Doppeltbrennen vs Doubler

Praxis und Theorie der Destillation. Sowohl Fragen zu und Berichte von Destillationen als auch theoretische Erklärungen und Überlegungen
Catweazle
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Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Catweazle »

Hallo Kollegen.

Mir ist aufgefallen, das der Trend dazu Kolonne und mehrfachbrennen geht. Dabei hat bisher keiner (außer bei kareltje) einen Double oder thumper erwähnt. Welchen Grund hat‘s? Mir leuchtet die Aussage von der wo ein, das bei der 2 Destillation die schlechten Sachen vorher weggekippt wurden. im Doubler wären diese Sachen auch nicht vorhanden oder? Ein brennvorgang mit thumper sind doch 2 brennvorgänge als potstill oder? Demzufolge wäre ein thumper doppeltbrand doch 4-fach pot-still gebrannt oder?
Mache ich es mir zu einfach? Oder warum ist bei uns im Forum der Double nicht „in“ hat er Nachteile?
Wenn ich Doubler Google oder bei den moonshinern sehe, muss ich immer schmunzeln, mit welchen dünnen Röhrchen das ganze betrieben wird… aber denke mal mit 2“ rein und etwas mit 1“ oder 1/14“ raus sollte doch schön funktionieren, ohne dabei zu viel Druck aufzubauen oder?
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derwo
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

Ein doubler oder thumper bedeutet zwar technisch gesehen eine doppelte Destillation, aber das bedeutet nicht, daß die zweite Destillation unter den gleichen Umständen stattfindet, wie eine zweite Destillation einer Doppeldestillation.

Das erste ist -wie von dir schon erwähnt- das beim Destillieren mit Thumper fehlende Entleeren des Kessels zwischen den Bränden. Anstelle mit geschmacksfreier Energie wird der Thumper mit sehr nachlaufhaltigem Dampf aus dem Hauptkessel beheizt. Also in den Thumper wird permanent Nachlauf nachgekippt. Dampf, den man nicht mit in den Raubrand eines Doppelbrands nehmen würde, wird hier in den Thumper geleitet. Und noch dazu verdünnt er den Thumperinhalt, erhöht also nicht nur die Nachlaufmenge im Thumper sondern auch den anteiligen Übertrag von Nachlauf aus dem Thumper ins Destillat.
Das betrifft aber genauso das Brennen mit Kolonne. Deswegen mache ich keine Einfachbrände mehr mit Kolonne sondern nur noch Mehrfachbrände.

Das zweite ist, daß der Thumper normalerweise befüllt ist und dieser Alkohol nur einmal gebrannt wird.
Und wenn man ihn gar nicht oder nur sehr wenig befüllt, dann findet die zweite Destillation bei fast der gleichen Alkoholstärke wie die erste ab. Also im Thumper ist dann fast die gleiche Alkoholstärke wie im Hauptkessel und somit erreicht der Dampf auch nicht oder nur sehr kurz die Alkoholstärke, die der Mittellauf benötigt.
Es hängt also von der Füllung des Thumpers ab, ob man entweder einen großen Teil des Alkohols nur einfach destilliert oder ob auch die zweite Destillation bei so niedrigen vol% stattfindet, daß es qualitativ kein Feinbrand ist.
Catweazle
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Catweazle »

Nehmen wir mal an, das der thumper mit dem destilat gefüllt wird. Dazu kühlen wir einfach das rohr, welches in den thumper führt. Wir kühlen solange, bis das Ende des Rohres „unter wasser“ ist. Danach Kühlung aus. Und es geht seinen Gang….

Alles, was im thumper landet ist mein rauhbrand.

Auch im potstill Modus brennen wir doch extrem weit herunter, um alles rauszuholen. Ohne Rücksicht auf nachlaufkomponeten.
Alles was es nicht in den rauhbrand schaft, wird es auch nicht in den Doubler schaffen. Der einzige Unterschied: irgendwann muss ich die heizquelle unter den thumper stellen und die Verbindung zwischen dem Kessel und dem doubler verschließen, denn irgendwann ist auch der längste rauhbrand zu Ende… und dieses Ende muss nicht zwangsläufig mit dem Ende des destillationsvorgangs im Doubler übereinstimmen.
Was erhoffe ich mir? Energiersparnis und zeitersparnis. Klar, der Brennvorgang mit Doubler wird länger dauern als ein Rauhbrand, aber auch kürzer als 2 brenndurchläufe.
Ich sehe keinen Grund, warum der oben beschriebene Vorgang anders als ein doppeltbrand sein sollte.

Ps: ich verwende absichtlich beide Begriffe thumper und Doubler gemischt, da es ja eh das gleiche ist. Bei uns in süddeutschland hat das seitliche Gerät den unschönen Namen „kotzer“
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derwo
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

Catweazle hat geschrieben: 25. Apr 2022, 15:51 Nehmen wir mal an, das der thumper mit dem destilat gefüllt wird. Dazu kühlen wir einfach das rohr, welches in den thumper führt. Wir kühlen solange, bis das Ende des Rohres „unter wasser“ ist. Danach Kühlung aus. Und es geht seinen Gang….
Dann ist alles am Ende doppelt destilliert. Trotzdem bedeutet das nicht, daß es das gleiche ist wie zwei wirkliche aufeinanderfolgende Destillationen. Der richtige Doppelbrand hat die Stellschraube, wann er den Raubrand beendet. Deine Version eines Thumper-Doppelbrands hat die Stellschraube, wann du die Kühlung ausschaltest. Das sind nun mal zwei sehr unterschiedliche Stellschrauben.
Auch im potstill Modus brennen wir doch extrem weit herunter, um alles rauszuholen. Ohne Rücksicht auf nachlaufkomponeten. Beim Thumperbrand aber wahrscheinlich deutlich weiter. Aber gut, das betrifft den Mittellauf nicht unbedingt.
...
Was erhoffe ich mir? Energiersparnis und zeitersparnis. Klar, der Brennvorgang mit Doubler wird länger dauern als ein Rauhbrand, aber auch kürzer als 2 brenndurchläufe.
Ich sehe keinen Grund, warum der oben beschriebene Vorgang anders als ein doppeltbrand sein sollte.
Und warum nicht ein Kolonnenbrand? Warum unbedingt Thumper? Der Thumper hat den Vorteil, daß man sich mit ihm ein Rührwerk ersparen kann, indem man anbrenngefährliche Sachen in den Thumper gibt und nichtanbrenngefährliches bzw Wasser in den Hauptkessel. Die Kolonne hat aber die viel größere Flexibilität. Du kannst zB den Vorlauf mit starker Rektifikation machen und dann beim Mittellauf die Rektifikation reduzieren. Passt also der Thumper besser zu deinen Plänen als die Kolonne? Beide haben halt den Nachteil, daß der Kessel zwischen den Bränden nicht entleert wird. Hier gibt es Rechenbeispiele dazu: viewtopic.php?p=10901#p10901 "Doppelbrand vs Reflux-Einfachbrand". Es wird gezeigt, daß der richtige Doppelbrand weicher ist, weil weniger Säuren im Destillat landen. Und die Praxis beweist das. Auch auf homedistiller ist die allgemeine Meinung, daß Destillate besser werden, wenn wenigstens einmal der Kessel geleert wurde. "One and done" mit einer Thumper- oder Kolonnendestille hat viele Kritiker selbst dort.

Ps: ich verwende absichtlich beide Begriffe thumper und Doubler gemischt, da es ja eh das gleiche ist. Bei uns in süddeutschland hat das seitliche Gerät den unschönen Namen „kotzer“ Ich wusste nicht, daß es einen deutschen Begriff dafür gibt. Gibt es denn eine deutsche Tradition mit diesen Thumpern? Für mich ist thumper eher das Moonshinerding und homedistiller, und doubler das, was bei Jim Beam und Kollegen neben der Kolonne steht. Und "slobber box" klingt für mich nach Marmeladengläserthumper in Facebook- und Redditgruppen oder homedistiller-Diskussionen von vor 15 Jahren. Wobei sich technisch gesehen die slobber box vom thumper unterscheidet, daß der Dampf nicht nach ganz unten in den thumper geleitet wird. Heutzutage ist das Design verpöhnt auf homedistiller. Schottische Potstills haben sowas allerdings manchmal, das nennt sich "purifier" und ist eine slobber box mit Rücklaufrohr in den Brennkessel. Apropos: Ein Weg zurück vom Thumper in den Kessel gibt es ja nicht. Genauso wie es keinen Weg zurück bei der richtigen Doppeldestillation gibt. Beim Kolonneneinfachbrand allerdings gibt es ja diesen Weg. Das macht die Kolonne so schön effizient. Daß also nicht nur der Alkohol weiter nach oben getragen werden kann, sondern das Wasser auch wieder zurück. Daduch wird der Alkoholgehalt auf den Destillationsstufen hochgehalten und nicht wie beim Thumper immer weiter verdünnt.
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Hügelwilli
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Hügelwilli »

Wie vor ein paar Monaten schonmal erwähnt, basteln wir zur Zeit einen Rechner, mit dem man auch Thumper simulieren kann. Der ist leider immer noch nicht ganz fertig. Das ist der aktuelle Prototyp:
Rechner/PotstillThumper20.html
Edit: Ich habe den Rechner gelöscht, da er inzwischen auch über google zu finden ist. Das ist nicht gut, denn der Rechner ist ja noch nicht fertig. Wer an der aktuellen Version interessiert ist, kann mir aber gerne eine PN schreiben, dann bekommt er den link und die Auskunft, was schon fertig ist und was noch nicht. Hier die fertige Version: Rechner/PotstillThumper.html

Er ist noch nicht veröffentlicht, weil wir uns noch nicht über die Gesetzmäßigkeiten sicher sind, wie viel Wärme Destillen abstrahlen. Wir haben da leider Messergebnisse bei unterschiedlichen Destillen, die sich uns noch nicht ganz erklären.

Aber zumindest für die Fragestellung hier ist das schon interessant:
Wenn ich die Potstill mit einem Thumper laufen lasse, mit den voreingestellten Presets, also 10l 10vol% im Kessel und leerem Thumper, habe ich irgendwann 1l Destillat mit 54.9vol% Alkohol.
Wenn ich das gleiche ohne Thumper mache, bekomme ich 1l 51.1vol%. Also viel bringt der Thumper in diesem Fall nicht (54.9 anstelle 51.1vol%). In keinster Weise kann man da von einer wirklichen zweiten Destillation sprechen. Wenn ich aber zusätzlich zu den 10l 10vol% im Hauptkessel im Thumper 2l 40vol% habe, habe ich irgendwann 1l 77.8vol% Destillat. Wenn ich stattdessen, die 10l 10vol% und die 2l 40vol% zusammen in eine einfache Potstill gebe (= 12l 15vol%), bekomme ich irgendwann 1l 62.5vol%. Das ist ein großer Unterschied (77.8 anstelle 62.5vol%), der Thumper hat also viel gebracht, rechnerisch sind es 0.6 - 0.7 zusätzliche Böden, also zwar deutlich weniger als eine wirklich zusätzliche zweite Stufe, aber schon ein sehr deutlicher Effekt.

In gewisser Weise ist es bizarr, was für Auswirkungen die Beladung des Thumpers haben kann:
Wenn ich in die Thumperdestille 12l 15vol% gebe und den Thumper leer lasse, bekomme ich 1l 66.9vol%. Wenn ich stattdesen aber 1l davon in den Thumper gebe, also 11l 15vol% in den Kessel und 1l 15vol% in den Thumper, bekomme ich 1l 70.3vol%. Gebe ich 2l des Kesselinhalts in den Thumper, bekomme ich 1l 70.5vol%. Also je mehr des Alkohols nur einmal destilliert wird, desto alkoholstärker ist das Destillat! Das widerspricht natürlich aller Logik. Aber in diesem Fall überwiegen einfach die Nachteile des leeren oder nur wenig gefüllten Thumpers die Vorteile einer vollständigen zweifachen Destillation.
Es dreht dann übrigens auch wieder um: Wenn ich 4l 15vol% in den Thumper gebe, bekomme ich nur noch 1l 69.2vol%.
Catweazle
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Catweazle »

Anscheinend habt ihr ein kleines Detail von mir überlesen…… der Doubler wird mit rauhbrand gefüllt (Zuleitung zum Doubler wird gekühlt) dann wird die Kühlung ausgeschaltet (es ist jetzt soviel destilat im Doubler das es blubbert) gegen Ende der Destillation will ich den Doubler vom hauptkessel trennen und separat beheizen. Alles was jetzt im Doubler ist, wird ab jetzt im potstillmodus gebrannt. Auch wenn es keine wirklichen 2 destillationen werden. Der energieaufwand und zeitaufwand ist gering und das Ergebnis kann doch nur besser als der einfache potstillmodus werden. Rauhbrand und Mittelbrand will ich so durchführen… der feinbrand wird im potstillmodus durchgeführt. Dabei wird immer mit 1 m Kolonne und kupferschwämmen (ohne separate Kühlung) gebrannt.
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derwo
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

Das habe ich schon mitbekommen. Grundsätzlich ist das auch in Ordnung. Ich hatte halt gemeint:
Und warum nicht ein Kolonnenbrand? Warum unbedingt Thumper?
Weil ich eine Kolonne für flexibler und effizienter halte als einen Thumper. Der Thumper ist ja nicht fertig gebaut, den musst du auch erstmal bauen.
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Catweazle »

Ich bin gerade so schön am basteln…. Und habe noch einen 2“ tri clamp anschweißstutzen… und schon wird aus einer destille ein Doubler…😉 Schnapsbrennen ist die eine Seite… basteln die andere…
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azeotrop
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von azeotrop »

Catweazle
Ich verstehe dich vollkommen.
Es grüßt Azeotrop
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Hügelwilli
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Hügelwilli »

Catweazle hat geschrieben: 28. Apr 2022, 10:37Anscheinend habt ihr ein kleines Detail von mir überlesen……
In meinem Beitrag ging es nur darum, ein bisschen zu zeigen, was für Auswirkungen der Thumper und sein Füllstand hat. Einen wirklich direkten Bezug zu deinem Projekt hatte das nicht.
Bei dir verhält es sich so: Je länger du diese Kühlphase machst, desto mehr wird der Thumper bringen bezogen auf die Alkoholstärke des Endprodukts. Du wirst aber nach der Kühlphase umso mehr Zeit und Energie für die Beheizung des Thumpers brauchen.
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Kareltje
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Kareltje »

Weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist, habe Ich veilleicht etwas nicht richtig verstanden, aber Ichhabe einige Versuchen gemacht in der Praxis.

Mit einem Kessel von 15 L und zwei Biefässer von 10 L habe Ich versucht auf die Weise der Rums zu branden.
Allein mit dem Kessel mit 12 L @ ungefähr 10 % fing das Brand an mit 63 %, mit zwei leeren Beifässer fing das an mit 87 %. Am Ende waren noch 6,7 L im Kessel, 1,1 L in das erste Beifas und 0,8 L in das zweite.
Das kann aber auch abhängig sein von die Geschwindigkeit des branden, denn bei sehr schnell branden hat die Dampf kein zeit zu kondersieren in die leeren Beifässer. Bei 2,5 kW dauerte es ungefähr 3 Minuten um die Ausgang erster Beifass von 20,5 bis 80 graden zu erhohen. Und dan noch 7 Minuten mit 600 W bis die erste Tropchen Destillat.

Ich denke wenn aus eine Alkoholdampf die erste Tropchen kondensieren, sie haben das Gehalt das übereinstimmt mit das Gleichgewicht, also das gleiche Gehalt als die Flüssigkeit woraus die Dampf entstanden ist. Die Reste des Dampfes ist dan stärker als die originale Dampf. Als die nächste Tropchen kondensieren, werden sie stärker sein, übereinstimmend mit die stärkere Dampf. (Kann jemanden das noch verstehen????)
Was in eine leeren Beifas gescheht, is mich nicht ganz klar, aber es ist abhängig von die Geschwindigkeit des Dampfes, denke Ich.

Weil Ich meine Beifässer meist benütze für Raubrand, (d.h. feste/schwere Masse im Beifas, Flüssigkeiten/Wasser im Kessel), habe Ich immer noch ein zweite oder eben dritte Mal gebrannt.
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Kareltje
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Kareltje »

Hügelwilli hat geschrieben: 25. Apr 2022, 21:52 Wie vor ein paar Monaten schonmal erwähnt, basteln wir zur Zeit einen Rechner, mit dem man auch Thumper simulieren kann. Der ist leider immer noch nicht ganz fertig. Das ist der aktuelle Prototyp:
Rechner/PotstillThumper20.html
Er ist noch nicht veröffentlicht, weil wir uns noch nicht über die Gesetzmäßigkeiten sicher sind, wie viel Wärme Destillen abstrahlen. Wir haben da leider Messergebnisse bei unterschiedlichen Destillen, die sich uns noch nicht ganz erklären.

In gewisser Weise ist es bizarr, was für Auswirkungen die Beladung des Thumpers haben kann:
Wenn ich in die Thumperdestille 12l 15vol% gebe und den Thumper leer lasse, bekomme ich 1l 66.9vol%. Wenn ich stattdesen aber 1l davon in den Thumper gebe, also 11l 15vol% in den Kessel und 1l 15vol% in den Thumper, bekomme ich 1l 70.3vol%. Gebe ich 2l des Kesselinhalts in den Thumper, bekomme ich 1l 70.5vol%. Also je mehr des Alkohols nur einmal destilliert wird, desto alkoholstärker ist das Destillat! Das widerspricht natürlich aller Logik. Aber in diesem Fall überwiegen einfach die Nachteile des leeren oder nur wenig gefüllten Thumpers die Vorteile einer vollständigen zweifachen Destillation.
Es dreht dann übrigens auch wieder um: Wenn ich 4l 15vol% in den Thumper gebe, bekomme ich nur noch 1l 69.2vol%.
Ich habe nicht geantwortet auf Ihre letzte PM, weil Ich nicht wüsste wie Ich das ausdrücken sollte.
Ihre neueste Modell ist wieder viel besser!

Es kann richtig bizarr sein, und darum sollen wir alle Möglichkeiten untersuchen.
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derwo
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

Kareltje hat geschrieben: 1. Mai 2022, 23:07Ich denke wenn aus eine Alkoholdampf die erste Tropchen kondensieren, sie haben das Gehalt das übereinstimmt mit das Gleichgewicht, also das gleiche Gehalt als die Flüssigkeit woraus die Dampf entstanden ist. Die Reste des Dampfes ist dan stärker als die originale Dampf. Als die nächste Tropchen kondensieren, werden sie stärker sein, übereinstimmend mit die stärkere Dampf. (Kann jemanden das noch verstehen????)
Ich verstehe es sehr gut, glaube aber, daß es falsch ist.
Die Frage ist, ob der Dampf selektiv kondensiert, also ob eher das Wasser als der Alkohol kondensiert. Hier ging es darum: viewtopic.php?t=499 Die Frage wurde meiner Meinung nach nicht abschließend beantwortet.

Zwei Gedanken dazu:
1. Angenommen, wir kochen Flüssigkeit mit 10vol%. Dann hat der Dampf 54.9vol% und 92.4°C. 92.4°C ist sowohl die Temperatur des Dampfes als auch die Siedetemperatur der Flüssigkeit. Der Taupunkt von 54.9vol% ist aber 82.2°C. Also, um den Dampf zu kondensieren, muss er von 92.4 auf 82.2°C abgekühlt werden. Wenn er denn komplett kondensiert, also nicht so wie du beschreibst (selektiv).
2. Wir destillieren eine Flüssigkeit mit 10vol% in einer Destille mit einer Plattenkolonne oben drauf. Auf der ersten Platte haben wir bei 100% Reflux einen Alkoholgehalt von 10vol% oder 54.9vol% schwimmen? Natürlich 54.9vol%, denn der Alkoholgehalt steigt doch an auf jeder Platte. Das bedeutet aber, daß der Alkohol eben nicht wieder so kondensiert ist, daß er 10vol% hat.
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Kareltje
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Kareltje »

Das Taupunkt habe Ich vergessen, da muss Ich mich wieder über informieren.
Das zweite Punkt stimmt aber nicht genau.
Nachdem das erste Tropchen kondensieren ist die noch bleibende Dampf kein 54,9 %, aber etwas höher. Sag z.B. 60 %. Das zweite Tropchen wird dann eher 16 % sein als 10 %. Und so weiter. Das letzte Tropchen kondensiert als etwa 80 % aus Gas von 54,9 %.
Das waren mein Gedanken, Ich habe es niemals geprüft.
10-%.jpg
X-Achse ist vol-%, Y-Achse das Percentage kondensiert (0 = alles Dampf, 100 ist alles Kondensat)
Die erste (blaue) Linie verbindet 10 % Flüssigkeit mit 54,8 % Dampf, die zweite (rote) Linie 14,5 % Flüssigkeit mit 61,9 % Dampf.
Dritte: 19,0 % -> 66,5 % (oder besser: aus 66,5 % Gas regnet 19,0 % Flüssigkeit. Wenn 81 % kondensiert is, regnet aus 79,9 % Dampf 50,3 % regen und 100 % Kondensation ist erreicht wenn das Kondensat 54,8 % ist und die letztendliche Dampf 80,9 %.

Aber wie gesagt: Ich habe darbei nich an Taupunkt gedacht und es ist lediglich Gedankenexperiment. In jede Stufe gibt es das wohlbekannte Gleichgewicht aus die Basisgrafik.
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

Mit Taupunkt meine ich nichts anderes als den Siedepunkt. Aber halt bezogen auf die Alkoholstärke des Dampfes: Flüssigkeit mit 10vol% kocht bei 92.4°C. Der entstehende Dampf hat 54.9vol% und ebenfalls 92.4°C. Und nun das Problem: Dampf mit 54.9vol% kondensiert bei 82.2°C, da Flüssigkeit mit 54.9vol% bei 82.2°C kocht. Stimmt das? Welchen Zustand hat 54.9vol% zwischen 92.4 und 82.2°C? Flüssigkeit oder Dampf? Ich denke, es ist Dampf.
Nachdem das erste Tropchen kondensieren ist die noch bleibende Dampf kein 54,9 %, aber etwas höher. Sag z.B. 60 %. Das zweite Tropchen wird dann eher 16 % sein als 10 %. Und so weiter. Das letzte Tropchen kondensiert als etwa 80 % aus Gas von 54,9 %.
Es kommt halt aber permanent Dampf nach. Der Dampf bleibt stabil bei 54.9vol% so lange der Kesselinhalt stabil bei 10vol% bleibt.
Und es ist die Frage, ob Dampf selektiv kondensieren kann: Wenn ein Teil des Dampfes an einer kalten Fläche kondensiert, machen die Ethanolmoleküle den Wassermolekülen dann Platz, damit diese eher an der Fläche kondensieren? Warum und wie machen sie das? Oder kondensiert einfach der Teil des Dampfes, der gerade zufällig die kalte Fläche berührt? Dann würde Flüssigkeit mit 54.9vol% kondensieren.
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Kareltje
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Kareltje »

:P :+1:
Sieht sehr logisch aus, aber Ich bin nicht sicher ob das stimmt. Dampf mit 54,9 % kondensiert als Füssigkeit mit 10 %, Füssigkeit mit 54,9 % evaporiert als Dampf mit etwa 82 %. Das sind beide überprüfte Gleichgewichte. Das ist warum Ich dachte die erste Tröpchen mussen in Gleichgewicht sein, also 10 % aus 54,9 %.
Ich bin aber nicht ganz sicher und weiss nicht wie Ich es untersuchen kann. :dontknow:

Ich kann aber untersuchen was Beifässer tun. Muss aber zuerst FFV machen.
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

Kareltje hat geschrieben: 3. Mai 2022, 15:30Dampf mit 54,9 % kondensiert als Füssigkeit mit 10 % Wirklich? ich weiß es nicht und habe auch keine sichere Info gefunden.
...
Ich bin aber nicht ganz sicher und weiss nicht wie Ich es untersuchen kann. :dontknow:
Ich habe ja ausprobiert, was passiert, wenn man Dampf nur teilweise kondensiert, also Alkohol destillieren, eine Probe Destillat sammeln, dann den Produktkühler ausschalten, bis teilweise Dampf kommt, dann wieder eine Probe nehmen. Wenn der Alkoholgehalt der zweiten Probe deutlich niedriger ist, schaut es so aus, als gäbe es selektive Kondensierung, also das, was du behauptest. Es kann aber ebensogut sein, daß das Kondensat rektifiziert wurde und deshalb ausgelaugt ist, also daß 54.9vol% kondensiert ist und dann aber teilweise wiederverdampft ist... Und ich habe keinen Versuchsanordnung gefunden, wo man das ausschließen kann, daß Kondensat rektifiziert wird.
Ich schlage vor, wenn du da noch weiter diskutieren willst, mach das im von mir verlinkten Thema über selektives Kondensieren. Hier passt es eigentlich nicht hin. Hier geht es darum, ob man einen Thumper bauen soll oder eher nicht, und warum.
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Catweazle »

Wie verhält es sich mit dem Doubler als Quelle von Aromen? Die moonshiner machen ja irgendwelches Obst in dem Doubler und schwärmen dann von dem achsotollen Aroma. Es gibt bestimmt genug Dinge, die in den dampfweg gehören. Aber. Da ich ja gerade die honigmaische angesetzt habe, frage ich mich schon: was passiert wenn im Doubler Honig ist? Der würde ja erst nach und nach verdünnt. Bin gespannt…. Was eure Erfahrungen sind.
Zuletzt geändert von Catweazle am 4. Mai 2022, 20:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Catweazle »

Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.

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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

Man kann mit einem Thumper auch geisten. Also den Alkohol in den Hauptkessel und das Geistgut (und eventuell ebenfalls Alkohol, oder Wasser) in den Thumper.

In deinem link steht:
Ach gottchen, wenn man versucht, da was zu markieren und kopieren, erscheint ein Hinweis, daß alle Texte und Bilder Uhrheberrecht blablabla...
Dann eben abgetippt:
Von einem Doubler spricht man, wenn sich der Dampf bei Ankunft im Doubler bereits verflüssigt hat. Bei einem Thumper befindet sich der Dampf noch im gasförmigen Zustand, wenn er den Thumper erreicht.
Später steht dann aber noch dabei, daß sich nicht alle an diese Definition halten, sondern es halt einfach so nennen, wie sie es wollen. Leider steht nicht dabei, wer diese Definition festgelegt hat.
Ich denke darüber, daß der Doubler beheizt werden muss, wenn der Dampf vor Eintritt kondensiert wird. Sonst läuft er ja einfach voll. Der Doubler entspricht dann abr eher einer vollständigen zweiten Destillationsstufe als der Thumper. Dafür geht aber halt dann die Energieersparnis flöten...
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Kareltje
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Kareltje »

Ja, die Warnung krieg Ich auch.
Habe die link gepostet auf ein Niederländisches Forum, und einer der Kollegen hat .pdf's davon gemacht.
Siehe: https://dutchdistillers.nl/t/rum-verzameltopic/3227/243
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von derwo »

ich hat geschrieben:Ach gottchen, wenn man versucht, da was zu markieren und kopieren, erscheint ein Hinweis, daß alle Texte und Bilder Uhrheberrecht blablabla...
Kareltje hat geschrieben: 8. Mai 2022, 22:15 Ja, die Warnung krieg Ich auch.
Habe die link gepostet auf ein Niederländisches Forum, und einer der Kollegen hat .pdf's davon gemacht.
Siehe: https://dutchdistillers.nl/t/rum-verzameltopic/3227/243
Doppelachgottchen, da muss man sich sogar registrieren, um überhaupt was lesen zu dürfen...
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Re: Doppeltbrennen vs Doubler

Beitrag von Kareltje »

derwo hat geschrieben: 9. Mai 2022, 10:24
ich hat geschrieben:Ach gottchen, wenn man versucht, da was zu markieren und kopieren, erscheint ein Hinweis, daß alle Texte und Bilder Uhrheberrecht blablabla...
Kareltje hat geschrieben: 8. Mai 2022, 22:15 Ja, die Warnung krieg Ich auch.
Habe die link gepostet auf ein Niederländisches Forum, und einer der Kollegen hat .pdf's davon gemacht.
Siehe: https://dutchdistillers.nl/t/rum-verzameltopic/3227/243
Doppelachgottchen, da muss man sich sogar registrieren, um überhaupt was lesen zu dürfen...
Verzeihung, dass war Ich vergessen. (Es hat einmal ein grosse Krieg gegeben, dort.) Ich denke dies ist besser.