Landeis erste Destille

Infos für Anfänger und typische Anfängerfragen. Anfänger müssen aber nicht zwingend hier ihre Themen starten.
Landei
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Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Hallo zusammen.

Also ich habe mir meine erste Destille gebaut. 9L Edelstahltopf, auf den Deckel nen Tri-Clamp-Reduzierungsstück von 50mm auf 25mm hartgelötet, dann gehts mit Rohrbogen und Tri-Clamps weiter zum Kühlungsrohr (und dann ins Glas).

Soweit hat der erste Versuch mit 5l Wasser als Prüfung auf Dichtigkeit funktioniert, anschließend mit 4,5l Tetrapack 9,5% Billigrotwein aus der Kaufhalle destilliert. Herausgekommen sind insgesamt zusammengekippt rund 500ml 50% Destillat. Garstiges Zeug :lol:

Das ganze habe ich mit nem Gasbrenner ab 80 und dann bei 90 Grad durchdestillieren lassen. Die Temperatursteuerung und Messung am Bogen hat sehr gut funktioniert.

Da ich aber auch gern mit Strom destillieren würde (im Keller) habe ich heute mit 5l Wasser und einer 1500W 18cm Heizplatte, stufenlos regelbar, versucht, mich damit auf den relevanten Temperatur-Bereich einzupegeln. Und das lief er suboptimal. Beim ersten Versuch habe ich ab 75 Grad runtergeschaltet. Da lief der Thermometer bis um die 90 Grad hoch. Danach ab 65 Grad weiter runtergedreht, aber auch diesmal wieder, so wie die Heizplatte anfing, ging die Temperatur auf die 95 bis 100 Grad. Danach habe ich erstmal aufgehört.

Wie regelt ihr eure Heizplatte, sodass der fürs Destillieren wichtige Temepraturbereich ab 80 Grad langsam durchlaufen werden kann?

Und wieso muss am obersten Punkt des Dampfes eigentlich die Temperatur gemessen werden und nicht sagen wir mal mit einer Tauchhülse mittig im Topf in Höhe der Maische? Wenn man da im Temperaturbereich von 80 bis 90 Grad bleibt, schafft es dann der Dampf nicht so weit nach oben und um weiter zu ziehen und abzukühlen?
geHeimBrenner
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von geHeimBrenner »

Hallo!

Ich sag es mal frei heraus: vergiss diese Temperatur-Empfehlungen.
Ja, in einem gewissen Buch wird das als Allheilmittel gepredigt. In der Praxis funktioniert es aber aus mehreren Gründen nicht.

Einerseits wirst du vermutlich in deiner Destille kein geeichtes Thermometer benutzen. Dadurch sind die abgelesenen Werte schon mal zumindest falsch, wenn nicht sogar unbrauchbar. Mein Küchenthermometer hat beispielsweise eine Abweichung von 2,5 Grad. Das ist bei dem von dir angestrebten Bereich mit nur 10 Grad Spielraum schon eine Hausnummer.
Auch die Einbauposition des Thermometers spielt eine Rolle, hierzu gibt es im Anfängerbereich schon viele Informationen.

Andererseits ist Maische eben kein reines Ethanol. Ja, Trinkalkohol verdampft bei 78 bis 79 Grad, das wäre also die Optimaltemperatur wenn wir ihn gewinnen wollen.
Im Kessel ist allerdings Maische - ein Gemisch aus relativ vielen Stoffen. Und Gemische haben eine unschöne Angewohnheit: ihnen ist die in Büchern gedruckte Theorie manchmal ziemlich egal. Insbesindere was den Siedepunkt betrifft.
Mit 9,5 vol% im Kessel beträgt die Dampftemperatur zu Beginn der Destillation schon etwas über 90 Grad. Laut dem Buch dürfte man so eine Maische also gar nicht erst brennen können. Und trotzdem passiert das ständig, sowohl im Hobby- als auch im professionellen Bereich. Unabhängig von Temperatur-Empfehlungen.

Auch hierzu gibt es im Anfängerbereich schon viele Infos. Lies dir mal ein paar der Threads durch. Am Ende wirst du auch zu dem Ergebnis kommen, dass die Abtrennung am besten sensorisch durchgeführt wird und das Thermometer maximal einen Anhaltspunkt geben kann, wann der Zeitpunkt zur genaueren Kontrolle gekommen ist.
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Alchemist
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Alchemist »

Landei hat geschrieben: 21. Aug 2023, 21:30 Soweit hat der erste Versuch mit 5l Wasser als Prüfung auf Dichtigkeit funktioniert, anschließend mit 4,5l Tetrapack 9,5% Billigrotwein aus der Kaufhalle destilliert. Herausgekommen sind insgesamt zusammengekippt rund 500ml 50% Destillat. Garstiges Zeug :lol:
Du hast in deinem Aufbau wohl nirgends Kupfer drinnen oder? Kupfer hat die schöne Eigenschaft, dass es unschöne Nuancen entfernen kann. Das macht es besonders hilfreich wenn man Wein destilliert, da die oft zur Haltbarmachung Sulfite enthalten. Diese können mithilfe von Kupfer entfernt werden. Es würde evtl. schon reichen, ein paar alte Kupferstücke in den Kessel beim Brennen zu legen. Du wirst staunen, um wieviel besser das Zeug aus dem Produktkühler schmecken wird.
Landei hat geschrieben: 21. Aug 2023, 21:30 Wie regelt ihr eure Heizplatte, sodass der fürs Destillieren wichtige Temepraturbereich ab 80 Grad langsam durchlaufen werden kann?
Hier erklärt Azeotrop, warum Temperatursteuerung wenig Sinn macht. Viel besser ist eine Leistungssteuerung: https://hobbybrennen.ch/viewtopic.php?p=19426#p19426
Gefühlsmäßig wollen Alle zu Beginn die Temperatur steuern, was vielleicht irgendwie Sinn macht wenn einem jeder sagt man soll nach Temperatur abtrennen. Aber Geheimbrenner hat es schon richtig beschrieben. Das Abtrennen für Anfänger oder, der, der er sich nicht zutraut, soll nach Temperatur gehen. Aber qualitativ hochwertige Produkte können nur sensorisch ermittelt werden.
Und wieso muss am obersten Punkt des Dampfes eigentlich die Temperatur gemessen werden und nicht sagen wir mal mit einer Tauchhülse mittig im Topf in Höhe der Maische?
Weil am höchsten Punkt der Dampf am reinsten ist. Beispiel: 1 cm über dem Flüssigkeitsspiegel besteht der Dampf aus den verschiedensten Partikeln, mit unterschiedlichster Zusammensetzung und unterschiedlichsten Siedepunkten. 10 cm über dem Flüssigkeitsspiegel sind Verbindungen mit niedrigerem Siedepunkt bereits kondensiert, der Dampf wird also reiner. Und je höher du nun raufgehst, desto weniger "Verunreinigungen" hast du. Am höchsten Punkt sieden nur die Verbindungen mit den höchsten Siedepunkten. Macht das Sinn für dich?
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azeotrop
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von azeotrop »

Bei gekauftem Wein wird das Destillat immer grausam schmecken. Das liegt daran dass Wein zur Haltbarkeit geschwefelt wird. Das reichert sich im Destillat an und riecht und schmeckt ungeniessbar. Das kannst du auch mit Kupfer nicht verhindern.
Ich würde dieses Destillat 5 min mit einen Quirl gut durchrühren. Dann ist kaum noch was zu riechen.
Dann würde ich dieses Destillat wieder mit Wasser auf ca. 5% verdünnen und noch einmal als Reinigungsbrand durchlaufen lassen. Dann schwemmt es auch die Rückstände aus der Destille. Destillat aufheben für künftige Reinigungsbrände.
Es grüßt Azeotrop
"Doubt not, therefore, sir, but that distilling is an art, and an art worth your learning."
(Nixon & McCaw)
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derwo
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

Außerdem sollte man nicht erwarten mit nur einer Destillation einen guten Brand zu bekommen. Es hat schon seinen Grund, daß Profis mindestens doppelt oder mit Reflux brennen.

Alchemist hat geschrieben: 22. Aug 2023, 07:46 Beispiel: 1 cm über dem Flüssigkeitsspiegel besteht der Dampf aus den verschiedensten Partikeln, mit unterschiedlichster Zusammensetzung und unterschiedlichsten Siedepunkten. 10 cm über dem Flüssigkeitsspiegel sind Verbindungen mit niedrigerem Siedepunkt bereits kondensiert, der Dampf wird also reiner. Und je höher du nun raufgehst, desto weniger "Verunreinigungen" hast du. Am höchsten Punkt sieden nur die Verbindungen mit den höchsten Siedepunkten. Macht das Sinn für dich?
Das ist nicht wirklich richtig. Natürlich: Ethanol hat einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser und destilliert auch konzentrierter als Wasser (ist also flüchtiger). Es klingt aber, als wäre eine Destille ein Ventilator, der Dampf hochpustet, und die eher schweren Teil fallen früher zurück als die leichten. Bei schwach konzentrierten Stoffen passt das aber überhaupt nicht. Wann welcher Aromastoff hinüberdestilliert, hängt in keinster Weise von seinem Siedepunkt ab, sondern von seiner Flüchtigkeit, welche wiederum auch vom Alkoholgehalt abhängt, also zum Teil gar nicht von sich selber.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Alchemist »

derwo hat geschrieben: 22. Aug 2023, 17:58
Alchemist hat geschrieben: 22. Aug 2023, 07:46 Beispiel: 1 cm über dem Flüssigkeitsspiegel besteht der Dampf aus den verschiedensten Partikeln, mit unterschiedlichster Zusammensetzung und unterschiedlichsten Siedepunkten. 10 cm über dem Flüssigkeitsspiegel sind Verbindungen mit niedrigerem Siedepunkt bereits kondensiert, der Dampf wird also reiner. Und je höher du nun raufgehst, desto weniger "Verunreinigungen" hast du. Am höchsten Punkt sieden nur die Verbindungen mit den höchsten Siedepunkten. Macht das Sinn für dich?
Das ist nicht wirklich richtig. Natürlich: Ethanol hat einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser und destilliert auch konzentrierter als Wasser (ist also flüchtiger). Es klingt aber, als wäre eine Destille ein Ventilator, der Dampf hochpustet, und die eher schweren Teil fallen früher zurück als die leichten. Bei schwach konzentrierten Stoffen passt das aber überhaupt nicht. Wann welcher Aromastoff hinüberdestilliert, hängt in keinster Weise von seinem Siedepunkt ab, sondern von seiner Flüchtigkeit, welche wiederum auch vom Alkoholgehalt abhängt, also zum Teil gar nicht von sich selber.
Ja, stimmt. Ich hab das Wort "Siedepunkt" falsch verwendet. Dann ersetzt man das Wort "Siedepunkt" mit "Flüchtigkeit", wobei man eigentlich vom Dampfdruck sprechen sollte. Wieder was dazu gelernt.

Was mikroskopisch wirklich passiert ist auch eine interessante Frage. Ich kann mir schon vorstellen, dass wenn die Maische rollend kocht, Verbindungen hochgeschleudert werden und vom aufsteigenden Dampf einfach mitgerissen werden. Das ist zumindest nichts Unbekanntes in anderen Themengebieten. Schwere Verbindungen könnten dann wieder nach unten fallen, aber leichte können bis zum Produktkühler mitgerissen werden. Ist dann natürlich eine Frage der Konstruktion, ob das möglich ist. Dann hätte das nichts mit dem Siedepunkt oder dem Dampfdruck zu tun, sondern wäre vor allem eine Frage des Molekulargewichts der Verbindung. Da wäre auch das schonende oder langsame Destillieren vorteilhaft.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

Alchemist hat geschrieben: 22. Aug 2023, 20:00Ich kann mir schon vorstellen, dass wenn die Maische rollend kocht, Verbindungen hochgeschleudert werden und vom aufsteigenden Dampf einfach mitgerissen werden. Das ist zumindest nichts Unbekanntes in anderen Themengebieten. Schwere Verbindungen könnten dann wieder nach unten fallen, aber leichte können bis zum Produktkühler mitgerissen werden. Ist dann natürlich eine Frage der Konstruktion, ob das möglich ist. Dann hätte das nichts mit dem Siedepunkt oder dem Dampfdruck zu tun, sondern wäre vor allem eine Frage des Molekulargewichts der Verbindung. Da wäre auch das schonende oder langsame Destillieren vorteilhaft.
Das ist ein geringer zusätzlicher Faktor. Je höher die Dampfgeschwindigkeit und nedriger die zu überwindende Höhe, desto mehr Stoffe werden ins Destillat mitgerissen, die eigentlich aufgrund ihrer zu geringen Flüchtigkeit im Kessel bleiben müssen. Das ist nomalerweise nicht am Alkoholgehalt messbar sondern höchstens schmeckbar. Dabei kommt es nicht auf das Molekulargewicht oder die Dichte an sondern vor allem auf die Partikelgröße. Genauso wie man in der Atmosphäre Sand findet aber keine Matratzen, obwohl Sand eine höhere Dichte hat als Matratzen.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Alchemist »

derwo hat geschrieben: 22. Aug 2023, 21:40
Alchemist hat geschrieben: 22. Aug 2023, 20:00Ich kann mir schon vorstellen, dass wenn die Maische rollend kocht, Verbindungen hochgeschleudert werden und vom aufsteigenden Dampf einfach mitgerissen werden. Das ist zumindest nichts Unbekanntes in anderen Themengebieten. Schwere Verbindungen könnten dann wieder nach unten fallen, aber leichte können bis zum Produktkühler mitgerissen werden. Ist dann natürlich eine Frage der Konstruktion, ob das möglich ist. Dann hätte das nichts mit dem Siedepunkt oder dem Dampfdruck zu tun, sondern wäre vor allem eine Frage des Molekulargewichts der Verbindung. Da wäre auch das schonende oder langsame Destillieren vorteilhaft.
Das ist ein geringer zusätzlicher Faktor. Je höher die Dampfgeschwindigkeit und nedriger die zu überwindende Höhe, desto mehr Stoffe werden ins Destillat mitgerissen, die eigentlich aufgrund ihrer zu geringen Flüchtigkeit im Kessel bleiben müssen. Das ist nomalerweise nicht am Alkoholgehalt messbar sondern höchstens schmeckbar. Dabei kommt es nicht auf das Molekulargewicht oder die Dichte an sondern vor allem auf die Partikelgröße. Genauso wie man in der Atmosphäre Sand findet aber keine Matratzen, obwohl Sand eine höhere Dichte hat als Matratzen.
Man könnte hier sicher noch etwas hin und her diskutieren. Aber das driftet auch schon ab von der ursprünglichen Fragestellung. Von meiner Seite die letzte Antwort: Die Molmasse (Molekulargewicht) ist die Summe der Massen der einzelnen Atome. Langkettige Stoffe haben tendenziell höhere Molmassen als kurzkettige. Liegt dasselbe Partikel in groß und klein vor, hat das kleinere eine geringere Molmasse, und wird dadurch auch eher mitgerissen. Die Molmasse eines Sandkorns ist verschwindend gering im Vergleich zur Molmasse einer Matratze. Meines Verständnisses nach ist das also keine Frage der Dichte, sondern eine Frage der Molmasse.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

Ja natürlich ist das off-topic ärgerlich. Aber noch ärgerlicher ist es, wenn hier unkorrigiert solche Sachen stehen, wie daß der Siedepunkt beatimmt, wann etwas überdestilliert.
Alchemist hat geschrieben: 23. Aug 2023, 07:59Die Molmasse (Molekulargewicht) ist die Summe der Massen der einzelnen Atome. Langkettige Stoffe haben tendenziell höhere Molmassen als kurzkettige. Liegt dasselbe Partikel in groß und klein vor, hat das kleinere eine geringere Molmasse, und wird dadurch auch eher mitgerissen. Die Molmasse eines Sandkorns ist verschwindend gering im Vergleich zur Molmasse einer Matratze. Meines Verständnisses nach ist das also keine Frage der Dichte, sondern eine Frage der Molmasse.
Weder die Dichte noch das Molekulargewicht.
Drehen wir das Beispiel halt um:
Teile einer fein zerriebenen Matratze werden vom Wind eher in die Atmosphäre getragen als ein Felsbrocken, obwohl die Moleküle der Matratze viel komplexer sind und daher deren Molekülmasse viel höher.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Hallo zusammen,

danke an Alle für das vielfältige Feedback, man lernt halt nie aus :)
Alchemist hat geschrieben: 22. Aug 2023, 07:46 Du hast in deinem Aufbau wohl nirgends Kupfer drinnen oder?
Mein Kühlrohr aus Kupfer hat eine Länge von knapp 140cm, als ein S mit Gefälle in eine 60x40x32 Eurobox eingebaut. Die wird mit kaltem Wasser gefüllt und kühlt so das Rohr. Klappt wunderbar. Bei der Größe des Topfs dauert der ganze Destillationsvorgang ja nicht so lange.

Das mit dem Siedepunkt von Ethanol, bzw. den höheren Werten weil reines Ethanol liegt ja nicht vor, habe ich nun erstanden.

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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

Landei hat geschrieben: 10. Sep 2023, 19:16 Bei der Größe des Topfs dauert der ganze Destillationsvorgang ja nicht so lange.
Da kann ein Grund liegen, wenn der Geschmack nicht so toll wird. Theoretisch sollte eine Destillation einer kleinen Menge genausolange dauern wie eine große Menge. Sonst wird der Brand unsauber (nachlaufig, trüb).
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Beim Versuch mit 4,5l Billigwein kam es zwischendurch mehr als tröpfchenweise raus, fast wie ein kleiner Rinnsal. Das Destillat war insgesamt glasklar, nur der Geschmack war halt für die Tonne. Ich schieb es mal auf den Schwefel im Wein und das ich vor lauter Vorfreude des ersten Brennvorgangs vergessen hatte, den Topfdeckel und Triclamp-Stutzen nach dem Anlöten ordnungsgemäß zu reinigen :crazy: da waren noch einige Ablagerungen, die ich dann weg gemacht habe.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

"mehr als tröpfchenweise" klingt jetzt nicht besonders schnell. Für mich klang es zuerst so, als hättest du 10min aufgeheizt und dann 20min destilliert.

Jedenfalls sicher ein großes Problem ist, daß du nur einmal gebrannt hast. Das ließe sich ja ändern.
Und zusätzlich können der Schwefel, das fehlende Kupfer, die Ablagerungen und (vielleicht doch nicht) das zu schnelle Destillieren ein Problem gewesen sein.

Brenn das einfach nochmal. Wenn es zu wenig ist, verdünn halt so weit wie du denkst. Danach weißt du mehr.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Ich habe (mit Gas) aufgeheizt, bis ab ca. 70 Grad (nach ca. 10-15min) es immer schneller heiß wurde, dann runtergedreht, bis es sich auf ca. 92-93 Grad eingependelt hat. Der ganze Brennvorgang hat insgesamt so bestimmt 45min gedauert, dann habe ich aufgehört weil kaum noch was rauskam.

Insgesamt sind es 500ml 50%, das soll ich mit destilliertem Wasser wieder verdünnen und dann nochmal brennen? Was erreicht man damit? Einen Feinbrand ist damit nicht gemeint, oder doch? Bei dem dachte ich, wird nicht vor dem zweiten Brennen verdünnt.

Edit: Noch eine Frage, weil du vom fehlenden Kupfer geschrieben ist. Ich habe eine ca. 140cm Kupferrohrstrecke zum Kühlen. Meinst du den Kochtopf?
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derwo
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

Landei hat geschrieben: 11. Sep 2023, 23:31Insgesamt sind es 500ml 50%, das soll ich mit destilliertem Wasser wieder verdünnen und dann nochmal brennen? Was erreicht man damit? Einen Feinbrand ist damit nicht gemeint, oder doch? Bei dem dachte ich, wird nicht vor dem zweiten Brennen verdünnt.
Aber nur 500ml in die Destille geben willst du halt auch nicht. Verdünnen ist nicht unbedingt schlecht. Zumindest wenn man sauberen Alkohol möchte, nicht den Topweinbrand, der dann ins Fass geht. Du würdest dann erkennen können, was von dem schlechten Geschmack das Einfachbrennen zu verschulden hat. Und dann weißt du besser, wohin die Reise vielleicht geht und wohin nicht.

Wie schon geschrieben, ich würde Kupfer auch in den Kessel geben. Kleingeschnittene oxidierte Kupferrohre oder so. Nach dem Brand waschen und nass liegen lassen. Dann werden sie schnell wieder dunkel vor dem nächsten Einsatz.

Wieso kam nach 500ml nichts mehr raus? Es waren doch noch so 4lt im Kessel? Einfach mehr heizen, dann kommt noch mehr raus. Oder meinst du, es kam kein Alkohol mehr raus? Ein bisschen wird schon noch drinnengewesen sein. Deine 500ml 50vol% haben 250ml Alkohol. 4.5lt mit Wein 10vol% haben 450ml Alkohol. Wohin sind die 200ml Alkohol verschwunden? Die waren noch im Kessel. Wäre von Anfang an ein Doppelbrand angesagt gewesen, hättest du das mitnehmen sollen. Hätte auch geschmacklich gut sein können, zumindest wenn das ein toller Weinbrand werden soll, was er aber ja eh nicht wird bei dem Ausgangsmaterial. Passt also schon. Aber Raubrände zu früh aufzuhören, das machen viele am Anfang. Darauf möchte ich zumindest hinweisen. Bei so 10vol% im Kessel hätte man pro liter wahrscheinlich so 250ml Destillat geholt.
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Alchemist
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Alchemist »

Landei hat geschrieben: 11. Sep 2023, 23:31 Ich habe (mit Gas) aufgeheizt, bis ab ca. 70 Grad (nach ca. 10-15min) es immer schneller heiß wurde, dann runtergedreht, bis es sich auf ca. 92-93 Grad eingependelt hat. Der ganze Brennvorgang hat insgesamt so bestimmt 45min gedauert, dann habe ich aufgehört weil kaum noch was rauskam.
Das klingt für mich so, als ob du dann vergessen hättest, wieder Hitze zuzugeben. Klar, wenn du mit gedrosselter Leistung heizt, pendelt sich irgendwann die Dampftemperatur auch ein, und wird erst wieder steigen, wenn du mehr Leistung zuführst.
Landei hat geschrieben: 11. Sep 2023, 23:31 Edit: Noch eine Frage, weil du vom fehlenden Kupfer geschrieben ist. Ich habe eine ca. 140cm Kupferrohrstrecke zum Kühlen. Meinst du den Kochtopf?
Am Besten soll die Maische mit Kupfer im Kontakt sein. Oder/und im Geistrohr wär es auch sinnvoll. In der Kühlstrecke ist der Kontakt des Dampfes mit dem Kupfer zu kurz, dass du da wesentliche Vorteile bemerken könntest.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Ja ich denke auch, dass mein Fehler war, dann nicht mehr Heizleistung hinzuzufügen und so kaum mehr Alkohol rauskam. Mir war das Thema Alkohol-Dampftemperatur-Kurve erst später richtig bewusst geworden.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Alchemist »

Ich kann dir folgenden Beitrag ans Herz legen:
viewtopic.php?p=19426#p19426

Das fällt alles in die Kategorie "Lernen". Ich bin der Meinung, gewisse Fehler muss man einfach selber machen, um sie zu verstehen. Davon ist noch keine Welt untergegangen.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Hallo zusammen.

Ich habe ja davon berichtet, dass mein erster Brennvorgang mit Billigwein aus dem Tetrapack einen sehr unangenehmen Geruch und Geschmack hat. Die Ursache lag laut erster Vermutung an dem geschwefelten Wein und einer nicht komplett gereinigten Destille.

Heute war Brenntag und ich habe folgendes gemacht:

Erster Brennvorgang wurde mit 3 Liter Aprikosenmaische, 7 Wochen alt, gemacht. Das Destillat hat im ersten Moment richtig fruchtig nach Aprikosen gerochen und geschmeckt. Ich habe den Topf komplett durchdestilliert und den Rest in eine Flasche abgefüllt. Vielleicht kann man ja das noch weiter verwenden, nen Saft mit Sprudel oder so daraus machen.

Zweiter Brennvorgang nach Reinigung: 2 Liter angesetzte rote Johannisbeeren mit Wodka, auch circa 6 bis 7 Wochen alt. Hat so schon herrlich geschmeckt. Im Topf war nur die Flüssigkeit, die Früchte habe ich weg gelassen. Auch hier hat das Destillat sofort nach Erzeugung schön nach Johannisbeeren geschmeckt.

Aber nun ist folgendes:
Nach kurzer Zeit jetzt haben das Aprikosen-Destillat, der abgefüllte Rest der Aprikosen-Maische, das Johannesbeer-Destillat und deren Rest im Topf, alle diesen komischen Geruch und Geschmack, wie im Rotwein-Destillat vom ersten Brennversuch. Der individuelle Geruch von Aprikose und Johannisbeere ist so gut wie vollkommen weg.

Ich kann mir überhaupt nicht erklären, warum das so ist. Ich rede mit schon ein, dass es an der Destille liegt aber wieso?
Der Topf und Deckel ist Edelstahl, Kühlrohr ist Kupfer, gelötet wurde mit Silber-Hartlot.

Ich kenne Selbstgebrannten vom Nachbarn und meine Destille ist vom Aufbau fast identisch wie seine. Aber sein Schnaps hat nicht diesen Geruch.

Ich bin noch totaler Noob was Brennen angeht, daher weiß ich, dass ich irgendwas falsch mache, aber ich weiß nicht was.

VG
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

Du hast einen Einfachgebrannten gemacht. Der riecht dann unter anderem so, wie die Destille nach der Destillation riecht. Beim Brennen hast du das nicht gemerkt, das ist ganz normal. Anfangs der tolle Geruch und dann kommt nur noch Mist, so ist das beim Raubrand. Die Luft ist geschwängert von Gerüchen. Und dann die Nase. Das muss erst aus der Nase raus, bevor man was beurteilen kann. Oder vielleicht hättest du den Mittellauf auch viel früher beenden müssen, wenn es denn unbedingt ein Einfachbrand werden muss?
Und wenn ein Aprikosenbrand nicht viel Aprikosenaroma hat, kann das an Aufzuckern und an zu warmer Gärung liegen. Das viele CO2 pustet das halbe Aroma aus den Gärspund und der viele Alkohol verdünnt dir das restliche bisschen.

Und auch beim destillierten Angesetzten gibt es Nachlauf, nicht dasselbe wie bei der Maische, aber auch der sollte doppeltgebrannt werden, damit er nicht wie ein nasser Hund aus Kupfer riecht.
Und Beeren in Alkohol einweichen und dann wochenlang stehenlassen, das ruiniert deren Aroma meiner Erfahrung nach. Ich empfehle keinerlei Einwirkzeit. Direkt alles zusammen in die Destille. Und mit möglichst niedrigem Alkoholgehalt. Das ist die einzige Chance.

Das "Kühlungsrohr", ist das eine Kühlschlange? Hast du die vor dem Biegen mal mechanisch gereinigt? Diese Rohre sind oft innen sehr rau, das sollte weggeschliffen werden. Also zB so ein Reinigungsflies zum Kupferlöten mit Essig-Salzwasser tränken und drehend durch das Rohr schieben. Geht wesentlich besser vor dem Biegen. Nach dem Biegen muss man es an eine Schnur binden und durchziehen.
Aber wie auch immer. Du hast noch nie doppeltgebrannt. Solltest du mal machen. Erst dann hat es einen Sinn, andere Sachen zu verdächtigen.

Ich bin auch oft der Verzweiflung nahe gewesen beim Brennen. Oder auch beim Maischen, also Bourbon vor allem hat mich viele Nerven gekostet.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Die Aprikosenmaische gärte im Keller bei 18-19 Grad langsam vor sich hin, bis dann nix mehr passierte. Habe in "dem Buch" gelesen, dass Aprikosen langsam gären müssen, genau wie du es sagst, wegen dem Aroma.

Mein Kühlrohr besteht aus 22er Kupferrohr mit vier 90-Grad-Bögen, kein biegsames Kupferrohr.

Wegen dem Geruch: Für mich roch Vor-, Mittel- und Nachlauf eigentlich gleich, also wusste garnicht genau wann ich jeweils abtrennen soll. Somit ist Alles wieder zusammen in einer 1L Flasche gelandet, bei rund 36%. Dass zum Schluss nur noch total fad geschmeckt hat ist ja klar, es war so gut wie kein Alk mhr drin, hab es halt zum Verdünnen bis auf Trinkstärke genommen. Vielleicht ist das ja mein Fehler, Alles wieder zusammen zu schütten, aber wie gesagt, bei meinem Nachbarn roch sowas auch beim ersten Brenndurchgang nie so.

Rund 8L Aprikosenmaische habe ich noch, ich werde mal mit einem Teil davon bei meinem Nachbarn brennen, dann weiß ich ja, ob es an meiner Destille liegt und an demjenigen, der sie bedient.

Weiterhin werde ich mir 100ml Marmeladengläser holen und bei den nächsten Versuchen konsequent abtrennen und dann auch getrennt aufbewahren, so kann man doch bestimmt seine Nase mit der Zeit trainieren können und herausfinden, in welchem Bereich bei meiner Destille das beste Material herausläuft, oder. Und vielleicht tritt der Geruch bei bestimmten Fraktionen ja dann auch nicht mehr auf.

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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von derwo »

Landei hat geschrieben: 18. Sep 2023, 11:51Die Aprikosenmaische gärte im Keller bei 18-19 Grad langsam vor sich hin, bis dann nix mehr passierte. Habe in "dem Buch" gelesen, dass Aprikosen langsam gären müssen, genau wie du es sagst, wegen dem Aroma.
Langsam reicht nicht. Es geht auch darum, nicht zu viel zu gären. Doppelter Zucker = doppeltes CO2 = doppelter Verlust an Originalaromen und dafür etwas mehr Gärungsaromen. Und dann: Doppelte Alkohlmenge = mehr Schnaps pro Aroma, also weniger Aroma pro Schnaps.
Landei hat geschrieben: 18. Sep 2023, 11:51Für mich roch Vor-, Mittel- und Nachlauf eigentlich gleich, also wusste garnicht genau wann ich jeweils abtrennen soll. Somit ist Alles wieder zusammen in einer 1L Flasche gelandet, bei rund 36%.
Raubrände haben von Anfang an viel Nachlauf. Deine Beschreibung passt irgendiwe zu einem normalen Raubrand. Klingt also, als wäre die Maische nicht so hoch gegärt, daß sie sich zum Einfachbrennen eignet. War die Zuckermenge überhaupt dafür ausgelegt? Oder hat die Maische noch süss geschmeckt vor dem Brennen?
Landei hat geschrieben: 18. Sep 2023, 11:51hab es halt zum Verdünnen bis auf Trinkstärke genommen.
Uärgs! Und was ist die Trinkstärke, wenn du eh schon nur 36% hast? Also auf was hast du dann noch runterverdünnt?


Ich würde ja jetzt wieder das Doppelbrennen empfehlen. Aber das fühlt sich bei Landei jedesmal so an, als ob er da drüberweghört, als ob ich ihm was unsittliches empfohlen hätte.
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

Nenee, passt schon mit dem zweiten Brenndurchlauf :) ich habe einfach noch zu wenig vom Raubrand um damit meinen Topf zu füllen. Darum werde ich erst den Rest der Aprikosenmaische brennen und dann mit Allem den Doppelbrand machen.

Diese hat auch nur sehr wenig geblubbert und dann vor ein par Wochen ganz aufgehört. Zwischendurch dachte ich auch, dass da garnix gärt und ich die Maische komplett versaut hatte. Viel Zucker war nicht drin, ein halbes Kilo. Nach Zucker schmeckt sie auch nicht, und nachdem ich von den 3L einen Liter Raubrand mit 36% bekommen habe, hat die Maische so 9-10%, oder? Etwas Reinzuchthefe habe ich genommen, und auch keine Turbohefe.

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Ablenker
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Ablenker »

1Liter mit 36%vol sind 360ml Ethanol. Ausgehend von 3Liter Maische, dann müsste 1l Maische 120ml Alkohol beinthaltet haben. Dies entspricht einem Alkoholgehalt der Maische von 12%vol
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Re: Landeis erste Destille

Beitrag von Landei »

So einfach kann Mathe sein wenn man erstmal das Prinzip aufs Runterrechnen der reinen ml Ethanol im Destillat und dann wieder hoch zur Maische kapiert hat :) ich habe mir jetzt Kupferbleche (Kreis, Rechteck und Ring) bestellt um mir einen kleinen 3l Topf für den zweiten Brennvorgang des Raubrandes zu bauen. Dafür ist der 9l Topf einfach viel zu groß. Dank Tri-Clamp kann ich diesen dann an mein bestehendes Rohrsystem anschließen.