendwas muss bei mir ja falsch gelaufen sein.
Die ganzen deutschen Profidestillen für Obstbrände haben ja auch so 3 bis 4 Böden zuschaltbar.
Deswegen nochmal die Frage: Wieviele cm Schrubber und wieviele cm SPP obendrauf waren es denn?
Wie weit hast du die Destillatrate ungefähr reduziert. Ich glaube ich hatte mit zu langsamer Destillatrate gearbeitet und vielleicht dadurch zu viel Rektifikation gehabt. Ich hatte mir aber noch nicht genug Zeit genommen um das genauer herauszufinden.
Hast du dieses Verfahren in der Zeit seit Ende 2020 häufig gemacht, oder eher selten?
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derwo
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von derwo »

Ich habe sie nur für Feinbrände eingesetzt, zweimal Obstler, einen Geist, einmal Neutralalkohol aus Feints, viermal Malt Whisky und einmal Feigenbrand. Eine richtigen Überblick über die Qualität habe ich nicht, da das alles Sachen sind, die noch lagern. Dreifachbrennen (ohne CM) mache ich seit 2018. Da sind jedenfalls gute Sachen dabei: Rum, (Hafer-)bourbon, Kirch und Zwetschge sind sehr gut geworden.
Welche Packung genau ich jeweils hatte, weiß ich nicht mehr. Es sind jedenfalls ca 40cm. Ich denke, ich habe meistens höchstens die Hälfte mit SPP gehabt und den Rest mit Kupferschrubbern. Ich habe schnell den Eindruck gehabt, daß die Rektifikation genug ist, daß ich also nicht unbedingt SPP brauche. Aus demselben Grund habe ich auch die Heizleistung reduziert beim Vorlauf. Theoretisch wäre ja sowas wie 2kW sehr effizient für 2"-Kolonnen. Ich nehme nur noch 1.2kW (die Destille ist isoliert). Und damit mache ich danach den Mittellauf ohne Reflux. Das ist praktisch. Dann muss ich nicht erstmal runterschalten und warten. Das Destillat läuft dann trotzdem recht schnell am Anfang des Mittellaufs. Und gegen Ende wird es etwas langsamer, was vielleicht der Nachlaufabtrennung zugutekommt.

Den Vorlauf bzw die Vorlaufgläschen nehme ich langsam ab, also ich schätze 2-4 Tropfen pro Sekunde. Wobei das bei CM etwas schwankt dauernd.
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azeotrop
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von azeotrop »

Danke. Damit kann ich was anfangen. Ich bin ja auch überzeugter Dreifachbrenner geworden. Rate mal wer Schuld dran ist.
Ich hatte damals in der Reflux-Phase volle Heizleistung verwendet. Dadurch hatte ich sicher mehr Rektifikation als du. Das hat sich vermutlich auch auf die Umschaltphase auf Potstillbetrieb ausgewirkt weil die hohe Dampfmenge ja nicht sofort zurück geht, wenn man die Leistung reduziert. Meine Kolonne war nur 30cm, aber ziemlich optimal gefüllt mit stark gestopften Edelstahlschrubbern.
Ich werde bei meinem nächsten Aromabrand den Feinbrand auf 2 Chargen aufteilen. Einen werde ich mit niedriger Leistung und lose gestopften Schrubbern machen, den anderen zum Vergleich so wie ich es seinerzeit gemacht hatte.

Es wäre ja interessant ob zu hohe Rektifikation negative Folgen haben kann. Aber vielleicht hatte es bei mir auch ganz andere Gründe.
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derwo
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von derwo »

Ich kann mir nicht vorstellen, daß zu starke Rektifikation beim Vorlauf schadet. Und die Umschaltphase, das wäre auch seltsam.
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azeotrop
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von azeotrop »

Ich bin auch ratlos. Ich hatte bisher nur drei Dreifachbrände mit Rektifikation des Vorlaufs gemacht. Alle drei waren so schlecht dass ich sie zu Neutralalkohol verarbeiten musste. Alles danach waren wieder normale Dreifachbrände. Da gab es keine Probleme.
Mich wurmen solche "unerklärlichen" Dinge natürlich und ich möchte der Sache auf den Grund gehen.
Die missglückten Feinbrände waren zweimal Rum und einmal Kirschpflaume.
Ich halte es auch für ziemlich unwahrscheinlich dass es an der Rektifikation lag, jedoch sehe ich auch keine andere greifbare Erklärung.
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azeotrop
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von azeotrop »

Das Thema hat mich die ganze Nacht über verfolgt, und heute morgen ist mir was wichtiges eingefallen.
Ich hatte ja eine LM benutzt, während du mit einer CM destilliert hast. Eigentlich ist meine LM dahingehend optimiert dass ich selbst bei voller Heizleistung 100% Destillatanteil und 0% Refluxanteil erreichen kann.
Als wir beide uns kürzlich zum Thema Produkt-Nadelventile bei LMs ausgetauscht hatten und Versuche machten, fand ich heraus dass mein LM-Bokakob-Kopf eine interne Undichtigkeit hatte. Dadurch konnte bei etwas höheren Heizleistungen der Reflux auch bei voll geöffnetem Produktventil nicht auf Null gebracht werden. Das habe ich zwischenzeitlich repariert. Aber bei meinen damaligen Destillationen mit Rektifikation des Vorlaufs hat vermutlich die Umschaltung auf reinen Potstillbetrieb (durch vollständiges Öffnen des Produktventils) nicht vollständig geklappt und es tropfte lange Zeit oder die gesamte Zeit über Reflux auf die Packung.
Leider hatte ich seinerzeit kein Schauglas eingebaut, sonst hätte ich das sehen können.

Ich werde also meinen nächsten Versuch zur Rektifikation des Vorlaufs mit einer CM machen und berichten.
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derwo
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von derwo »

Also die guten Dreifachbrände waren mit Potstill und die schlechten mit der LM. Und bei der LM war der Potstillmodus wahrscheinlich nicht "komplett".
azeotrop hat geschrieben: 2. Jan 2024, 09:24 Ich werde also meinen nächsten Versuch zur Rektifikation des Vorlaufs mit einer CM machen und berichten.
Wobei der Versuch dann ja gar nicht um die Rektifikation des Vorlaufs gehen wird, sondern eigentlich erhoffst du dir einen besseren Potstillmodus als mit der LM, oder? Das Vorlaufabtrennen wird doch gut geklappt haben mit der LM.
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azeotrop
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Re: Potstill mit Rektifikation des Vorlaufs

Beitrag von azeotrop »

derwo hat geschrieben: 2. Jan 2024, 12:05 Wobei der Versuch dann ja gar nicht um die Rektifikation des Vorlaufs gehen wird, sondern eigentlich erhoffst du dir einen besseren Potstillmodus als mit der LM, oder? Das Vorlaufabtrennen wird doch gut geklappt haben mit der LM.
Eine Rektifikation des Vorlaufs bezeichne ich nicht als geglückt, wenn der Brand insgesamt fehlgeschlagen ist. Das Problem passierte aber nach vollendeter Vorlaufabtrennung weil die Umschaltung in den Potstillmodus wahrscheinlich nicht vollständig erfolgt war.

Mit einer ideal funktionsfähigen LM sollte es keine Problem geben. Trotzdem halte ich mittlerweile eine CM in dieser Hinsicht für "narrensicherer". Drum werde ich es in Zukunft mit einer CM machen.

Mir erscheint es noch wichtig für Mitleser zu betonen dass die Vorlaufabtrennung beim Feinbrand eines Dreifachbrands sowieso schon sehr sauber möglich ist. Man muss das Verfahren mit der Rektifikation des Vorlaufs also nicht unbedingt machen um ein sauberes Destillat zu haben.
Mich reizt dieses Verfahren halt aus Neugier und sportlichem Ehrgeiz. Ob die Destillate damit merklich besser werden muss die Zeit zeigen.
Schlechter werden sie ziemlich sicher nicht - außer man macht was falsch, so wie ich.
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