Destillenbau Dimensionierungsfragen

Der Selbstbau von Destillen
al_bundy
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Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Hallo,
die Sendung Moonshiners bei Dmax hats mir angetan. Ich habe ab und zu Langeweile und muss meinen unkontrollierten Basteldrang ausleben.

Mal kurz und knapp zu mir. Gelernter Anlagenmechaniker -> Habe die Fertigkeiten wie löten, Rohrbiegen, sowie das bauen von Rohren Inklusive Pfalzen alles mal gelernt und in der Berufsschule auch Abwicklungen und son Kram gehabt. Ich mach den Kram zwar nicht mehr beruflich, aber ich bin beim Kupfer geblieben und zerspane auf meinen Cnc fräsen etwa eine Tonne Dünnblech Kupfer/Jahr.

Mein Wunsch:

Eine Destille, mit Verstärker und Kühler nach Moonshinermanier. Ziel sind 5l Maische zu destillieren.

Leider habe ich gar keine Ahnung von der Dimensionierung. Wie groß muss der Kessel sein, damit ich 5L Maische destillieren kann?
Bei halbvollen Kessel wärens 10L...

Das nächste Thema ist:
Ich möchte den Kegel des Kessels abnehmbar machen damit sich der Kessel besser reinigen lässt.
Ich bevorzuge zum verschrauben eine Schelle anstatt Flügelmuter mit Gewinde. Die Schelle hat halt nur eine Schraube...
Daher muss der Durchmesser des Kessels der Schelle angepasst werden.

Hierzu bräuchte ich mal eine Bezugsquelle wo es solche Schellen gibt. Oder mal ein Namen wie so eine Schelle heist.
Mein Google erledigt dann den Rest.

Frage zum Verstärker: Wie sieht das Ding von innen aus?
Ist das wirklich nur ein Gefäß mit 2 Rohren? Das Rohr was vom Kessel kommt liegt unterhalb der Wasserlinie im Verstärker. Und das zweite Rohr im Verstärker liegt oberhalb des Wasserspiegels welches dann in den Kühler mündet. Ist das soweit korrekt?
Um wie viel % Kleiner muss der Verstärker im Vergleich zum Kessel sein? 50%?

Kühler:
Normalerweise nimmt man ja eine einfache Kupferspirale... Gehts vielleicht nicht auch effizienter?
Damit?
https://de.aliexpress.com/item/1077495786.html

Lüftermaß 120mm. Das Ding einfach ins Wasser geschmissen und gut... Gäbe es auch in verschiedenen Größen.
2x 120mm Lüfter sowie 3x 120mm Lüfter. Der Kühler könnte kompakter gestaltet werden. So ein Radiator hat ein vielfaches an Oberfläche
und man müsste sich nicht einen abbrechen eine Spirale zu basteln, auch wenns Kupfer auf Rolle gibt.
Rohrlänge des 120x120mm Radiators beträgt 1,2m. Bei 120x240mm Radiator wären es dann schon 2.4m und bei den 120x360mm Radiator wären es dann sogar 3,6m

Dimensionierung der Rohre. Welchen Durchmesser sollte ich vom Kessel zum Verstärker nehmen? Und welchen Durchmesser vom Verstärker zum Kühler?

Sorry, für so viele Fragen. Aber ich bin aktuell noch ein Vollnoob. Ihr werden mit vielen guten Bildern und Erfahrungsberichten belohnt :-)

Ich bedanke mich im Voraus und verbleibe mit freundlichen Grüßen
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derwo
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

Die Sendung auf Dmax vermittelt nicht wirklich ein realistisches Bild. Deinen Spaß an der "Doku" gönn ich dir, aber hinterfrage die Sachen dort lieber einmal zu viel als zu wenig.

Der Kessel soll auch aus Kupferblech selbst hergestellt sein?

Beheizt wird er mit Flamme?

Der Kessel kann meist zu 70% befüllt werden. Meist muss man aber am Anfang der Destillation nach dem Aufheizen dann erstmal vorsichtig langsam heizen. 5l Getreidemaische mit sagen wir mal 8vol% bedeuten am Ende so 600ml Trinkstärke Mittellauf.

Deine Ideen, wie man einen Kegel an den Kessel dicht bekommt, sind ganz anders als unsere. Ich kann dir nicht sagen, ob und wie das mit der Schelle funktioniert, es hängt wahrscheinlich auch sehr von der Materialstärke ab. Wir hatten hier ein Mitglied, welches viel mit Kupferblech gemacht hat, PuhBär heißt er, hat schon länger nichts mehr geschrieben. Im Unterforum "Destillenbau" gibt es viel von ihm. ZB viewtopic.php?t=42
Also wir machen meist Flanschverbindungen. Und zwar so, daß wir sie mit Teflonband dichtbekommen. Ohne Gewinde, nur mit Druck.

Beim Verstärker bzw auch hier meist Thumper genannt, ist es wichtig, daß das vom Kessel kommende Rohr in den Thumper bis fast ganz nach unten geführt wird. Das rausgehende Rohr ist allerdings so wie beim Kessel nur oben am Deckel aufmontiert. Hier wurden neulich ein paar pdfs über die Geschichte des Thumpers gepostet: viewtopic.php?p=15074#p15074
So ins Detail musst du aber natürlich nicht gehen. Der Rest der Diskussion ist vielleicht auch interessant für dich.
Eine große Frage ist dann das Größenverhältnis zwischen Kessel und Thumper. Am flexibelsten bist du, wenn beide gleich groß sind. Meist ist aber der Thumper deutlich kleiner, kleiner als halb so groß würde ich aber nicht machen.

Grundsätzlich solltest du aber erstmal ohne Thumper beginnen. Würde ich dir dringend empfehlen. Es läuft anfangs nicht alles glatt. Und dann ist die Problembewältigung wesentlich einfacher erstmal.

Der von dir vorgeschlagene Kühler geht glaube ich nicht, weil er zu viel Widerstand hat. Es braucht einen gewissen Mindestdurchmesser des Rohrs, welchen er glaube ich nicht hat. Denn in der Destille haben wir sowohl Dampf als auch Flüssigkeit und beim Wechseln des Zustands ändert sich das Volumen gewaltig. Das muss ausgeglichen werden, indem die Destille "atmen" kann. Und das geht nur, wenn es über der Destillatsrinne im Kühlerrohr einen Freiraum gibt. Wenn du den nicht hast, wird die Destille wie wild spucken und wackeln.
Auch wenn es nicht so original ausschaut, bau dir einen Liebigkühler. Eine Spirale ist schlecht zu reinigen, verbraucht Platz, du brauchst dieses zusätzliche große Fass, und der Vorlauf lässt sich nicht so genau abtrennen, da sich im langen Rohr so viel vermischt. Außer du hast weder fließend Wasser noch Elektrik (für eine Pumpe), da wo du brennen möchtest. Eine Destille mit Schlangenkühler in der Küche neben der Spüle und einer Steckdose, das ist alberner kitsch.
al_bundy
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Hi,
vielen Dank für die ersten Infos. Ich werde deinen Links mal folgen und lesen.

Zum Kühler:
Der Kühler wirkt nicht sehr restriktiv weil der Kühler in 2 Kammern mit entsprechend mehreren parallelverlaufenden Rohren verläuft.
Aber ja, die anderen Einwände sind gerechtfertigt.

Der Liebigkühler ist cool, hat aber einen Nachteil. Platz. Und zwar in die Länge. Wo ich dann vermutlich am Ende bei einer Kupferspirale landen werde.
Rohr ausglühen, mit Sand befüllen und dann um ein Stahlrohr wickeln. Sollte machbar sein. Baue lieber in die Höhe als in die Länge/Breite.

Aber mal was anderes: Wie kalt sollte das Destillat sein wenn es in die Flasche fließt? Streng genommen gibts eigentlich kein zu kalt oder?
Aber wo liegt da die Grenze?

Da ich keinerlei Erfahrung habe, sieht es wohl so aus das ich den Kühler wohl etwas größer baue. Damit sich das komplette System etwas träge verhält. Habe eher kein Interesse daran Wasser oben reinzupumpen und unten weiter ungenutzt rausfließen zu lassen. Wasser kost ja teuer Geld.
Es wäre toll zu wissen wie lange so ein Brenndurchlauf von etwa 5L Maische dauert? Ne Stunde, 2h? Entsprechend könnte man Hochrechnungen anstellen wie viel Watt Wärmeengerie pro Stunde abgeführt werden müssen. Mit der Aufheizzeit lässt sich somit die Dimensionierung des Kühlers hochrechnen.

Hast du eine Vorstellung über die Dimensionierung einer solchen Anlage? Grob gesagt wäre ich für 15mm Kupfer im Kühler der vom Verstärker kommt.
Vom Kessel zum Verstärker was basteln. Am Helm vielleicht so 40mm das sich verjüngt auf 22mm zum Verstärker.
Gute Idee, oder andere Größen?

Wie dichtet Ihr eigentlich am Kessel ab. Gibts davon ein Bild?

Beheizt wird wahrscheinlich mit Flamme. Muss mir aber noch etwas überlegen wie ich die Maische dazu bringe nicht anzubrennen.
Kann mir auch vorstellen selber einen Brenner zu bauen. Bisschen Stahl fräsen und schweißen sollte ich noch hinbekommen hehe.

Hier, solche Schellen meine ich.
https://www.powersprint24.de/Powersprin ... lle-909946
Aktuell bis zu 127mm. Ist etwas klein :-( Um 200mm wäre toll.

Eine Idee zur Blechstärke? Bauchgefühl sagt ~1mm. Kesseldimension wäre beispielsweise D20 bei 40cm Höhe = rund 12,5L. Gefällt mir
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azeotrop
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von azeotrop »

Hallo al bundy
Such mal nach Spannring Deckelfass.
Ich habe sowas mal gekauft, aber die Nut des Rings war zu eng für meine Destille.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
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derwo
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

Liebigkühler kann man auch senkrecht stellen. Ist bezüglich der Effizienz sogar besser. Dann muss die Destille halt auf einen Tisch und der Destillatsbehälter auf den Boden. So mache ich das, außer ich habe eine Kolonne auf dem Kessel, dann kann ich alles auf den Boden stellen.

Das Destillat sollte kalt sein. Lauwarm wäre auch noch ok, wenn es nicht anders geht. Die untere Grenze ist die Temperatur des Kühlwassers. Kälter kann das Destillat nicht werden.

Ein Raubrand 5l 8vol% bis du 1.5l Destillat hast, kostet so 1.6kWh und sollte so 2h dauern. Allgemein bedeutet wenig liter nicht, daß die Destillation kürzer dauert, sondern nur, daß man weniger Watt nimmt.
Ein Wasserreservoir von 50l würde sich dadurch um ca 16°C erwärmen. Das bedeutet zB anfangs 15 und am Ende 31°C. Also kann das Destillat gegen Ende der Destillation nicht kälter als 31°C sein.
Solche Berechnungen kann man hier online machen: Rechner
Der Thumper verliert natürlich auch noch Energie. Also das ist nur ein Anhaltspunkt, was du benötigst. Die Frage ist dann auch, ob dir ein Einfachbrand mit Thumper sauber genug ist, oder ob du lieber trotz Thumper doppelt brennst.
Ein Liebigkühler hat noch den Vorteil, daß das Wasser ihn sehr heiß verlässt und das Destillat trotzdem sehr kalt werden kann. Durch das Gegenstromprinzip: Unten kaltes Wasser rein oben heißes raus. Eine Spirale kann man aber natürlich auch anstelle mit Reservoir mit Gegenstrom betreiben.

15mm Kupfer ist recht dünn für den Kühler. Vielleicht passt es aber. Ich habe keine praktische Erfahrung mit Schlangenkühlern.

Die meisten hier kaufen sich einen Kochtopf, entweder mit Metalldeckel oder sie schneiden sich eine Metallplatte als Deckel zurecht. Dann wird das mit Teflonband umwickelt und durch Klammern zusammengedrückt. viewtopic.php?t=45

Wegen dem Anbrennen bauen viele hier Rührwerke. Gerade auch wenn du Getreidemaischen machen möchtest, ist das empfehlenswert. Sonst musst du filtern, was bei Mais aber sehr schlecht geht. viewforum.php?f=44

Also ich empfehle dir, baue erstmal eine einfache Potstill ohne Thumper und ohne Rührwerk und brenne dann erstmal ein paar Sachen, die nicht so leicht anbrennen.
So gut wie niemand hier hat immer noch die erste Destille. Jeder entwickelt erst mit der Zeit seine Vorstellungen, was er haben möchte.
al_bundy
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Hi,
das hat mir Sehr geholfen. Vielen Dank Jungs.

Mir kam auch die Idee 2 oder 3 Liebigkühler zu nehmen mit entsprechenden Winkeln.
Aber auch hier muss man dann wieder mit Pumpe oder Hauswasseranschluss arbeiten worauf ich keine Lust habe.

Größerer Kühler und einmal Wasserwechseln pro Destillation wäre ok. Welchen Rohrdurchmesser hätte denn der Liebigkühler für meine angestrebte Destillengröße? 18mm? Ich kann auch eine 18mm Spirale einbauen, nur würde das Destillat wahrscheinlich am Ende auch nicht kälter werden lol. 5m Rohrlänge a 15x1 kosten 70€. Um die Oberfläche von 5m Rohr zu erreichen bräuchte man einen langen Liebigkühler mit 18er Rohr.
Ich sehe hier nur die Sache der Restriktion. Aber das könnte doch auch passen oder?

Das mit den Abdichten habe ich verstanden. Das mit der Schelle auch. Für ein Rührwerk bin ich zu faul hehe. Filtern ist schon voll ok. Filterfließ gibt es an jeder Ecke.

Thema anbrennen.
Was wäre wenn man die Destille auf einen Alu/Kupfer oder Stahlbehälter stellt wo Wasser drin ist. Der Brenner erhitzt das Wasser und der beheizte Wasserbehälter dann den Kessel.

So wie auf den Bild.

Man bräuchte zwar mehr Gas, aber das System ist restriktiver in der Aufheizung und erhitzt nicht zu schnell. Zu heiß brennen soll ja doof sein. Mir missfällt der Gedanke das die Flamme nur am Zentrum des Kessels feuert. Sofern man einen einfachen Gasbrenner nimmt. Sowas hier beispielsweise.

https://www.der-spanien-shop.de/Gasbren ... ::956.html

Nen Brenner selber bauen krieg ich hin, nur wie gut der denn funktioniert weiß ich eben nicht hehe. Mit einen Pott unter der Destille kann ich ohne weiteres son billigen Gasbrenner nehmen wie verlinkt. Und ich dann eine konstante Temperatur am kompletten Kesselboden. Und nicht nur einen Hotspot in der Mitte des Kessels.
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aragones
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von aragones »

Eckdaten zu meiner 5 Liter destille
Sikomat ca6 Liter
Steigrohr 22mm
Liebig kühler 15/22mm kühlerlänge 40cm effektiv !
200 Liter Wasserfass, aquariumpumpe…
1800watt Kochplatte
Pfunzt!
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Zuletzt geändert von aragones am 27. Mai 2022, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
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aragones
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von aragones »

Ach ja.. die Schwachstellen .. Silikondichtung und Messing im Dampfweg nehme ich billigend in Kauf.
Kann man natürlich noch besser lösen!
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derwo
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

Liebigkühler: Innenrohr 22mm und Außenrohr 28mm bietet sich an. Für eine so kleine Destille wie deine reicht dann auch 50cm Länge. Alternativ geht auch noch innen 15 und außen 22mm, dann eher 70cm lang. Dann aber wird der Kühler vielleicht, wenn du doch einen größeren Kessel haben möchtest (mit entsprechend höherer Heizleistung), nicht mehr reichen.
Kürzer geht auch, aber dann bleibt das Destillat halt lauwarm. Die meiste Kühlerlänge wird gebraucht, um von warm auf kalt zu kommen. Das Kondensieren und Abkühlen auf so 50°C braucht nicht viel Länge.
Oder du baust einen Rohrbündelkühler, also zB vier 10mm-Rohre parallel in einem dicken Rohr. Das ist am platzsparendsten, da der Kühler dann nicht so lang sein muss.

Allgemein ist ein Liebig effizienter als eine Spirale in einem Kessel, da da Wasser die Kühlfläche gut umströmt. Deswegen kommt ein Liebig mit viel weniger Material aus.

Ein offenes Wasserbad eignet sich nicht zum Destillieren, da der Temperaturunterschied am Ende der Destillation fast oder ganz 0 ist. Entweder ein geschlossenens Wasserbad mit Überdruck oder ein Ölbad (bzw Glycerinbad). Überdruck ist eventuell gefährlich, ein Ölbad eine Sauerei. Alternativ gäbe es noch Dampfdestillation, also in die Maische wird direkt Wasserdampf geleitet.
Ein Topf der breiter ist als hoch hilft übrigens auch schon etwas gegen Anbrennen, da die Energie über eine größere Fläche verteilt wird. Es muss halt ein Kesselboden sein, der die Hitze gut verteilt.


aragones,
sicher nur 10mm Innenrohr?
al_bundy
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Der Rohrbündelkühler ist so?
durch die 4Stk. 10mm Rohre strömt das Destillat und außen rum das kalte Wasser?

Warum soll so ein Kühler besser arbeiten als eine 5m Spirale? Die 5m Spirale hat doch wesentlich mehr Oberfläche.
Oder liegts einfach nur daran das immer frisches Wasser einströmt?

Ich mein, ich könnte das Wasser auch mitner Pumpe und Bierkühler kühlen lol. Oder mittels Wärmetauscher in Bild 1 und Lüfter,
aber eigentlich wollte ich ohne Strom auskommen. Sicherlich wäre das einfachste mitn 200L Wasserfass und Pumpe hehe.
Ehe das warm ist wirds ne ganze Weile dauern.

Was vielleicht noch ne Idee wäre die Pumpe mitn Akku betreiben. Ich hasse Kabel und will nicht mit ner Kabeltrommel rumeiern.
Kleine Aquarienpumpen haben 5-10W. Das geht locker mit 20Stk. 18650er Zellen. Damit kannst nen paar Durchläufe machen ehe der Akku leer ist.
Kumpel is pro. Der baut Akkus selber. Der hat mir für ein Bluetoothspeaker auch Akku zusammengebrutzelt.

Die Nummer mit mein Pott Wasser unterm Kessel taugt nichts? Ein dicker Boden am Kessel ist kein Problem. Ich verarbeite in der Regel 2-15mm dicke platten. Pott Durchmesser werde ich wie du angemerkt hast sicherlich vergrößern. Dann muss ich nicht zu hoch bauen und kann mit meinen kurzen Ärmchen den Kessel auch Reinigen ohne das ich den Deckel abmontieren muss. Vom Kragen bis zum Boden 40cm sind komfortabel zu reinigen.
In so ein Kessel bekommt man da locker 5L Maische rein.

Vielen Dank für die Bereitstellung der Bilder und der Maße.

Hier bekommt man viele 10mm Rohre rein :-)
https://www.dachrinnen-shop.de/Dachrinn ... 31343.html

Boden und Deckel aus 2mm Kupferfräsen und verlöten ist auch kein Problem.
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aragones
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von aragones »

@ Derwo
Tippfehler es sind natürlich 15m! Hab’s korrigiert!
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derwo
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

al_bundy hat geschrieben: 27. Mai 2022, 15:23 Der Rohrbündelkühler ist so?
durch die 4Stk. 10mm Rohre strömt das Destillat und außen rum das kalte Wasser?
Genau.
Warum soll so ein Kühler besser arbeiten als eine 5m Spirale? Die 5m Spirale hat doch wesentlich mehr Oberfläche.
Oder liegts einfach nur daran das immer frisches Wasser einströmt?
Erstens das, man hat unten wo das Wasser reinkommt immer so kalt wie mögliches Wasser, nur so kann man das Destillat dann eben auch richtig kalt bekommen. Und zweitens ist der Wärmeübergang ins Kühlwasser besser je stärker das Wasser strömt. Das macht zumindest oben in dem Kondensierbereich viel aus. Und mit einem entsprechend großen Liebig hat das Wasser beim Ausgang dann fast die Dampftemperatur vom Alkoholdampf. Man braucht das Wasser also auf gewissermaßen. Wenn der Liebig das Kühlwasser von 15 auf 65°C erhitzt, also um 50°C, und dagegen das Wasserreservoir von 15 auf 30°C, also um 15°C, brauchst du mit Reservoir 50/15 = 3.3 mal so viel Wasser. Ist dann natürlich aber auch die Frage, ob du es wegschüttest oder nicht. Angesichts der Kosten für Gas oder Strom ist der Preis fürs Wasser eigentlich unwichtig.

Die Nummer mit mein Pott Wasser unterm Kessel taugt nichts? Ein dicker Boden am Kessel ist kein Problem. Ich verarbeite in der Regel 2-15mm dicke platten.
Wobei ein richtiger Sandwichboden nochmal was anderes ist als einfach nur dick. Die Kombi aus schlecht- und gutleitenden Materialien übereinander ist besser als alles aus einem gutleitenden Material.

Hier bekommt man viele 10mm Rohre rein :-)
https://www.dachrinnen-shop.de/Dachrinn ... 31343.html
Grundsätzlich sollte man den Manteldurchmesser möglichst knapp bemessen. Das erhöht die Kühleffizienz. Vier 10mm-Rohre passen leider ganz knapp nicht in ein 28mm-Rohr. Sonst wäre das wahrscheinlich die beliebteste Lösung für einen Mini-Rohrbündelkühler. Aber vielleicht drei? Und die dann vielleicht mit 12mm? Sowas baut halt niemand, da man mit so kleinen Anlagen auch mit einem normalen Liebig nicht so viel Platz verbraucht. Rohrbündelkühler baut man eher bei größeren Anlagen, wenn man sonst ein 1.50m-langen Liebig bräuchte.
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Stimmt. Sandwishboden kann man machen. Gibt es da auch Erfahrungen? Vielleicht im Bereich der Pfannen in der Küche?
Ausm Bauch heraus würde ich so 2mm Kupfer, 6mm Stahl und 2mm Kupfer hernehmen. Leider habe ich weder eine Spindelpresse, noch ne Hydraulik sodass ich es nicht Kaltverpressen kann. Bleibt wohl nur verschrauben. Geht aber oder?

Ok, so richtig überzeugt von euren Kühlerlösungen bin ich noch nicht. Weil ich würde halt gerne keine Kabel schleppen wollen sowie nen Schlauch am Wasseranschluss. Vielleicht nehme ich ein 360er Monstaradi aus PC Wasserkühlung + so eine Kupferspirale. Ich denke 15x1 sollte dennoch passen. Wenn aragones mit 10mm auskommt. Da wechsel ich lieber 2x pro Durchlauf das Wasser. Für mich ist das Hauptbauteil eh der Kessel. Nen Kühler einfach und schnell nachrüsten, Z Beispiel ein Liebigkühler mit Wasseranschluss, ist kein Problem und lässt sich in 2h lösen.

Wo wäre das Problem wenn das Destillatin der Flasche 40°C hätte, anstatt 30°C?
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aragones
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von aragones »

Es sind bei mir 15mm !
Die Spiralen sind was für die 0,5…3 Liter Destillen aber jedem das Seine.
Aber bevor ich 10 m Rohr mit Sand befalle und weichglüje um daraus ne Spirale zu machen würde ich eher eine fertige kaufen. Kostet auch nicht viel mehr wie das Material . Aber am Ende wirst du auch beim liebigkühler landen… So schnell gebaut und so effektiv…
Wenn du schon Akku hast dann kannst doch eine 12v Pumpe nehmen Für die 5 Liter destille wird dir auch ca. 100 Liter reichen im Kreis. Für meine 25 Liter destillierte reichen die 200 Liter grade so am Ende kommt’s das Destillat halt mit ca35 grad raus…. Ist dann aber eh schon nachlauf und niedrig Prozentig.
also hurtig einen Liebig gebaut … die Jungs hier wissen schon was die Empfehlen .
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Verstehe nicht warum Spiralen nur was für kleine Kessel sind. Dann bescheissen die doch bei Dmax.
Ja, die fertige spirale hatte ich glaube ich schon verlinkt. Wenn das mit den Akku klappt, nehm ich ne Pumpe undn Liebigkühler. 35er Rohr mit 4Stk. 10er Rohre. Je Rohr etwa 30-40cm. Wenn nicht kaufe ich mir ne Spirale.

Nochmal. Was ist so schlimm daran wenn das Destillat 40°C hat anstatt 30°C?

Irgend eine Idee bzgl. Zusammenstellung für einen Sandwishboden?
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derwo
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

Niemand zwingt dich hier, dir einen Liebig zu bauen. Ein 40°C warmes Destillat hat den Nachteil, daß dir während des Brennens die flüchtigsten Stoffe teilweise verdunsten. Also die Stoffe, die du direkt nach dem Öffnen einer Flasche bzw beim Einschenken riechst. Das kann man natürlich schon auch reduzieren, indem man alle 10min das Destillat in eine Flasche kippt und diese zuschraubt. Und diese vielleicht kühlt, damit nicht bei jedem erneuten Öffnen was verdunstet.
Und man kann von heißem Destillat nicht so genau den Alkohol messen, aber das macht man ja eh eigentlich erst später, außer du möchtest eine Vorlage bauen (bei Dmax "parrot" genannt), die den Alkoholgehalt direkt am Kühlerausgang misst, was meiner Meinung nach aber unnötig ist.

Spiralen nehmen die bei Dmax, weil sie in ihrem Wäldchen nunmal ohne Wasserleitung oder elektrische Pumpe auskommen müssen. Das ist richtig, bescheißen tun sie anderswo. Ich habe es schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht gibt es ja inzwischen auch neue Folgen, über die ich natürlich dann nichts sagen kann.

Ein Sandwichboden besteht aus einem stark wärmeleitenden Kern (Kupfer oder Alu) umhüllt von etwas schlecht leitendem (Edelstahl). Ob das andersherum auch geht, also was schlecht leitendes in was gut leitendem, du möchtest ja außen Kupfer haben, weiß ich nicht, glaube es aber. Und ob man das selber basteln kann, weiß ich auch nicht. Wir nehmen hier alle einfach Kochtöpfe, wenn wir einen Sandwichboden haben wollen.
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Danke für die Aufklärung. Nee, mit Edelstahl kann ich nichts anfangen. Dafür sind meine Maschinen nicht ausgelegt. Stahl ist aber kein Problem.
Also denn doch so weit runter kühlen wie möglich.

Gibt es eigentlich einen grundlegenden Nachteil wenn der Kessel Kegelstumpfförmig ist? Würde sich einfacher herstellen lassen und der Helm entfällt völlig.
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derwo
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

Der Kessel dürfte auch kegelstumpfförmig sein. Aber wenn es dir doch nicht um die originale Optik geht, warum dann nicht einfach einen Kochtopf nehmen?
Bei der Einschnürung zwischen Kessel und Helm ist normalerweise die Möglichkeit, die Destille zu öffnen. Wo willst du das hinmachen bei dem Kegelstumpf?

Vielleicht ist das was für dich:
https://learntomoonshine.com/traditiona ... ll-at-home

Aber vielleicht schläfst du nochmal grundsätzlich darüber, wie viel Nachteile dir die Optik wert ist.
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Nöö, die Optik ist mir eigentlich egal.
Priorität hat es halt keine Schläuche und Kabel schleppen zu müssen.
Das sich das System gut reinigen lässt. und möglichst platzsparend ist.

Gibt es eigentlich solche Verschraubungen auch in Kupfer?
https://www.obi.de/loetfittings/loet-ve ... /p/7406366

Ich suche noch eine Möglichkeit die Einzelteile verbinden zu können.
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azeotrop
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von azeotrop »

Es gibt keine solchen Schraubverbindungen aus Kupfer.
Aber du kannst leicht Kupfer-Steckverbindungen bauen.
Schau mal hier viewtopic.php?t=124
Es grüßt Azeotrop
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Ja, das war auch die einzige Idee die ich hatte.
Teflonband drumwickeln traue ich mir gerade noch zu :-)

Eine Frage hätte ich aber noch. Warum ist der Helm oftmals auch Kegelförmig?
Warum nicht Zylindrisch? Würde wesentlich weniger Arbeit machen.
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derwo
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

Wenn dir die Optik egal ist, kauf dir einen Edelstahltopf mit Sandwichboden. Entweder der hat dann einen Edelstahldeckel oder du kaufst eine passende Edelstahl- oder Kupferronde als Deckel. Kupfer ist teurer, aber dafür ersparst du dir das Löten von Kupfer auf Edelstahl mit dem Spezialflußmittel.

Die Alternative zum Schläuche schleppen ist halt Wasser schleppen. Irgendwie muss das Wasser ja in die Tonne kommen und ausgewechselt werden.
Reinigen lässt sich ein Liebig am besten. Wenn dir Maische überschäumt, bekommst du eine Kühlschlange ncht so leicht wieder sauber.
Platzsparend zur Aufbewahrung ist die Kühlschlange auch nicht. Bei der Verwendung kann man den Liebig sehr platzbeanspruchend schräg in den Raum stellen oder aber auch platzsparend senkrecht.

Lötverschraubungen aus Kupfer gibt es leider nur aus den USA und dann im Zollmaß ("copper union fitting"). Kann man trotzdem irgendwie hinpfuschen, daß sie auf metrische Rohre passen, aber das Bestellen aus den USA (oder China?) kostet halt. Oder du nimmst die aus Messing/Rotguss und verkupferst sie. Man kann aber auch mit ganz normalen Lötfittings verbinden und mit Teflonband abdichten, wie in dem link, den dir azeotrop geschrieben hat.
Ich hatte mal einen Liebig mit verkupferter Lötverschraubung. Bei meinem jetzigen habe ich das wieder mit einfachen Lötfittings gelöst.

Kegel sind stabiler als Zylinder. Bei großen Destillen kann man sich dann etwas Materialstärke sparen.
Und wenn der untere Teil des Kessels ein umgedrehter Kegelstumpf ist, geht die Hitze der Flamme schön seitlich hoch, erwärmt also den Kessel rundherum.
Und wenn der Helm auch ein umgedrehter Kegelstumpf ist, könnte das Vorteile bei schäumender Maische haben.
al_bundy
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Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Macht alles Sinn :-)
Cooles Forum, coole Hilfsbereite erwachsene Leute :-)
Danke Jungs.

Ich sammel jetzt mal Geld und werde so langsam die ersten Teile für den Kessel bestellen.

Frage zum Thermometer
Gibt es solche Thermometer auch in Kupfer
https://www.landefeld.de/artikel/de/bim ... PIQAvD_BwE

Oder ist Nickel ein Problem für den Alkoholdampf? Dann würde ich das Messingteil vernickeln lassen.

Ich bau erstmal den Kessel. Während dessen ist sicherlich auch die Akkunummer geklärt.
Schritt für Schritt.

Ein Sandwichboden zu verlöten bekomme ich nicht hin. Habe keine hartlöt Anlage.
Müsste entsprechend verschraubt werden. Wirkt restriktiver, aber dafür besser in Sachen Wärmeverteilung.
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derwo
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Registriert: 20. Okt 2018, 21:35

Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von derwo »

Ich habe noch nicht verstanden, warum du den Kessel selber bauen willst. Deswegen und wegen der Erwähnung von Dmax denke ich die ganze Zeit, du machst es wegen der Optik. Egal.

Du solltest dir ein elektronisches Einstichthermometer mit einer Kommastelle kaufen. Die sind normalerweise aus Edelstahl. Muss nichts teures sein, solange du keine wissenschaftlichen Interessen hast.
al_bundy
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Registriert: 26. Mai 2022, 22:26

Re: Destillenbau Dimensionierungsfragen

Beitrag von al_bundy »

Mir gehts in erste Linie ums bauen. Nicht ums Schnapps brennen. Klingt doof, is aber so.
Ich bin auch kein großer Freund vom Alk. Bisschen Kräuter oder den einen oder anderen Liquör gönne ich mir schon mal ab und zu zur Party. Aber auch eher selten.

Allerdings habe ich großes Interesse den Schnapps zu kosten den man dort auf Dmax sieht. Nach gewisser Zeit wird da sicherlich auch was genießbares bei rauskommen auch wenn nicht auf deren Niveau. In der Küche klappts ja auch mit den Rezepten.

Ist Nickel Problematisch für die Dämpfe?