Eingesetzt hatte ich 6kg Weizenvollkornmehl, 20l Wasser sowie jeweils 5ml Alpha und Glucoamylase Ich habe von einem befreundeten Bierbrauer seine Ausrüstung übernommen und noch etwas „aufgepimpt“. Der Kessel bekam noch ein Rührwerk spendiert, welches ich nach den guten Erfahrungen mit der Destille mit einer Kette zwecks Anbrennschutz versah. Ich lasse das Ganze auf 75 Grad erhitzen und gebe vorher die Alphaamylase hinzu. Wenn das dann 1h bei laufendem Rührwerk und 75 Grad gut verflüssigt ist, kühle ich die Maische mit einer Spirale auf 55 Grad herunter. Vor dem Zusatz der Glucoamylase senke ich den Ph-Wert mit Citronensäure ab. Jetzt lass ich das noch 1/2h bei 55 Grad rasten und kühle dann gleich auf 30 Grad herunter. Anschließend gehts in den Gärbehälter und wird mit Trockenbackhefe versetzt. Beim 1. Mal ist mir über Nacht die schäumende Maische übergelaufen. Seit dem setze ich eine kleine Menge Entschäumer zu, dann passierte das nicht mehr. Ich hatte die Maische bei 28-29 Grad gehalten, nach 4Tagen klärte sie schon auf.
Den Raubrand hatte ich mit meiner T-500 Potstill mit Rührwerk gemacht (2x 25l). Zurückgerechnet auf die Maische hatte ich 9% Vol nach der Gärung erreicht.
Da Weizenkorn ja bekanntlich sehr sauber destilliert wird, habe ich mich für die erste Destillation für meine selbst gebaute VM-Destille entschieden. Heraus kamen 96% iger Mittellauf.
Verdünnt auf 38% Vol fand nach einer Woche Lagerung die Verkostung statt. Ich bin erstaunt, wie gut so ein Weizendestillat schmeckt! Viel süßer als meine vorherigen Zuckerbrände. Ob da noch Weizen erkennbar ist, kann ich wegen meiner sensorischen Einschränkung nach Corona leider nicht sicher bestätigen. Im Vergleich zu einem käuflichen „Normalprodukt“ liegen da aus meiner Sicht Welten. Meiner schmeckt wesentlich feiner und voller als der übliche Korn.
Was ich bisher nicht weiß ist, ob sich das Destillat durch Lagerung noch verbessert. Allgemein wird das ja so propagiert.
Einmal angefangen, habe ich mir nun folgendes überlegt: Ich möchte die Auswirkung unterschiedlicher Destillationsverfahren bei gleicher Rezeptur erfahren. Deshalb hatte ich eine zweite Charge angesetzt und dann mit meiner T-500 Reflux Kolonne gebrannt (Feinbrand nach Raubrand). Aufgrund der geringeren. Effizienz hatte der Mittellauf „nur“ 90 % Vol. Geschmacklich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das Destillat schmeckt viel rauher, wie ein junger Whisky halt. Im Grunde unmittelbar nach der Destillation kein wirklicher Hochgenuss. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Effizienz einer Kolonne auf den erreichbaren Geschmack auswirkt.
Jetzt möchte ich im dritten Versuch noch einen reinen Potstill Doppelbrand hinterher schieben. Mich interessiert hier der Vergleich zum T-500 Kollonnenbrand, der ja auch „Aroma“ produzierte.
Was ist eure Empfehlung für den Aromabrand? Wird der weiße Brand duch Lagerung noch harmonischer, oder empfiehlt sich eine Holzreifung? Im Gegensatz zu Whisky ist ja ein reiner Weizenbrand im Allgemeinen keine sonderliche Aromabombe. Es wäre vielleicht auch etas anderes, wenn man für die Verzuckerung Gerstenmalz einsetzt. Ich denke, da werden die Karten neu gemischt.
Auf jeden Fall bin ich mit meinem ersten Doppelkorn mehr als zufrieden.