Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Der Selbstbau von Destillen
dodo
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Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von dodo »

Hallöchen. Die Vorgeschichte gibt es in folgendem Thema: viewtopic.php?p=13747, dachte der Rest ist hier besser aufgehoben :)

Dann also folgender Ablauf:

1) Einlegen in Zitronensäure/Essig (Ich habe auch noch einiges an Essig, wäre das besser geeignet um eine Kupfercitratbildung zu vermeiden?)
2) Mit Wasser Spülen
3) Mit den Vliesschwamm und Essig/ZS mechanisch reinigen
4) Ohne Kühlwasser Destillieren und ordentlich Durchheizen
5) Keinen Geschmack mehr drinnen haben :D

Die Anlage schaut übrigens so aus:
IMG_20211126_163748.jpg
5,5 l Topf, 28 mm AD Steigrohr, 15 mm ID Liebigkühler etwa 550 cm lang (28 mm Mantel)
IMG_20211126_163755.jpg
Das blöde Sicherheitsventil muss ich mit Zahnstochern fixieren, denn ich kann es nicht dauerhaft in dieser oberen Position festmachen, sonst funktioniert der Deckel-Mechanismus nicht mehr... Ich weiß aber nicht, wie ich das Ganze anders fixieren soll :/ Habe das Ding einmal umgedreht und mit drei M2,5 Schrauben in den Löchern fixiert, hat super gehalten, jedoch haben die Schrauben begonnen zu Rosten :( Und Nirosta M2/2,5 Schrauben müsste ich extra kaufen.
IMG_20211126_163801.jpg
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Unterseite:
IMG_20211126_164036.jpg
Ich verwende eine 1 Zoll Fiberdichtung (Außenseite, jedoch ist das Loch im Deckel etwas großer als es sein sollte, Dampf kommt also mit der Dichtung in Kontakt) und ein paar Messingteile(Rot, https://www.bauhaus.at/dichtungen/fiber ... p/26582939 sowas in 1 Zoll). Könnten diese das Problem sein?
IMG_20211126_164043.jpg
Ich finde den Topf super, der hat einen Glatten oberen Rand und der Boden ist auch schön dick. Funktioniert toll am Induktionsherd.


Sieht jemand hier eventuelle Fehler?
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Zuletzt geändert von dodo am 26. Nov 2021, 20:28, insgesamt 1-mal geändert.
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derwo
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von derwo »

Ja, danke, daß du ein neues Thema aufgemacht hast.

Ich würde zuerst mechanisch reinigen und dann in Säure einlegen.
Zitronensäure stinkt weniger als Essig. Deswegen nehme ich Essig nur beim Reinigungsbrand. Da braucht man ja leider nunmal eine flüchtige Säure.

Mit Essig kann Kupferacetat entstehen. Mit jeder Säure entsteht zusammen mit dem Kupferoxid irgendein Kupfersalz, welches dann auskristallisieren kann. Zitronensäure entoxidiert Kupfer sehr gut, obwohl es keine so starke Säure ist. Ich finde sie sehr gut für unsere Anwendungen.

Ja, wie man mal wieder sieht, hat man bei einem Dampfkochtopf sehr viele Probleme für den einen Vorteil, daß der Deckel halbwegs zugehalten wird. Dabei ist das anders sehr einfach zu lösen: viewtopic.php?t=45

Die Dichtung an der Deckeldurchführung könnte man mit Teig ersetzen. Kannst du ja mal probieren. Aber ich denke nicht, daß der Geschmack von dieser Dichtung herkommt.

Aber allgemein ist das alles nicht so geschickt gelöst. Messing mit Bleianteil, überall diverse Kunststoffe, sogar Zahnstocher. Wenn du dabei bleibst wird das nicht deine endgültige Destille sein. Ich meine, du bringst ja alles nötige mit: Du kannst löten, du kennst dich mit den verfügbaren Kupferteilen schon aus, hast auch schonmal ein dickes Loch durch einen Edelstahldeckel gebohrt, du hast dich informiert, wie man eine Destille reinigt.
Aber mach die ersten Schritte ruhig mit dieser Destille.
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azeotrop
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von azeotrop »

Ich würde die Fiberdichtung entfernen. Leider ist dein Loch zu groß. Da ich deine Ausrüstung nicht kenne, kann ich schlecht einen Tip geben.
Es grüßt Azeotrop
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dodo
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von dodo »

Na passt, dann probiere ich mal den Reinigungsvorgang. Wie lange soll ich die Zitronensäure ca. einwirken lassen?

Ich habe deine Anleitung für normale Töpfe schon gesehen, leider ein paar Tage zu spät :(
Vielleicht besorge ich mir einen Neuen Deckel und mach es mit diesem neu, sollte mich dann auch nicht viel kosten. Kann man da das Kupferrohr auch einfach so drauflöten? (Weichlöten) Und wie fixiert man das Teflonband am Deckel? Das ist mir immer noch ein Rätsel... Bin auch aus den Bildern deines Beitrags nicht schlau geworden.

Der Geschmack kommt sicher nicht (nur) von der Dichtung, da er komplett ohne auch einen hatte.

Der Zahnstocher hat ja keinen Kontakt mit dem Dampf, das war nur der Versuch das Sicherheitsventil geschlossen zu halten. Muss mir da eine Dauerhafte Lösung einfallen lassen.

Bin leider auch erst zu spät draufgekommen, dass oft Blei in Messinglegierungen verwendet wird. Dachte das wird bei Trinkwassergeeigneten Teilen nicht der Fall sein.

@azeotrop: Ich habe einen Knacker von meinem Onkel benutzt, da ich keinen Stufenbohrer habe. Den gab es nur mit 35 mm Durchmesser. Das Messingteil hat jedoch 33 mm. Muss schauen, ob ich da etwas anderes finden kann.
Zuletzt geändert von dodo am 26. Nov 2021, 20:25, insgesamt 1-mal geändert.
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azeotrop
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von azeotrop »

Ich habe schon Fiberdichtungen mit Teflonband umwickelt. Immer durchs Loch und dann um den Rand, spiralförmig zweimal herum. Dann ist es erstmal gut.

Vulkanfiber wird mit Zinkchlorid getränkt. Das ist sehr gut in Ethanol löslich.
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dodo
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von dodo »

Die Dichtung mit Teflonband umwickeln ist eine gute Idee, danke! :)
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derwo
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von derwo »

Die Zitronensäure kannst du auch über nacht einwirken lassen.

Zum Weichlöten von Edelstahl brauchst du ein spezielles Flussmittel. Mit Suchworten amasan und simplefix findest du was. Im Unterforum Destillenbau. Da findet du auch Lösungen, wie man ohne Knacker Löcher in Edelstahldeckel bekommt.

Das Teflonband wird einfach um den Deckel gewickelt. Das geht natürlich nur, wenn der Rand des Topfes herumgebogen ist und keine Einbuchtungen hat (mein Schnellkochtopf würde deswegen nicht gehen). Fünf Runden würde ich machen sowohl auf Topf als auch auf Deckel. Schön auf Zug wickeln und um die Kante streichen, daß das Band "dranklebt". Die erste Runde ist etwas fumelig (da ist eine dritte Hand von Vorteil), aber dann geht es gut.
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von dodo »

Passt, danke!

Achso, einfach den Umfang/Rand entlang. Alles klar. Puh, da brauch ich wohl ein neues Band, meins ist nur ca 12 mm breit...
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derwo
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von derwo »

12mm passt. Es sollte nicht das gaaanz dünne sein. Es sollte 0.1mm Dicke haben. Das ist das Standardband, aber es gibt Ausnahmen; breitere Bänder, dünnere Bänder. Auf ebay gibt es sehr günstig auch Multipacks. Ich habe neulich zum zweiten mal in meinem Brennerleben 10 Rollen gekauft. Aber keine Sorge: Das Band kann zwischen den Bränden natürlich an der Destille dranbleiben. Aber ich dichte alle sonstigen Verbindungen halt auch damit ab. Da braucht man immer mal wieder eine neue Rolle.
dodo
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von dodo »

Ich liebe Forenwissen :)

Habe die Anlage wo es ging geschliffen, über Nacht in Zitronensäure eingelegt, jetzt ordentlich und ohne Kühlung mit Wasser durchgeblasen und den Dichtring mit Teflonband umwickelt. Siehe da, kein komischer Geschmack :)

Danke euch!!!!

Bin schon gespannt auf die ersten Brände ohne Beigeschmack. Meine Zuckermaische sollte schon bald soweit sein :)
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azeotrop
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Re: Komischer Geschmack in der Eigenbaudestille

Beitrag von azeotrop »

Das freut mich sehr für dich. Viel Spass beim Brennen und experimentieren.
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