Mein erster Neutralalkohol

Die Herstellung von möglichst neutralem Alkohol
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Alchemist
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Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, Neutralalkohol herzustellen. Günstiger Vodka ist vermutlich nicht viel teurer, als das, was ich hier letztlich produziere. Aber ich möchte dennoch Erfahrung mit Neutralalkohol sammeln und mein Equipment etwas testen.
Mit dem produzierten Neutralalkohol möchte Ich vorwiegend etwas ansetzen. Vielleicht ab und an mal was Geisten. Andere Anwendungsgebiete habe ich zurzeit noch nicht. Mein Anspruch im Moment ist noch folgender: Es muss nicht 100% Neutral schmecken; weil ich ohnehin es zum Ansetzen/Geisten verwende, glaube ich, dass ein geringer Eigengeschmack für mich kein Problem darstellen wird. Dieses Thema möchte ich nutzen, um Euch Fragen zu meinem ersten Neutralalkohol zu stellen, und sobald alles in Fahrt kommt, Euch über den Fortschritt teilhaben zu lassen. Nun aber zum eigentlich Thema.

Maische Herstellung
Es gibt verschiedene Wege, um Neutralalkohol-Maische herzustellen. Ich möchte mich hier an derwo's Rezept anlehnen: viewtopic.php?t=34
Allerdings werde ich anstelle des mineralischen Düngers auf DAP ausweichen. In dem o.g. Thema schreibt derwo auch, dass zB Zink als Spurenelement im Blaukorn enthalten ist. Wenn man DAP verwendet, wäre dann evtl. die Zugabe von etwas reinem Zink hilfreich (in Pulverform?)
Folgendes Hefenährsalz würde ich bestellen: https://www.amazon.de/gp/product/B0142W ... 580X&psc=1


Zum Brennen
Zurzeit kann ich mit einer Potstill oder VM brennen. Derwo schreibt im o.g. Thema folgendes:
Ich mache erst Raubrände mit der Potstill. Und dann entweder zwei schnelle Feinbrände mit der Reflux (mit Verdünnen zwischen den Bränden) oder einen langsamen. Wenn dann eingeplant ist, daß das durch die Aktivkohlesäule kommt, gehe ich sehr weit in den Nachlauf.
Hier stellt sich mir die Frage, wie ich vorgehen soll. Soll ich die erste Destillation mit der Potstill machen und den zweiten mit der VM? Oder welches vorgehen würdet ihr mir empfehlen?

Anschließend, beim Feinbrand, werde ich den pH-Wert einstellen, wie hier geschrieben: viewtopic.php?t=657
Waschsoda hätte ich zur Hand. Vielleicht fange ich damit mal an.

Nachbehandlung
Auch wenn meine Ansprüche nicht besonders groß sind, bin ich noch am Überlegen, ob ich eine Nachbehandlung mit Aktivkohle machen soll. Oder zumindest eine Zwischenbehandlung zwischen den ersten und zweiten Brand.
Derwo hat hier seine Aktivkohlesäule vorgestellt: viewtopic.php?p=1904&hilit=aktivkohle#p1904
Diese Säule möchte ich im Moment jedenfalls noch vermeiden. Also würde ich eher zu Pellets tendieren. Derwo's Empfehlung lautet hier 10 g/L.
Eignen sich diese Aktivkohle Pellets für mein Vorhaben? https://www.amazon.de/Aktivkohle-%C3%98 ... r=8-5&th=1

Oder wäre es sinnvoller, dreimal zu brennen und zwischen dem Zweiten und Dritten Brand mit Aktivkohle zu behandeln?

Herzlichen Dank für Eure Hilfe!
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azeotrop
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von azeotrop »

Welche Packung verwendest du in der Kolonne für den Neutralalkohol und wie hoch ist die Packung?
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Alchemist
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Meine Kupfer-Kolonne ist momentan etwa 45 cm hoch. Ich könnte sie noch etwas verlängern mit Edelstahl Tri Clamp. Ich schätze, etwa 20 cm.
Zurzeit habe ich nur Edelstahl-Schrubber als Packung. Ich könnte noch etwas Kupfer-Stanzschrott dazu packen, falls es was hilft (aber da fürchte ich, dass das etwas zu dicht gepackt wird).
Die Höhe der Packung bei den Edelstahl-Schrubbern wäre die Höhe der maximalen Kolonnenlänge (also 45-65 cm).

Kann ich mit diesem Setup schon was brauchbares produzieren, oder soll ich vorher die Kolonne verlängern?
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derwo
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von derwo »

Ich finde es für Geiste sehr nachteilig, wenn der Neutralalkohol nicht neutral ist. Bei Ansätzen ist es nicht so schlimm.

Den ersten Brand würde ich mit der Potstill machen. Dann einmal mit hohem Reflux oder (wahrscheinlich besser) zweimal mit mit etwas weniger Reflux durch die VM.

Inwiefern reines Zink sich in verwertbare Form löst, weiß ich nicht. Ob es wirklich so wichtig ist, hängt auch von der Hefemenge ab. Man kann eigentlich jedes Nährstoffproblem mit Überdosierung von Hefe lösen. Vielleicht nicht ganz optimal, aber das passt schon. Außerdem hast du ja noch das Tomatenmark.

Ich habe nie Aktivkohle ausprobiert, die nicht für Alkohol oder Wein gedacht ist. Die Hersteller behaupten, es gäbe Unterschiede. Ich hab das Granucol GE: https://www.wagner-alzey.de/Erbsloeh-Gr ... -kg/410184
Gibts auch in anderen Shops.

Eine höhere Kolonne würde viel helfen. Aber du kannst ja mal damit anfangen, was du hast. Das gute an Neutralalkohol ist, daß man ihn jederzeit reparieren kann.
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azeotrop
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von azeotrop »

Edelstahl Schrubber sind ok. Sie müssen halt gut gestopft sein. Aber auch die 65 cm sind noch ziemlich kurz.
Mach einfach zwei Feinbrände nacheinander damit und verdünne zwischendrin.
Natürlich vorher schneller Rauhbrand mit der Potstill. Für weniger Perfektion würde auch ein Feinbrand mit 65cm reichen. Du kannst ja mal spielen .
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Alchemist
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

derwo hat geschrieben: 20. Mär 2024, 09:41 Ich finde es für Geiste sehr nachteilig, wenn der Neutralalkohol nicht neutral ist. Bei Ansätzen ist es nicht so schlimm.
Ist vielleicht auch vom Geist abhängig. Bei Gin würde es vielleicht noch passen, da ist ja der Wacholder sehr prominent. Kann aber die feineren Aromen überdecken. Du hast aber recht, Neutralalkohol sollte generell Neutral sein. Falls mein erster Versuch nicht ganz so neutral wird, nutze ich ihn nur zum Ansetzen.
derwo hat geschrieben: 20. Mär 2024, 09:41 Den ersten Brand würde ich mit der Potstill machen. Dann einmal mit hohem Reflux oder (wahrscheinlich besser) zweimal mit mit etwas weniger Reflux durch die VM.
Ist beim ersten Mal mit der Potstill die Kolonne (mit Packung) erforderlich?
derwo hat geschrieben: 20. Mär 2024, 09:41 Inwiefern reines Zink sich in verwertbare Form löst, weiß ich nicht.
Vielleicht etwas OT, aber der Interesse wegen: Wie liegen die in der Maische vor, oder, wie sollen die Elemente in der Maische vorliegen, um sie der Hefe zugänglich zu machen? Elementar oder als Ionen?


Danke für den Link zur Aktivkohle. Wenn ich Glück habe, gibt's dasselbe in einem Shop bei mir um die Ecke. Werd dort mal hinfahren.

derwo,
Im oben verlinkten Rezept von dir, schreibst du, dass epsom salt nicht unbedingt notwendig ist, weil es im Blaukorn vorhanden ist. Wenn ich DAP verwende, soll ich etwas Magnesiumsulfat hinzufügen? Das DAP von Kitzinger enthält Ammoniumsulfat. Laut Wikipedia reagiert es schwach sauer. Passt das so, oder soll ich etwas epsom salt zugeben? Oder gilt auch hier: Mehr Hefe gleicht den Nährstoff-Haushalt aus?

azeotrop hat geschrieben: 20. Mär 2024, 11:53 Aber auch die 65 cm sind noch ziemlich kurz.
Ab welcher Länge wird es sinnvoll?
Ich mess mal die Teile ab, die ich zuhause hab. Dann seh ich, wie hoch sie wird.
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azeotrop
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von azeotrop »

Alchemist hat geschrieben: 20. Mär 2024, 11:59 Ab welcher Länge wird es sinnvoll?
Ich mess mal die Teile ab, die ich zuhause hab. Dann seh ich, wie hoch sie wird.
Meine Kolonne hat 120 cm Packungshöhe. Damit erreiche ich 96,5 vol% auch bei schneller Produktentnahmen.
Je kürzer die Packung ist, desto langsamer muss man destillieren.
Ich würde sagen dass man ab 80cm vernünftig Neutralen destillieren kann.
Man muss sich halt danach richten was man an Material hat und was die Raumhöhe zulässt.
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derwo
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von derwo »

Die Raubrände ohne Packung.

Zinn oder was auch immer, Zink Eisen Magnesium usw, sollten als Ionen vorliegen. Dafür braucht man ein lösliches Salz wie zB Magnesiumsulfat.

Auf epsom salt wird traditionell sehr viel Wert gelegt, da es im ursprünglichen birdwatchers-Rezept dabei ist. Ich weiß nicht, ob es wirklich so wichtig ist, mache mir aber keinen Kopf, da ich einfach Blaukorndünger nehme.
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azeotrop
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von azeotrop »

Noch ein Nachtrag um das alles ins richtige Verhältnis zu setzen.
Du wirst nichts ungeniessbares produzieren wenn du mit der 45cm Kolonne und einem vorherigen Potstillbrand etwas "fast" neutrales produzierst.
Du wirst möglicherweise sogar zufrieden sein. Es spricht nichts ernsthaftes dagegen einfach mit dem anzufangen was du hast.
Unsere Ratschläge kannst du auch später noch umsetzen. Dann hast du einen Vergleich und kannst selbst beurteilen.
Wie derwo schon Eingangs geschrieben hatte. Du machst nichts kaputt. Notfalls kannst du einfach nochmal brennen.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Vielen Dank Azeotrop. Das bekräftigt mein Vorhaben.
Mir fehlt nun eigentlich nur noch DAP, dann kann ich den Raubrand durchführen.

Vielleicht noch zur Gärfuhrung:
Mag es die Backhefe eher warm, so um die 20 Grad C, oder gern etwas kälter?
Nach etwa 7 Tagen sollte das durch sein. Wie schnell soll ich den Raubrand anschließend durchführen, bevor die Maische kippt? Falls das passieren kann.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von azeotrop »

Alchemist hat geschrieben: 20. Mär 2024, 21:15 Wie schnell soll ich den Raubrand anschließend durchführen, bevor die Maische kippt? Falls das passieren kann.
Da die Zuckermaischen ja nicht so alkoholarm sind wie Maischen zuckerarmer Früchte wirst du genug Alkohol drin haben dass sie vor Verderb geschützt sind. Ich sehe da keinen Grund zur Eile.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von derwo »

Unter 20°C wäre schlecht bei Backhefe. Dann solltest du eine andere Hefe verwenden. 22°C wäre schon schön. Bei 20°C wäre ich mir nicht sicher, daß das wirklich nach einer Woche durchgegärt ist, bei 22°C schon.
Kippen tut die Maische nur recht schnell, wenn die Gärung nicht gut eingesetzt hat. Wenn es normal gegärt hat, kann sie locker zwei Wochen zusätzlich stehen. Wenn möglich, könntest du sie dann aber kälter lagern.
Nicht nur der hohe Alkoholgehalt schützt die Zuckerwassermaische. Auch daß man ja mit nur sehr geringer Bakterienbelastung beginnt, anders als bei Obst.
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azeotrop
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von azeotrop »

Aber hoher Alkoholgehalt schützt auch Obstmaischen vor Verderb. Mal unabhängig davon ob das bei Obst sinnvoll ist.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Verstehe, ab 20°C ist die Vergärung also sinnvoll. Das ist kein Problem.

Ich dachte mir schon, dass die Zuckermaische etwas länger haltbar ist als Obstmaische. Mir geht's hier nur darum, dass ich nicht auf den Brenntag genau planen muss, sondern etwas variabel bin. Das macht alles entspannter.

Super, herzlichen Dank für eure wertvollen Beiträge!


Meine Kupfer-Kolonne hat im Übrigen 55 cm, mit ein paar Tri Clamp Bauteilen komm ich dann auf etwa 85-100 cm. Damit bin ich zufrieden.
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derwo
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von derwo »

Alchemist hat geschrieben: 21. Mär 2024, 08:16 Verstehe, ab 20°C ist die Vergärung also sinnvoll.
Die Vergärung mit Backhefe.
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Alchemist
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Gestern Nachmittag, gegen 15:00 Uhr, hab ich eingemaischt. Ich hab 20 L angepeilt, das Fass hat auch 20 L. War etwas sportlich, aber wenn es übergeht, hätte ich etwas in ein kleineres Fass überfüllt. Momentan sieht es harmlos aus.
  • Hefe nach derwo rehydriert.
  • Um 18:00 Uhr habe ich erst die erste Messung gemacht. Da dürfte sich aber ohnehin noch nicht viel Zucker umgewandelt haben. SG=1,08 mit dem Hand-Refraktometer, SG=1,088 mit dem Pyknometer + Feinwaage
  • Also Zwischen 208 - 230 g/l Zucker.
  • Ich habe ingesamt 17 L Wasser im Fass. + 4 kg Zucker, ich glaub, da dürfte ich etwa auf 20 L Flüssigkeit kommen.
  • 22.03 20:00 Uhr: ein leichtes Knistern ist zu hören. Klingt Kohlensäure.
  • 23.03 07:00 Uhr: Die Hefe ist angekommen. Der Gärspund beweget sich auf und ab.
In dem Zusammenhang praktisch: Rechner/TemperaturkorrekturDichtemessge ... ungen.html
Hefe Rehydrieren: viewtopic.php?p=34#p34

Die nächste Messung werde ich frühestens morgen Nachmittag machen. Bis dahin lass ich das Fass in Ruhe. Raumtemperatur konstant bei 20-21 °C.

Den Rauhbrand mache ich wohl am 1. April, wie besprochen mit der Potstill.
Die Hefe freut sich auf die Arbeit
Die Hefe freut sich auf die Arbeit
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Ich führe meine Liste weiter:
  • 22.03 20:00 Uhr: ein leichtes Knistern ist zu hören. Klingt Kohlensäure.
  • 23.03 07:00 Uhr: Die Hefe ist angekommen. Der Gärspund beweget sich auf und ab.
  • 24.03 18:00 Uhr: SG = 1,056
  • 25.03 07:00 Uhr: SG = 1,051
Nach derwo's Beschreibung hätte die Maische mit Sonntag ja schon fast durch sein müssen. Aber meine dümpelt vor sich hin. Mit einem SG_Anfang = 1,088 und SG_momentan = 1,051 würde das einen Alkoholgehalt von 5.1 vol% bedeuten. Noch nicht einmal die Hälfte. Der Gärspund war auch nicht sonderlich lange am Hüpfen. In der Maische kann ich aber noch Aktivität hören und sehen. Klingt so ähnlich wie Kohlensäure.

Ich habe gestern Abend und heute früh gemessen, nur um sicher zu gehen, dass sich die SG noch verändert. Das tut sie ja. Mir bleibt nun nichts anderes übrig, außer zu warten. Mal sehen, ob ich wirklich Montag schon zum Brennen komme.
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derwo
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von derwo »

"Dümpelt vor sich hin" bedeutet, daß sie wesentlich weniger blubbert als auf ihrem Höhepunkt, oder?

Misst du mit einem Refraktometer? Wenn ja, dann gilt diese Berechnung der Alkoholstärke nicht. Der Refraktometerwert ändert sich während der Gärung weit weniger wie der Spindelwert. Also dann wäre wahrscheinlich alles in Ordnung.
Aber wenn du mit einer Spindel misst, dann ist die Gärung doch etwas langsam. Dann ist entweder die Temperatur zu niedrig oder du hast zu wenig Nährstoffe reingegeben. Wie viel DAP hast du reingegeben? Nur so viel, wie auf der Hefenährsalzpackung für Wein steht? Die Dosis für Wein ist bei Zuckermaische zu niedrig. Ich würde nochmal dieselbe Menge jetzt dazugeben.
Ist dein Wasser sehr weich? Eventuell ist der pH sehr niedrig. Hast du etwas Kalk oä dazugegeben? Wenn ja, dann wird das aber schon passen.

Und das wichtigste: Wie schmeckt die Maische? Angenommen sie ist wirklich noch nicht sehr weit durchgegärt, nur auf 1.05 oder so, sollte sie noch wesentlich süsser als normaler Wein schmecken, und natürlich nach weniger Alkohol. Normaler Standardweißwein, also relativ trockener Wein mit 10vol%, geht auf so 1.01 bis 1.00 runter.
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Alchemist
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

derwo hat geschrieben: 25. Mär 2024, 09:11 "Dümpelt vor sich hin" bedeutet, daß sie wesentlich weniger blubbert als auf ihrem Höhepunkt, oder?
Ja genau, wenn wir von der Aktivität des Gärspunds sprechen. Am Höhepunkt hat er sich alle 5 Sekunden nach oben bewegt. Ich vermute weniger als 24h war der Höhepunkt. Jetzt kann ich das eigentlich gar nicht mehr beobachten.


Ich habe mit dem Pyknometer gemessen. Ich hab meistens zwei Messungen durchgeführt. Die haben auch ziemlich dasselbe Ergebnis geliefert. Anschließend hier umgerechnet: Rechner/PyknometerZuckermessung.html
Meine Notizen liegen zuhause; ich glaube mich aber zu erinnern, dass DAP bei etwa 25 g lag. Das entspricht 2 EL.
Arauner gibt vor, etwa 4 g/ 10 L zu verwenden: https://www.arauner.com/weinbereitung/g ... salz-800-g
Da wäre ich mit 25 g /20 L ohnehin schon doppelt so hoch. Ich weiß aber auch nicht, was auf der Packung steht. Ich war im Gutglauben, dass ich 1 EL Blaukorn / 10 L Maische einfach mit 1 EL Hefenährsalz / 10 L Maische ersetzen kann. Vielleicht wirklich zu wenig Hefenährsalz?

Mein Wasser ist ziemlich kalkhaltig. Auch hab ich Kalk in Form von gemörserten Eierschalen zugegeben, ebenfalls etwa 25 g. Daran wirds wohl eher nicht liegen.

Vitamin B Komplex Tablette hab ich auch zugegeben. Das genaue Rezept habe ich mit Mengenangaben kann ich abends nachliefern.
Die Maische hab ich noch nicht gekostet. Das kann ich auch am Abend nachholen.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

WhatsApp Bild 2024-03-25 um 11.35.40_6813498c.jpg
Ich könnte bis 1 g/L Hefenährsalz zugeben. Das wären also 20 g bei 20 L Maische. Soll ich also noch etwas hinzufügen, sodass ich auf 40 g insgesamt komme?
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von derwo »

Wirklich wenig Nährsalz hast du nicht verwendet. Aber wenn die Messung tatsächlich noch so hoch ist und du das durch den Geschmack bestätigen kannst, würde ich Nährsalz nachlegen. Es wird dann wahrscheinlich sofort stärker zu blubbern anfangen. Vielleicht auch mal kurz stoppen. Ob es wirklich was gebracht hat, siehst du, wenn du ein paar Stunden später stabil stärkeres Blubbern hast.
Sonst würde ich die Temperatur erhöhen.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von azeotrop »

Ich glaube auch eher an die Temperatur. Allerdings verwende ich bei Zuckermaischen 1g / Liter DAP.
Vermutlich reicht die Hälfte auch.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Weiter geht die Achterbahn:

22.03 20:00 Uhr: ein leichtes Knistern ist zu hören. Klingt Kohlensäure.
23.03 07:00 Uhr: Die Hefe ist angekommen. Der Gärspund beweget sich auf und ab.
24.03 18:00 Uhr: SG = 1,056
25.03 07:00 Uhr: SG = 1,051
25.03 18:30 Uhr: SG = 1,044

Ich messe schon ganz gerne mit dem Pykno muss ich sagen. Aber mir wär's lieber wenn die Sache durch wär. Zumindest hab ich Stand Jetzt Halbzeit erreicht. Von SG_Anfang = 1,088 auf SG:_momentan = 1,044.

Ich hab das Fass nun zum Heizkörper gestellt, in der Hoffnung, dass es etwas wärmer wird. Andere Möglichkeiten zur Beheizung hab ich glaub ich auch gar nicht. Die Hefe arbeitet noch, auch wenn es langsam ist.

Ich habe folgendes Rezept verwendet:
  • 2.5 Pkg Trockenhefe
  • 20 g Eierschalen
  • 2x Vitamin B Komplex Tabletten
  • 27 g DAP
  • 4 kg Zucker
  • 100 g Tomatenmark
  • 4 L 100°C Wasser
  • mit kaltem Wasser auf 20 L auffüllen - etwa 17L
Zusätzliches DAP habe ich noch nicht zugegeben. Ich hoffe, dass die höhere Temperatur ausreicht.

Nachtrag! Die Maische schmeckt schon noch ziemlich süß. Also das dürfte schon ziemlich zum SG passen. Ich würde momentan aber trotzdem mal abwarten, ob die Temperatur da noch was beitragen kann.
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von Alchemist »

Ich denke, es wird alles gut. Obwohl das Rehydrieren der Hefe (siehe Bild weiter oben) sehr vielversprechend war, hat diese Hefe wohl nicht so einen großen Appetit auf Zucker. Oder war es am Ende etwas zu viel DAP? Schwierig zu sagen.

22.03 20:00 Uhr: ein leichtes Knistern ist zu hören. Klingt Kohlensäure.
23.03 07:00 Uhr: Die Hefe ist angekommen. Der Gärspund beweget sich auf und ab.
24.03 18:00 Uhr: SG = 1,056
25.03 07:00 Uhr: SG = 1,051
25.03 18:30 Uhr: SG = 1,044
27.03 07:30 Uhr: SG = 1,025

Die Maische hab ich heute früh nicht gekostet, aber es riecht schon ziemlich stark nach Alkohol. Ich komme mit dem Rechner auf fast 9 vol% Alkohol. Und die Maische ist noch aktiv, also da geht sicher noch was.

Was mir noch zur Trägheit der Hefe einfällt: derwo schreibt in seinem Rezept, dass 250 g Zucker etwas mehr Alkohol bringt, dafür die Hefe aber deutlich länger arbeitet. Zucker habe ich nicht zu viel gegeben, aber vielleicht zu wenig Wasser? Das wäre ja sinngemäß das gleiche - ob zu viel Zucker oder zu wenig Wasser. Könnte auch daran liegen, dass sich die Hefe etwas unwohl fühlt.
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derwo
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Re: Mein erster Neutralalkohol

Beitrag von derwo »

Das SG fällt nun ja doch noch ordentlich. Ich denke, warte einfach noch, bis sich eine Zeit lang nichts mehr getan hat, und dann mach den Raubrand. Je nach Temperatur kann das insgesamt zwei Wochen dauern.

Laut deinen Angaben hast du dich beim Zucker an die Vorgabe aus meinem Rezept gehalten. Mein Rezept: 2kg Zucker für insg. 10lt. Du hast gemacht: 4kg Zucker für insg. 20lt. Daß das dann weniger als 10 bzw 20lt Wasser benötigt, ist ja klar in beiden Fällen.