Zuerst die Frage, was effizienter ist, also ob man beim Rau- oder beim Feinbrand den Vorlauf effizienter abtrennen kann.
Die folgenden Beispiele sind mit dem
Begleitstoffesimulator 1 berechnet.
Dargestellt werden die beiden wichtigsten Vorlaufstoffe Acetaldehyd und Ethylacetat:
5vol%, 1.3 theor. Böden, Zoom x10:
Wenn man 5% (0.050) des Ethanols als Vorlauf abtrennt, hat man 32.9% (0.329) des Acetaldehyds und 55.2% (0.552) des Ethylacetats entfernt.
Nun 40vol% (Feinbrand):
Wenn man 5% des Ethanols als Vorlauf abtrennt, hat man 41.6% des Acetaldehyds (also etwas mehr wie bei 5vol%) und 32.3% (also weniger wie bei 5%) des Ethylacetats entfernt.
Das Entfernen des Vorlaufs ist also beim Raubrand insgesamt etwas effizienter als beim Feinbrand.
Zwei Punkte relativieren dieses Ergebnis allerdings:
- Nach dem Raubrand kann neuer Vorlauf entstehen.
Also ein Abtrennen beim Feinbrand muss meist trotzdem gemacht werden.
- Wird der Feinbrand mit einer Refluxdestille gemacht, ist das Abtrennen natürlich wesentlich effizienter:
40vol%, 6 theor. Böden:
Schon nach 2% des Ethanols sind beide Vorlaufstoffe recht vollständig entfernt.
Ob das wirklich ganz so komplett und schnell auch in der Praxis passiert, ist allerdings nicht sicher.
Aber am allgemeinen Ergebnis ändert das nichts.
Meist geht es aber nicht darum, möglichst wenig Ethanol beim Vorlaufabtrennen zu verlieren, sondern man möchte das geschmacklich beste Ergebnis haben.
Man möchte beim Vorlaufabtrennen möglichst viele schlechte Aromen abtrennen, aber möglichst ohne, daß dabei auch viele gute Aromen abgetrennt werden.
Und bei dieser Frage kann eine Simulation durch seine vergleichende Darstellungen Antworten liefern, indem sie darstellt, wie sich innerhalb einer Stoffgruppe die eher guten und die eher schlechten Aromastoffe zueinander verhalten.
Die eher schlechten Stoffe sind die mit den niedrigen Molmassen und die eher guten die mit hohen Molmassen.
Und nach Molmasse sind die Stoffe im ja Simulator geordnet.
Also das schlechteste (und gleichzeitig häufigste) Aldehyd ist Acetalehyd.
5vol%, 1.3 theor. Böden, Zoom x10 (nur von der Molekularstruktur bzw. Summenformel typische Aldehyde bzw. mit Acetaldehyd vergleichbare Aldehyde sind dargestellt):
Acetaldehyd (dünne blaue Linie, siehe Pfeil) konzentriert sich am wenigsten.
Beim Vorlaufabtrennen reduziert man also in diesem Fall mehr die guten als die schlechten Aromen.
Andere Darstellung:
Alle Kurven beginnen über der 1, also über der Kurve von Acetaldehyd.
Nun 40vol% (also Feinbrandstärke):
Bei höherem Alkoholgehalt konzentriert sich Acetaldehyd (Pfeil) besser als die wertvolleren Valeraldehyd und Isovaleraldehyd.
Andere Ansicht:
Valeraldehyd und Isovaleraldehyd sind am Anfang unter 1.
Fazit: Bezüglich der Aldehyde ist ein Vorlaufabtrennen beim Raubrand also eher aromaschädlich.
Nun die Ester:
5vol%, 1.3 theor. Böden, Zoom x10 (nur von der Molekularstruktur bzw. Summenformel typische Ester bzw. mit Ethylacetat vergleichbare Ester sind dargestellt):
Fast alle Stoffe konzentieren sich mehr im Vorlauf als Ethylacetat (dünne rote Linie, siehe Pfeil).
Beim Vorlaufabtrennen reduziert man in diesem Fall also mehr die guten als die schlechten Aromen.
Andere Darstellung:
Alle Kurven beginnen über der 1, also über der Kurve von Ethylacetat.
Nun 40vol% (also Feinbrandstärke):
Bei höherem Alkoholgehalt konzentriert sich Ethylacetat (dünne rote Linie, siehe Pfeil) im Vorlauf besser als alle anderen (wertvolleren) Ester.
Andere Darstellung:
Alle Kurven beginnen unter der 1.
Fazit: Bezüglich der Ester ist ein Vorlaufabtrennen beim Raubrand also ebenfalls aromaschädigend.
Mit dem
Begleitstoffesimulator 2 kann man sich das noch etwas anders anschauen:
10lt mit 8vol%.
A)
Raubrand, Vorlauf bis 0.01lt Destillat mit 1.5 theor. Böden, dann bis 2.49lt Destillat mit 1.1 theor. Böden,
Vorlauf nicht weggeschüttet.
Feinbrand, Vorlauf bis
0.02lt Destillat mit 1.5 theor. Böden, dann Mittellauf bis aktuell 63vol% mit 1.2 theor. Böden.
Die Daten des Mittellaufs:
B)
Raubrand, Vorlauf bis 0.01lt Destillat mit 1.5 theor. Böden, dann bis 2.49lt Destillat mit 1.1 theor. Böden,
Vorlauf weggeschüttet.
Feinbrand, Vorlauf bis
0.01lt Destillat mit 1.5 theor. Böden, dann Mittellauf bis aktuell 63vol% mit 1.2 theor. Böden.
Die Daten des Mittellaufs:
B ist allgemein etwas neutraler.
Weniger Begleitstoffe verglichen mit Ethanol.
Bei den Aldehyden nicht unbedingt, aber bei den Estern.
B ist qualitativ etwas schlechter, minimal bei den größeren Aldehyden (Valeraldehyd, Isovaleraldehyd) verglichen mit Acetaldehyd, und bei fast allen Estern im Vergleich zu Ethylacetat.
Und bei einigen Terpenen (Sonstige) macht es auch was aus.
Dieser sehr kleine Unterschied des Destillationsprozesses macht aber natürlich nicht viel aus.
Aber generell sieht man schon, daß ein Abtrennen des Vorlaufs teilweise beim Raubrand erstens einen etwas sauberen Brand erzeugt, zweitens aber eher die guten als die schlechten Aromastoffe abgetrennt werden.
Fazit:
Wenn man Neutralalkohol brennt, sollte man jeden Brand für die Vorlaufabtrennung nutzen.
Denn die unterschiedliche Alkoholstärke jedesmal hilft:
manche Stoffe lassen sich eher bei niedriger Alkoholstärke effizient abtrennen und manche eher bei hoher Alkoholstärke.
Bei Aromabränden sollte man aber nur beim letzten Brand, also bei dem mit der höchsten Alkoholstärke, Vorlauf abtrennen, da eine hohe Alkoholstärke bewirkt, daß mehr schlechte als gute Stoffe im Vorlauf landen.